Robert Forster
„Inferno“
(Tapete Records)
Das liest man ja oft dieser Tage, dass Robert Forster gerade sein Album über das Älterwerden gemacht habe. Kramt man jedoch die frühen Bilder heraus, die Forster mit seiner Band The Go-Betweens zeigen, führt man sich Erinnerungen an das eine oder andere Konzert vor Augen, da sie alle noch gemeinsam auf der Bühne standen, dann muss die Frage erlaubt sein: War der schlaksige, hochaufgeschossene Mann mit dem schmalen Gesicht (mithin der ganze Gegensatz zu seinem früh verstorbenen Freund und Kollegen Grant McLennan), den klugen Augen und dem feinsinnigen, hintergründigen Lächeln nicht immer schon so alt wie er heute ist? Was andere wie eine Beleidigung ankäme, hier ist es eher Kompliment, denn Alter meint bei Forster eben nicht ergrautes Spießertum, sondern Reife, Stil, Eleganz und eine ganz spezielle Art von Humor, die nur wenige überhaupt und wenn, dann deutlich später erreichen. Forster erschien oft als McLennans zwar gutmütiger, aber sarkastischer, ernsthafter Geistesbruder, der in der gleißenden australischen Sommerhitze auch gern mal das Dunkle, Bedrohliche markierte.
Und natürlich singt er auf diesem, seinem mittlerweile siebten Soloalbum von Grundsätzlichem, alle Männer über sechzig tun das in seinem Job. Aber so beiläufig, so charmant und sogar versöhnlich ist es in letzter Zeit nur wenigen gelungen. Dass es mit der Liebe eine verflixte Sache ist, davon erzählt Forster gleich zu Beginn, dass sie keineswegs vollkommen, sondern auch launisch und unzufrieden sein kann. „Take the sour if you take me“, warnt er in „Crazy Jane On The Day Of Judgement“ und weiter: „I can scoff and lour and scold for an hour“ – soll keine behaupten, er hätte sie nicht gewarnt. Gleich darauf der Ruhm. Der also, den er nicht braucht, der ihm so flüchtig und nutzlos erscheint, gemessen an den Erinnerungen seiner Jugend, die so herrlich lakonisch herüberwehen: „My mother hangs the washing and my father has jobs to ignore, the weekend that has come is the same as the weekend before…“ Und so geht es weiter, neun Stücke sind es geworden, die vom „Inferno“ künden.
Ein großes, ein düsteres Wort für ein Album, das so ausbalanciert, fast schon gediegen daherkommt wie dieses. Und so angenehm unspektakulär klingt. Es geht, hat Forster gerade der taz erklärt, im wörtlichen Sinne um nichts Weltbewegendes. Es gibt in jedem Alter Dinge, die getan werden müssen, das tägliche, unscheinbare Mühen. Und vielleicht ist das eine Möglichkeit, den titelgebenden Song „Inferno (Brisbane In Summer)“ zu lesen: Dass wir die Aufgeregtheiten unserer Zeit wie auch die nächtlichen Träume gern überzeichnen, überhöhen, uns umzingelt und bedroht fühlen von allem und jedem. Das Geschrei um uns herum, die Ruhelosigkeit sind ansteckend und schwer ist es, auszubrechen. Ein Stück dieser beneidenswerten Gelassenheit scheint Forster jedoch gefunden zu haben, denn am Schluß bei „One Bird In The Sky“ winkt die Erkenntnis: „Time to walk around, time to hit the ground, time to do my thing. Eat only what I eat, breathe only what I breathe - well that's me.“ Man ahnt, daß Nick Cave mit seinem Urteil, dieser Mann sei wohl der „wahrhaftigste und eigenwilligste Poet unserer Generation“, nicht ganz so falsch liegen dürfte. http://www.robertforster.net/
30.04. Berlin, Festsaal Kreuzberg
01.05. Hamburg, Knust
03.05. Münster, Gleis 22
04.05. Bielefeld, Forum
05.05. Bonn, Harmonie
07.05. Frankfurt, Zoom
08.05. Schorndorf, Manufaktur
09.05. München, Feierwerk
10.05. Wien, Theater Akzent
11.05. Linz, Posthof
Immer noch schön anzuschauen - das Familienalbum zum Cover der Platte: Hier.
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