Donnerstag, 19. November 2020

Bluthund: So gar nicht artverwandt

Bluthund
"StromGitarrenWutRap"

(OMN Label Services)

Ja was denn nun?! Grundsätzlich ist es ja so, dass Bands mit Tiernamen eine schwierige Sache sind. Denn meistens passt das Tier nicht zum Menschen (auch wenn das angeblich eine eiserne Regel sein soll), es entstehen Missverständnisse. Das gilt weniger für die harmlosen unter den Artgenossen wie Vögel, Käfer, Pferde und selbst Ziegen, sondern im Speziellen für Hunde und Hundeähnliche - wenn wir da mal auflisten, ergeben sich schon so einige Fragezeichen: Dog Eat Dog beispielsweise, Dackelblut, die Lassie Singers und eben auch die doch recht alberne, präpubertäre Chaotentruppe von der Bloodhound Gang. Der Bluthund also, da sind wir beim Thema. Unsere vierköpfige Kapelle hier, die wir vor einiger Zeit schon mal angespielt haben, hat nämlich mit der Spaßtruppe aus Amerika genauso wenig zu tun wie mit dem ihrem Wappentier. Diese Rasse mit dem vermeintlich martialischen Namen wird im Lexikon nämlich als "sanftes und anhängliches" Tier beschrieben, das "ruhig, freundlich, zurückhaltend und umgänglich" im Kontakt mit Menschen sei. Und da beißt sich - äh, der Hund in den Schwanz, denn von diesen Eigenschaften ist auf der neuen EP "StromGitarrenWutRap" so gar nichts zu hören. Das Quartett brüllt vielmehr seine Wut in vierfacher Potenz aus den Boxen, das ist laut, das ist dreckig und von Zurückhaltung oder Sanftmut fehlt jede Spur. Vielmehr geraten die fünf Stücke zur zornigen und natürlich politischen Abrechnung - mit militaristischen Saubermännern und Scheitelträgern ("Soldatinnen und Soldaten"), fehlgeleiteten, gern auch anonymen Hasspredigern jeder Coleur ("Halt die Fresse ja!!!"), schärfer als Die Ärzte gehen sie mit dem Punk selbst ins Gericht und Leute, die wegen jedem Mist gleich Amok laufen und einen auf Michael Douglas machen, kriegen auch gleich auch eine mit ("Scheisswut"). Für den aktuellen Track "Wir fackeln alles ab" haben sich Bluthund übrigens mit den Berliner Krawallos The Toten Crackhuren im Kofferraum zusammengetan, Regie von Boris Saposchnikov. Stilistisch bewegt sich der Lärm irgendwo zwischen Deichkind und Turbostaat, Metall-Rap auf hoher Drehzahl also. Irgendwann aber sollten sie mal im Tierheim vorbeischauen, eine Entschuldigung wäre dann doch fällig.



Keine Kommentare: