Crumb
"Ice Melt"
(Crumb Records)
Man möchte ja fast meinen, jemand hätte - um den Titel ihres Debüts "Jinx" zu beleihen - die New Yorker Band Crumb irgendwie verhext, gerade so, als könnten oder dürften sie unter normalen Umständen kein Album produzieren. Besagten Erstling nämlich hatten Lila Ramani, Jesse Brotter, Bri Aronow und Jonathan Gilad eingespielt, nachdem sie mit viel Glück und ohne schwere Schäden einem gemeinsamen Autounfall entkommen waren. Und nun also dieses Virus. Andererseits hat man nicht den Eindruck, dass die vier sonderlich enttäuscht darüber waren, sehr viel Zeit miteinander verbringen zu müssen. Dem Rolling Stone jedenfalls haben sie gerade erzählt, dass sie auf diesem Wege den Schritt von der noch etwas wankelmütigen Bedroom-Pop-Formation zur vollständig geerdeten Studio-Band gegangen sind - ein Umstand, den man als Laie der zweiten Platte vielleicht nicht zwingend anhört, gerade weil die erste ja schon überaus gut gelungen war.
Crumb haben denn auch klanglich gar nicht so viel anders machen müssen, sie spielen noch immer diese faszinierende Indie-Mischung, die sich aus den Klängen von Goldfrapp, Stereolab und dem, was findige Journalisten mal mit dem Bristol-Sound etikettiert haben, bedient. Angereichert mit Streichern, elektronischen Drums, zahlreichen Effekten und Verzierungen und vor allem mit Ramanis zarter, weicher Stimme entsteht daraus einmal mehr ein betörendes Gebräu. Strikte Festlegungen sind ihre Sache zum Glück noch immer nicht und so gibt es neben Singleauskopplungen "BNR" und "Balloon" durchaus auch Anklänge bei Gainsbourgs French Pop der 60er und dem Soul der 70er Jahre zu hören. Und mancher Song bekommt gegen Ende sogar eine ungewohnte Härte verordnet, da darf es dann schon mal gehörig krachen und dröhnen. Crumb bleiben also, was sie von Beginn an waren - ein schwer auszurechnendes, spannendes Unterfangen.
12.03.2022 Berlin, Badehaus
14.03.2022 Hamburg, Nochtspeicher
16.03.2022 Köln, Bumann und Sohn
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