Freitag, 27. Februar 2009

Gehört_15



Super700 "Lovebites" (Motor)
Als Anfang Oktober die Vorabsingle „Tango“ von Motor Musik als freier Download inkl. Remixen angeboten wurde und diese beim Anhören aufgrund ihrer zupackenden Frische sehr gut gefiel, dachte man sich: 'Hoppla, wenn die das schon verschenken, muß das neue Album 2009 ja der Hammer werden'. Dachte man. Und dachte falsch. Denn was nun das furiose Eröffnungstück auf der Platte ergänzt, ist eine herbe Enttäuschung und man fragt sich, wo nur die Leute bei Spiegel Online die 8 Punkte herausgehört haben wollen. Dünne Stimmchen, die zuweilen mangels Volumen einfach nur schreien oder gequält jammern können, dazu eine Musik, die viel zu oft zwischen platter Gefälligkeit und verquerem Bemühen um Eigenständigkeit schwankt. Mal düsteres Dräuen mit viel, viel Moll, dann wieder einer dieser drögen Schananana-Chöre und bei allem im Hinterkopf der Gedanke an dieses unsägliche russische Popduo t.A.T.u., das sicher weit weniger begabt war als die drei Schwestern Ramadani, aber eben stellenweise leider als Assoziation herhalten muss. Andere scheiden leider aus: Cocteau Twins – kein Gedanke, Blonde Redhead – viel kantiger, musikalisch um Längen besser – was soll’s. Super 700 hatten auf ihrer ersten EP „When Hare And Fox Had Fun“ 2005 einen wirklich traumhaften Song, der hieß „I Love You“ und war perfekt wie kaum etwas anderes in diesem Frühling. Dann waren sie hip, galten als das nächste Überding aus Großberlin. Und jetzt, jetzt sind sie ziemlich bekannt und leider auch ziemlich schlecht. Wer also was Gutes aus der Hauptstadt hören will, liest einfach unten weiter – ich für meinen Teil gehe nach Hause und höre mir meine alte „Bobo In The White Wooden Houses“ an ...

Donnerstag, 26. Februar 2009

Gehört_14



The Whitest Boy Alive “Rules” (Bubbles)
Das wird jetzt nicht ganz einfach für einen Wahlmünchner, wie ich einer bin, aber ganz und gar neidlos muß man anerkennen, dass eine der coolsten Clubplatten dieses Jahres ohne Zweifel aus der Hauptstadt kommt. Oder zumindest entstand sie unter der maßgeblichen Mithilfe dreier Berliner Musiker, die dem Mastermind Erlend Øye bei The Whitest Boy Alive seit ihrem prächtigen Debüt „Dreams“ von 2006 zur Seite stehen. Es gibt wirklich wenige Platten, die mir so zeitgemäß und gleichzeitig über alle Maßen entspannt vorkommen wie diese. Øye ist ja in dieser Hinsicht weiß Gott kein Anfänger, als Mitbegründer der Nerdcombo Kings Of Convinience prägte er mit deren 2001 erschienenem Albumtitel das gern zitierte Motto „Quiet Is The New Loud“, schraubte für das Label K7 eine hübsche DJ-Kicks-Compilation zusammen und übernahm diverse Gastparts bei Genrekollegen wie den norwegischen Röyksopp. Wohnen tut er natürlich auch in Berlin und bei allem Hypegeschrei scheint es bei ihm sogar Sinn zu machen, denn ob die Clubszenen anderer deutscher Städte diesen Input hergeben, darf zumindest leise bezweifelt werden. „Rules“ jedenfalls ist ein kleines Meisterwerk, hier federt alles herrlich leicht, die Keyboards fuzzen und schnalzen, Øyes Timbre klingt soulig wohltuend und irgendwie, irgendwo, irgendwann muß der Meister einmal eine dezent unterdrückte Vorliebe für die Kuschelriffs der Dire Straits entwickelt haben – es knopflert so heimlich in manchem Song und tut doch gar nicht weh. Auch ein Verdienst, möchte man meinen ...

