Let’s Eat Grandma
„I’m All Ears“
(Transgressive Records)
Unangenehm klingt es nicht, eher ungewohnt: Hört man sich die ersten zwei Minunten des neuen Albums von Rosa Walton und Jenny Hollingworth an, dann meint man tatsächlich, Depeche Mode hätten sich mit den beiden Mädchen aus Norwich noch mal für eine finale Session getroffen – grandioses Wummern, synthetische Wucht, fabelhaft. Und keineswegs eine Sinnestäuschung, denn das Duo Let’s Eat Grandma hat seine zweite Platte nach dem Erfolgsdebüt „I, Gemini“ (2016) noch ein Stück mehr elektrifiziert. Am besten passt hier wohl der Begriff Dronepop, obwohl auch das kaum wiedergibt, was sie auf „I’m All Ears“ gepackt haben. Satt stampfende Beats, Maschinenmusik also, wie man sie schon bei der Singleauskopplung „Hot Pink“ hören durfte, kurz darauf softe Drumparts und funkelnde Gitarrenhooks im Stile der Klangzauberer The XX, sie zirpen, cronnen und rappen sogar recht veritabel zu den äußerst abwechslungsreichen Stücken.
Bezeichnend vielleicht, dass ein eher durchschnittlicher Song wie „I Will Be Waiting“, den man getrost auch den Chvrches hätte überlassen können, fast schon als Schwachstelle auf dem Album wahrgenommen wird, einfach deshalb, weil für den Rest die Messlatte weitaus höher gelegt wurde. Nimmt man beispielsweise das gut neunminütige „Cool And Collected“, dann zeigt sich, wie planvoll die zwei ihren Sound weiterentwickelt haben – Postrock darf man das nennen, wenn sich nach und nach die Soundflächen übereinanderschichten und aus dem zarten Gesang ein energischer wird. Ebenso fein und sogar noch eine Spur länger der Schlußakkord „Donnie Darko“, herrlich träger House mit hypnotisch pulsierenden Dancegrooves – das Handwerkszeug, mit dem hier gearbeitet wurde, nötigt einem schon gehörig Respekt ab. Dem Netzportal In The Line Of Best Fit gegenüber äußerte Hollingworth die Vermutung, daß jeder, der länger mit den beiden zu tun habe, ziemlich verwirrt sein müsse und sich wahrscheinlich ständig frage, wie um Himmels Willen sie auf diese ganzen Ideen kämen. Und daß sie das wohl verstehen würde. Wenn man ehrlich ist, gibt es aber doch nichts Besseres, als sich auf diese Art durcheinanderbringen zu lassen, es macht einfach einen Riesenspaß. http://letseatgrandma.co.uk/
06.11. Köln, Live Music Hall (Support Chvrches)
07.11. Berlin, Tempodrom (Support Chvrches)
09.11. Hamburg, Docks (Support Chvrches)
11.11. Stuttgart, LKA Longhorn (Support Chvrches)
12.11. München, Muffathalle (Support Chvrches)
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