Freitag, 26. März 2021

Death From Above 1979: So geht Wumms!

Death From Above 1979
„Is 4 Lovers“

(Universal)

Selbstverständlich könnten wir uns jetzt ausführlich mit den Inhalten, den politischen Dimensionen und Intentionen des vierten Albums von Jesse F. Keeler und Sebastien Grainger, zusammen Death From Above 1979, beschäftigen. Und man täte den beiden Kanadiern sehr unrecht, würde man das gänzlich beiseitelassen. Was allerdings den sturmerprobten Anhang des Duos aus Toronto am meisten interessiert, ist die Frage, wie es um die Geberqualitäten der Band bestellt ist. Und da können wir schnell beruhigen: Die beiden Herren können immer noch erstklassig austeilen, sie wissen auch nach zwanzig Jahren inklusive mehrerer Unterbrechungen noch, wie man Punk so elektrifiziert, dass beim Anhören die Birne angenehm taub wird. Kurz: Auch auf „Is 4 Lovers“ gibt es kräftig eins auf die Mütze. Zumindest im ersten Teil des Albums. Nach „Outrage! Is Now“ war ja zwischenzeitlich nicht sicher, ob es denn noch einen Nachfolger geben würde – die Frage ist also beantwortet, die Antwort ist gelungen. Für die ersten sechs Tracks der Platte holen Keeler und Grainger wirklich alles auf die Bühne, was laut, wild und böse ist – der Sound erweist sich einmal mehr als perfekte Mischung aller zur Verfügung stehenden Präfixe, hier also Prog-, Hard-, Art-, Stoner- und Punkrock, irgendwo zwischen AC/DC, Queens Of The Stone Age und Muse. Das Ganze dann noch mit einem anständigen Beat verzimmert, fertig ist der Schuppen.

Sie hätten allerdings nicht so eine große Fangemeinde, würden sie nur stumpf ihr Brett herunterschrubben. „NYC Power Elite“ kommt in zwei Geschwindigkeiten und bissigen Anspielungen auf Polizeigewalt und Militarismus, „Mean Streets“ triggert toxische Männlichkeit und den Irrsinn medial zur Schau gestellten Wahnsinns. Und auch klanglich gibt es mit „Glass Homes“ eine merkliche Zäsur – die Steine aus dem Glashaus fliegen zu Technoklängen, denen Gitarren nurmehr als Untermalung dienen, wirklich toller Song das. „Lover Letter“ und das besagte „Mean Streets“ wiederum kommen mit dicken Pianoklängen und breitbeinigem Soulrock daher, Erinnerungen an die Gigantomanie des Britpop Marke Oasis schieben sich ins Bild. Ganz zum Schluss noch eine standesgemäße Ode an den Wahnsinn unserer Welt: „Fake hate, fake love, no-one can see through the blood. Moonwalk on Che Guevara’s grave, for Rockers and Gays, we’re locked up in cages, for ages and ages“, und weiter: „The whole world is hard to believe, if you speak in words that you don’t understand.“ Da wird noch mal in maximaler Drehzahl geknüppelt, bis die Membran bricht und die Ohren pfeifen. Vielleicht sollte man unserem schläfrigen Finanzminister doch mal nahebringen, wie so ein „Wumms!“ wirklich klingen muss – hier wäre die Gelegenheit.

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