Mittwoch, 18. März 2020

My Ugly Clementine: Gegenstücke

My Ugly Clementine
"Vitamin C"

(Ink Music)

Es gibt tatsächlich immer noch Menschen (fast ausschließlich männlichen Geschlechts), die behaupten, die weibliche Physis würde einer Qualifikation zur klassischen Rockmusikerin, also an Drums, Bass oder Gitarre, im Wege stehen. Klingt absurd bis doof, ist aber traurige Realität. Ganz so, als hätten es Künstlerinnen oder Bands wie Hole, The Breeders oder Liz Phair nicht schon vor Zeiten zu beachtlichem Ruhm geschafft. Drei Namen nur als kleinstmögliche Schnittmenge, doch auch diese stehen hier nicht ohne Grund, gehören sie doch zu den möglichen Vorbildern der Wiener All-Girl-Kapelle My Ugly Clementine. Als Sophie Lindinger, Mira Lu Kovacs, Kathrin Kolleritsch und Nastasja Ronck 2019 mit der Single "Never Be Yours" ihre Zusammenarbeit ankündigten, war die Resonanz nicht weniger als euphorisch, schließlich waren und sind die vier bis dato in höchst unterschiedlichen Projekten erfolgreich und die Chance, dass dem doch recht maskulin geprägten Austro-Rock-Revival endlich ein feminines Gegenstück erwachsen könnte, schien nur allzu verlockend. Spätestens heute und in Kenntnis dieser ersten Platte wissen wir, dass die Erwartungen keineswegs zu hoch gesteckt waren. Denn "Vitamin C" klingt als Debüt erfreulich frisch und lässig (wie man es eben aus Österreich derzeit erwarten kann) und hat dabei zu gleichen Teilen Witz und Kampfgeist zu bieten.



Schon der Opener "Playground" kommt als humorvolle bis sarkastische Nummer daher, zu grungigen Gitarren gibt's allerlei Seitenhiebe in Richtung überkommener Vorurteile und blöder Gemeinheiten, unter denen die Sache mit den kleinen Händen leider nur eine von vielen ist. Der Song gibt, wen wundert's bei der Besetzung, thematisch die Richtung vor - Empowerment, Gleichberechtigung, weibliches Selbstverständnis, Schlagworte, die auf jeden der zehn Songs verweisen, selbst wenn sie von scheinbar so banalen Dingen wie Freundschaft, überzogenen Erwartungen oder enttäuschter Liebe handeln. Der Sound dazu ist angenehm wandelbar, vom geschmeidigen Popsong über Blues- und Alternative-Rock bis hin zu Post-Punk-Anklängen ist eigentlich alles dabei, da werden mal schnell die Sugababes zitiert und an anderer Stellen fallen einem die wunderbaren Shangri-La's ein - weiß Gott nicht die schlechtesten Referenzen. Wer sich jetzt immer noch zu solch unsäglichen Behauptungen (siehe oben) versteigt, verwandle sich bitte umgehend in eine ausgetrocknete Clementine und friste sein kümmerliches Dasein zukünftig auf dem stinkenden Misthaufen der eigenen Beschränktheit.

23.09.  Krems, Kino im Kesselhaus
24.09.  St. Pölten, Cinema Paradiso
25.09.  Vöcklabruck, OKH
27.09.  Berlin, Prachtwerk
28.09.  Hamburg, Uwe im Klubhaus St. Pauli
30.09.  Innsbruck, Die Bäckerei
01.10.  Dornbirn, Spielboden
02.10.  Salzburg, ARGEkultur
03.10.  Passau, Zeughaus
04.10.  Wien, Arena
02.12.  Nürnberg, MUZClub
03.12.  München, Milla
05.12.  Dramstadt, HoffArt
06.12.  Stuttgart, ClubCANN
10.12.  Graz, Orpheum extra
12.12.  Weyer, Bertholdsaal





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