Freitag, 29. April 2016

Trümmer: Inbetween Boys

Trümmer
„Interzone“
(Pias)

Dass den drei Hamburger Jungs von Trümmer der Begriff des Interzonenzugs besonders geläufig wäre, darf man getrost bezweifeln – schließlich fuhren die Züge, die erst die Amerikanische mit der Sowjetischen Besatzungszone, später Deutschland West mit Deutschland Ost verbanden, in einer Zeit, da von Paul Pötsch, Tammo Kasper und Maximilian Fenski noch nicht einmal etwas zu ahnen war. Nachwendekinder, solche mit anderen Sorgen also. Wer will, kann mit dem Namen der Platte also lieber Zwischenwelten, Graubereiche assoziieren, Sachen, die nicht halb und nicht ganz und wie ein unstetes, unentschiedenes Leben nicht zu greifen, nicht festzumachen sind. Die Texte des Albums deuten darauf hin, dass auch hier mit dem Für und Wider im Gesellschaftlichen wie im Privaten gehadert wird. Der metaphernreiche Schlagwortpop von Trümmer landet irgendwo zwischen Wut und Apathie, zwischen ehrlichem Zorn und aufreizender Smartness. Mal stört sie die Ruhe („Grüße aus der Interzone“), dann preisen sie das Nichtstun („Dandys Im Nebel“), Selbstoptimierung und –kontrolle sind ihnen fremd („05:30“), aber wenn’s drauf ankommt, machen sie lieber Liebe statt Aufruhr („Nitroglyzerin“). Inbetween Boys in jeder Beziehung, auch der Sound dieser zweiten Platte bietet Gegensätze. Die Platte ist wie der Vorgänger (um im Bilde zu bleiben) in unterschiedliche Zonen aufgeteilt, die erste Hälfte dominiert der lässige, funkige Gitarrenpop, zum Ende hinwird es dagegen laut und heftig.



Die „Kinder, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben“ („Wir explodieren“) dürfen also erst einmal geschmeidig abtanzen, bevor es dann später an die Drogen und die dicken, bluesigen Rockbretter geht. Wo früher Oasis von „Cigarettes And Alcohol“ schwärmten und kurz darauf ihre „Champagne Supernova“ priesen, kommen Trümmer mit „Gin Tonic And Wodka Soda“ um die Ecke, um später dem trügerischen Glitzern der Nacht zu erliegen. Alles kein Spaß, auch wenn die besungenen Abstürze manchmal etwas aufgesetzt wirken. So richtig vergreifen tut sich die Band jedoch höchstens ein einziges Mal, als sie den allgegenwärtigen Hasstiraden einen „European Mega Monster Rave“ entgegensetzen will – wo hier das platte Ankumpeln endet und die Ironie beginnt, kann man wirklich schwer auseinanderhalten. Was sie da schlecht machen, wird am Ende wieder alles gut: “Wozu noch Angst“ ist ein wunderbares, gleichwohl trauriges Lied, das einen sofort packt und bis zum letzten Ton nicht mehr losläßt. Nirgendwo sonst meint man so klar wie hier zu hören, dass die Ungewißheit eine Angst mit sich trägt, um die man diese Generation nicht beneiden muß. „Ich will die Wahrheit sagen, doch die Wahrheit wiegt zehn Tonnen“ – und ist manchmal nur so zu ertragen. http://www.truemmer.tv/

12.10.  Hannover, Lux
13.10.  Wiesbaden, Schlachthof
14.10.  Köln, Gebäude 9
15.10.  Münster, Gleis 22
16.10.  Leipzig, Naumanns Im Felsenkeller
18.10.  Salzburg, Rockhouse
19.10.  München, Ampere
20.10.  Innsbruck, Weekender Club
22.10.  Vöcklabrück, OKH
24.10.  Wien, Fluc
25.10.  Zürich, Werk 21
26.10.  Stuttgart, Keller Club
28.10.  Hamburg, Uebel und Gefährlich

Donnerstag, 28. April 2016

Wire: Keine Kratzer

Wire
„Nocturnal Koreans“

(Pink Flag/Cargo)

Alben von Wire sind für Rezensenten eine ziemlich undankbare Aufgabe. Und zwar nicht, weil sie schlecht und langweilig wären. Beileibe nicht. Sondern weil die Kultkapelle um Sänger Colin Newman und den Bassisten Graham Lewis seit geraumer Zeit stoisch und ohne jedes Anzeichen von Schwäche am Kanon ihres Nachruhms arbeiten. Seit dem Abgang von Bruce Gilbert und ihrer so überraschenden wie erfreulichen Wiedergenesung als Trio haben Wire jetzt fünf Alben veröffentlicht, von denen jedes einen höchst unterhaltsamen Querschnitt ihres genialen, einflussreichen Schaffens bietet. Auch das letzte, selbstbetitelte Werk aus dem Jahr 2015 zeigte die mittlerweile wieder zum Quartett gewachsene Band sowohl in der Rolle der geschmackssicheren Besitzstandswahrer als auch mit der anhaltenden Neugier aufgeschlossener Vollblutmusiker. Und das – in dem Alter keine Selbstverständlichkeit und live schnell nachzuprüfen – frei von jeder Peinlichkeit und Berufsjugendlichkeit.

Und weil man für „Nocturnal Koreans“ nicht wieder die gleiche (obwohl zutreffende) Lobesarie herunterrasseln möchte, darf erwähnt werden, dass auf dieser mit knapp dreißig Minuten vergleichsweise kurzen Platte Stücke versammelt sind, die es ein Jahr zuvor nicht in die Auswahl von „Wire“ geschafft haben, live aber für die Herren öfters eine Option waren und sind. Und so ist es eben auch ein Werk der Gegensätze geworden: Neben dem erstaunlich geschmeidigen, poppigen „Dead Weight“ finden sich hier sowohl „Forward Position“ als verträumter Durchatmer und die schroffe, bissige Endzeitnummer „Numbered“, stehen schwere, träge Gitarren („Still“) neben dem klassichen Postpunk-Sound von „Internal Exile“. Ganz zum Schluss bei „Fishes Bones“ klingen Wire dann wie ein gelungenes Rework von Underworld, die ja dann irgendwie auch immer wie ein Rework der frühen Wire zu „Drill“-Zeiten klangen. Newman hat, das als letzte Einlassung, folgendes Statement zu Protokoll gegeben: “’Wire’ was quite respectful of the band and ‘Nocturnal Koreans’ is less respectful of the band - or, more accurately, it's the band being less respectful to itself - in that it's more created in the studio, rather than recorded basically as the band played it, which was mostly the case with ‘Wire’. A general rule for this record was: Any trickery is fair game, if it makes it sound better.” Nun, das ist, können wir bestätigen, bestens gelungen. Solange sie so weitermachen, wird der Nachruhm keinerlei Kratzer abbekommen.

