Schön ist das ja nie, wenn die Lieblingsband Schluß macht. Manch eine Kapelle hat den Abschied zwar fast schon zur dauerhaften Kunstform erhoben, jedes Jahr die letzte Tour, solange die Strahlkraft erhalten und das Publikum treu bleibt, kann das komischerweise sogar funktionieren. Bei Findus allerdings war 2016 tatsächlich Schluss - Schlagzeuger weg, Label perdu, Klappe zu. Doch weil man sich - alte Floskel - im Leben immer mindestens zweimal sieht, gibt es Findus nun irgendwie doch wieder. Nicht dem Namen nach natürlich, denn Shatten sind eben nun mal Shatten. Aber wenn vier Mitglieder, also der Danny Steinmeyer (früher mal an der Gitarre, jetzt hinterm Schlagzeug), Kristian Kühl (Gitarre), Simeon Kschamer (Gesang) und Stefan Kühl (Bass) gemeinsam mit einem weiteren Gitarristen Jonas Kohlschmidt wieder das Studio und danach hoffentlich auch bald die Bühnenbretter entern, dann hat das schon ein klein wenig was von Homecoming.
Auch in Sachen Sound hat sich nicht so furchtbar viel verändert, Kschamers rostige Stimme, die kratzenden Gitarren, deutsche Texte, da darf man schon noch Punkrock zu sagen. Heißt ja auch nicht, dass ein paar schöne Hooks fehl am Platz wären - bei Songs wie "Einen Duft umarmen", "Falsche Faerthe" oder "Verdammte Enge" gibt es die nämlich in Bestform. Ansonsten alles gewohnt wuchtig, schnoddrig, düster - es geht um Verfall vs. Gentrifizierung, müden Trott und heißen Trotz. Für das Lob der Unangepasstheit wird Döblins Franz Biberkopf aus "Berlin Alexanderplatz" beliehen, bei "Taumeln" dann der tiefe Fall ins schwarze Nichts. Auch wenn das Gros der Stücke als klassische Dreieinhalbminüter daherkommt - sie versuchen durchaus, durch Breaks, Interludes und diverse Effekte die Sache unter Spannung zu halten. Und das gelingt ihnen überraschend gut.
Das ist ja das Erschreckende: Da möchte man glauben, viel Schlimmer könne es mit Pandemie und Brexit in England gar nicht kommen (über das ehrenwerte Königshaus und seine Querelen breiten wir mal, weil nicht so wichtig, den Matel des Schweigens) - und doch. Es geht sehr wohl noch eine Stufe tiefer. Denn gerade haben sich ein gänzlich unfähiger Prime-Minister Johnson und sein geschasster Berater Cummings in die Wolle bekommen und beharken sich nun auf's Hässlichste, heraus kommt eine weitere mediale Schlammschlacht, die keinem hilft und das ohnehin schon unter den Nullpunkt gesunkene Vertrauen der Bevölkerung in die politischen Handlungsträger weiter unterminiert. Das sieht auch Kingsley Chapman und seiner Formation Benefits nicht anders, kürzlich hatten wir hier seine Single "Flag" vorgestellt, heute kommt mit "We See You" ein weiterer wütender Track hinzu. Langes Rätselraten, wen genau er mit "we" und "you" meint, ist nicht nötig, der Text lässt keine Zweifel zu. Ein kurzer Auszug: "Because I’m bored of yer racist shit. As equality and diversity are great words to bleat, but you turn it off when you leave work, call it bollocks,
racist craic in the pub, typical sexist shit, tweeting abuse to black footballers, blending in,
get fucked, I’m sick of it,
And you know what,
WE SEE YOU. WE SEE YOU." Any questions!?
So hat das damals auch angefangen, dieselbe Irritation: Sind denn Simon And Garfunkel wieder im Rennen? Klar, Paul Simon und Art Garfunkel haben ihre gemeinsame Band so oft gegründet wie beerdigt, aber mit jeweils knapp achtzig muss man heute noch lange nicht in den Sack hauen. Zumal der zarte Folkrock des Duos sich auch in hohem Alter noch mühelos praktizieren ließe. Ist aber gar nicht nötig, denn wir reden hier nicht von den Staaten, sondern von Norwegen. Von dort nämlich stammen Eirik Glambek Bøe und Erlend Øye, unter dem Namen Kings Of Convenience sind sie wegen des Titels ihres Debüts "Quiet Is The New Loud" nicht nur verantwortlich für die nervtötendste Sloganisierung quer durch alle Medienformate, sie haben tatsächlich sehr viele wunderbare Lieder verfasst. 2009 war dann nach der Platte "Declaration Of Dependence" erst mal Schluß, nun kommen sie wieder - "Rocky Trail" heißt die neue Single und das dazugehörige Album "Peace Or Love" soll im Juni folgen.
Der Übersichtlichkeit halber lassen sich die Menschen in solche einteilen, die Probleme sehen und solche, die sie nicht sehen – letztere wiederum deshalb, weil sie entweder nicht können oder nicht wollen. Aber auch die erstgenannte Gruppe kann man noch einmal spezifizieren, denn da gibt es wiederum die, welche angesichts eines Missstandes beschließen, nichts zu unternehmen. Und eben jene, die nicht anders können, als das Unglück zu benennen und dagegen anzugehen. Die oft gestellte Frage lautet nun: Ist dieser Teil, spöttisch und gar herablassend auch als „Gutmenschen“ tituliert, der unglücklichste von allen, weil er am Leid der Welt nicht vorbeikommt, es ein Stück weit zum eigenen macht und deshalb so viel mehr kämpft, hadert und nicht selten ob der eigenen Ohnmacht verzweifelt? Oder sind Empathie und Mitgefühl dafür verantwortlich, dass sie und er sehr viel bewusster, unmittelbarer und vielleicht doch zufriedener leben? Weil der Sinn dieses Lebens, wenn auch dem Sisyphos und seinem vergeblichen Mühen sehr nahe, greifbarer und die Erfüllung selbst im Kleinen zu finden ist? Wir wissen es nicht.
Dass Jasmin Stocker alias Mine zur letztgenannten Spezies zählt, dürfte jedoch zweifelsfrei feststehen, an entsprechendem Beweismaterial fehlt es zum Glück nicht. Angesichts des Flüchtlingselends in Moria hat sie beispielsweise Anfang des Jahres mit dem Song „Unfall“ in aller Unmissverständlichkeit auf die Not und den Schmerz vor Ort und zugleich die Privilegiertheit unseres westeuropäischen Daseins hingewiesen. Ein Stück, das ein Album zum Ende bringt, wie es auch hierzulande beileibe nicht selbstverständlich ist. Denn die Thematisierung gesellschaftspolitischer Verwerfungen, das persönliche Zeugnis von Angst, Frust und Wut zählt im deutschen Pop noch immer zu den eher seltenen Übungen und wird lieber den Nischenbereichen Deutschrap, Punk oder Indierock zugeschoben. Der Glamourfaktor menschlichen Elends ist halt doch sehr überschaubar.
Mine hat kein Problem damit, auf Unzulänglichkeiten, Schwächen und aufreibende Kämpfe zu verweisen, schon im Titellied, gemeinsam eingespielt mit der Schweizerin Sophie Hunger, singt sie davon, wie schwer ihr (siehe oben) der katastrophale Zustand der Welt auf der Brust lastet. Gefolgt von der traurigen Erkenntnis oder auch Warnung, dass alles nur so lang weh tut, bis es endgültig „Hinüber“ ist – kein sehr tröstlicher Gedanke. Unterlegt wird das von angemessen dramatischen, dronigen Synthklängen, die allerdings über die komplette Spiellänge der Platte eher die Ausnahme bilden. Denn Mine, Musikerin und Produzentin in Personalunion, bevorzugt eher den reduzierten LoFi-Bedroom-Pop, trockene Beats auf den Punkt, Verzierungen wie Gitarrensoli eher sparsam eingesetzt. Der Wirkung der Tracks tut das eher gut, der Fokus bleibt beim Text und der darf gern auch tanzen.
So das Lob der Veränderung bei „Bitte bleib“, die flehentliche Frage „Kannst du mich halten (KDMH)“, die sich aus der Verunsicherung und Orientierungslosigkeit speist, der Schmähgesang zusammen mit Dexter und Crack Ignaz an all jene, die ihren Geschmack an Algorithmen verraten und der Oberflächlichkeit preisgegeben haben („Audiot“). Und natürlich der wunderbare „Elefant“, der sich dem eingangs benannten Problem von der humorigen Seite nähert. Zwischendurch gibt es noch etwas Speiseeis mit Lambada, maximal entspannte Tunes, angemischt aus Sommerfrische und Selbstvergessenheit. Die das Album, deutlich politischer, dringlicher als der Vorgänger „Klebstoff“, letztendlich auch ein wenig ausbalancieren können. Man muss also keine Angst davor haben, hier mal genauer hinzuhören, bei aller Sorge und Nachdenklichkeit bleibt immer noch genügend Raum für die ausgelassene Freude am Augenblick.
11.11.2021 Freiburg, Jazzhaus 12.11.2021 Hamburg, Große Freiheit 36 13.11.2021 Dresden, Tante Ju 14.11.2021 Erfurt, Club Central 16.11.2021 Bremen, Lagerhaus 17.11.2021 Hannover, Capitol 18.11.2021 Mannheim, Alte Feuerwache 19.11.2021 München, Muffathalle 20.11.2021 Wien, WUK 23.11.2021 Stuttgart, Im Wizemann 24.11.2021 Nürnberg, Hirsch 25.11.2021 Wiesbaden, Schlachthof 26.11.2021 Köln, Gloria 21.04.2022 Braunschweig, Westand 22.04.2022 Chemnitz, AJZ 24.04.2022 Kiel, Die Pumpe 29.04.2022 Münster, Skaters Palace 30.04.2022 Augsburg, Kantine 01.05.2022 Düsseldorf, Zakk
An kaum einer der neueren Bands scheiden sich die Geister wohl derart deutlich wie an der Formation Black Midi. Die einen halten sie für überzüchtetes Posing, jugendliche Selbstüberschätzung und Nerdgenerve, andere wiederum preisen sie wegen ihrer unkonventionellen, mutigen Performances und des überbordenden Genies der vier Londoner Musiker. Das Debüt "Schlagenheim" stand denn 2019 auch entweder ganz unten oder ganz oben auf den Must-Hear-Listen. Will man den aktuellen Verlautbarungen Glauben schenken, so wird das gerade für den 28. Mai angekündigte Folgealbum "Cavalcade" das genaue Gegenteil des Vorgängers und wohl auch aller Erwartungen. Was genau uns da erwartet, bleibt abzuwarten, das Video zur ersten Single "John L", einem von acht neuen Tracks, ist jedenfalls schon mal eine wilde, choreographische Meisterleistung unter Regie von Nina McNeely. Darf mehr kommen.
Update: Okay, das ist mal krass - die neue Single "slow" als sechsminütiges, kryptisches Chaos (besser nix essen vorher), Regie Gustaf Holtenas.
Und noch ein Video, an dem man nicht vorbeikommt: Die Londoner Band Squid hat gerade den Song "Narrator" veröffentlicht und wer sich den Clip dazu anschauen will, sollte zum einen Zeit mitbringen - das Stück dauert etwas achteinhalb Minuten - und noch dazu halbwegs schwindelfrei sein. Die Handlung ist laut Band an die letzte Verfilmung von "A Long Day's Journey Into Night" angelehnt, mit Computergametexturen versehen und äußerst rasant, die Musik bewegt sich ebenfalls auf mehreren Ebenen und kann noch dazu eine Gastrolle von Martha Skye Murphy verzeichnen. Das Album, auf welchem sich das Stück befindet, heißt "Bright Green Field" und wird am 7. Mai bei Warp Records erscheinen. Wir hatten die fünf Herren übrigens zuletzt 2020 im Programm, als ihr Song "Sludge" erschienen ist.
Update: Sieht ganz so aus, als könnten Squid eine der großen Überraschungen der Saison werden, denn nach dem verrückten "Narrator" ist auch ihre nächste Single "Paddling" ein absoluter Treffer - flirrende, schiefe Sounds, eine feine Hookline im Refrain, Gegensätzliches scheint ihnen zu liegen. Der Song thematisiert übrigens unser Konsumverhalten, unser Getriebensein im täglichen Wahnsinn, unsere Zerrissenheit. Ganz vorzüglicher Stoff! ... Und ganz in diesem Sinne sind auch die gut acht Minuten der dritten Vorauskopplung "Pamphlets" keine Überraschung - der Story continues well.
Tja, hätte sie mal mehr als fünfzehn Sekunden gepostet, dann ginge der Song des Tages vielleicht an Billie. So aber und völlig verdient fällt diese Auszeichnung an Dino Brandão für seinen Song "Bouncy Castle". Als wir den Schweizer zuletzt im Programm hatten, brachte er uns zusammen mit Faber und Sophie Hunger auf berückende Weise (und dazu in Schwyzerdütsch) die Liebe näher - mit "Ich liebe dich" war dem Trio ein in seiner Schlichtheit einzigartiges Album gelungen, Brandão tat mit seiner ungewöhnlich wandelbaren Stimme und den Percussions seinen gewichtigen Teil dazu. Heute nun tritt er wieder als Solokünstler an und das mit einer sehr persönlichen Geschichte. Am Ende eines Aufenthalts in Paris wurde bei ihm Multiple Sklerose diagnostiziert, er selbst nennt sie in den Liner Notes zum Song auch die "Krankheit der 1000 Gesichter". Den Umgang mit der Nachricht spiegelt Brandão nun im Video zum Song - die "Hüpfburg" als Ausdruck von lustvoller Bewegung von Körper und Geist, Skateboarden wiederum als Zeichen der Selbstbestimmung, wo das Aufstehen nach dem Sturz so selbstverständlich mit dazugehört wie die Freude über den gelungenen Move. Das Stück groovt in einer bewundernswerten, lebensbejahenden Grundstimmung, nicht selbstverständlich in seiner Situation, nicht selbstverständlich für keine und keinen von uns - auch wenn das oft in Vergessenheit gerät.
