Bilderbuch
„mea culpa“
(Maschin Records)
Und natürlich findet sich auch hier so etwas wie der eine Hit, die sichere Bank, den/die man komischerweise immer braucht, um das große Ganze zu mögen. Nur lassen sich die Jungs diesmal erstaunlich viel Zeit damit. Überhaupt ist so einiges anders auf der Nummer fünf von Bilderbuch. Wenn für die vorangegangenen Alben alle üblichen Marktmechanismen durchdekliniert wurden (hieß langsames Anfüttern mit Club- und Hallentour, Vorabsingles, digital, physical, das komplette Programm), gleicht das vorliegende einer regelrechten Sturzgeburt. Erlaubt ist, was gefällt und ganz so neu ist diese Schiene ja auch nicht, schließlich schicken reichlich Stars mittlerweile ihre Mixtapes auf diesem Wege in die Runde, weil der Tonträger nicht mehr das zählt, was er früher mal wert war. Marketingtechnisch jedenfalls. Dass der Ruch des Schnellschusses, sei er berechtigt oder nicht, die Position des Künstlers in irgendeiner Weise schwächt, darf bezweifelt werden – time is running und wir alle mit. Letztendlich: Entscheidend ist auf der Platte und die ist gut oder eben nicht. Diese hier läßt sich zunächst einmal sehr viel Zeit. Die Beats kommen smooth und cheezy, nur keine Hektik, nur nicht überdrehen, Bilderbuch gehen es langsam an.
Die aufgekratzte Stimmung, die ganze gespreitzte Exaltiertheit, die letztens noch den Ton angegeben hatten, der schicke Schock also ist einer maximalen Entspanntheit gewichen, erst im dritten Track, erst in der „Lounge 2.0“ kommt langsam Schwung in die Bude, wippt es los. Die Tür einen Spalt weit auf, etwas Soul, etwas Funk, mehr darf vorerst nicht rein. Dazu relaxte Klickbeats, supersoft, gelooptes Gebell, es bleibt ganz geschmeidig. Danach erneutes Abdimmen, erst bei „Megaplex“ wird’s richtig fett, gehen die Strahler an, gehen die Regler hoch – Hollywood! Als besagter Hit erweist sich dann „Checkpoint (Nie Game Over)“, ein schöner Schunkler, die Gitarren jangeln fein, der Plüschclub gibt sein Bestes, wir fühlen uns wohl. Bilderbuch, das wird mit diesem Album klar, haben die Mitte gefunden, die sie mal mit „OM“ persifliert haben. Irgendwo bei Urvater Prince pendelt sich der Sound ein, das ist gut, das gefällt, das ändert sich aber auch nicht und überrascht kaum mehr. Zumindest nicht auf diesem Album – ein zweites soll ja recht bald kommen und erst dann wird sich zeigen, ob die No-Stress-Idee noch länger zieht oder ob wir nicht doch eine Blume weiter müssen. http://www.bilderbuch-musik.at/
06.04. Würzburg, Posthalle
07.04. Stuttgart, Beethovensaal
08.04. Offenbach, Capitol
09.04. Oberhausen, Turbinenhalle
11.04. Leipzig, Haus Auensee
12.04. Hannover, Capitol
13.04. Köln, Palladium
14.04. Kassel, Stadthalle
16.04. München, Zenith
17.04. Hamburg, Mehr! Theater
18.04. Berlin, Columbiahalle
24.04. Innsbruck, Dogana
25.04. Basel, Volkshaus
26.04. Zürich, X-Tra
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen