The Screenshots
„2 Millionen Euro Umsatz mit einer einfachen Idee“
(Staatsakt)
Hey Krefeld, wir müssen reden: Offensichtlich habt ihr ja vor Ort eine/n ganz emsigen Stadtschreiber*in sitzen, die/der in den letzten Jahren eine Wikipedia-Seite gebastelt hat, hinter der sich manch größere Stadt in Deutschland aber so was von verstecken kann. Daran ist grundsätzlich überhaupt nichts auszusetzen, denn wer seine Heimatstadt liebt, der schreibt. Gern auch mehr. Krefeld verzeichnet, nur so als Beispiel, unter „8. Kultur“ sogar einen eigenen Unterpunkt „8.3. Nachtleben“ und den hat nicht mal Big Bolle Berlin! Was ihr uns aber mal dringend erklären müsst: Ralf Hütter lasst ihr nicht unter den Tisch fallen (schon klar), selbst eine angeranzte Metalkombo wie Blind Guardian findet ihren Platz (meinetwegen) – aber wie kann man denn eine so fabelhafte Band The Screenshots gänzlich unerwähnt lassen? GEHT’S NOCH?!
Dabei sollte nun fast jeder in diesem Land mitbekommen haben, dass Susi Bumms, Dax Werner und Kurt Prödel seit Anbeginn ihrer linksrheinischen (haha!) Karriere herrliche Lieder fabrizieren, die das Kunststück fertigbringen, sowohl ins Poesiealbum als auch an den verrauchten Mitternachtstresen zu passen. Schlichtheit darf hier mal als Kompliment verstanden werden und schon „Google Maps“, „Heimat“, „Männer“ oder „Fußball ist cool“ waren charmante Zweiminüter zum Mitgrölen der Extraklasse, die zu ignorieren nachgerade unverzeihlich ist. Und auch die neue Platte zwinkert einem verschwörerisch zu, hält sogar feine Reime über Angela Merkel und Christian Lindner bereit, die so gar nicht peinlich sind und macht kein Hehl daraus, dass sich die drei – irgendwo zwischen Die Sterne und Die Ärzte – als Gegenentwurf zum allzu verkrampften, deutschen Diskursrock sehen.
Soll heißen: Seine Meinung zu sagen muss nicht immer so wahnsinnig anstrengend und verkrampft klingen, das kann man auch mit etwas Gripps auf so lässige, gewitzte Weise tun. Und so outen sich The Screenshots einmal mehr als Antistreber, Abhänger, sympatische Hochstapler, Serienjunkies. Sie heißen die ganze Welt daheim willkommen, grüßen ihre Ängste, sie weinen dem Gutem im Bösen ein paar Tränen nach („Walther White ist tot und vieles in mir auch!“) und wenn Susi auf wunderbar schiefe Weise die Zeilen „John Mayer hat mir gesagt, mein Körper ist ein Wunderland“ singt, dann könnte das ein leidenschaftliches Bekenntnis zum Kitsch sein oder eine Persiflage auf die sagenhafte Stumpfheit der Popindustrie – beides passt, beides ist schön. Es wird, das ist die (nicht allzu gewagte) Prognose, in diesem Jahr aus diesem Land nichts Besseres mehr kommen. Zeit, das auch zu würdigen. Hallo Krefeld, HAST DU DAS VERSTANDEN?
22.01. Münster, Gleis 22
23.01. Köln, Gebäude 9
16.02. Bremen, Lagerhaus
17.02. Hamburg, Molotow
18.02. Berlin, SO36
19.02. Leipzig, Naumanns
24.02. Wiesbaden, Schlachthof
25.02. Karlsruhe, Kohi
26.02. Nürnberg, Club Stereo
27.02. Augsburg, Soho Stage
01.03. Wien, B72
02.03. Salzburg, Rockhouse
03.03. München, Kranhalle
05.03. Dresden, Scheune
06.03. Bochum, Die Trompete
15.04. Osnabrück, Popsalon Festival
19.08. Dornstadt, Oberwiesenfestivalgelände
1 Kommentar:
Bandmittelpunkt ist laut Wikipedia aber auch Köln. Finden wir hier die versteckte Ironie? Bin selber unsicher, aber mit linksrheinisch liegt man dann ja trotzdem immer noch richtig. ;-)
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