Leyya
„Sauna“
(Las Vegas Records)
Das ist schon ein ziemlich markiger Satz. Einer, den man nicht so leicht dahinsagt, sondern nur, wenn man weiß, was man kann. Einer, an dem man sich auch später messen lassen muss. Marco Kleebauer und Sophie Lindinger, unter dem Namen Leyya gerade als „Austrias next big thing“ und für die Wiederbelebung alpenländischer Electropop-Tradition seit den Herren Kruder und Dorfmeister gefeiert, haben kürzlich gemeint: „Man kann uns konsumieren, wie man möchte. Aber wer nach Substanz sucht, wird sie bei uns finden.“ Word. Man muss vielleicht dazusagen, dass es in dem Gespräch um das Verhältnis der beiden zum Formatradio und sogar darum ging, ob denn von ihrer Seite ein Auftritt beim Eurovision Songcontest denkbar wäre. Nun ist ihr klug verbastelter Sound gottlob mit dem windschnittig gestanzten Allerweltsgedudel dieser Tage nicht zu vergleichen, deshalb erübrigt sich eigentlich auch eine Antwort auf die zweite Frage. Erstaunlich und begrüßenswert allerdings, wie sie, nachdem der deutschsprachige Popsong zuvor schon von Bands wie Wanda, Bilderbuch, Einhorn oder Granada erfolgreich geentert worden ist, nun drauf und dran sind, auch die Tanzmusik um Coolness und Lässigkeit zu bereichern.
Was manchem wie ein Debüt vorkommt, ist schon der zweite Wurf von Leyya, gleichwohl könnte gerade mit diesem der große Durchbruch tatsächlich gelingen. Denn das Album verbindet auf beeindruckende Weise eingängige Arrangements mit herrlich vertrackter Klangkunst – wollte man alle Tracks, die sich von gängiger Durchschnittsware abheben, farbig markieren, man bräuchte den Stift gar nicht erst beiseitelegen. Angefangen bei „Drumsolo“ mit Lindigers sanfter Stimme und soften Beats, die angefunkten Bläser zur sorgsam verschränkten Loops von „Zoo“, dessen Video ganz nebenbei noch als hintersinnige Kritik an überkommenen Verständnis der Geschlechterrollen gelesen werden kann, „Candy“, „Oh Wow“, „Heat“ – Leyya wissen, wie man Pop buchstabiert, damit er nicht langweilig, sondern originell klingt. Einflüsse aus Jazz, Trip-Hop, Dub, Synthie werden hier miteinander vermengt, es ist kein Wunder, daß Lindiger den ähnlich perfekten Stilmix der Alabama Shakes und ihrem „Sound And Colour“ zur Lieblingsplatte auserkoren hat, ein Vergleich, den das Duo keineswegs scheuen muß.
Wer die allgegenwärtige Genderproblematik anreißt, wie die beiden dies ja (s.o) ganz bewusst tun, der darf natürlich auch die Deutung des Albumtitels aus den Linernotes nicht unerwähnt lassen: „Die Sauna als Ort der Zusammenkunft, ohne soziale Schranken, wo die Nacktheit aller auch eine ultimative Gleichheit schafft“ – was auf den ersten Blick etwas verwegen und konstruiert klingt, macht durchaus Sinn. Die Hitze hat und macht uns alle gleich, das lästige Schwitzen, das Dampfen der Körper, die sehnsüchtig erwartete Abkühlung, die einem jeden gleichermaßen Reinigung verheißt. Für die nötige Entspannung sorgen Leyya zum Schluss, ganz Dienstleister am Kunden, höchstselbst, „We Did Ok“ vibriert in angenehmer Kühle, an die wunderbaren Portishead gemahnend, dem Fadeout entgegen und beendet eine bemerkenswerte Arbeit. Kurz noch mal zum Grandprix: „Wenn Musik eine gute Geschichte braucht, um zu überleben, faszinierende Personen in Glitzerkostümen, dann können wir einpacken“, so Kleebauer an anderer Stelle des erwähnten Artikels – Leyya werden im März dieses Jahres nach ausführlicher Europatournee auch beim honorigen SXSW-Festival in Austin zu Gast sein, nicht auszuschließen, daß dann der nächste kräftige Karriereschub folgt. Ganz ohne Verkleidung.
31.01. Linz, Posthof
01.02. Dresden, GrooveStation
02.02. München, Milla
03.02. Darmstadt, Staatstheater
20.02. Dortmund, FZW
22.02. Hamburg, Häkken
23.02. Berlin, Lido Berlin
24.02. Nürnberg, club stereo
25.02. Leipzig, Täubchenthal
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