Montag, 19. November 2012
Foodwatch
Es war die letzte Zugabe seines Gigs im berühmten Londoner Hammersmith Apollo: Rufus Wainwright hatte sich für den Zugabenteil einige besondere Überraschungen einfallen lassen - zum Song "Bitter Tears" erschien er, mit blonder Perücke, in der Garderobe des griechischen Sagengottes Apollo, um später "Gay Messiah" als Duett mit einem überdimensionalen Sandwich zu geben. Manch einer der Gäste konnte vor lauter Begeisterung sein Smartphone nicht gerade halten, zum Glück gibt es aber eine halbwegs brauchbare und vergleichbare Aufnahme der "bachantischen Danceparty" (NME) aus der Ulster Hall in Belfast vom Mittwoch letzter Woche. Leider nicht dokumentiert: Die Kußattacke Wainwrights auf Liza Minelli, die sich in London im Publikum befand.
Wiederkommen
Eine Band aus Duisburg, wann gibt es das schon mal. Nicht so oft, kann man sich ja denken, aber sie haben ja eine ganz große dort. Die Flowerpornoes, 1985 von Tom Liwa gegründet und eine Reihe ganz und gar wunderbarer Platten gemacht, haben sich für ein neues Album und für eine neue Tour gefunden. Am Freitag ist "Ich liebe Menschen wie ihr" (GIM Records) erschienen, das Booklet und ein paar akkustische Schnipsel bekommt man auf der Website, den Rest natürlich nur Auge in Auge im kommenden Wochen und Monaten.
(Unten: "Stadion" von "Ich und ich", 1996)
06.12. Bremen, MS Treue
10.12. Köln, Underground
11.12. Hamburg, Molotow
12.12. Leipzig, Ilses Erika
13.12. Frankfurt, Das Bett
14.12. Tübingen, Löwen
15.12. Ludwigshafen, Das Haus
10.01. Duisburg, Steinbruch
12.01. Westerstede, Wunderbar
20.03. Bonn, Harmonie (WDR Rockpalast / Crossroads)
24.03. Essen, Grend
(Unten: "Stadion" von "Ich und ich", 1996)
06.12. Bremen, MS Treue
10.12. Köln, Underground
11.12. Hamburg, Molotow
12.12. Leipzig, Ilses Erika
13.12. Frankfurt, Das Bett
14.12. Tübingen, Löwen
15.12. Ludwigshafen, Das Haus
10.01. Duisburg, Steinbruch
12.01. Westerstede, Wunderbar
20.03. Bonn, Harmonie (WDR Rockpalast / Crossroads)
24.03. Essen, Grend
Neue Klunker
Wer wenn nicht der Meister selbst darf hier noch einmal Hand anlegen - Kanye West hat sich "Diamonds" von Rihanna auch noch mal vorgenommen und - sagen wir mal so - es ist nicht unbedingt schlechter geworden. Neugierig? Bei Soundcloud.
Pedalantrieb
"They didn't sell a lot of records, but everyone who heard them started a band."
Ein schöner Satz, auch wenn er so nicht ganz zutrifft. Eric Green hat über das Crowdfunding-Portal kickstarter mit "Beautiful Noise" eine Dokumentation über drei der bekanntesten Shoegazing-Bands der 80er, Jesus And Mary Chain, My Bloody Valentine und die Cocteau Twins, gedreht - zu Wort kommen u.a. Trent Reznor, Billy Corgan, Bobby Gillespie, Wayne Coyne und Robert Smith, auch andere Vertreter des Genres wie Ride, Lush, Slowdive, Swervedriver und Curve sind zu sehen. Ob und wann der Streifen dann in deutsche Kinos kommt - mit "Shut Up And Play The Hits" hat es ja leider auch bis zum 6. Dezember gedauert - ist noch nicht bekannt.
Ein schöner Satz, auch wenn er so nicht ganz zutrifft. Eric Green hat über das Crowdfunding-Portal kickstarter mit "Beautiful Noise" eine Dokumentation über drei der bekanntesten Shoegazing-Bands der 80er, Jesus And Mary Chain, My Bloody Valentine und die Cocteau Twins, gedreht - zu Wort kommen u.a. Trent Reznor, Billy Corgan, Bobby Gillespie, Wayne Coyne und Robert Smith, auch andere Vertreter des Genres wie Ride, Lush, Slowdive, Swervedriver und Curve sind zu sehen. Ob und wann der Streifen dann in deutsche Kinos kommt - mit "Shut Up And Play The Hits" hat es ja leider auch bis zum 6. Dezember gedauert - ist noch nicht bekannt.
Samstag, 17. November 2012
Monolog
Es kann ja nichts schaden, dass man einige Worte über das Jubiläum des Debütalbums verliert - dachten sich Interpol und setzten sich mit Pitchfork zusammen. Geredet hat dann aber nur einer, Paul Banks. Gut, Carlos Dengler ist ohnehin nicht mehr dabei, doch für Daniel Kessler bleiben nicht mehr als ein paar Worte für's Schlußplädoyer und Sam Fogarino lächelt stillschweigend seine Kaffeetasse an. Das hat man schon mal etwas begeisterter erlebt.