14.02. Berlin, Kantine am Berghain 15.02. Hamburg, Nachasyl 16.02. Köln, Bumann und Sohn 18.02. München, Milla
Schon komisch irgendwie, da sind Wissenschaftler*innen ja sonst um keine Einschätzung verlegen, aber was die Lebenserwartung eines Dinosauriers angeht, geraten die Damen und Herren regelmäßig ins Schwimmen. Irgendwo zwischen vierzig und hundert Jahren soll, abhängig von Körpergröße und Ernährungsgewohnheiten, so ein Urviech geworden sein, bevor der große Steinklumpen auf die Erde gerauscht ist und dem lustigen Brüllen und Fressen ein jähes Ende bereitet hat. Doch auch wenn die Herren Masics, Barlow und Murphy mit ihrer Band die untere der geschätzten Altersgrenzen noch nicht einmal erreicht haben – gemessen am Durchhaltevermögen so viele ihrer Kolleg*innen wäre es doch langsam mal an der Zeit, ihre Band in Dinosaur sr. umzutaufen. Und das ist überhaupt nicht despektierlich gemeint, sondern mit höchster Anerkennung verbunden, gibt es doch kaum eine Formation, die auf so unpeinliche Weise die Klänge ihrer Gründerjahre unverändert und trotzdem frisch bis ins Heute gerettet hat.
Dabei ist es völlig unerheblich, ob man nun jeden Song der bislang zwölf erschienenen Alben seit 1984 benennen und mitsummen kann, selbst mit der Erkenntnis, dass viele (gerade der neueren) Stücke ähnlich, manche auch mal weniger inspiriert klingen, lässt sich prima leben. Es reicht, die wichtigsten, stilbildenden zu schätzen, um die Ehrfurcht vor der Unbeirrbarkeit des Trios zu bewahren. In diesem Licht ist auch das neue Album natürlich ein überaus gelungenes, eines mit fantastischen Wiedergängern alter Glanztage („I Met The Stones“, „To Be Waiting“ und vor allem „Walking To You“) und spärlichen, aber durchaus erstaunlichen Wendungen. Denn der Sound von „Take It Back“ beispielsweise ist durchaus ein ungewöhnlicher – der eigenwillige Rhythmus zu Beginn, das Abgleiten ins Artrockige zur Mitte hin, da traut sich nur hin, wer sich seiner Sache so sicher ist wie diese drei.
Das Schönste aber, neben der altersmilden Poesie, dem Gastspiel von Kurt Vile und natürlich den ikonografischen Gniedelriffs von J Mascis, ist die Tatsache, dass Dinosaur jr. einer Tradition huldigen, die dem Trio bestens zu Gesicht steht und den Anhang regelmäßig zum Staunen bringt: Seit nämlich 2005 Gründungsmitglied und Bassist Lou Barlow die Kernbesetzung wieder komplettierte, schreibt er pro Veröffentlichung immer genau zwei Songs pro Platte und diese zählen dann ein jedes Mal zu den Highlights derselben. Hier und jetzt also „Garden“ und „Wonder“. Ersteres mit feinster Melodik, knackigem Solo vom weißhaarigen Gitarrengandalf und Barlows angenehm warmer Stimme, letzteres kommt sogar mit einem augenzwinkernden Nirvana-Hearalike-Intro und ebenfalls ganz wunderbarem Getöse. Wenn wir mal davon ausgehen, dass der rasende Steinhaufen 2009JF1 im kommenden Jahr die Erde verfehlen wird, steht einem Weiterbestehen der Band nichts im Wege und uns noch eine Reihe lohnender Veröffentlichungen ins Haus.
So, und schon sind wir bei der Single des Tages angelangt. Und die kommt heute sogar ganz ohne Gesang aus, was nicht verwunderlich ist, wenn schon der Rest so unglaublich smooth klingt. Der Track "To Never Forget The Source", um den es hier geht, stammt von der Londoner Jazz-Formation Sons Of Kemet. Vor ungefähr drei Wochen haben die Musiker um Shabaka Hutchings ihren Song "Hustle feat. Kojey Radical" veröffentlicht und schon dieser hat uns, wenn auch auf andere Art, schlichtweg umgehauen. Mit ihrer brillanten Mischung aus Caribean Folk, Afrobeat und (seltener) Hip Hop hat das Quartett bislang drei Alben gefüllt, am 14. Mai soll nun "Black To The Future" erscheinen und damit ist auch klar umrissen, was genau mit den bewahrenswerten Quellen gemeint ist.
Clubculture strikes back, wenn vorerst auch ohne Club: Tom Rowlands und Ed Simons aka. The Chemical Brothers sind also wieder da - gerade ging ihre neue Single "The Darkness That You Fear" via Republic Records an den Start und natürlich ist das Ding wie gemacht dazu, die Membranen zum Bröseln zu bringen. Das Video zum Standalone-Track (vorerst) stammt von Ruffmercy (Thom Yorke, Run The Jewels, Young Thug, DJ Shadow) - da dieses für den Edit gemacht wurde, geben wir hier noch die sechsminütige Vollversion obendrauf. Ob dem Song eine neue Platte als Nachfolger des 2019 erschienenen Albums "No Geography" folgen wird, ist bislang noch nicht so klar - die 12" gibt's für Liebhaber am diesjährigen Record Store Day käuflich zu erwerben.
Dass International Music bereits mit dem zweiten Album ihr Opus Magnum veröffentlichen, ist keine große Überraschung, schließlich steckt bei ihnen die Gigantomanie schon im Namen. Schließlich kommen sie aus Essen und dort wie nebenan wird, wie wir wissen, gern groß gedacht (selbst wenn nicht viel dahintersteckt). Davon kann bei Peter Rubel, Pedro Goncalves Crescenti und Joel Roters allerdings überhaupt keine Rede sein, schon mit dem Debüt „Die besten Jahre“ ist ihnen 2018 etwas gelungen, das es so hierzulande kaum gibt – das Hohelied der Kneipenpoesie, Plüschpunk für den Tresen, zarte, bierselige Choräle ganz ohne Banalitäten oder peinliche Prollreime. Hier will sich die Dunkelheit anschmiegen, will hinüberdämmern ins Zwielicht aus Delirium und Weltenflucht. Und auch wenn sie für das vorliegende Werk die rauchverhangenen Katakomben meist gegen die zwitschernde und quakende Natur getauscht haben, wurde doch sonst nichts Wesentliches geändert.
Nun neigen gerade wir Deutschen ja immer dazu, alles und jeden verstehen zu wollen, den Sinn zu erkennen – Unschärfen und Rätsel sind uns ein Graus. Das lyrische Prinzip von International Music aber baut, wie schon damals bei Foyer Des Arts, Grauzone oder Palais Schaumburg (nahezu die einzigen Referenzen, die man gelten lassen mag), gerade auf dadaistische Reimereien, Zweideutigkeiten, Irritationen, sie mögen es gern fragwürdig und unsinnstiftend. Insofern kann man schon versuchen, passende Antworten bei Metternich, Einstein, Thoreau zu finden, kann das Hirn mit Philosophie quälen oder sonstwelche Anker- oder Anhaltspunkte in den Texten zu erschließen. Wir haben es ja für den Albumtitel exemplarisch versucht und sind kläglich gescheitert. Je mehr man versucht, der Band inhaltlich auf die Schliche zu kommen, desto größer ist das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, fast meint die drei im Geheimen kichern zu hören.
