Freitag, 25. Juni 2021

Kings Of Convenience: Erleuchtung garantiert

Kings Of Convenience
"Peace Or Love"

(EMI)

Der Münchner Karl Valentin hat seiner Nachwelt ja eine ganze Reihe zeitloser und ungemein kluger Gedanken hinterlassen, einer davon lautet: "Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen". Nun bedenkt der humorige Mann hier eher diejenigen mit Spott, die zu alles und jedem eine Meinung haben und diese, sei sie noch so nebulös, auch überall lauthals kundtun müssen. Betrachtet man den Einzeiler aber eher wohlwollend und wortwörtlich, dann kann man sich bestimmte Dinge, obwohl schon breitgetreten oder totgespielt, eben dennoch anhören, wenn bestimmte Menschen sich ihrer annehmen. Nun ist es so, dass an Liedern über die Liebe, über gebrochene Herzen und zerbrochene Freundschaften keinerlei Mangel besteht. Und wir würden schnellstens abwinken, wenn sich nicht Erlend Øye neuerlich um sie kümmerte. Der norwegische Songschreiber hat mit seiner Band Kings Of Convenience und deren Debütalbum nicht nur den Slogan für ein Revival der leisen, zwarten Folkmusik erfunden ("Quiet Is The New Loud", 2001), seine Songs zählen generell zu der Art von Musik, die unbedingt sowohl für einsame Inseln als auch ausweglose Gemütsverfassungen, ja Taufen und Beerdingungen gleichermaßen taugen.

Und der macht nun, zwölf Jahre nach der letzten Studioplatte, eine neue und wir sind angehalten, keine unserer Behauptungen wegen ihr zurückzunehmen. Ja im Gegenteil, wenn Øye mit kongenialer Gastsängerin Leslie Feist über die Liebe sinniert, dann ist das, obschon altbekannt, als hätte man trotzdem gerade eine neue Bewußtseinsebene erlangt. Wollen wir's einfach mal gemeinsam versuchen?

If you want someone to enter in your life
Show a part of your world they can dream about
It will seem a fair idea
If you make it their idea
Go back to your corner
Let them come to you

Patience is the hardest thing to have to learn
Hours seem like oceans when desire burns
Rushing in will ruin all, you must bide your time
Sow a seed in water, wait for love to grow

Love, to you, is given, love is gifted you
No love can be taken, that love is not true
Love is pain and suffering, love can be a lonely thing
Once you've known that magic, who can live without it?

Wer hier nicht zur Erleuchtung kommt, dem ist tatsächlich nicht mehr zu helfen. Viel mehr Worte muss man über das neue Album gar nicht mehr verlieren. Es ist natürlich fabelhaft geworden, man sollte es immer und überall dabeihaben und wie erwartet sind die elf Lieder essentielle Lehrbeispiele, wie schwer einerseits doch das Leichte zu bekommen ist - und wie befriedigend es sein kann, hat man es einmal (mehr) geschafft. Øye ist der schüchterne Großmeister in diesem Fach, er hinterlässt uns mit den Songs eine neue Sammlung wirkungsvollster Allheilmittel. Auch weil Nick Drake das ja nun nicht mehr kann. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir mit dem Schachspielen beginnen ...

17.03.  Zürich, Theater 11
07.06.  Berlin, Admiralspalast
08.06.  Berlin, Admiralspalast
11.06.  Leipzig, Parkbühne
14.06.  Hamburg, Laeiszhalle
15.06.  Köln, Tanzbrunnen

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