Yes We Mystic: Bedingungslos

Yes We Mystic
„Forgiver“

(Dancan Music/RoughTrade)

Das ist soweit schon mal klar – um den weiblichen Anhang müssen sich die fünf Herrschaften aus dem kanadischen Winnipeg jedenfalls keine Sorgen machen. Mit Adam Fuhr und Keegan Steele haben Yes We Mystic zwei Sänger an Bord, die wechselweise jede Zuhörerin um den Verstand bringen können – es geht also nur noch um die Bereitschaft der männlichen Kundschaft, der Band ähnlich bedingungslos zu folgen. Also die harten Jungs respektive neuen Männer, die Vollbarthipster, Hardcore-Nerds und Kuscheltiger, die ihr Hirn nicht in den Weichteilen spazieren tragen, sondern gern auch mal zum Nachdenken benutzen und sich großer Gefühle nicht schämen müssen. Denn genau da geht die Reise der fünf hin – Breitwandpop voller Sentiment, melancholische Melodien mit Ohrwurmcharakter im XXL-Vorteilspack. Stücke wie der Opener „The Contest Of Strength“, „Undertow“ oder „Monument“ stehen hier exemplarisch für die Lust am Drama, am Pathos und vielleicht auch an einer zumutbaren Dosis Kitsch. Für diese sorgt natürlich ein umfängliches Eqipment aus folkigen Streichern, Madolinen, Piano, Akustikgitarren und vielerlei Spielzeug mehr, die Stücke beginnen meistenteils zart und bedächtig, bevor sie auf episches Klangvolumen gesteigert werden. Ganz selten, wie bei „The Contest Of Wit“, wird’s auch mal richtig rockig, allerdings merkt man dann, dass diese Art von Kraftmeierei nicht zum Kerngeschäft von Yes We Mysic gehört. Insgesamt eine schöne, stimmungsvolle Platte für Mädchen wie auch für Jungen und – jetzt kann man es ja mal sagen: Besser als Coldplay (so far). https://yeswemystic.bandcamp.com/

06.05.  Wuppertal, Utopiastadt
07.05.  Darmstadt, Bedroomdisco
08.05.  Berlin, Auster-Club
09.05.  Hamburg, Kukuun
10.05.  Oberhausen, Druckluft
11.05.  Köln, Blue Shell
12.05.  München, Milla
14.05.  Dresden, Die Rösslstube
15.05.  Stuttgart, Café Galao

Mittwoch, 27. April 2016

Wilco: Reise, Reise

Die, die's trifft, dürfen sich freuen, wer nicht dabei ist, schaut - wie so oft - in die Röhre: Wilco haben eine längere Konzertreise angekündigt, um das wunderbare Album "Star Wars" noch einmal in Erinnerung zu rufen - hier sind Orte und Termine. Zum Trost oder zur frühestmöglichen Einstimmung anbei noch das aktuelle Tiny-Desk-Concert von NPR.

29.10.  Düsseldorf, New Fall Festival
30.10.  Stuttgart, New Fall Festival
05.11.  Rolling Stone Weekender, Weissenhäuser Strand
07.11.  Berlin, Tempodrom
14.11.  Wien, Museumsquartier
15.11.  Zürich, Volkshaus

Holy Fuck: Alles brennt

Ganz großes Kino: Den Video zur ersten Single von Holy Fuck "Tom Tom" gab's ja bislang nur als Teaserclip zu sehen - nun kommt der Streifen in kompletter Länge ins Netz. Gedreht wurde mit Freunden in der rumänischen Pampa, Regie führte Daniel Bochenski, das Album "Congrats" erscheint weiterhin am 27. Mai bei Innovative Leisure.

Weiterhören & Weitersehen: "Xred Eyes" und das Familienalbum #17.

Saint God: Fortsetzung

Noiserock meets Shoegazing gleich Blackgaze made in Tel Aviv - warum nicht!? Shura Lubarsky (Drums, Gesang) und Tim A hatten wir hier schon mal gepostet, die beiden stammen ursprünglich aus Tallinn (Estland) und Murmansk (Russland) und spielen seit 2015 unter dem Namen Saint God zusammen - nach einer ersten EP und dem Debüt "Montefiore" gibt es nun zwei neue Songs von ihnen zu hören. Zur Single "Narasvette" kommt sogar noch ein Video dazu, in welchem Giulia Piana, eine gute Bekannte der beiden, den Tanzpart übernommen hat.



Peaches: A female ReRub [Update]

Erst kürzlich gab's das wunderbare gothy Video von Sara Sachs zu "Free Drink Ticket" zu sehen, nun kündigt Peaches eine vollumfängliche Remix-Version ihres Album "Rub" an: Am 27. Mai soll das Werk mit ganzen dreizehn Überarbeitungen erscheinen, mit dabei u.a. JD Samson (Le Tigre), Paula Temple, Maya Postepski (Austra) und Janine Rostron aka. Planningtorock - also eine rein weibliche Besetzung an den Reglern. Als erste Hörprobe geht "Close Up" im Nocturnal Sunshine Remix on Air, natürlich immer noch unter Mitwirkung von Kim Gordon.

Update: Sehnlichst erwartet - neben dem Remix auch ein erstes Lebenszeichen von Planningtorock seit langem, voilá, der "Vagina Rework".



Azealia Banks: Zwischenstand [Update]

Die letzten beiden Meldungen von ihr hätten gegensätzlicher nicht sein können: Azealia Banks meldete sich 2015 mit den Clips zu "Ice Princess" und einem kleinen Strandfilmchen ("Count Contessa") zurück, nun kommt mit "The Big Big Beat" ein erster potentielle Track vom neuen Mixtape "Fantasea II" ins Netz.

Update: Das Mixtape ist längst geleaked, nun gibt es zu "The Big Big Beat" auch ein Video von Matt Sukkar und es bleibt dabei - Optik ist nicht ihre schlechteste Waffe.



Dienstag, 26. April 2016

Pity Sex: Schillernd schön

Ein dringende Kaufempfehlung für den kommenden Freitag wollen wir schnell noch loswerden, schließlich verstehen wir uns auch als Dienstleistungsportal - und hierzu muß man nicht einmal eine Mitgliedschaft bei TIDAL abschließen: Das Quintett Pity Sex aus dem nordamerikanischen Städtchen Ann Arbor/Michigan wird an diesem Tag sein zweites Album "White Hot Moon" bei Run For Cover Records veröffentlichen. Zwölf wunderbare Popsongs schillern einem da entgegen, drei davon, "Pin A Star" und "Burden You" stellen wir hier mit vor, von "What Might Sooth You?" gibt es gleich noch ein Video dazu.


Montag, 25. April 2016

Mayflower Madame: Kaltgestellt

Es soll ja, so sagen viele Menschen, mit dem Wetter hierzulande bald wieder etwas besser werden und man will das natürlich auch gern glauben. Wohin andauernde Kälte und Lichtmangel nämlich führen können, das führen einem Mayflower Madame aus dem norwegischen Oslo ganz anschaulich vor: In diesen Tagen veröffentlichen Trond Fagernes (Gesang/Gitarre), Rune Overby (Gitarre), Petter Marberg (Bass) und Ola J. Kyrkeeide (Drums) bei Night Cult Records ihr Debütalbum "Observed In A Dream" und da stecken gerade so viel Bauhaus, Jesus And Mary Chain und auch Sisters Of Mercy drin, dass der Zuhörer ordentlich schockgefrostet wird. Zum Einstand gibt es auch gleich noch ein Video zur Single "Self-Seer", entstanden unter Regie des Sängers selbst.



