Deafheaven
Support: Inter Arma
Kranhalle, München, 9. Oktober 2018
Das ist ja gerade das Schöne an einer Band wie Deafheaven. Dass man während eines Konzertes nicht nur ordentlich den Schädel vertrimmt bekommt, sondern auch noch genügend Gelegenheit hat, Feldstudien zu ihrem außergewöhnlichen Status zu betreiben. Bekanntlich bedient die Blackgaze-Formation aus San Francisco nur wenige der gängigen Klischees der Schwermetall-Szene – angefangen bei der außergewöhnlichen Gestaltung ihrer Tourposter, Plattenhüllen und Merch-Shirts (sogar eines mit Sonnenblumen ist jetzt im Sortiment) bis hin zum markantesten Unterschied, der Vermischung infernalischen Krachs mit zarten Shoegazing-Melodien. Und so finden sich im Publikum auch an diesem Abend neben den üblichen Morgoth- und Cannibal-Corpse-Hoodies erstaunlich viele Hipsterbärte und Basecaps, selbst Barbour- und Steppjacken werden gesichtet, deren Träger im Normalfall vom ultraorthodoxen Puristen anssatzlos aus dem Saal geschmissen würde. Nicht so hier, dafür ist der Sound dann doch zu ungewöhnlich. Nach der Tour zum doch recht düsteren „New Bermuda“ vor zwei Jahren, auf der sie noch im etwas größeren Nachbarsaal des Münchner Feierwerks auftraten, durfte man gespannt sein, wie die aktuelle Platte „Ordinary Corrupt Human Love“ live funktionieren würde.
Neben dem fast schon balladesken Duett zusammen mit Chelsea Wolfe („Night People“) finden sich dort erstaunlich viele Gitarrenriffs konventioneller Machart, alles wirkt etwas lichter und kontrastreicher. Die beiden Gitarristen Kerry McCoy und Shiv Mehra haben augenscheinlich viel Spaß an den neuen Texturen und haben für die acht Stücke des Abends so etwas wie eine Bühnenchoreo erarbeitet. Was soviel heißt, als daß sie sich etwas bewegen können und zwischendurch sogar als Backgroundchor Dienst tun – keine ganz gewöhnliche Sache. Unverändert dagegen Sänger George Clarke – die Gesten sind sparsam, das jetzt längere Haupthaar wirbelt verschwitzt durch die Gegend und sein weidwundes Gebrüll geht einem noch immer durch Mark und Bein. Ein paar Worte nur ans begeisterte Publikum (von dort reckt jemand zur handelsüblichen Pommesgabel tatsächlich ein halbvolles Weinglas (!) in die Höhe), wobei die Grußadresse an München recht emotionsarm ausfällt und der Hinweis, das gut zehnminütige „Glint“ vom neuen Album spiele man hier zum ersten Mal auf der Tour, schlicht gelogen ist. Egal, Ausnahmestellung bestätigt, Ohren taub – Abend gelungen.
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