Crumb
„Jinx“
(Crumb Records/Cargo)
Zugegeben, man fühlt sich nicht ganz so wohl bei der Wahl des Aufhängers. Aber weil ohne einen ordentlichen Einstieg ein Text ziemlich verloren wirkt, und weil die Band, von der wir hier reden, selbst auch sehr freimütig mit dem Thema umgeht, ist das wohl in Ordnung: Das Debütalbum „Jinx“ hätte es also in seiner jetzigen Form wohl nicht gegeben, wären Lila Ramani (Gitarre/Gesang), Brian Aronow (Keyboards/Saxophon), Jesse Brotter (Bass) und Jonathan Gilad (Drums) im vergangenen Jahr auf der Rückfahrt von ihrem Aufnahmestudio nicht gemeinsam mit dem Auto verunglückt. Nichts passiert außer ein paar Brüchen (und nachfolgenden Umplanungen resp. Konzertabsagen) – das sagt sich heute natürlich leicht. Die gemeinsame Erfahrung hat die vier als Band gehörig zusammengeschweißt und, wenn vielleicht nicht den Sound, so doch die Inhalte der Songs ihres Debütalbums entscheidend beeinflusst.
Dem Netzportal i-D haben sie jedenfalls erzählt, dass die plötzliche Erkenntnis, wie fragil das Leben in einer solchen Situation erscheint, seitdem eine große Rolle für ihre Arbeit gespielt hat und immer noch spielt, man denkt nicht mehr unbedingt im Großen, sondern lernt das Unmittelbare, den persönlichen Gegenüber zu schätzen. Die zehn Stücke des Debüts der New Yorker kommen denn auch eher als zarte, geheimnisvolle Gebilde daher, Jazz ist ein entscheidendes Stilmittel, Trip-Hop ebenso. Vieles erinnert hier an die Frühphase von Goldfrapps „Felt Mountain“ (die ja nach diversen Ausflügen unter die Discokugel auch wieder die Spätphase geworden ist), Crumb wollen nicht allzuviel allzuleicht von sich preisgeben, wirken eher kühl, distanziert, rätselhaft. Da paßt natürlich ihr Dreh mit Twin-Peaks-Star David Patrick Kelly für „Nina“ bestens ins Portfolio, der Schauspieler schleppt sich im Military-Kostüm durch den kargen Morast, während Ramani im Hause ihrer Familie wie eine Autistin durch die Zimmer schleicht oder schwebt – strangeways here they come. Keine Allerweltskost, die Crumb da verabreichen, läßt man sich auf die Musik ein, kann sie aber zu unerwarteten Glücksgefühlen führen.
19.08. Köln, Acephale
20.08. Düdingen, Café Bad Bonn
23.08. Storkow, Alinae Lumr
28.08. Hamburg, Hafenklang
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