Mittwoch, 7. November 2018

Peter Bjorn And John: Different Shades of grey

Peter Bjorn And John
„Darker Days“
(Ingrid)

Wo bitteschön soll denn das enden, wenn schon die sonst so Gutgelaunten dem Trübsinn verfallen? Erst haben MGMT, einst bekannt geworden durch ihren quietschvergnügten Hit „Kids“, das dunkle Zeitalter ausgerufen, nun ziehen auch die Herren Morén, Yttling und Eriksson nach und besingen die düsteren Tage!? Gut, auch wenn „Gimme Some“, die letzte Platte von Peter Bjorn And John so klang, als sei sie direkt im Bällebad aufgenommen worden – es war schon immer ein gehöriges Augenzwinkern dabei, sie beherrschten die Kunst, Nachdenkliches in lustig hüpfende Rhythmen zu packen, wie nur wenige. Dennoch stellt „Darker Days“ eine Zäsur da, denn dass sich die drei so ausführlich und ungewohnt deutlich dem deprimierenden Weltgeschehen widmen, ist neu. Korrupte Politiker, schmelzende Polkappen, Krieger, Populisten, Nationalisten, wohin man schaut und die Aussichten werden nicht besser.

Da fällt es schwer, die Haltung oder in diesem Falle die gute Stimmung zu bewahren und weil auch sie nicht so recht weiterwissen, verbleiben sie im Titelsong mit dem simplen Ratschlag: „I can’t heal it, I can’t rip it up and just start over again, lend a friend a hand.“ Und später dann bei „Sick And Tired“ fast schon als Widerruf (auch an die eigene Adresse): „I'm sick and tired of the comical, it won't be funny for a long time. I'm sick and tired of the cynical, because I'm always on the wrong side.“ Entsprechend büßt auch der stets so locker dahinwippende Sound der Band etwas an Dominanz ein, macht Platz für schattigere Momente, für die andere Seite der Farbpalette. „Every Other Night“ kommt dann wie eine Mischung aus Vampire Weekend und The Drums daher, „Velvet Sky“ als trauriges Trennungsstück gar wie die Electrofolk-Version von Simon And Garfunkel. Und ganz so verkehrt ist das nicht. Denn wenn man ehrlich ist – die ostentative Glückseligkeit der letzten Kompositionen konnte in der Masse schon auch gehörig nerven, da setzt das erweiterte Klangspektrum, das Verhaltene, Melancholische schon einen neuen Reiz.



Das geht dann bis zur achtminütigen Psychrockballade „Heaven And Hell“, bei der zum Schluß die Orgel wie schon eingangs herrlich deep purpelt. Den besten Beweis, dass ihnen ihr feiner Humor noch nicht ganz abhanden gekommen ist, liefern die Herren aus Stockholm dann aber mit dem „Silicon Valley Blues“ ab, einem herrlich schrägen Big-Data-Schieber. Hier bricht sich der Sarkasmus noch einmal Bahn, denn selbst wenn du glaubst allein zu sein, dann gibt es immer noch jemanden, der dich ganz genau kennt und wenn schon nicht auf dich, so doch wenigstens auf deine Daten aufpasst. Sie können übrigens ziemlich gut über sich selbst lachen. In einem Interview mit BlackBook charakterisieren sie ihre Platte selbst wie folgt: „Swedish winter darkness, American political darkness and private mid-life darkness“ und weiter: „Swedish melancholy, Stockholm break-up mysteries and some Ingmar Bergman indie rock“. Die Quintessenz heißt also: Es mag dunkler werden da draußen, aber es bleibt ganz sicher unterhaltsam. Auch ein Trost. https://www.peterbjornandjohn.com/

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