Priests
„The Seduction Of Kansas“
(Sister Polygon Records)
Mit dem Hinweis, dass die Priests eine politische Band seien, muß man Katie Alice Greer nun wirklich nicht kommen. Alles ist politisch, wird die streitbare Sängerin der Band aus Washington D.C. nicht müde zu betonen, war es schon immer, ist es immer noch, wird es immer bleiben. Die drei Musiker haben ja ihr Debütalbum „Nothing Feels Natural“ fast auf den Tag genau an dem Datum veröffentlicht, als Donald Trump im Weißen Haus vereidigt wurde – man kann sich gut vorstellen, dass ihr Engagement seitdem nicht geringer geworden ist. Sowieso sind sie so in etwas der maximalste Gegenentwurf zu einer gehypten Retortenkombo, wie sie das erfolgsgierige Musikbusiness gleich reihenweise ausspuckt: Auf ihrem DIY-Label veröffentlichen sie ambitionierte Acts wie Snail Mail, Gauche oder die Downtown Boys, arbeiten selbst gern gegen alle Erwartungen und geben sich auch sonst vielseitig interessiert. Für die aktuelle Platte beispielsweise setzten sie sich mit einem Sachbuch des Schriftstellers Thomas Frank auseinander, das unter dem Titel „What’s The Matter With Kansas“ der politischen Willensbildung im Bundesstaat untersucht, an anderer Stelle gibt Greer auch die interessierte Gesprächspartnerin, wenn es um die Frankfurter Schule um Horkheimer und Adorno geht. Wie gesagt – politisch ist hier immer.
Natürlich nicht unbedingt eins zu eins, sondern gern auf Umwegen. Gleich der Einstieg „Jesus‘ Son“ kommt beispielsweise als skurrile Träumerei daher, die auch mal in eine Art Gewaltfantasie schwappen kann: „I am Jesus’ son, I’m young and dumb and full of cum, I am Jesus’ son, I think I wanna hurt someone.“ Greer kreuzt hier nach eigenem Bekunden ultrafeministische Thesen und Lou Reeds Liedtext von „Heroin“ miteinander, ein wahrhaft unterhaltsamer Versuch. Solche abgedrehten Szenerien gibt es auf dem neuen Album viele, der Titelsong ist eine, aber auch die Stücke „Youtube Sartre“ oder „Good Time Charlie“ könnten gut als absurdes Theater durchgehen, wenn sie denn auf die entsprechende Bühne kämen. Musikalisch ist die Platte (erstmals mit John Congleton an den Reglern) noch abwechslungsreicher geraten als das Debüt, den krachigen Garage-Sound gibt es immer noch, häufiger jedoch wird auch mal mit lässig pulsierenden Tanzbeats („The Seduction Of Kansas“/“68 Screen“) gearbeitet, auch vertrackter, sperriger Post-Punk („I’m Clean“) oder Psychrock („Not Perceived“) kommen zur Aufführung. Allerbeste Unterhaltung also, die hier geboten wird, ganz so wie es sein soll in und um Kansas.
21.05. Köln, Bumann und Sohn
22.05. München, Import/Export
23.05. Zürich, Rote Fabrik
24.05. Heidelberg, Karlstorbahnhof
29.05. Berlin, Kantine Berghain
30.05. Hamburg, Hafenklang
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