Live:
030409 Leipzig: Zentraltheater Hinterbühne
040409 Jena: Kassablanca
050409 München: Muffathalle
060409 Schorndorf: Manufaktur
090409 Düsseldorf: Zakk
120409 Frankfurt/Main: Mouseonturm
220409 Berlin: Astra
230409 Hamburg: Übel & Gefährlich

Mittwoch, 25. Februar 2009

Gehört_13



U2 „No Line On The Horizon“ (Island)
Verdammt! Verdammt, verdammt – möchte man mit Uma Thurman schreien. Denn nichts eignet sich bekanntlich besser für einen sauberen Verriß als ein neues U2-Album. Und nach der ersten Single war die Hoffnung riesengroß, dass es diesmal garantiert etwas werden würde mit der längst überfälligen Hinrichtung – „Get On Your Boots“ ist wirklich ein ausgesucht übles Stück Musik, billigster Schweinerock wäre noch ein Kompliment für diese Dreiminutenvierundzwanzig kompletten Versagens. Oder wie ein anderer Blogger so schön schreibt: "Get on your boots" is absolutely the worst, most annoying, recycled-from-previous-U2-songs I've ever heard, and if I can go the rest of my life without ever hearing it again, I will consider my life a success.”

Also auf zur Guillotine: Press Play! Mist, das Titelstück “No Line On The Horizon” muß ein Ausrutscher sein, das ist allerbeste “Achtung Baby”-Ware, okay, kann passieren. „Magnificent“ – komisch, wieder so ein Brecher, The Edge in Topform, die Gitarren jammern mit Bono um die Wette, alles ein grandioses Klagen und Jaulen, sehr schön soweit. Auch bei „Moment Of Surrender“ und „Unknown Caller“ kein bemerkenswerter Ausrutscher, das sind durchweg grundsolide U2-Songs. (Da scheint dann wohl mein Dilemma zu stecken: Bin ja mit „War“, „Boy“ und „October“ sozialisiert worden, fand „The Joshua Tree“ bahnbrechend und besagtes „Achtung Baby“ einen achtbaren Nachfolger – soll heißen, wenn U2 ganz bei sich sind, dann bin ich irgendwie auch wieder bei ihnen ...) Dann – mit „I’ll Go Crazy...“ kommt der erste Ausreißer, schwächere Kost, zu breitbeinig, Text zu blöd – geht’s jetzt wieder in den Popzirkus? Mit den angesprochenen „Boots“ in jedem Falle, und zwar mit Riesenschritten. Das folgende „Stand Up Comedy“ kann auch nicht so recht überzeugen, erinnert zu sehr an den modernisierten Brechstangenrock der Vorgängeralben. Aber verdammt (eben!) mit „Fez – Being Born“ ist der Spuk schon wieder vorbei, schöner Schieber, noisegetrieben, gefällt. Großes Gefühl auch noch, natürlich – „White Snow“ ist eine gelungene Balzballade mit etwas viel Kolleratur, kein „One“, kein „With Or Without You“, aber fein anzuhören. Der finale Abgesang – nach dem eher durchschnittlichen „Breathe“ – ist dann „Cedars Of Lebanon“, fast Sprechgesang, gebremster Backround, zurückgenommen, verhalten, erstklassig.

Die Platte endet also so gut wie sie begonnen hat, und – noch mal: Verdammt! – bei 12 verzichtbaren bleiben immer noch knapp 45 akzeptable bis wunderbare Minuten. Und das reicht, weiß Gott, für keinen Verriß. Aber wartet’s nur ab, Euch krieg ich schon noch!
Vor dem Kauf: Anhören auf LastFM

Freitag, 20. Februar 2009

Gefunden_10



Die Größe muß man als gestandener Depeche Mode Fan schon haben, auch mal die gerade geposteten und zugegebenermaßen nicht sonderlich schönen Cover der neuen Platte "Sounds Of The Universe" inkl. Single "Wrong" herzuzeigen. Es zählt schließlich der Informationsgehalt, nicht wahr?