Matthew Dear: Bumm Bumm mal 10

Beats per minute, hier zählen sie endlich mal wieder: Matthew Dear hat gerade ein Remix-Album unter seinem Pseudonym Audion angekündigt und zwar "Mouth To Mouth 10" - eine Sammlung von zehn Remixen des Tracks aus dem Jahr 2006, abgearbeitet von Szenegrößen wie Jamie Jones, Boys Noize, Riva Starr und Dubfire. Einen kleinen Vorgeschmack inklusive Originalmix (satte 13 Minuten) gibt es hier natürlich schon mal gratis.



Band Of Horses: Abwarten

Okay, das klingt schon mal etwas ungewöhnlich. Gutgelaunt, möchte man fast sagen. Muß aber nichts heißen, denn bekanntlich macht ein Song noch keine Platte. Jedenfalls wird die amerikanische Rockband Band Of Horses, die Pferde pfiffen es schon von den Dächern, im Juni bei Interscope ihr offiziell fünftes Album, den Nachfolger also von "Mirage Rock", veröffentlichen und nach dem Cover gibt es dazu jetzt eine erste Vorauskopplung zu hören - besagtes "Casual Party". Der Rest dann später. Ach ja, ein einziges Indoor-Konzert können wir noch vermelden, mehr ist momentan leider nicht zu haben.

20.06.  Köln, Gloria

Sonntag, 24. April 2016

The Hotelier: Gut und göttlich

Die zensierte Variante des Albumcovers ist - zumindest für einen halbwegs toleranten Mitteleuropäer - fast noch spannender als die ursprüngliche. Die amerikanische Band The Hotelier aus Worcester/Massachusetts, wird am 27. Mai via Tiny Engines ihr Album "Goodness" veröffentlichen und was sie (auch) unter dem Guten und Göttlichen verstehen, das haben sie einfach mal auf die Plattenhülle drucken lassen. Für diejenigen, die mit solcherart Offenheit nicht so richtig gut klarkommen, ist das ganze eine Provokation und die wird dann halt schnell mal verpixelt. Die Musik dazu kommt als krachiger Emorock daher, gerade ist nach "Piano Player" mit "Soft Animal" die zweite Single des Quartetts erschienen und Sänger Christian Holden outet sich einmal mehr als leidenschaftlicher Sinnsucher: "Make me believe that there’s a God sometimes”.

Samstag, 23. April 2016

The Beautiful Fear: Bin kurz mal weg

Das ist mal eine Empfehlung, die bei dem Mistwetter da draußen Gold wert sein könnte: Hinter dem Moniker The Beautiful Fear versteckt sich der Musiker Matthew Bannister, geboren im britischen Poole, mittlerweile eher in Brooklyn oder Miami beheimatet. Der Mann hat, hört man sich das Debüt "One" an, seine Lektion aus Pink Floyd und Spacemen 3 mehr als gelernt - wer so klingt, der hat den Psychrock der 70er schon mit der Muttermilch eingenommen und verinnerlicht. Vielschichtige, sphärische, höchstkomplexe und traumhaft arrangierte Stücke, die dazu einladen, in andere Sphären zu driften und das Diesseits wenigstes für gut fünfzig Minuten hinter sich zu lassen. Also, die Einladung steht - annehmen muss sie jeder selbst. Offiziell erscheint das Album im Übrigen via Addictaclique Records am 1. Mai, eine zweites - natürlich "Two" ist für Anfang 2017 schon in Planung.

Freitag, 22. April 2016

Baby In Vain: Alles neu (und für Kinder) [Update]

Im November des vergangenen Jahres waren die drei forschen Damen aus Kopenhagen hier schon mal Thema, da galt es die beiden Stücke "Muscles" und "Worthwhile" zu würdigen. Nun sind Baby In Vain bei Partisan Records (Eagulls, Dilly Dally) unter Vertrag und haben dort die neue EP "For The Kids" für den 29. April angekündigt - von dieser stammt die erste Auskopplung "Martha's View". Im Juli wurden die drei übrigens für das Deichbrand-Festival in Cuxhaven gemeldet.

21. bis 24.07.  Cuxhaven, Deichbrand Festival

Update: Von der EP gibt es nun den nächsten Song "The Urge" - ebenso gut.

PJ Harvey: Vom Preis der Kunst

PJ Harvey
„The Hope Six Demolition Project“

(Island)

Es ist schon einigermaßen erstaunlich, dass eine Frau wie Polly Jean Harvey, eine Künstlerin also, die ihren Hörern auch schon vor diesem Album keine gefällige, leicht zu konsumierende Formatmusik angeboten hatte, die zuvor gern provozierte, erschreckte, zumutete und gerade mit dem Vorgänger „Let England Shake“ die Mißstände im eigenen Heimatland für ihre Verhältnisse recht schonungslos aufgegriffen hat – daß also diese Frau sich jetzt dem Vorwurf des Elendtourismus ausgesetzt sieht. Und das nur, weil sie öffentlich kein notariell beglaubigtes Quittungsbuch für ihre Fahrten in den Kosovo, nach Afghanistan und durch die Elendsviertel von Washington nachzureichen bereit ist. Weil sie überhaupt das bleibt, was sie zuvor schon war: distanziert, kühl, vorsichtig. Dabei ist „The Hope Six Demolition Project“ ihr politischstes Statement überhaupt, spricht sie sehr offen über die gesellschaftlichen Gefahren, Verwerfungen, über ihre Befindlichkeit und auch ihr Befremden angesichts des massenhaften Unglücks, das sie auf ihren Reisen mit dem Freund, Fotografen und Filmemacher Seamus Murphy gesehen und dokumentiert hat.

Und wenn sie sich vielleicht nicht unmittelbar unter die hungernden, kranken und von der Zivilgesellschaft im Stich gelassenen Menschen begeben hat, dann teilt sie doch ihre Ängste und Bedenken mit den unsrigen, mit dem Unterschied, dass sie wenigstens laut von diesen Unzulänglichkeiten, den eigenen wie denen vor Ort, berichtet, also singt. Und sie tut das mit gewohnter Verve, mit Wut, mit Leidenschaft und immer öfter in Form dramatischer Inszenierungen. Die Aufnahmesession im Museum hinter verspiegelten Scheiben war nur eine von vielen, das Instrumentarium ist in gleichem Maße umfangreicher wie die Stücke komplexer geworden und an herkömmliche, klassische Songsstrukturen erinnern hier nur wenige. Harvey verschneidet auf der Platte mit Vorliebe Rocktradition mit Soul und Gospel, von sagenhaften, düsteren Gestalten ist die Rede („Chain Of Keys“), wenn im Hintergrund die Chöre düster klagen.

