Montag, 27. September 2021

The Lathums: Those were the days

The Lathums
„How Beautiful Life Can Be“

(Island/Universal)

Natürlich kann man das versuchen, aber leicht wird es sicher nicht: Die einzige Möglichkeit, dem Charme des Debütalbums von Alex Moore und seiner Band The Lathums zu entgehen, ist, es komplett zu ignorieren. Gelingt dies nicht, läuft man Gefahr, der Musik des Quartetts aus dem Städtchen Wigan rückhaltlos zu verfallen. Was nicht schlimm und obendrein ziemlich fair wäre, denn außer einem trutzigen Kirchbau, einem maßvoll erfolgreichen Fußballklub (der in der dritten englischen Liga kickt) und der Erwähnung als Geburtsort von Vokuhila-Star Limahl hat die ehemalige Bergarbeitersiedlung nicht viel zu bieten. Und so groß sollte der Schatten, über den man zuvor springen muss, nun auch wieder nicht sein, schließlich werden sich die Älteren unter uns vielleicht daran erinnern, dass auch Coldplay, Keane oder Travis in ihren Anfangsjahren reichlich Sympathiepunkte ernten konnten für Musik, die sich von dieser hier nicht maßgeblich unterscheidet.



Stichwort Sympathiepunkte: Das Schöne ist ja, dass man gar nicht anders kann, als Sänger Alex Moore, gesegnet mit einer verteufelt geschmeidigen Stimme, all das abzukaufen, wovon er in seinen Songs erzählt. Dass er noch immer mit großen Augen auf der Bühne steht und ungläubig auf die Masse starrt, die sich jetzt davor versammelt hat. Wo er doch noch die Zeiten kennt, da man sich für ein paar Pints und den vollen Tank durch die Pubs mucken musste. Dass er diese Erinnerungen nicht missen möchte (schön in „I’ll Never Forget The Time I Spent With You“) ehrt ihn, zurückbleiben im ewig gleichen Trott möchte Moore aber dann auch nicht („I Know That Much“). Keine Frage, das Songwriting dieser Platte ist exzellent – das, was die Briten gern als happy-go-lucky bezeichnen wechselt mit Melancholie und Sentiment, die Gitarren janglen ordentlich und ein ordentliches Solo ist auch mal drin.



Mal sind’s Police, mal The Smiths, dann wieder die deutlich kaputteren Babyshambles, die Gefahr bei alle den famosen Stücken ist eigentlich nur, dass man sie zu schnell zu oft hört und dann überbekommt. Ein wenig Kitsch sollte man zudem vertragen, Album-Motto und Titelsong beispielsweise entstanden bei einem Gespräch zwischen Moore und seiner Mutter auf der heimatlichen Couch, wir hören von Engelsgesang, Love Bombs und dass John Lennon eigentlich nicht hätte sterben dürfen. Wenn Moore zum Kampf aufruft wie in „Fight On“, dann klingt das schon recht vorsichtig, ein Großmaul ist er wohl auch in der Schule nicht gewesen. Eher einer, der sich im Hintergrund hält und beobachtet, der lieber davon erzählt, wie wichtig ihm Blicke und Sprache des Gegenübers sind, wo doch alle nur an ihren „Artificial Screens“ hängen. Rührend das alles, vielleicht etwas simpel – aber hey, wo steht geschrieben, dass alles immer so wahnsinnig kompliziert sein muss?



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