Auflösungserscheinung
Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune
Münchner Volkstheater, 16.11.2012
Klar, am Ende wollte sie keiner gehen lassen. Im Laufe des Konzerts hatten wohl alle Besucher im vollgesteckten Foyer des Münchner Volkstheaters mitbekommen, dass dies der letzte Auftritt der Neigungsgruppe in München sein sollte, die Band löst sich, wie man so schön sagt, auf, Abschiedsvorstellung, Kehraus. Vorbei also, ein paar Lieder noch, ein finales Aufjaulen, Granteln, Wimmern, noch einmal "Geh scheiß'n!" und dann soll der Vorhang fallen. Eigentlich ist das Repertoire der Neigungsgruppe genau für diese Anlässe gemacht, jede Menge Rausschmeißer und Stoßseufzer, das "Luada" natürlich, der "Lenzibald" und Reznors "Verletzt" - alle sind sie dabei an solch einem Abend und alle passen zum traurigen Anlaß wie der Arsch auf den Topf. Besser als mit dem versoffenen Gejammer von "Wüde Hund" und dem ebenso programmatischen "Alles muss zum Ende kommen" kann man den eigenen Abgang nicht inszenieren.
Sie haben's ja eh schon gewußt, schon auf ihrer ersten Platte "Goodnight Vienna" hatten sie den Ambros ins Programm zitiert - "Freiheit hast doch, dass ma gehn kann, dass ma gehn kann, wann ma wui..." ("Vui zu vui") und ebenjene Freiheit haben sie sich nun genommen. Natürlich nicht, ohne es noch mal richtig scheppern zu lassen, die Wut und die Bitterkeit der vergangenen Jahre, das also, was diese Lieder wirklich nur mit diesem Dialekt so glaubhaft werden läßt, waren noch da - "Da Hoss in mia", "Polka Dots" und "Scheene Leich" wurden auch jetzt wieder von Münchnern und Exilwienern gleichermaßen dankbar gefeiert, das Finale mit "G'fickt für immer" ist ja fast schon so eine Art Erkennungsmelodie und ehrlich, es wird Zeit, dass Pete Doherty die Rechte an die vier abtritt.
David Pfister, Fritz Ostermayer, Robert Zikmund und Christian Fuchs haben sichtlich Spaß an ihrer schlechten Laune, die sie da vertont zum Besten gaben, sie gehen im Guten, das meinte man ihnen anzusehn. Und ganz ohne Hoffnung lassen sie einen ja nicht zurück - schließlich übergeben sie, das wird schnell vergessen, der Nachwelt auch manches anrührende - jawohl, Liebeslied, den "Hooligan der Herzen", die "Taxi Musik" und auch das neue "I hob an Grund", auch die kommen zur Aufführung und keiner muß sich schämen, wenn er dabei ganz heimlich eine Träne verdrückt. Das Loch, dass die Neigungsgruppe hinterläßt, ist groß und "wird greßer jeden Dog" - vorerst werden wir also ungetröstet Ausschau halten müssen, wachgehalten vom Wunsch, irgendwer wird sich irgendwann mit irgendwem zusammenraufen, um es irgendwie zu füllen. Noch einmal: Servus.
Münchner Volkstheater, 16.11.2012
Klar, am Ende wollte sie keiner gehen lassen. Im Laufe des Konzerts hatten wohl alle Besucher im vollgesteckten Foyer des Münchner Volkstheaters mitbekommen, dass dies der letzte Auftritt der Neigungsgruppe in München sein sollte, die Band löst sich, wie man so schön sagt, auf, Abschiedsvorstellung, Kehraus. Vorbei also, ein paar Lieder noch, ein finales Aufjaulen, Granteln, Wimmern, noch einmal "Geh scheiß'n!" und dann soll der Vorhang fallen. Eigentlich ist das Repertoire der Neigungsgruppe genau für diese Anlässe gemacht, jede Menge Rausschmeißer und Stoßseufzer, das "Luada" natürlich, der "Lenzibald" und Reznors "Verletzt" - alle sind sie dabei an solch einem Abend und alle passen zum traurigen Anlaß wie der Arsch auf den Topf. Besser als mit dem versoffenen Gejammer von "Wüde Hund" und dem ebenso programmatischen "Alles muss zum Ende kommen" kann man den eigenen Abgang nicht inszenieren.
Sie haben's ja eh schon gewußt, schon auf ihrer ersten Platte "Goodnight Vienna" hatten sie den Ambros ins Programm zitiert - "Freiheit hast doch, dass ma gehn kann, dass ma gehn kann, wann ma wui..." ("Vui zu vui") und ebenjene Freiheit haben sie sich nun genommen. Natürlich nicht, ohne es noch mal richtig scheppern zu lassen, die Wut und die Bitterkeit der vergangenen Jahre, das also, was diese Lieder wirklich nur mit diesem Dialekt so glaubhaft werden läßt, waren noch da - "Da Hoss in mia", "Polka Dots" und "Scheene Leich" wurden auch jetzt wieder von Münchnern und Exilwienern gleichermaßen dankbar gefeiert, das Finale mit "G'fickt für immer" ist ja fast schon so eine Art Erkennungsmelodie und ehrlich, es wird Zeit, dass Pete Doherty die Rechte an die vier abtritt.