Die Gitarren sind zwar wieder ins Aufnahmestudio zurückgekehrt, müssen sich den Platz aber mit ebenso wilden Saxophonparts teilen, dazu schrillt, schmeichelt und raunt die Mittvierzigerin in bekannter Vielstimmigkeit. Vielleicht sind „The Wheel“ und der Opener „Community Of Hope“ die beiden einzigen Lieder, die konventioneller daherkommen, der große Rest ist flirrendes, wildes Aktionstheater, mehr Performance als Auftritt, mal böse, schroff und anklagend wie „Ministry Of Defence“, mal als grelle Protestnote bei „Near The Memorial Of Vietnam And Lincoln“. Den Ausstieg aus der Schublade des Female Alternative Rockstar wird mancher Fan nicht leicht verschmerzen, betrachtet man ihre wechselvolle Karriere, dann ist er nur folgerichtig und macht den Fortgang der Entwicklung um so spannender. Ihr aber Opportunismus oder unzureichende Identifikation mit den besungenen Themen vorzuwerfen, ist – vor dem Hintergrund absoluter künstlerischer Freiheit – nicht weniger als lächerlich.

20.06.  Berlin, Zitadelle Spandau

Gruff Rhys: Don't wanna say good-bye

Wäre es Jan Böhmermann, dann wäre es ironisch. Klar. Der Song aber ist von Gruff Rhys, dem walisischen Songwriter, der solo oder zusammen mit den Super Furry Animals unterwegs ist. Der Wolfsmützenliebhaber ist ein Mann mit klaren Ansichten, einfachen Worten und so kommt "I Love EU" angesichts des drohenden Brexits, also des Austritts Großbrittaniens aus der EU per Bürgerentscheid am 23. Juni 2016, so verdammt liebevoll daher, dass es allen Euroskeptikern auf der Insel wahlweise wie eine schallende Ohrfeige oder eine vergiftete Umarmung erscheinen muss. Hoffentlich haben sie gut zugehört.

Stillwave: Nachklang in Moll

Zugegeben, das klingt etwas düster für einen ordnungsgemäßen Wochenendeinstieg, aber nimmt man die gestrigen Nachrichten rund um das Ableben des allseits verehrten, einzig wahren Prinzen, dann ist ein Nachklang in Moll vielleicht nicht einmal so unpassend. Sei's drum - Stillwave sind eine Shoegaze-Trio aus dem niederländischen Utrecht, haben schon einige Songs in den letzten Wochen und Monaten fabriziert und am 13. Mai erscheint nun eine neue 12" mit dem Titel "The Heim EP" von ihnen. Ankündigen wollen wir diese mit dem Song "What Have You", wer mehr von den Jungs hören möchte, kann das gern hier oder via Soundcloud tun.

Donnerstag, 21. April 2016

Formation: Der große Wurf

Das letzte Mal, als wir von Matt und Will Ritson alias Formation hörten war Ende 2015 und die beiden Londoner stellten gerade mit ihrer Single "All The Rest Is Noise" ihre aktuelle EP "Under The Tracks" vor. Nun, same procedure: Gerade kündigten die beiden bei Zane Lowe ein komplettes Album an und zwar mit "Pleasure", der ersten Auskopplung. Und - hallo! - das sollte doch endlich der Durchbruch werden, oder?

Minor Victories: Gesammelte Werke

Nun ist es aber mal langsam an der Zeit, das die Minor Victories hier vorstellig werden: Die Band, die sich aus Mitgliedern von Slowdive (Rachel Goswell), den Editors (Justin Lockey plus Bruder James) und Mogwai (Stuart Braithwaite) zusammenwürfelt, hat vor einiger Zeit schon zwei wunderbare Schwarz/Weiß-Filmchen zu den Songs "A Hundred Ropes" und "Folk Arp" präsentiert, nun geht mit "Scattered Ashes (Song For Richard)" der nächste Track samt Video und Gastauftritt von James Graham (The Twilight Sad) ins Rennen - am 3. Juni soll das selbstbetitelte Album dann bei PIAS erscheinen.

04.06.  Mannheim, Maifeld Derby Festival





Neonschwarz: Unter falscher Flagge

Klare Worte haben noch nie und niemandem geschadet und die Ansage, man soll doch verdammt noch mal schauen, hinter wessen Fahne man sich versteckt, gehen gerade dieser Tage schwer in Ordnung. Neonschwarz aus Hamburg bringen bekanntlich am 6. Mai bei Audiolith "Metropolis", ihr nächstes Album, an den Start und nach "Dies Das Ananas" und "Atmen" kommt gerade mit "Check Yo'Self" Single Nummer drei um die Ecke. Und spart nicht mit klugen Ratschlägen.

Drangsal: Gehen oder bleiben

Drangsal
„Harieschaim“

(Caroline/Universal)

Größer ging natürlich immer: Schon vor oder zu Zeiten, da sich ein junger Mann namens Frankie nach Hollywood aufmachte, schmückten sich Musikkapellen gern mit geografischen Namen, mussten also Kontinente (Europe, Asia, America), Länder (Japan) oder wenigstens bekannte Metropolen (Boston, Chicago, Kansas, Berlin) herhalten, um stolz zu zeigen, wie kosmopolitisch der Rock resp. Pop hier doch aufgeladen war. Mit Provinznestern funktioniert das natürlich nicht ganz so gut, als Provokation taugen sie aber allemal. Helmut Josef Geier aka. DJ Hell zum Beispiel geht immer noch gern damit hausieren, dass die Wiege seiner Arbeit in einem Club im beschaulichen Altenmark an der Alz liegt und die mittlerweile weltbekannte Frickelkombo The Notwist hat das oberbayerische Weilheim quasi zum Qualitätssiegel umgedeutet. Max Gruber alias Drangsal geht da noch einen kleinen Schritt weiter: Der Junge betitelt sein Debüt einfach mit der ersten urkundlichen Erwähnung seines pfälzischen Geburtskaffs Herxheim und hat damit gleich mal alle notorischen Nörgler auf einen Schlag gegen sich.



Selbiges schafft er mühelos im Weiteren mit seinem Musikstil. Denn auch wenn dieser nicht gerade originär ist (Achtung, Nerdwissen: schon Sean McBride/Martial Canterel oder Hannes Norrvide/Lust For Youth plünderten ähnlich schamlos den Wavepop der Achtziger) – hier schreit alles HYPE! Da passt es ganz gut, dass der jetzt in Berlin gemacht wird und die Junk-Trulla Jenny Elvers im Video zur Single “Allan Align” wieder mal die Nebenrolle ihres Lebens spielen darf. Einen also, der so unverblümt auf Retro macht, kann man ja nicht ernst nehmen. Wenn es doch nur so einfach wäre! Dummerweise hören sich die Stücke auf dem Debüt verteufelt gut an und klingen gut dreißig Jahre nach den Originalreferenzen erstaunlich frisch. Die Liste der Bezüge ist reichhaltig und jeder mag sie für sich selbst zusammenhören, ob nun NDW, New und Dark Wave, Synthiepop oder fette EBM alten Zuschnitts, Huber kombiniert gekonnt alle Einflüsse und erreicht genau das, was im oftgelesenen und ziemlich schlauen Zitat als Ziel ausgegeben wurde:

"Wenn ich das, was in mir vorgeht, auf der Straße erzählen würde, hätte ich Probleme - wenn ich aber davon singe, tanzen die Leute.” Es kommt also so einiges zusammen bei dem Jungen – fehlende Selbstzweifel, famoses Songwriting, cleveres Marketing und natürlich ein paar hübsche Geschichten aus dem dörflichen Ödland, aus dem es ihn nun hinaustreibt in die große Welt des Pop. Helfen wird ihm sicherlich, dass er sich nicht auf die Musik beschränkt, mit der seine Generation sich üblicherweise sozialisieren ließ – Huber schwärmt beispielsweise in einem Gespräch mit dem Netzportal laut.de (um wenigstens einen Namen zu nennen) von den ersten Alben der Smiths in höchsten Tönen und hat zu den Protagonisten von damals eine dezidierte, wenn auch zuweilen diskutable Meinung.

Tanzmusik also in erster Linie, so simpel kann das sein. Meist englischsprachig – nur für den Song “Will ich nur dich” wechselt er in die deutsche Sprache. Gefällige Synthakkorde in melancholischem Moll, die Stimme mit gehörig Schmelz und ab und an eine bratzige Elektrogitarre eingestreut (“Schutter”), das Ganze meist weich gefedert (“Do The Dominance”) oder auch mal mal mit dem Vorschlaghammer verbaut (“Sliced Bread #2”). Ob es die schwülstigen Softrockriffs bei “Love Me Of Leave Me Alone” gebraucht hätte, darüber darf wer will gern streiten – mit der Titelzeile macht Huber seine Meinung aber ohnehin unmissverständlich klar: “Love me or leave me alone! I'm not without sin, yet I would cast the first stone. Help me or break my bones, when free of any sin, Mama take me home.” Gehen oder bleiben, für oder gegen – “Harieschaim” ist eine Platte, bei der man sich entscheiden muss. Letztendlich macht aber auch keinen Fehler, wer einfach die Augen schließt und weitertanzt…

21.04.  Berlin, Badehaus Record Release Party
28.10.  Köln, Gebäude 9
03.11.  Münster, Gleis 22
11.11.  Stuttgart, Keller Klub
19.11.  Berlin, Lido
23.11.  Salzburg, Rockhouse

Wer sich beeilt, kann unter dieser Adresse übrigens drei Stücke von Drangsal für lau herunterladen, namentlich "Will Ich Nur Dich" (mit Fabian Altsötter & Hendrik Otremba), "Zur Blauen Stunde" (mit Philipp Hülsenbeck) und "Hinterkaifeck" im 'All diese Gewalt Remix'.

Mittwoch, 20. April 2016

Field Studies: Dritter Streich

Nottingham gelingt es immer wieder zu überraschen: Erst die Sleaford Mods, dann Kagoule und nun - wieder in einer komplett anderen Richtung - Field Studies. Ihre erste EP "Celestial" hat das Quartett im Dezember 2013 veröffentlicht, nun soll mit "Rainmaking" am 27. Mai Nummer zwei folgen. Das Video zur Single "Listener" ist ein ziemlich hektisches Super-8-Spektakel, der Sound gewohnt erstklassiger Alternativ-Rock im Breitwandformat.

MUNA: Kontrastprogramm

Manchmal geht eben alles ganz schnell: Gerade raus aus dem College und gleich 'The Next Big Thing' - Katie Gavin (Gesang), Josette Maskin (Gitarre) und Naomi McPherson (Gitarre/Keyboards) alias MUNA kommen aus L.A. und es sieht alles danach aus, als seien die drei schon mit ihrer ersten EP "The Loudspeaker" mächtig im Gespräch. Was, sind wir ehrlich, auch ein wenig am ungewöhnlichen Outfit der Sängerin liegen könnte. Üblicherweise steckt man Mädchen mit Bomber und einem Feather Cut wie diesem in die Schublade "Renee/Skinhead Girl", doch weil das Äußere so gar nicht zum samtweichen RnB-Pop des Trios passen möchte, ist Hinhören nicht die schlechteste Idee. Hier jedenfalls schon mal das Video zur Single "Winterbreak" und der Titelsongim Stream.



Dienstag, 19. April 2016

Beverly: Neues aus dem Traumhaus

Kanine Records, das New Yorker Label, scheint ja so etwas wie die Heimstadt des Dreampop zu sein, neben den Durchstartern Fear Of Men haben dort vor Zeiten auch Beverly angedockt, ein Duo, bestehend aus der äußerst zauberhaften Drew Citron (Gesang/Gitarre) und dem Bassisten Scott Rosenthal. Beide haben für den 6. Mai die Veröffentlichung ihres zweiten Albums "The Blue Swell" in Aussicht gestellt und von diesem gab es u.a. bereits die Stücke "Victoria" und "Contact" zu hören. Jetzt also der nächste Akt - zu "South Collins" gibt es einen Videoclip von Jim Larson, eine einigermaßen doppeldeutige Slowmotion-Kulisse zu prächtigem Sound.



Montag, 18. April 2016

Run The Jewels feat. Gangsta Boo: Blümchensex

Wer in Biologie gut aufgepasst hat, den wird hier nichts überraschen, alle anderen sollten jetzt mal fleißig hinschauen: Run The Jewels haben zusammen mit Gangsta Boo "Love Again", einen wahren Killertrack, aufgenommen und noch dazu mit einem Clip versehen, der mit dem Wort "Blümchensex" eigentlich sehr genau umschrieben ist - irgendwie jedenfalls. Großes Kino jedenfalls, im Kleinstformat.

The Kills: Mit heißem Herz

Natürlich haben The Kills auf dem Coachella gerade ein astreines Set hingelegt und natürlich sind sie durch die Decke gegangen. Nahezu jeder hatte ihre erste Single "Doing It To Death" gehört und vor allem gesehen und damit war klar: Alison Mosshart und Jamie Hince haben in diesem Jahr noch Großes vor. Und das Große heißt "Ash And Ice" und erscheint am 3. Juni bei Domino - heute gibt's den nächsten Song "Heart Of A Dog" und der Clip dazu ist nicht minder lässig. Also meint: Mal so richtig LÄSSIG. Noch lässiger - die Tour.

22.10.  Berlin, Tempodrom
23.10.  Hamburg, Große Freiheit
25.10.  Köln, E-Werk
26.10.  München, Tonhalle
27.10.  Zürich, Tonhalle

Dirk Darmstaedter: Fahr zur Hölle, VHS!

Das kennt jeder, der sich schon mal an der Volkshochschule für ein paar Gitarrenstunden angemeldet hat: Irgendwann läßt man es dann bleiben, weil der Typ da vorn sicher nicht schlecht spielen kann, aber erinnerungstechnisch in einer Zeitschleife hängengeblieben ist und man selber nicht Woche um Woche die ewiggleichen Riffs aus "Smoke On The Water", "Stairway To Heaven" und "The Times They Are A Changin'" dahingniedeln möchte. Einer wie Dirk Darmstaedter wäre einem da gerade recht gekommen mit seiner Verehrung für Johnny Marr, vielleicht hätte ja so noch was werden können aus der eigenen Begabung ... ? Hier jedenfalls der aktuelle Clip zu "Pop Guitars", der nächsten Single aus seinem Album "Beautiful Criminals".

Sonntag, 17. April 2016

Pete Doherty: Überall zu Hause

Bevor der Mann die Wiedereröffnung des Pariser Bataclán zu einem würdigen Ereignis machen wird (und das ist schon mal sicher: Keiner könnte es wohl so wie er), präsentiert Pete Doherty zum Record Store Day noch ein kleines Present für seine Fans. Zusammen mit James Johnson hat er eine Splitsingle veröffentlicht - sein Anteil heißt "The Whole World Is Our Playground" und das ist bei ihm tatsächlich wörtlich zu nehmen. Ein neues Album ist laut NME angeblich auch schon in der Spur, heißen soll es wie sein Amy-Winehouse-Tribut "Flags Of The Old Regime".

Samstag, 16. April 2016

Ceiling Demons: Bristolesk

Klingt etwas anders und deshalb bleibt man hängen: Ceiling Demons ist ein Rap-Trio aus dem britischen Richmond, bestehend aus Psy Ceiling, Dan und Beat Demon. Gerade haben sie ihr neues Album "Belly Of The Hopeless" angekündigt, produziert hat Jonathan Swift und das der Mann seine Wurzeln in Bristol hat, hört man mehr als deutlich. Hier gibt's jedenfalls erst mal die aktuelle Single "Stones" und eine ältere namens "Even If".

The Avett Brothers: Space Cowboys [Update]

Diesmal haben sie sich ein wenig mehr Zeit gelassen: The Avett Brothers hatten ja zuletzt kaum Zeit zwischen den Alben sieben und acht verschwendet, "Magpie And The Dandelion" folgte ein Jahr auf "The Carpenter" und trotzdem war kaum ein Qualitätsabfall zu hören. Nun soll am 24. Juni mit "True Sadness" das nächste kommen, die erste Single "Ain't No Man", einen ziemlich mitreißenden Stomp, hat die Band vor einigen Tagen schon live auf einem Festival in Phoenix uraufgeführt, das Cover läßt zudem einige Überraschungen erahnen.

Update: Und jetzt gibt's die Vorabsingle "Ain't No Man" also auch als Streamkonserve.



Freitag, 15. April 2016

Memoryhouse: Ein bisschen Psycho

Anfang Januar präsentierte GvsB mit "Arizona" einen neuen Song der kanadischen Band Memoryhouse, nun gibt es einen weiteren Leckerbissen vom dringend erwarteten Album "Soft Hate": Zur Single "Sarah" hat das Duo erneut ein Video von Samantha Cardow drehen lassen, in dem es wieder Erwarten ziemlich handfest zur Sache geht. Das Cover des Longplayers sieht denn auch gar nicht so verträumt, sondern eher etwas spooky aus - könnte also noch recht spannend werden mit den beiden.

PINS: Ärger mit Stil

Mitte letzten Jahres kamen vier Mädchen aus Manchester unter dem Namen PINS ins Gerede, hauptsächlich mit ihrer schnoddrigen Art und dem passenden Album "Wild Nights". Nun gibt es rechtzeitig zum RSD eine neue 10" mit zwei neuen Songs, einer davon ist das düster behäbige "Trouble" - schön anzuschaun, so ganz in kunstvoll geschnittenem Schwarzweiß.

DJ Shadow: Vorsehung [Update]

Großtaten liegen viele hinter ihm, seine letzte Platte "The Less Your Hear" zählte (zumindest war das hier die Meinung) leider nicht dazu. Das könnte sich nun ändern, denn Josh Davis alias DJ Shadow hat nach fünf Jahren ein neues Album angekündigt. "The Mountain Will Fall" soll am 24. Juni via Mass Appeal erscheinen und Kooperationen mit Run The Jewels, Ernie Fresh und Nils Frahm ("Bergschrund"!) enthalten. Gleich vor Ort gibt es den Titeltrack und das Stück "Swerve", das als iTunes-Bonus enthalten sein soll.

Update: Das versprach ein Leckerbissen zu werden - Versprechen gehalten. Hier also noch die Colab von DJ Shadow und Run The Jewels "Nobody Speak".

Donnerstag, 14. April 2016

Palace Winter: Cineasten

Es wird also nicht nur nicht schlechter, es wird auch immer spannender: Palace Winter bereiten ja gerade via Tambourhinoceros die Veröffentlichung ihres Debüts "Waiting For The World To Turn" vor und die beiden ersten Auskopplungen "Positron" und "Soft Machine" klangen ja schon sehr verheißungsvoll. Nun kommt mit "H.W. Running" der nächste Track und mit diesem gestehen die beiden Herren laut Clash ihre Vorliebe für Filme von P.T. Anderson (Boogie Nights, Magnolia, Punch-Drunk Love, There Will Be Blood) - die Art des Regisseurs, seine Filme in Szene zu setzen entspreche ihrer Art, Musik zu kreieren. Nun, wir werden sehen...

Kobe Bryant: Zum Abschied

Ein Großer ist gegangen und zwei ebenso Große zollen ihm Tribut: Kobe Bryant hat sich mit einem sagenhaften 60-Punkte-Programm aus der NBA von seinen Fans verabschiedet und aus den unzähligen Glückwünschen und Danksagungen stechen zwei besonders hervor. Kendrick Lamar hat die Hommage mit dem Track "Fade To Black" seines letzten Mixtapes "Untiteled Unmastered" unterlegt, Flea, Bassist der Red Hot Chili Peppers spielte an besagtem Abend gleich mal eben die Nationalhymne - beides unbedingt sehenswert.



Dirk Darmstaedter: Aus der Zeit

Dirk Darmstaedter
„Beautiful Criminals“

(Beg Steal And Borrow)

Gerade noch mal nachgeschaut – Dirk Darmstaedter verkauft tatsächlich keine T-Shirts. Gut so. Man hätte sich auch sehr gewundert, denn Darmstaedter ist in vielerlei Hinsicht angenehm altmodisch und unprätentiös. Und an seinem Merge-Stand wird halt nur das wichtigste gehandelt, was der knapp sechzigjährige Hamburger zu bieten hat. Und das ist nun mal seine Musik. Und auch hier: Wer macht denn heutzutage noch Singer-Songwriter-Rock der klassichen Schule, wo doch jetzt alles mit den Präfixen „New“, besser „Nu“ oder gleich „Neo“ betitelt sein muß. Natürlich heißt das nicht, dass er, weil’s so gut in die Zeit passt, mit einfachen Mitteln einfache Wahrheiten zu transportieren sucht, dafür sind sein Anspruch zu hoch und seine Ausdrucksmöglichkeiten von erstaunlicher Vielschichtigkeit. Er scheint nur zu der Sorte von Romantikern zu gehören, die eitlen Tand und nutzlose Verzierungen scheuen und für die ein Song zu allererst eine ordentliche Struktur, eine tragfähige Melodik braucht, damit er und damit auch der Zuhörer zufrieden ist.

Wie schon beim Vorgänger „Before We Leave“ beschränkt sich Darmstaedter auf eine zurückhaltende bis reduzierte Instrumentierung, elektronische Spielereien hört man auch auf „Beautiful Criminals“ eher selten. Dafür hin und wieder mal ein paar sanfte Piano-Takte oder die gute alte Mundharmonika, auch Streicher und Bläser sind willkommen. Dabei erweist sich der elegante Grauschopf auch textlich als hoffnungsloser Romantiker, etwa wenn er sehnsüchtig den „Pop Guitars“ von Jugendidol Johnny Marr nachhängt oder die Schlagzeilen der Zeitungsmeldungen besingt (Papierzeitungen versteht sich, melancholische Gefühle ließen sich in seinem Sinne wohl kaum damit vermitteln, wenn von weggewischten News in der Smartphone-App die Rede wäre). Erinnerungen überall, an die Verflossene und an die Geliebte, auch bei den „Summercamp Girls“ blättert er mit uns gemeinsam durch imaginäre Polaroids und man bekommt ein Gefühl dafür, dass dieser Mann wohl nicht ganz ohne Wehmut an die Tage denkt, da er mit seiner Band The Jeremy Days deutsche Pophoffnungen fast im Alleingang schultern durfte und Musik noch im Club gespielt und nicht nur im Netz geteilt wurde. Der Wechsel zwischen wohl dosiertem Rock und beschwingtem Pop und die Vermischung beider macht das Album zu einem dauerhaften Vergnügen, keines der Stücke drängt laut in den Vordergrund, keines will mehr sein als es ist und nicht eines ist langweilig. Eine Platte wie aus der Zeit und deshalb genau zur richtigen.

06.05.  Magdeburg, Moritzhof Galerie
08.05.  Leipzig, Neues Schauspiel
09.05.  Frankfurt, Mousonturm
10.05.  Berlin, Auster Club
11.05.  Hamburg, Knust
12.05.  Düsseldorf, Pitcher
13.05.  Köln, Stereo Wonderland
17.05.  München, Milla
24.05.  Dresden, Bärenzwinger

Fear Of Men: Traumabewältigung

Davon kann man wohl nie genug bekommen: Fear Of Men schicken einen weiteren Song von ihrem nächsten Album "Fall Forever" in die Runde. Nach Stream und Video zur Single "Island" gibt es nun "Trauma", in dem es um die Bewältigung desselben geht - am 3. Juni bei Kanine Records dann der hoffentlich genauso tolle Rest.

Boys: Glückliche Stunde

Luftig leichter Indiepop aus Schweden ist ein gern gepostetes Thema, das mit dieser Band neue Nahrung bekommt: Boys sind ein Zweitprojekt der HOLY-Gitarristin Nora Karlsson, neben ihr sind dort auch noch Amanda Ferm, Anna Rauhala, Hannes Ferm und Lina Högström angestellt. Für diesen Frühling haben die fünf eine neue EP mit dem Titel "Love On Tour" via PNKSLM angekündigt, der erste Song davon ("Happy Hour") feierte gestern bei Stereogum Premiere und ist ab heute frei im Netz zu haben - ältere Sachen ebenfalls bei Soundcloud.

Mittwoch, 13. April 2016

Delorean: Muzik mit Gefühl

Grüße aus dem Baskenland: Delorean, vierköpfige Elektronikband um Sänger Ekhi Lopetegi, haben den Nachfolger für ihr 2013 erschienenes Album "Apar" angekündigt. Am 22. Juni also soll "Muzik" via PHLEX erscheinen und der Titeltrack verspricht mit samtweichen Beats und streichzarten Stimmen ganz, ganz viel Gefühl.

Nvdes: Wetten daß? [Update]

Also gut, sagen wir's mal diplomatisch: Das Bild ist jetzt hier nicht die Hauptsache. Gehört aber dazu, denn von Josh Ocean, dem Mann hinter dem Projekt Nvdes aus Los Angeles und den vielen feinen, hier schon vorgstellten Songs wie "Fela", "Don't Fvck Your Neighbor", "Unforgettable" und "Before The Weekend Comes", gab es bisher kaum Persönliches zu sehen. Nun also wenigstens diese spaßige Flokati-Aufnahme - da weiß man dann, was man an den beleuchteten Früchten hatte. Ganz neu aber auch der Track "The Other Side", den wir hier zum Ausgleich mit präsentieren - und der macht alles wieder wett. Wetten?

Update: Und jetzt auch mit dem ersten offiziellen Video...



Phoria: Nun mal langsam

Wieder mal ein paar leisere, behutsamere Töne: Phoria kommen aus dem englischen Brighton, die fünfköpfige Formation, bestehend aus Trewin Howard (Gesang/Komposition), Jeb Hardwick (Gitarre), Ed Sanderson (Keyboard), Tim Douglas (Bass) und Seryn Burden (Drums), haben seit ihrer Gründung vor drei Jahren zwei EP veröffentlicht, nun folgt mit "Volition" am 3. Juni via X Novo Records (für Deutschland und Österreich: Humming Records) das lang erwartete Debütalbum. Zwei Stücke davon liegen zur öffentlichen Anhörung bislang vor - "Evolve" und ganz aktuell "Everything Beta".

Dienstag, 12. April 2016

Car Seat Headrest: Wunderbare Leerstelle

Ein lange Einleitung können wir uns jetzt ja sparen, denn Car Seat Headrest wurde erst vor kurzem ausführlich vorgestellt. Dabei war vom erwarteten Longplayer "Teens Of Denial" die Rede und es wurde die erste Single "Drunk Drivers/Killer Whales" angeboten - heute schieben wir den ebenso formidablen Kracher "Fill In The Blank" samt Lyric-Video nach.

FURS: Jetzt aber!

Rock aus Liverpool, Rock aus Brighton, Rock aus Leeds - und London so? Kommt heute. Und zwar gar nicht so schlecht - die FURS, so hört man, sind sogar Johnny Marr schon positiv aufgefallen, was bei den geschmeidigen Hooklines nun wirklich kein großes Wunder ist. Am 13. Mai soll also ihr Debüt-Album "Just Kids" (in Anlehnung an die Memoiren von Patti Smith) erscheinen und wenn wir durchzählen, dann haben wir neben der brandaktuellen Single "Natives" noch drei weitere Songs der Platte im Stream. Los geht's!

Lush: Größter Gemeinsamer Nenner

Lush
„Blind Spot“

(Edamame)

Über mangelnden Zuspruch kann sich das Subgenre Shoegazing in der letzten Zeit sicherlich nicht beschweren – eine große Anzahl junger, aufstrebender Bands bedienen die Pedale mit großem Erfolg, die alten halten durch oder kehren nach Jahren der Bühnenabstinenz wieder zurück und Eric Green liefert mit seinem Film „Beautiful Noise“ 2014 das Storybook dazu. Nicht verwunderlich also, dass auch Lush ganze zwanzig Jahre nach ihrem letzten Erfolgsalbum und dem tragischen Selbsttod ihres Drummers Chris Acland die Gunst der Stunden nutzen und für die anstehende Jubiläumstour des Geburtstagskindes „Lowlife“ sogar ein paar neue Songs komponierten. Wobei die Band um Miki Berenyi und Emma Anderson ja schon zu Gründerzeiten eine Sonderstellung innehatte – Puristen, namentlich der Anhang von My Bloody Valentine oder Ride, scheuten eher den Kontakt, weil das Londoner Quintett zu Noise und Feedback gern auch Britpop mischte, den hartgesottenen Britpoppern wiederum war das alles viel zu eintönig, zu niedlich und überhaupt viel zu spaßfrei.

