Freitag, 22. Juni 2018

Kluster: Wunderbarer Wildwuchs

Kluster
„civic“

(Rama Lama Records)

Menschen, die sich nicht entscheiden können, haben es im Leben immer schwerer. Alles dauert länger, denn die richtige Wahl will gut überlegt sein. Ungeduld begleitet sie überall hin, denn diejenigen, die anders ticken, haben selten Verständnis fürs gründliche Abwägen. Mag also sein, dass sich in Malmö vor vier Jahren nicht nur fünf Freunde getroffen haben, die musikalisch schwer talentiert sind, sondern die auch in Sachen Entschlußfreude ähnlich gestrickt sind. Kluster scheinen aus der Not eine Tugend gemacht zu haben, statt eine klare Richtung einzuschlagen, schwärmen sie in viele Richtungen aus, gegen die Schärfung des Profils setzen sie die maximale Vielfalt. Und so hört man auf ihrem Debüt „civic“ neben Komponenten des Jazz (dem sie schon zu Hochschulzeiten zugetan waren) auch Noiserock, Punk, Easy Listening und gefälligen Popsound und das teilweise innerhalb eines einzelnen Stückes.

Exemplarisch läßt sich das bei Songs wie „In Your Hometown“ und „Afterglow“ heraushören, wo harte Riffs mit geschmeidigen Melodien wechseln, ein Prinzip, dem eigentlich die ganze Platte folgt. Die Gitarren sind mal schroff und laut, dann wieder wippen sie recht verführerisch, um gleich im nächsten Moment wieder ordentlich loszuschrammeln. Zwischenrein platziert die Band ein paar luftige Instrumentals, von denen das schönste den Titel „Tiramisu“ trägt. Ein Pfund sicherlich auch Linnea Halls klare Stimme, vielleicht die einzige Konstante in diesem wunderbaren Wildwuchs an Tönen und Stilen, beim Schlußstück „Narcissist“ erinnert sie etwas an Elizabeth Fraser von den Cocteau Twins, der man heimlich ein paar grollende Akkorde untergeschoben hat. Quicklebendig das Ganze, nicht zu lang, als dass man den Spaß an der Sache verlöre – es wird spannend sein zu beobachten, ob sie sich diese Unentschiedenheit wohl bewahren können. Denn auch sie werden älter, irgendwann.



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