Moderate Rebels
„Shared Values“
(Everyday Life Recordings)
Es hat sich ja leider eingebürgert, alles mit dem Etikett Post-Punk zu versehen, was ansprechend düster daherkommt, halbwegs politisch ist und sich ansonsten mit keinem griffigeren Etikett versehen läßt. Warum also nicht mit den Moderate Rebels ähnlich verfahren, schwarze Outfits bevorzugt, London passt sowieso, nichts einfacher als das also. Doch nur nicht zu voreilig. Denn das hieße, die offensichtliche Vorliebe der Formation für den Psychrock der frühen Siebziger, insbesondere Velvet Underground, zu ignorieren. Auch auf dem zweiten Album der Band (Debüt: The Sound Of Security) dominieren die Referenzen an die New Yorker Kultkapelle – mantraartige Textfragmente zu kräftig schrammelnder Grundierung, das Fundament ächzt so schief wie der ganze Laden da drüben auf der Insel, The Murder Mystery rules. Alles wieder sehr sparsam und schnörkellos arrangiert, selbst der Gesang beschränkt sich mehr oder minder auf eine Tonhöhe. Auch ein Wiedergänger scheint das Grundthema des Albums, es dreht sich um die zunehmende Entfremdung der Menschen voneinander, um Digitalisierung, Künstlichkeit – möglicherweise.
Denn nichts ist dem Kollektiv fremder als einfache Antworten. Dafür sprechen jedenfalls die spärlichen Zitate, die man von ihnen im Netz findet: „We don’t believe in easy answers, but we believe in asking lots of questions – always”, und an anderer Stelle: “We’re quite comfortable saying that we didn’t know what we were doing.” Das macht die Interpretation einfach und schwer zugleich, jede/r nimmt sich seinen Teil, feste Anhaltspunkte gibt es dagegen kaum. Ein Stück wie “I Love Today” stellt das zunehmende Chaos, mit dem wir täglich konfrontiert werden, in den Mittelpunkt, diesen Moment zu lieben, könnte zynisch, fatalistisch oder vorausschauend gemeint sein, schließlich ahnt man, dass es kaum besser werden wird. Vielleicht ist ja die pessimistische Note die einzige Konstante auf diesem Album (obwohl sie auch das wohl vehement bestreiten würden), Rettung ist nicht in Sicht. Jesus, so singen sie an anderer Stelle, sollte für die Seelenrettung verantwortlich sein, aber wer bitteschön schütze einen vor der eigenen Regierung? Ergo: “I have to save myself.” Keine schönen Aussichten, fürwahr. Selbst der Strandurlaub in Brasilien ist mörderisch, darüber können auch die LaLaLa-Chöre nicht hinwegtäuschen. Nicht sehr tröstlich das alles, aber trotzdem ziemlich gut.
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