Steiner und Madlaina
Support: Tobias Carshey
Backstage Club, München, 3. Februar 2019
Wahrscheinlich ist es einfach nur menschlich. Musiker/innen sind ja nicht zwingend extrovertierte Wesen, nicht wenige verkriechen sich gern hinter ihren Instrumenten und sind ganz froh, dass sie ihr Publikum und dessen Reaktionen nur hören, aber nicht auch noch sehen müssen. Von diesen beiden Damen kann man das nicht behaupten, Nora Steiner und Madlaina Pollina gehören keinesfalls zu den schüchternen Mädchen, sie singen also nicht nur gut, sondern reden auch gern darüber und dazwischen, sie scherzen, komplimentieren, albern auf der Bühne – ein Abend mit den beiden kann also gar kein schlechter werden. Warum sich dann Pollina aber unbedingt einen David-Guetta-Moment wünscht, also so mit Hände zum Himmel, Hüpfburg und Stadiongesang, möchte man schon gern mal wissen. Denn ihren Zauber bezieht die Musik des deutsch-schweizerischen Duos ganz gewiss nicht aus platten Jubel-Trubel-Heiterkeitsparolen, sondern eher aus den grüblerischen, stillen und zarten Momenten. Menschlich, wie gesagt. Das Konzert vor knapp 300 Leuten macht klar, dass die Stärke von Fabers Schwester und ihrer kongenialen Gesangspartnerin mit der angenehm rauen Stimme unbedingt der kleine Rahmen schummriger Clubs ist, zu intim, zu hintersinnig sind ihre Texte, zu sparsam oft die Instrumentierungen, als dass man dies in einer großen Halle verschwenden, gar opfern wollte.
Neben Temperament und stimmlicher Präsenz gehört in jedem Falle auch die sprachliche Komponente auf die Habenseite der beiden – waren die deutschsprachigen Texte auf ihren beiden ersten EP noch klar in der Minderheit, so teilen sie sich auf dem wunderbaren Debütalbum „Cheers“ mit den englischen schon das Repertoire, hinzu kommen schwyzerdütsche und – wie an diesem Abend auf grandiose Weise vorgeführt – griechische Ausflüge. Bei aller Besinnlichkeit – Pollina hat natürlich den gewünschten Euphorieschub noch bekommen, schließlich haben Steiner und Madlaina mit „Das schöne Leben“ eine Art Hymne auf die mutige Unentschlossenheit unserer Tage im Programm und wenn die Band zuvor schon einigen Szenenapplaus für ihre Darbietung bekommen hatte, gerieten hier die Gäste kurz vollends aus dem Häuschen. Endgültig aufgekratzt gab’s von Pollina (in einem roten Kleid, wie man es sonst nur bei Karen O oder PJ Harvey sieht) noch ein paar Danksagungen, wieso allerdings der Tontechniker extra erwähnt wurde, erschließt sich dem Besucher nicht so ganz, in Anbetracht des einigermaßen miserabel abgemischten Raumes hatte man eher seine Zweifel, ob es dieser überhaupt aus dem Tourbus durch den Schnee geschafft hatte. Ein schöner Abend, trotzdem.
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