Nun, zwischen den Stühlen müssen sie heute nicht mehr sitzen, denn hört man sich die neue Generation der ‘Schuhstarrer’ mit Fear Of Men, Beach House, Dios Mio oder The Pains Of Being Pure At Heart an, dann ist dort die Vielfalt Programm und der Stilmix die Regel, Scheuklappen wie zu Beginn der Neunziger gibt es heute kaum noch. Passenderweise liefern Lush auf ihrer EP „Blind Spot“ gleich einen anschaulichen und gelungenen Querschnitt ihres bisherigen Schaffens: „Out Of Control“ übernimmt zum Einstieg den butterweichen, verträumten Part, mit „Lost Boy“ und „Rosebud“ gibt es zwei sphärische, dunkle Stücke, wo man die Trockeneis-Schwaden förmlich vorm inneren Auge vorbeiziehen sieht (also nahe am blinden Fleck quasi). Und in „Burnham Beeches“ stecken sie schließlich alles an gutgelauntem Pop-Appeal samt Bababah-Chören und schwungvollen Bläsern, was sie so im Programm hatten und haben. Insofern ist diese EP eine Art Größter Gemeinsamer Nenner im Lush-Kosmos und trotz alles Kürze eine überaus willkommene Überraschung. Wenn sie jetzt noch weniger mit Liveterminen geizen würden, wäre die Welt eine perfekte ...

18.06.  Berlin, Zitadelle Spandau (mit Pixies)
04.11.  Weissenhäuser Strand, Rolling Stone Weekender

Oscar: Präsentabel

Auf die Qualitäten des Londoner Songwriters Oscar Scheller kann man gar nicht oft genug verweisen und nicht nur die Fans von Morrissey werden sich über die Nachricht freuen, dass der Mann mit "Good Things" einen weiteren Song aus seinem neuen Album "Cut And Paste" bereitgestellt hat. Die Platte soll bekanntlich ab 13. Mai via Wichita Recordings vertrieben werden - mehr davon gibt's hier und dort. Auch gut: Oscar wird im Herbst für ein paar Termine zur Promo seines Longplayers auf dem Festland Halt machen.

10.10.  Hamburg, Molotow
11.10.  Köln, Blue Shell
12.10.  Berlin, Privatclub
13.10.  Wien, B72

The Temper Trap: Zusammenfallen

Gute Nachrichten vom anderen Ende der Welt: Die Australier The Temper Trap, zuletzt mit dem gleichnamigen Album 2012 in Erscheinung getreten, haben gerade ihr neues Album "Thick As Thieves" angekündigt, die erste Single "Fall Together" steht schon mal im Stream bereit - mit Liveterminen machen sich die Herren dennoch etwas rar.

18.06.  Köln, At The B-Sites
19.08.  Salzburg, Frequency Festival

Montag, 11. April 2016

The Julie Ruin: Beinarbeit

Unverhohlene Freude jetzt mal: The Julie Ruin, die Band von Riot-Grrrl-Ikone Kathleen Hanna, plant für den 8. Juli via Hardly Art die Veröffentlichung ihres zweiten Albums - "Hit Reset" folgt dem Debüt "Run Fast" aus dem Jahr 2013 und die erste Auskopplung "I Decide" geht schon mal ganz wunderbar in die Beine.

The Night Café: Liverpool for beginners [Update]

Angenehm Entspanntes erreicht uns wieder mal aus Liverpool: Dort ist das Quartett The Night Café zu Hause, die vier Teenager hatten vor Monaten zwei Songs gepostet und schicken nun den aktuellen "Together" hinterher - beste englische Rocktradition, die man da zu hören bekommt. Die dazugehörige Flipside "Time" wird in der nächsten Zeit nachgereicht, versprochen.

Update: Gesagt, getan - hier also die aktuelle B-Seite "Time".

Isolation Berlin: Kleiner Mann, ganz groß

Isolation Berlin
Support: Der Ringer
Feierwerk, München, 10. April 2016

Der heutigen Jugend wird ja gemeinhin gern nachgesagt, sie sei oberflächlich und nur auf den eigenen Vorteil bedacht, leidenschaftlichen Gefühlsausbrüchen begegne sie skeptisch bis abweisend. Wie falsch man mit dieser Einschätzung liegen kann, verdeutlicht ein Abend wie dieser im Münchner Feierwerk. Zwar tragen Isolation Berlin den Hype quasi schon im Namen (denn mehr 80er geht eigentlich gar nicht) und trotzdem hat das Publikum ein feines Gespür dafür, wo aufgesetzte Attitüde endet und die kompromisslose, künstlerische Selbstausbeutung beginnt. Tobias Bamborschke, schon optisch eine Art Wiedervereiningung Gesamtberliner Musikgeschichte – hier Rio Reiser (Ton Steine Scherben, West), dort André Herzberg (Pankow, Ost) – Bamborschke also müsste als Sänger des Quartetts schon ein verdammt guter Schauspieler sein, wollte man ihm nicht abnehmen, dass er in den Songs und auf der Bühne nicht sein Innerstes nach außen kehrt.

Ein zarter Jungspund mit blassem Teint und auch an diesem Abend (mit Verlaub) äußerlich in eher bemitleidenswertem Zustand, macht also nicht den Eindruck, als sei er mal eben kurz vorbeigekommen, um einen Promogig abzureißen. Die Stücke, mit denen Isolation Berlin die Musikkritik erst überrascht und dann im Sturm genommen haben und deren Hauptteil sich auf dem grandiosen Debütalbum „Und aus den Wolken tropft die Zeit“ befindet, lassen sich so gar nicht in ein bestimmtes Genre pressen – düstere Grauzonenmusik, der Punk der Fehlfarben hier, Anklänge der Neuen Deutschen Welle mit allen exaltierten Verrücktheiten da. Das Gros der Songs aber beruft sich auf die lakonisch-melancholischen Milieubetrachtungen von Sven Regener und Element Of Crime, hier sind die größten Gemeinsamkeiten auszumachen. Bamborschke ist also gekommen, dem enthusiastischen Anhang sein schwarzes Herz auszuschütten, über enttäuschte Liebe, Verlassenheit und  Todessehnsucht zu klagen und man merkt dem Jungen an, dass er den Satz von dem einen Lied, das ihm geblieben ist, nicht einfach so dahersingt.

Er zittert, stampft und springt dabei, mal treibt ihn der „Wahn“ und läßt ihn irre lachen, dann wieder ist es „Annabelle“, die Angebetete, die ihn, wenn auch nur kurz, aus seinen dunklen Gedanken holt. Es ist sicher nicht übertrieben zu behaupten, dass der kleine Mann und die großen Lieder einige Zeit überdauern werden, das Potential ist schon auf der Platte zu erkennen, live kommen sie noch um einiges intensiver daher. Da wird das titelgebende „Isolation Berlin“ zum krachenden Manifest trostloser Verlorenheit, entfacht „Körper“ eine fast schon beängstigend zerstörerische Wucht und Wut und sorgt der Kontrast zwischen Geflüster und Geschrei bei „Ich wünschte ich könnte“ einmal mehr für Gänsehaut. Es ist eine triste und tieftraurige Welt und dennoch folgt ihm und ihnen das Publikum mit wachsender Begeisterung. Vielleicht ist es ja so – der Gedanke kommt einem mehrmals an diesem Abend – dass nicht nur der Zuhörer einen Gleichgesinnten sucht, sondern auch der Sänger dringend des Zuspruchs bedarf, das Leben da draußen wäre sonst für manchen einfach nicht auszuhalten.