Also: Können schon, aber müssen eben nicht – das Album ist auch so ein unterhaltsamer, oftmals überaus komischer Genuss. Wenn sie traditionelle Besetzungs- und Kompositionsmuster bei „Spiel Bass“, „Museum“ oder „Kopf der Band“ (die zweite) auf’s Korn nehmen, der „Wassermann“ die Hosen runterlässt und die Hüften schwingend Freude bringen. Schwarmintelligenz meets Stammkneipe meets Marmeladenglas, im Titelsong albert der Quatsch von Helge Schneider mit dem Sound der Neubauten herum und auch wenn der Himmel in Krakau so schön blau ist, bleibt die Laune doch mies. Der Grund, warum das alles nicht zu anstrengend und ermüdend wird, ist auch die musikalische Grundierung der Platte – gewohnt dunkel, so schwarz also wie auch der Humor, melancholisch sowieso. Kraut- und Psychrock mit Post-Punk in inniger Umarmung, irgendwo zwischen Velvet Underground, NEU!, den Beach Boys und Belle And Sebastian, so ungefähr jedenfalls.
Und wenn einem der Songs mal die Puste auszugehen droht, dann schicken International Music im Schlussdrittel einfach ein wunderbar krachendes Schrammelriff in den Ring und schon haben sie uns wieder am Haken. Siebzehn Lieder also, ein jedes mit Fein- und Eigenheiten, die weiter aufzuzählen ihnen den Zauber nähme. Wer für diese Art von erhabener Choralmusik und Kontemplation empfänglich, ja begeisterungsfähig ist, wird sich ohnehin in den nächsten Tagen für die Gedankenreise in Klausur begeben wollen, um auf der Insel der Verlassenheit im Dschungel die Höhle der Vernunft heimzusuchen, das Elend dieser Tage zu beklagen und die unsichtbare Schwere unserer Atmosphäre zu reflektieren. „Die Sprache ist eklektisch, as you and me. Truth is not objectiv, wie er und sie“, mehr gibt es nicht zu sagen – der Rest ist Hören.
11.06. Essen, Zeche Karl 12.06. Mainz, Zitadelle 09.07. Schorndorf, Manufaktur 04.10. Köln, Gebäude 9 08.10. Rostock, Peter-Weiss-Haus 14.10. Bremen, Lagerhaus 17.10. Dresden, Groove Station 21.10. Düsseldorf, Zakk 22.10. Augsburg, Kantine 24.10. Darmstadt, Centralstation 25.10. Stuttgart, Merlin Kulturzentrum 26.10. Bern, Dachstock 27.10. Zürich, Bogen F 28.10. St. Gallen, Palace 29.10. Basel, Kaserne 04.11. Nürnberg, Club Stereo 05.11. Wien, Fluc
Sie steht also an, die Rückkehr des Max Gruber. Kürzlich sahen wir ihn in einer Doku im ZDF, wie er sich im Leipziger UT Connewitz mit den Musiker*innen von Gewalt unterhielt und für einen Song sogar die Bühne teilte (sie hatten den Song "Tier" ja schon vor langer Zeit gemeinsam aufgenommen). Und so zart wie der Junge auch immer wirkte, man konnte schon spüren, wie gern, ja energisch er eben da wieder hin wollte, auf die Bühne, performen - was Wunder. Diesem Moment kommt er mit dem heutigen Tag ein Stück näher, denn ab sofort gibt es von Drangsal eine neue Single zu hören - "Urlaub von mir" nennt sie sich und wird sich auf dem dritten Album "Exit Strategy" befinden, das mit zehn weiteren Stücken am 27. August als Nachfolger von "Zores" (2018) erscheinen soll. Produziert hat erstmals Patrik Majer, der ja auch schon für Wir sind Helden, die Lemonbabies und Rosenstolz an den Reglern stand - ob das nun ein gutes oder eher ein beunruhigendes Zeichen ist, werden wir wohl erst bei VÖ wissen. Der vormalige Arrangeur Max Rieger, so liest man, war zumindest punktuell eingebunden, desweiteren besuchte mit Ilgen-Nur, Casper und Dirk von Lowtzow noch weiteres Personal aus dem Drangsal-Kosmos das Studio.
Die beiden waren schon immer eher die etwas anderen: Als gefühlt die halbe Welt vom sagenhaften Schmäh, der Lässigkeit und Exaltiertheit des neuen österreichischen Bandwunders um Bilderbuch, Wanda und Granada schwärmte und der Nino und der Voodoo zu neuen Säulenheiligen ausgerufen wurden, hatte man das Gefühl, Sophie Lindinger und Marco Kleebauer von Leyya schauten sich den Hype in aller Ruhe an, weil sie wußten, dass ihre Zeit auch wieder käme. Genaugenommen kam sie ja schon vor drei Jahren, da ihr letztes und unwiderstehlich schönes Album "Sauna" erschien, musikalisch um einiges komplexer und ambitionierter als die Werke der erstgenannten, nur eben nicht so prominent auf dem Wellenkamm positioniert. Und nun sind sie also wieder da - schon vor Monaten erschien mit "The Paper" eine trotz aller implementierten Zweifel wohltuend groovende Single, nun schieben sie das ebenso feine Stück "I'm Not Sure" (Animation: Roberto Roboto) hinterher und wir wissen sicher, dass dies nur der Anfang von etwas ganz besonders Gutem sein kann.
Update: Bedrückende Einsamkeit, das Zurückgeworfensein auf sich selbst, Sehnsucht und Selbsttäuschung - uns allen sind diese Dinge nicht fremd, für viele verschärfen die besonderen Umstände der Pandemie solche Erlebnisse auf besonders nachdrückliche Weise. Leyya haben dazu mit "Am I Even Real" einen neuen Song gemacht, er kommt wohl auf eine EP, die im Laufe dieses JAhres von der Band erscheinen soll.
Viele wollen den Titel haben, sie galten tatsächlich mal als die lauteste Post-Millenium-Band: Als A Place To Bury Strangers aus Brooklyn 2007 mit ihrem selbstbetitelten Debüt an den Start gingen, fühlte sich manche/r sogleich an eine Band erinnert, die das alte Jahrtausend quasi abgeschlossen hatte - The Jesus And Mary Chain. Die Schotten - so die einhellige Meinung - hatten wohl würdige Nachfolger gefunden. Für diesen Preis wurde dann im Laufe der Zeit leider auch viel Personal verschlissen, außer Oliver Ackermann blieb nicht mehr viel übrig. Nun also zwei neue Mitglieder - Sandra und John Fedowitz werden auf der Payroll gelistet, John und Oliver kennen sich aus frühen Tagen von der Shoegazing-Kapelle Skywave, jetzt haben sie für den 16. Juni eine EP mit dem Namen "Hologram" bei Dedstrange Records angekündigt und der erste Song "End Of The Night" läßt Gutes hoffen. Ebenso erfreulich - es gibt Konzertdaten für die Neuvorstellung.
So, und jetzt Ottakring, Alter! Wien, geht klar, Hip-Hop auch - aber das hier ist besonders: EsRAP, das ist ein türkisches Geschwisterduo, aufgewachsen im altgedienten Arbeiterviertel, 2019 das Debütalbum "Tschuschistan" bei Springstoff Berlin veröffentlicht, später eine EP zusammen mit der Polka-Metal-Truppe Gasmac Gilmore namens "Freunde dabei" gemacht und nun einen nagelneuen Track draußen. Thematisch sind Esra und Enes Ösmen natürlich ganz auf der Höhe der Zeit, denn "Welche Regeln gelten hier" nimmt mit bissigen Punchlines und geschmeidigem Gesang gleich zwei Probleme auf's Korn. Zum einen den fragwürdigen Verordnungsdschungel zu Coronazeiten (der sich von dem hiesigen Durcheinander offenbar nicht wesentlich unterscheidet) und zugleich die Frage, ob denn für Österreicher mit Migrationshintergrund, anderer Religion oder Hautfarbe ein abweichender, verschärfter Benimm-Katalog gilt. Und das wiederum führt sie auf direktem Wege zu ihrem Hauptanliegen - alltäglichem Rassismus, Ausgrenzung, manifestiert durch mehrere Generationen. Es geht um die Möglichkeit der Bewahrung einer eigenständigen Kultur und um die Chance zum gegenseitigen Austausch. Ganz so bildungsbürgerlich klingt das natürlich bei EsRAP nicht, zum Glück, möchte man sagen.
