The Düsseldorf Düsterboys
Rote Sonne, München, 17. Januar 2020
Die Frage nach der Ernsthaftigkeit einer Unternehmung ist ja eine durchaus berechtigte. Und natürlich auch eine sehr deutsche. Und manchmal ist sie auch angebracht - hier allerdings nicht so sehr. Denn: Wären sie denn da, wenn sie es nicht ernst meinten mit ihren Songs? Und: Warum um alles in der Welt ist es denn so wichtig, das so genau zu wissen? Es wird wohl so sein: An dem Essener Quartett The Düsseldorf Düsterboys scheiden sich die Geister. Die einen halten ihre Platte "Nenn mich Musik" für abgedrehten, spinnerten Quatsch und können auch mit dem etwas lauteren Zwilling International Music nicht viel anfangen. Anderen wiederum gefällt gerade das Ungefähre, Verschwommene, dieses Schwanken zwischen überhöhter Traurigkeit und trostloser Schwere auf der einen und kluger Ironie (auch mancher Albernheit) auf der anderen Seite. Die Zartheit der Stücke, die Poesie der Texte irritiert genau so, wie sie einen für die Band einnimmt. Wenn sie uns liebevoll hohler Phrasen überführen, einfachste Dinge benennen und ihnen eine Bedeutung zuweisen, die wenigstens nachdenklich macht. Dazu dieses angesoffen Verschwofte, das sich anfühlt wie ein Rausch, der zu früh kommt und den Rest des Tages mit einer Taubheit überzieht, alles dimmt und wattiert und einen angenehm bewegungslos zurückläßt. Und zwar mit einem Lächeln auf den Lippen.
Das funktioniert in einem szenigen Club vielleicht nicht ganz so gut, macht aber trotzdem Spaß - weil es auch den vieren auf der Bühne augenscheinlich gefällt. In rote Schummrigkeit getaucht, wirken die Drone-Folk-Songs noch ein Stück düsterer, werden aber durch die Ansagen von Peter Rubel und Pedro Goncalves Crescenti sofort wieder gebrochen ("Jetzt machen wir aber wieder was Trauriges"), an den Instrumenten darf gern mal dilettiert werden, wenn es der Entspannung dient. Andererseits eben: Wann hat man zuletzt schon mal Zeilen gehört wie diese: "Es geht mir gut, es geht mir gut, es geht mir gut, so gut. Nur ab und zu, geht es mir nicht so gut, dann geht's mir schlecht, so schlecht... Dann geht's mir richtig schlecht. Doch immer dann, wenn's mir so geht, fällt mir wieder ein, schon bald geht's mir wieder gut. Und dann geht's mir gut, dann geht's mir wieder gut"? Was hier fast kindlich naiv daherkommt, könnte auch ein kurzer Blick in den dunklen Schlund der Alltagsdepression sein, ganz so, wie man es gerade heraushören will. Dass sie beides zulassen, einen weder in die eine noch in die andere Richtung drängen, das ist die größte Qualität ihrer Lieder. Auch an diesem Abend.
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