Sonntag, 10. Februar 2019

HEALTH: Vorm Höllentor

HEALTH
„Slaves Of Fear“
(Loma Vista Records)

Wenn einem (wie überschlagen ca. siebeneinhalb Milliarden Menschen) zur Apokalypse noch immer belastbare Augenzeugenberichte fehlen, tut man sich mit Vergleichen naturgemäß ein wenig schwer. Und muss also auf Berichte zurückgreifen, die weniger auf Fakten (auweia!) denn auf Visionen beruhen – Lieblingsjünger Johannes hat ja in seiner Offenbarung etwas vorgespoilert, Bosch hat einen recht anschaulichen Starschnitt vom Fegefeuer gefertigt und auch Dante Alighieri konnte mit seinem Höllenspruch „Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“ ziemlich viele Gruselpunkte sammeln. Auch nicht ganz ohne ist die Schilderung Tolkiens, als sich Aragorns Getreue vor Morannon, dem Schwarzen Tor von Mordor, zur entscheidenden Schlacht versammeln und dieses sich mit lautem Getöse öffnet. Warum dieser Ausflug? Nun, weil die kalifornische Band HEALTH solche Szenarien auf die gleiche Weise musikalisch vorwegnimmt, weil ihr Sound diese Bilder (auf’s schönste oder schlimmste – je nach Sichtweise) heraufbeschwört.



„Slaves Of Fear“ schließt dabei nahtlos an das ebenso gelungene Vorgängeralbum „Death Magic“ an, wieder trifft Industrial-Lärm auf messerscharfe Mathcore-Riffs, wuchtige Percussions (gern auch mal ultraschnell wie bei „God Botherer“) mischen sich zu tiefschwarzen Drone-Synthesizern. Hochmelodisch bleibt es dennoch, dafür sorgt auch Jake Duzsiks warme Stimme, die stets etwas wattiert durch das infernalische Getöse bricht. Beim Titelsong übernimmt außer der Reihe Ryn Weaver den Gesangspart („Slaves of fear, from the moment we're born, slaves of fear, ‘til we’re dead in the ground“), was eigentlich erstaunt, hatten HEALTH doch vor Veröffentlichung des Albums mit einer Reihe ungewöhnlicher Kollaborationen (Soccer Mommy, Perturbator, Youth Code) überrascht – nun bleiben sie also bis auf diese Ausnahme unter sich und ihrem Stil treu. Was nicht weiter schlimm ist, denn eine Platte mit solcher Kraft, die ja trotz aller Endzeitfantasien eine schöpferische ist, hört man nun ganz selten. http://youwillloveeachother.com/

26.02.  Wien, Arena
27.02.  Frankfurt, Nachtleben
28.02.  München, Feierwerk
01.03.  Leipzig, Täubchenthal
02.03.  Berlin, SO36
19.03.  Lausanne, Le Romandie
20.03.  Luzern, Konzerthaus Schüür

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