Die Halbwertzeit eines jeden dummen Spruches, warum denn jetzt schon wieder ein Album von der kommt, überdauert nicht mal die komplette Spiellänge der Neuen von Haiyti. Antwort: Weil sie’s eben kann. Und weil sie offenbar die Einzige ist, die sich traut. Die Frau mit dem Zweitnamen Uzi hat also selbige wieder im Anschlag, ist back on track und back to the roots – Robbery time! So schnell wie die Reime kommen die Tunes kommen die Platten geschossen, nach „Sui Sui“ aus dem Sommer 2020 und „Influencer“ im Winter darauf nun das nächste Tape. Und immer noch nicht schlechter!? Nö. Drogenplatte das hier, die Dealerin zurück auf dem Kiez, noch dunkler, noch abgezockter, mehr Bass, weniger Schnickschnack. Dystopian Technosound. Auch Delirium, klar. „Lass es Benzos regnen, Minotauren fliegen…“, kurzer Moment zum durchschnaufen, träumen vielleicht. Sonst aber: Harte Schule, klare Worte, Credibility ist, was zählt. Die pechschwarze Seele packt aus, gegen Neider, Spießer, Hobby-Trapper, Hit folgt auf Hit – „OMG“, „SNOB“, „TOXISCH“, „FREITAG“, alles düstere Mischwesen aus Pop, Rap und Maschine, alles erstklassiger Stoff. Verachtung für den „MINUSMENSCH“, Melancholie, die nicht selten in die Depression schwappt, Selbstverteidigung das Überthema (obwohl immer noch keine und keiner da ist, der ihr das Wasser reichen könnte). Ganz am Ende zerreißt sie’s förmlich: „Wolken sind tief gelegt, ich will dich wiedersehen, mich tröstet der Nieselregen, was für ein mieses Leben.“ Was für ein geiles Album. Schon wieder – das beste, bis zum nächsten.
Wer die Bilder aus dem (naja) Vereinigten Königreich aus den letzten Tagen gesehen hat, die/der hat eine Ahnung davon bekommen, wie ungeheuer wichtig den Briten ihre Pub-Kultur ist - kaum hebt die Regierung den Ausschankbann auf, sind sie alle, alle vor Ort, um unter größtem Getöse das erste Pint zu leeren (und darauf viele weitere mehr). Okay, geht vorerst nur draußen, aber strenge Temperaturen haben den Trinker*innen von der Insel gewiss noch nie den Genuss verdorben. Aber natürlich sind wir nicht hier, um über Ale und Stout und sonstiges zu reden, sondern über Musik. Und da passt es eben ganz gut, dass folgende vier Herren aus Nottingham ihrer frischgegründeten Band den Namen Cucamaras gegeben haben, ganz so also, wie auch eine Cocktail-Bar vor Ort heißt. Keine Ahnung, ob der Zusammenhang so stimmt, keine Ahnung, ob Josh Hart, Olly Bowley, Dan McGrath und Joe Newton dort verkehren, auftreten oder gespielt werden. Fest steht, ihre aktuelle Single "Death Of The Social" hat das Zeug zum Kneipenhit, ganz ähnlich wie ihre beiden im letzten Jahr veröffentlichten Songs "Window Seat" und "Keep It Cool". Und auch wenn es nicht ganz das selbe ist - dazu kann man auch gut zu Hause schon mal ein Fläschchen öffnen...
"Richtig geil und richtig scheiße zugleich" - damit kann man was anfangen. Das markige Urteil ist laut Glitterhouse Records von Caroline d'Orville und Philipp Knoth überliefert und meint nichts anderes als die Meinung der beiden zum Namen des Debütalbums ihrer Band Peter Muffin Trio. Das nämlich hatte der dritte im Bunde, Julian Knoth, kurzerhand "Stuttgart 21" genannt - Ende Juni soll es erscheinen. Nun ist das Punk-Trio aus der schwäbischen Landeshauptstadt um griffige Titel nicht verlegen, ihre letzte EP hieß schließlich "Dose Scheiße". Sorgen muss man sich dennoch keine machen, die Platte aus dem Kosmos von Karies, Die Nerven, Timbeau und Yum Yum Club kann, so das Label, durchaus mit vielversprechender Wandelbarkeit aufwarten, man findet darauf Drei-Akkord-Kracher ebenso wie melancholischen Songwriter-Pop, Diskursmusik und sogar Jazzanklänge. Und wer bei der ersten Single "An allen Tagen" nebst Streichelzoo-Video an die fabelhaften Screenshots denken muss, liegt so weit nicht daneben, produziert hat beide Bands nämlich Nicolas Epe im Kölner Bear Cave Studio. Julian Knoth zum Debüt: "Auf der Platte gibt es einige Texte, die persönlicher sind als alles, was ich vorher geschrieben habe. Bei Die Nerven schreibe ich ja nicht alleine und da haben wir eine besondere Textsprache, die bewusst vieles im Vagen hält was ich sehr mag. Aber ich wollte mich mit Peter Muffin immer ein wenig Freischwimmen davon. Mit Philipp und Cali an der Seite habe ich jetzt eine tolle, sehr vertraute Arbeitsatmosphäre, wo ich mich das vielleicht auch mehr traue. Außerdem schreibe ich jetzt seit gut zehn Jahren auf Deutsch und habe so langsam das Gefühl, ich weiß, was ich da tue."
Messer (von links): Milek, Pogo McCartney, Hendrik Otremba, Philipp Wulf
Man hört ja oft zu Recht, in Zeiten der Pandemie werde die Welt des eigenen Erlebens ein ganzes Stück kleiner. Um so wertvoller sind dann die kurzen Momente, die den Blick weiten, den Geist öffnen können - sei es durch Literatur, Film oder Musik. Oder durch ein Gespräch. Die Münsteraner Band Messer hat gerade einen Dub-Remix auf Albumlänge ihrer letzten Studioplatte "No Future Days" veröffentlicht, entstanden zusammen mit dem finnischen Freund, Musiker und Produzenten Kimmo Saastamoinen alias Toto Belmont. Der Umbau war radikal und unter Lockdown-Bedingungen manchmal eine Herausforderung, das Ergebnis ist überraschend und faszinierend zugleich. Und zwar nicht nur für die Zuhörer*innen, auch die Band ist von der Dekonstruktion der Tracks und den neuen Eindrücken nachhaltig begeistert. Ein Stück von dieser Freude einzufangen, haben wir (in München) uns via Zoom mit Sänger und Texter Hendrik Otremba (in Berlin) und Drummer Philipp Wulf (in Hamburg) getroffen und in dieser maximalen Dreieckskonstellation über die Wiederkehr alter Ideen, die Kraft des Dub, Rückkopplungen und die beseelende Wirkung der Tanzmusik gesprochen.
Wenn ich behaupte, ich hätte zu dieser neuen Dub-Version von „No Future Days“ einen weitaus besseren Zugang als zum Original, wie geht Ihr damit um?