Samstag, 14. Februar 2009

Gehört_12



Morrissey "Years Of Refusal" (Domino Records)
Gekauft (ungehört, natürlich), angehört - aufatmen (kräftig)! Denn es hätte ja auch anders kommen können. Natürlich hat man's gewußt, dass es eine gute Platte werden würde. Die Hosiannah- und Hallelujah-Rufe reißen seit Wochen in Feuilletons und Blogs nicht ab. Und sie haben wohl allesamt Recht - dieser Morrissey ist der beste, den es je gab und er hat die denkbar besten Musiker an seiner Seite, die seine gewohnt ätzenden und manchmal auch durchaus versöhnlichen Texte exzellent veredeln und in ein herrlich verrocktes Indiegewand stecken - Chappeau, Mr. Moz. Es hätte - wie gesagt - auch anders laufen können. Denkbares Szenario: Morrissey, der im Mai achtbare 50 wird, entdeckt die Altersmilde, entsagt hernach dem Rock'n'Roll und nimmt Kontakt zu olle Rick Rubin auf, der ihm sofort ein achtbares, mehrteiliges und natürlich sehr reduziertes Alterswerk zimmert. Uuuaaaaah! Was bei Johnny Cash hervorragend funktioniert hat, ist bei Morrissey einfach eine gruselige Schreckensvision. Stattdessen: Weiter Haudrauf, Giftspritzer, päbstlicher Albtraum und Ikone der Coolness wider Willen - wer einmal live gesehen hat, wie er sich im Überschwang sein Hemd vom Körper reißt und schreit und barmt als gäbe es kein Morgen, der weiß: Dieser Mann geht weiter den einzigen, den richtigen Weg. Die Songs im Übrigen allesamt - ja: perfekt, beim besten Willen keiner hervorzuheben, ob krachert wie "Mama Lay Softly ..." oder schwelgerisch bei "You Were Good In Your Time" - aus diesem Fenster lehne ich mich gern: Bis auf lange Zeit die Platte des Jahres 2009! Mindestens. So.

Freitag, 13. Februar 2009

Schon gewußt ...?


Gefunden_9



Da die lang erwartete neue Platte der Yeah Yeah Yeahs "It's Blitz!" erst am 14. April erscheint, hier mal zum Warmlaufen das Cover des Longplayers und daneben das der ersten Single "Zero". Heißer Scheiß!

Dienstag, 10. Februar 2009

Gehört_11



The Pains Of Being Pure At Heart "s/t" (Fortuna Po)
Der Kritiker Diedrich Diederichsen hat kürzlich in der SZ recht schlau, wenn auch nicht eben neu resümiert, die heutige Musikszene schaffe nichts neues mehr, es gehe ihr vielmehr um eine perfektionierte Optimierung allseits bekannter Stile und Stilmittel. Scheint so, als ob ihm, obschon der Artikel auf die schottischen Glasvegas gemünzt war, auch The Pains Of Being Pure At Heart aus New York als Blaupause für diese These gedient hätten. Hört man deren Debüt, klingt absolut gar nichts daran neu, sondern alles so schön vertraut hier: Das Referenzkarussell läuft auf Hochtouren, es paart sich die Schlurfigkeit der Ramones mit dem Shoegazer-Feedback von My Bloody Valentine, die zuckersüße Melancholie der Smiths klingt ebenso durch wie das zarte Popappeal von Belle & Sebastian. Alles perfekt angerichtet auf dem großen Gemischtwarenteller, Songs wie "Stay Alive" oder "Teenager In Love" sind lupenreine Zitatesammlungen - das Schöne ist: Wenn man nicht zuviel davon nimmt, wird einem auch nicht schlecht. Will sagen: eine traumhaft schöne Platte, wenn sie auch am Ende einen etwas schalen Beigeschmack hinterläßt. Irgendwie haben einen die Originale doch mehr überrascht, damals ...

Donnerstag, 5. Februar 2009

Es ist soweit ...



... und zumindest einer - nämlich ich - freut sich so sakrisch, dass die lange Zeit des Wartens endlich vorbei ist und die DVD von "Wall.e" endlich gekauft werden kann. Yippieh! Für alle, die entweder den Film sträflicherweise noch nicht gesehen haben - fürchterliche Ignoranten ihr alle! - und für Wiederholungstäter hier noch einmal die wunderbaren Vorfilme "Lifted" und "Presto" zum Anschauen.
"Lifted" auf YouTube

Sonntag, 1. Februar 2009

Gefunden_8



Na, das macht das Warten auf Morrisseys neue Platte nur noch halb so schwer, sagt sich der Fan und fragt sich dann: Wie halten die Singles die Position? Und: Waren die Socken der Peppers in der Dreckwäsche? Und wie um alles in der Welt kriegt man in des Mozzers Alter noch so einen Körper hingetrimmt - oder ist der Rücken modelmäßig zugetapt? Na, die Antwort weiß nur der Wind ...