Mittwoch, 8. März 2017

Methyl Ethel: Bittersweet Symphonies

Methyl Ethel
„Everything Is Forgotten“

(4AD)

Für Eilige: Wollte man vornwegpreschen, dann könnte man – zumindest für die zweite Single – gleich die Losung ausgeben: „Ubu ist das neue Happy!“ Denn was das Trio aus dem australischen Perth mit diesem Song abgeliefert hat, ist allerfeinster, maximal ansteckender Indiepop. Und zwar der Premiumklasse und unbedingt sommerhittauglich. Einen gewichtigen Haken hat die Sache dann aber doch, denn so sonnig, wie es klingt, ist das Stück gar nicht, geht es doch um Außenseiter, um zunehmende Entfremdung, den Zerfall alter Freundschaften. Erfreulich trotzdem: Auch der Rest des Albums der Methylgruppe (platter Namenswitz #1) kann mit dem besagten Killertrack mithalten, Jake Webb, Thom Stewart und Chris Wright ist mit “Everything Is Forgotten” eine erstaunliche, durchgängig spannende Platte gelungen. Stilistisch läßt sich das wohl unter intelligent gemachtem, tanzbarem Artpop ansiedeln, irgendwo zwischen den Beatles und Beach Boys von damals und Arcade Fire und Hot Chip im Hier und Jetzt. Das ist erstaunlich genug, denn Webb’s erste eigene Besitztümer aka. Jugendsünden bestanden, so liest man, aus U2, Seal und dem Soundtrack von “Batman Forever”.



Dauerhafte Schäden sind davon nicht zurückgeblieben – ohnehin will niemand ernsthaft mit den Preziosen aus der pubertären Frühzeit hausieren gehen – was die drei jetzt machen, genügt wirklich höchsten Ansprüchen. Nach dem Debüt “Oh Inhuman Spectacle” aus dem Jahr 2013 ist auch der zweite Wurf der Schnapsdrosseln (platter Namenswitz #2) prall gefüllt mit trickreich verschränkten Melodien, die unter der Regie von Webbs markant hoher Stimme federn, pulsieren, vibrieren. Der psychedelische Charakter des Vorgängers ist zugunsten eingängigerer Harmonien etwas in den Hintergrund getreten, dennoch:  Von bedächtig und zart bis hin zum großen Drama, gern auch gleich in einem einzigen Stück wie bei “Act Of Contrition”, ist alles dabei, “Femme Maison/One Man House” kulminiert gar in großartigem Krawall und hat einen von diesen herrlichen, nennen wir sie mal: Interpol-Momenten dabei. Alles zusammen bittersüßer Pop, wie man ihn in dieser Konzentration selten zu hören bekommt. http://methylethel.com/

13.03.  Hamburg, Molotow
14.03.  Berlin, Kantine Berghain
31.05.  Lausanne, Les Docks
05.06.  Zürich, Mascotte

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