Hendrik: Das geht mir genauso (lacht) … Philipp: Für mich ist das neue Album tatsächlich eines, dem ich mich ganz anders nähern, das ich fast wie ein Stück fremde Musik hören kann. Für meinen Teil liegt das hauptsächlich daran, dass Kimmo die Platte neu zusammengesetzt hat und ich mich nicht in einem eigenen Spiel wiedererkenne. Schlagzeug und Percussion kommen nur noch als Samples in einem elektronischen Setting vor. Zumal das Analytische beim Hören wegfällt, was mich bei den eigenen Songs immer begleitet, solange man seinen Part als Musiker betrachtet. Daher fühlt sich die Platte wie ein Geschenk an: Kimmo hat unsere Platte in einen Sound verwandelt, auf den wir beide total stehen, bei dem ich aber niemals gedacht hätte, dass der im „Messer-Kosmos“ einen Platz finden könnte. Hendrik: Das empfinde ich ähnlich – Kimmo hat uns da den Genuss des eigenen Schaffens zurückgegeben. Ich gehöre ja nicht zu den Leuten, die meinen, dass sie ihre eigenen Sachen nicht hören können, das halte ich für ziemlichen Quatsch. Klar gefällt mir manchmal mein Gesang nicht so gut oder ich finde einen Text scheiße, aber es gibt eben auch immer wieder Momente, die mich begeistern. Das hier ist aber etwas völlig Neues und es ist gar nicht so leicht, das zu beschreiben. Zum einen ist da so ein Vertrautheitsgefühl, andererseits hat die Musik aber auch eine Eigenständigkeit, auch deshalb, weil es nicht nur ein Song und ein Remix ist, sondern weil Kimmo so viele Stücke bearbeitet hat. Mir geht es beim Hören so, als würde ich mich auf der anderen Straßenseite laufen sehen und zwar in Klamotten, die ich gar nicht besitze. Und die mir dennoch gefallen.
Um beim Thema zu bleiben – wie klingen in diesem Zusammenhang dann die alten Platten für Euch?
Philipp: Es kommt eigentlich eher selten vor, dass ich mir unsere alten Platten anhöre. Viele Songs spielt man im Laufe der Jahre ja ohnehin ständig und wenn man sie eine Weile spielt, dann verändern sie sich nach und nach. Erst wenn man dann mal wieder eine ältere Platte hört, wird einem bewusst, wo und wie man mittlerweile vom Ursprung abweicht. Und es ist spannend, Stücke zu hören, die nicht zur Setlist gehören, die haben dann tatsächlich etwas angenehm Fremdes an sich. Und wo du gerade nach alten Platten fragst: Interessanterweise hatten wir nach den Aufnahmen zu unserem ersten Album „Im Schwindel“ den Plan, eine Art experimentelle, elektronische Kraut-Platte zu machen. Die sollte den Namen „No Future Days“ tragen. Wir haben dann ein paar schrottige Skizzen dafür aufgenommen, aber dann fielen uns plötzlich die Songs für „Die Unsichtbaren“ in den Schoß und der Plan wurde verworfen. Als wir fürs vierte Album einen Namen suchten, kam der Titel dann wieder auf – viel zu gut, um ungenutzt zu bleiben. Die Ironie der Geschichte ist, dass Kimmo jetzt mit der zugehörigen Dub-Platte quasi unseren Anspruch von damals verwirklicht hat. Hendrik: Mich fasziniert vor allem, dass „No Future Days“ zuerst für uns eher so ein aufgeladenes Konstrukt war, mit Bezügen zu Punk und zum Album von CAN, aber heute und nach all den Jahren hat die Idee einen völlig anderen Kontext bekommen. Plötzlich haben dann Begriffe eine ganz neue Bedeutung, die man zuvor noch gar nicht angedacht hatte. Das passiert übrigens nicht nur, wenn man Bücher schreibt oder Musik macht, sondern auch beim Rezipieren – wenn wir beispielsweise Filme nach zwanzig Jahren wieder anschauen und ganz andere Seiten entdecken oder auch damit gar nichts mehr anfangen können. Das ist für mich ein ganz ähnliches Erleben.
"Mir geht es beim Hören so, als würde ich mich auf der anderen
Straßenseite laufen sehen und zwar in Klamotten, die ich gar nicht
besitze. Und die mir dennoch gefallen."
Kann es auch sein, dass die Zeit vielleicht noch nicht reif dafür war? Wenn man sich „Jalousie“ anhört, dann ist diese Platte ja schon deutlich elektronischer, experimenteller geworden, möglicherweise hat es ja dieses Zwischenschrittes bedurft, um jetzt umso konsequenter zu sein?
Philipp: Es war jedenfalls so, dass wir die Arbeit mit Synthesizern und Drumcomputern zwar spannend fanden, aber noch nicht wirklich beherrscht haben. Hendrik: Das stimmt schon, aber ich glaube, dass das Vergangene immer eine Form des Übergangs zu dem ist, was jetzt gerade passiert. Zudem wäre ich vorsichtig mit dem Begriff der Entwicklung, weil ja bei „No Future Dubs“ das Prägende gar nicht von uns selbst stammt, sondern eben von außen. Kimmo hat ja etwas zu Tage gefördert, was wir eigentlich nur angelegt hatten, das macht die Sache für mich so speziell.
Wer war denn die treibende Kraft hinter der Idee des Dub-Albums?
Philipp: Den Impuls hat Kimmo gegeben. Erstmals war er für einen Remix von „Anorak“ in Erscheinung getreten, den er als klassische Dub-Techno-Nummer geremixt hat. Und weil er Lust hatte weiterzumachen und ihm „No Future Days“ gut gefiel, hat er dann im Lockdown um die Spuren des ganzen Albums gebeten. Weil er anfangs nur die „Anorak“-Spuren hatte, hat er sich zunächst an eine weitere Version davon gemacht. Deswegen gibt es jetzt die komplett verschiedenen Fassungen „A No. 2“ und „A No. 3“. Mit letzterem hat er uns allen dann so sehr die Schuhe ausgezogen, dass schnell die Idee aufkam, eine ganze Platte mit Dubs zu machen. Und ab dann schickte er regelmäßig neue Mixe rüber, über die wir uns dann ausgetauscht haben. Und ich erinnere mich an WhatsApp-Chats, in denen er nach der Bedeutung einzelner Worte fragte oder an welcher Stelle man Sätze abschneiden könne, ohne sie dem Sinn nach ganz zu entstellen.
Wieviel wurde denn von den Original-Tapes verwendet? Mussten Sachen neu eingespielt werden, die Vocals beispielsweise?
Philipp: Das ist witzig, dass Du fragst, ich finde nämlich auch, die Vocals klingen, als wären sie für diese Platte aufgenommen worden.
Ja klar, ich war fest davon ausgegangen, dass Hendrik da an vielen Stellen noch mal neu einsingen musste …
Hendrik: Nee, absolut gar nix. Meine These lautet ohnehin, dass Kimmo meine Stimme per Autotune so bearbeitet hat, dass sie zur Abwechslung mal gerade, im Takt und harmonisch wirkt. Philipp: Er hat oft die Geschwindigkeit der Songs geändert – also auch die Gesangsparts mal schneller, mal langsamer laufen lassen … Hendrik: (lacht) Das wusste ich noch gar nicht! Philipp: Ansonsten hat Kimmo teilweise Bass-Parts ergänzt und einige Synthesizer eingespielt, viele der Synthies und Orgeln stammen aber auch von unserer Platte, sind dort aber nicht so laut hörbar. Mileks Gitarren wiederum spielen auch auf der Dub-Platte eine wichtige Rolle. Den Rest hat Kimmo virtuos aus Samples zusammengesetzt.
"Wir wollen immer, dass etwas geschieht, sich etwas Neues ergibt mit den
Dingen, die wir machen – so gesehen hat sich das quasi aus der Logik von
Messer heraus schon entschieden."
In so einer Produktion wird ja das Original komplett umgearbeitet und anders geordnet, die Prioritäten werden neu vergeben. Die Stimme beispielsweise fungiert ja hier eher als zusätzliches Instrument, tritt in den Hintergrund. Ist das eigentlich okay für Dich, Hendrik? Schließlich hast Du Dir ja bei den Texten einiges gedacht …
Hendrik: Ja, das ist mehr als okay. Schon allein deshalb, weil es das Original mit „No Future Days“ ja noch gibt. Würde das eine das andere ersetzen, fände ich das schon komisch. Ohnehin geht es mir bei Messer so, dass ich viele Texte im Moment des Entstehens gar nicht so sehr hinterfrage, ich bin da eher bei John Cage, der gesagt hat: „Never create and analyse at the same time. They’re different processes.“ Das wirklich Spannende für mich ist eher, dass Kimmo als Nicht-Muttersprachler die Dinge neu zusammensetzt und ich daraufhin wieder eine andere Bedeutung entdecken kann. Bei „Tiefenrausch IIb“ zum Beispiel, das ja für mich eine sehr persönliche Komponente und einen familiären Bezug besitzt, hat diese neue Tiefe und Sanftheit für mich eine zusätzliche Ebene aufgemacht, die es vorher nicht hatte.
Du setzt Dich dem also bewusst aus?
Hendrik: Absolut, ja.
Es hätte ja auch genauso gut sein können, dass bestimmte Eitelkeiten mit hineinspielen …
Hendrik: Eitelkeiten gibt es bei Messer in jedem Falle auch, das will ich gar nicht leugnen. Aber die Band gibt es jetzt seit über zehn Jahren, die Freundschaften noch länger, und wir haben als Band gelernt, im Laufe der Jahre damit umzugehen und finden mittlerweile einen guten und unterhaltsamen Umgang mit solchen Sachen. Überhaupt stand und steht diese Offenheit für uns als Band grundsätzlich nie zur Disposition. Wir wollen immer, dass etwas geschieht, sich etwas Neues ergibt mit den Dingen, die wir machen – so gesehen hat sich das quasi aus der Logik von Messer heraus schon entschieden. Philipp: So eine produktive Neukontextualisierung der Texte gibt es auch bei „Versiegelter Dub II“: Wo im Original die Zeile „… stellen die Einsamkeit zur Schau“ nur einmal beiläufig vorkommt, erhält sie in der Dub-Version jetzt einen zentralen Platz und illustriert plötzlich die Lockdown-Situation der Vereinzelung. Hendrik: Planen lässt sich so etwas eigentlich kaum, wir sorgen nur dafür, dass mit unserer Offenheit und der Bereitschaft, eben nicht starr einem Konzept zu folgen, solche Dinge möglich werden.
Nun hat „No Future Days“ auch eine gewisse Nähe zu Deinem Buch, Hendrik, manche/r hat beim Anhören der Platte Bilder und Bezüge aus „Kachelbads Erbe“ im Kopf. Durch die „No Future Dubs“ ändern sich für mich auch diese Bilder wieder, verweist die Deepness des Sounds auf die Cryo-Flüssigkeit, auf stickige Temperaturen und anderes. Seht Ihr solche Rückkopplungen eigentlich auch?
Philipp: Ich bin ja sozusagen Erstrezipient von Hendriks Texten und obwohl ich ahne, dass er überhaupt nicht mit der Intention herangeht, das Buch zur Platte oder umgekehrt zu machen, und obwohl Literatur und Musik schwer zu vergleichen sind, scheint es mir, dass bestimmte Dinge, spezielle Atmosphären da in Wechselwirkung treten. Bei „Tod in Mexiko“ beispielsweise entwickelt sich durch die Musik ein Vibe, den man gefühlsmäßig auch mit Hendriks Hauptfigur in Verbindung bringen kann. Und die neue Fassung „Mexiko“ hat vielleicht sogar eine noch stärker cineastische Qualität. Hendrik: Mir gefällt der Begriff der Rückkopplung ganz gut, aber ich würde es eher als ungewolltes Feedback beschreiben wollen. Weil in der Regel keine Absicht dahintersteckt. Aber es ist schon so, dass mit dem entsprechenden Abstand Bilder aus dem Roman durch diesen neuen Sound deutlicher zu Tage treten.
Hendrik, Du schreibst ja nicht nur und machst Musik, sondern Du zeichnest zum Beispiel auch viel – sind denn da zukünftig noch mehr Überschneidungen zu erwarten? Stichwort Graphik Novell vielleicht?
Hendrik: Wenn ich an das erste Buch denke, dann kann ich mir dazu einen Zeichentrickfilm für Erwachsene sehr gut vorstellen. Im Juni mache ich aber – und das spielt da ganz gut rein – für das Center For Literature auf der Burg Hülshoff in der Nähe von Münster an drei Abenden performative, szenische Lesungen. Das Ganze findet im Rahmen des Dark Magic Festivals statt, ich werde dort von P.A. Hülsenbeck (Ex-Sizarr) und meinem Bruder Dominik Otremba alias Performance begleitet, es gibt eine 3-D-Animation, es gibt Tanz und ich werde sogar maskiert auftreten. Auch das ist für mich eine Art Remix, ein Rückbau des Buches, weil ich nicht nur aus dem Roman selbst vorlese, sondern auch aus Notizen, Tagebucheinträgen und den Quellen, die für den Roman wichtig waren. Und das ist wiederum mit dem Dub-Album ganz gut zu vergleichen: auch hier geht es um einzelne Bestandteile, ihre Herkunft und um das, was Neues daraus entstehen kann.
Abschließend vielleicht doch noch mal zurück zum Sound der Platte – „A No. 3“ ist nicht nur auf dieser Platte der vielleicht radikalste Track, so sehr Tanzmusik wie kaum ein anderer, den man mit Messer vielleicht am wenigsten in Verbindung gebracht hätte. Independent-Künstlern wie Euch unterstellt man ja gemeinhin ein eher zwiespältiges Verhältnis zur Tanzmusik im Allgemeinen – würdet Ihr das entkräften wollen? Ist das also etwas, was Ihr generell immer wieder machen würdet?
Hendrik: Also – wenn es mal dazu kommt, dass die Gruppe Messer tanzen geht, dann bleibt kein Auge trocken! Philipp: Das ist natürlich eine Frage der musikalischen Sozialisation: Wie man Musik für sich entdeckt und auch älter und offener wird, wie sich das Lebensgefühl wandelt, das sich in der eigenen Musikwahl spiegelt. Und es hat auch viel mit meiner Freundschaft zu Kimmo zu tun. Als wir uns vor 14 Jahren kennenlernten, haben wir beide in Hardcore-Bands gespielt und waren Straight Edge. Gerade eine derart eingehende Hardcore-Sozialisation nimmt ihren Ausgang in dem Gefühl, etwas unglaublich Spezielles, Exklusives entdeckt zu haben, etwas, das keine Sau kennt, einem selbst aber total entspricht. Zugleich folgte daraus nicht unbedingt eine krasse Engstirnigkeit. Schon als Teenager war mir klar, dass ich noch viele Musikstile entdecken würde, aber ebenso sicher war ich mir: Reggae werde ich niemals gut finden! Mit etwa 19 kamen dann Techno und House dazu. Von Münster aus sind Hendrik und ich dann öfters auf die Kompakt-Partys nach Köln gefahren: Total Confusion mit Tobias Thomas und so weiter. Die Auseinandersetzung mit Techno – speziell mit allem, was aus dem Dunstkreis von Hardwax stammt – führte mich dann schließlich über Dub auch zu Reggae. Und diese ganze Befassung lief immer im engen Austausch mit Kimmo. Wir sind da komplett synchronisiert. Hendrik: Philipp und ich waren im Zug nach Köln auf eine Kompakt Technoparty, als wir uns entschieden haben, die Band Messer zu nennen. Philipp: Also – Berührungsängste zu Tanzmusik gibt es überhaupt nicht, bei keinem von uns. Das kommt mir richtig abwegig vor. Hendrik: Ich glaube, dass sich Messer für uns alle immer schon als sehr körperliche Band angefühlt hat, somit ist das schon mit drin bei uns. Mir fällt da passenderweise ein Abend im Freiburger Slow Club ein, wo wir alle zusammen auf Tour eine Nacht durchgetanzt haben. Milek hat da ganz unglaubliche Moves ausgepackt und selbst Pogo hat getanzt – das kommt wirklich nicht oft vor. Aber wenn er es denn wie dort mit diesem einzigartigen, beseelten Lächeln tut, dann bedeutet das ein unfassbares Maximum an guter Laune.
Wer es gern noch etwas düsterer und klaustrophobischer mag, ist vielleicht mit Van Holzen entsprechend bedient. Zumindest, wenn man sich ihre beiden Singles anschaut und -hört, die das Trio aus Ulm in diesem Jahr veröffentlicht hat - "Biss" und "Schlafen" wummern und kreischen mächtig zu monochrom gefärbter Kulisse. Mit dem aktuellen Song "Gras" meint man nun ein Stück der ironischen Seite von Florian Kiesling, Jonas Schramm und Daniel Kotitschke zu erkennen, was ja dann für die Wandelbarkeit der Band spricht. Van Holzen haben nach ihrer selbstbetitelten Debüt-EP aus dem Jahr 2016 bislang zwei Studioalben ("Anomalie"/"Regen") veröffentlicht, gut möglich, dass bald ein weiteres hinzukommt - eine Tour steht jedenfalls (bei günstigen Rahmenbedingungen) noch in diesem Jahr an.
In genau zwei Wochen wird das Debüt der Hamburger Formation shatten bei Rookie Records erscheinen, wir hatten bereits von der ersten Single "Loecher im Himmel" berichtet. An der wohlwollenden Beurteilung ändert auch Hörprobe Nummer zwei nichts - ganz im Gegenteil, "Katzen fuettern" klingt ebenso wild und ungebändigt und macht Lust auf mehr. Der Song transportiert natürlich auch eine Botschaft, die Band schreibt dazu: "Noch eine Runde! Rasant erzählt 'Katzen fuettern' von Trott und Trotteligkeit. Es beleuchtet hastig Situationen, in denen ein Treppenabsatz als Ort tiefer Reflexion erkannt, in denen die eigene Schuldigkeit nicht allein monumental, sondern gleichsam als Verfängnis des Alltags erfahrbar wird." Nun wäre es schön, könnten wir hier gleich noch die passenden Auftritte von Jonas Kohlschmidt, Stefan Kühl, Kristian Kühl, Danny Steinmeyer und Simeon Melchior vermelden, da ist allerdings aus den bekannten Gründen noch etwas Geduld von Nöten.
Als wir zu Beginn dieses Jahres erstmals von der Band mit dem Namen The Lathums hörten, fühlte sich das auch ein wenig wie ein Deja-vu an. Denn irgendwie glaubte man einen solchen verzauberten Erstkontakt schon mal erlebt zu haben - ja, zu Beginn der 90er war das, als sich ein gewisser Fran Healy sich mit seinen melancholischen Songs ohne Umweg in unser Herz schlich. Die vier Herren aus Wigan beherrschen diese Kunst zweifellos ebenso gut, wenn uns nicht alles täuscht, steht ihnen eine ähnlich verheißungsvolle Karriere bevor. Heute jedenfalls gibt es erst einmal die neue Single "Oh My Love" mit einem sehr simplen, aber gleichwohl rührenden Video dazu - unbedingt sollte man sich auch frühere Stücke des Quartetts anhören/-sehen. Wann das dazugehörige Album kommt, ist noch nicht raus, Alex Moore und Kollegen müssen jetzt auch erst mal die bevorstehende gemeinsame Tour mit Paul Weller organisieren.
Was war das für ein Spaß, als im Jahr 2017 die Single "UBU" erschien und mit Methyl Ethel eine Band auf den Plan trat, die beherzt alle Konventionen mißachtete, wenn sie nicht dem Tanz verpflichtet waren. Die Australier aus Perth haben bis heute drei Alben und mehrere EP veröffentlicht, zuletzt 2020 die 12" "Hurts To Laugh" und die eigenständige Single "Holy Days". Nun ist mit "Neon Cheap" ein ganz frisches Stück am Start und was sollen wir sagen - es wippt wieder mächtig. Jake Webb, Kopf der Band, die live auf ganze sieben Mitglieder anwachsen kann, sagt zur Songidee: "Picture yourself scrolling, mind-numbingly at 3am. Now, instead of
scrolling, you’re traipsing some Vegas-like strip. All the events and
people you’d normally read about are there as you walk around,
inoculated, casually observing. For me, this is ‘Neon Cheap.’” Nun gut, Fantasie ist ja wirklich eine feine Sache, aber auf der Bühne vor Ort wären uns Methyl Ethel irgendwann auch wieder ganz recht ...
Aufrichtige Freude bereitet uns seit einigen Tagen das Wiedersehen und vor allem -hören mit dem New Yorker Quartett Crumb. Dass Lila Ramani (Gitarre/Gesang), Brian Aronow (Keyboards/Saxophon), Jesse Brotter (Bass) und Jonathan Gilad (Drums) im kulturellen melting pot Brooklyn wohnhaft sind, hätte man wohl 2019 auch ohne nachzulesen erraten, damals veröffentlichten sie ihr Debütalbum "Jinx" und hatten einen mit den vertrackten Grooves und Melodien sofort am Haken. Verwandtschaftliche Bezüge zum Frühwerk von Goldfrapp wollten wir ihnen aus diesem Anlass andichten, den Verweis auf das Filmwerk von David Lynch lieferten sie passenderweise gleich selbst. Vor einigen Wochen nun erschien mit "Trophy" eine erste Rückmeldung, gerade legen sie mit den beiden Tracks "BNR" und "Balloon" nach. Die Videos dazu wie gewohnt geheimnisvoll bis verstörend, was sonst noch folgt, werden wir sicher bald erfahren.
Update: Gesagt, getan - am 30. April erscheint das zweite Album unter dem Titel "Ice Melt" und wird zehn neue Stücke enthalten (Cover Art unten).