David Pfister, Fritz Ostermayer, Robert Zikmund und Christian Fuchs haben sichtlich Spaß an ihrer schlechten Laune, die sie da vertont zum Besten gaben, sie gehen im Guten, das meinte man ihnen anzusehn. Und ganz ohne Hoffnung lassen sie einen ja nicht zurück - schließlich übergeben sie, das wird schnell vergessen, der Nachwelt auch manches anrührende - jawohl, Liebeslied, den "Hooligan der Herzen", die "Taxi Musik" und auch das neue "I hob an Grund", auch die kommen zur Aufführung und keiner muß sich schämen, wenn er dabei ganz heimlich eine Träne verdrückt. Das Loch, dass die Neigungsgruppe hinterläßt, ist groß und "wird greßer jeden Dog" - vorerst werden wir also ungetröstet Ausschau halten müssen, wachgehalten vom Wunsch, irgendwer wird sich irgendwann mit irgendwem zusammenraufen, um es irgendwie zu füllen. Noch einmal: Servus.
Freitag, 16. November 2012
LedSZeppelin
Christian Zaschke war vor längerer Zeit mal für den Sport der Süddeutschen zuständig, außerdem schrieb er in regelmäßigen Abständen die unterhaltsamsten Artikel über die jeweiligen Eigenheiten sich stets wiederholender Jahreszeiten. Nun ist er als Korrespondent in London gelandet und verantwortet im allwochenendlichen Kulturteil der SZ die Kolumne "Little Britain". Und weil es mit dem Sport in London nun endgültig erst mal vorbei ist (und das nicht nur, weil Lukas Podolski bei Arsenal spielt) und weil das Wetter da drüben ohnehin keine, oder wenn nur eine einzige, schlechte Jahreszeit kennt, hat Zaschke die Muße, sich mit den Musikern von Led Zeppelin über ihre demnächst erscheinende Live-DVD zu unterhalten. Sehr amüsante Schreibe, die den Kauf der Zeitung am morgigen Samstag lohnt - einer der Kernsätze: "Nur Engländer vermögen das Wort "Sir" so zu betonen, dass es in Wahrheit "Arschloch" heißt." Wie wahr - und nun ab zum Kiosk, Gedrucktes kaufen!
Blackest black
Ein bisschen Gruselrock aus Washington - das Trio Naomi Punk hat heute sein Debütalbum "The Feeling" via Cargo hierzulande wiederveröffentlicht, dazu gibt's ein angemessen düsteres Video zum Song "Voodoo Trust" und bei Bandcamp das Stück "The Spell" noch obendrauf.
Nachgeschliffen
Das darf man ruhig mal zugeben: Rihannas "Diamonds" ist ein wirklich toller Song, der einem nicht mehr so bald aus dem Kopf geht, trotz oder vor allem wegen der Chipmunks-Chöre. Offensichtlich geht es auch Zola Jesus so, schließlich twitterte sie nun: "I hear this a lot. Thinking about it." Gedacht, getan, nun gibt es ein Cover von ihr - zu finden auf Soundcloud.
Donnerstag, 15. November 2012
Gekommen um zu lärmen
So oder ähnlich könnte es auch bald in deiner Nähe aussehen, wenn, ja wenn du es schaffst, im nächsten Frühjahr eines der Konzerte von Metz zu besuchen, denn die kommen bald auch nach Deutschland.
18.02. Zürich, Mascotte
25.02. Wien, Arena
26.02. München, Orangehouse
27.02. Nürnberg, K4
01.03. Hannover, Café Glocksee
02.03. Berlin, Berghain
18.02. Zürich, Mascotte
25.02. Wien, Arena
26.02. München, Orangehouse
27.02. Nürnberg, K4
01.03. Hannover, Café Glocksee
02.03. Berlin, Berghain
Fremdfreuen
Die wahre Freude ist doch die, welche man für andere Menschen empfindet. Sagt man. Wer da zustimmt, darf das auch gleich mal ausprobieren: Dinosaur jr kommen im Februar kommenden Jahres wieder nach Deutschland. Zweimal, um genau zu sein. Und nun: Freuen wir uns mal - mit Berlin und Frankfurt ...
12.02. Frankfurt, Batschkapp
13.02. Lausanne, Les Docks
14.02. Zürich, Le Plaza
19.02. Berlin, Postbahnhof
12.02. Frankfurt, Batschkapp
13.02. Lausanne, Les Docks
14.02. Zürich, Le Plaza
19.02. Berlin, Postbahnhof
Abgesang
Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune
„Los mas bleibm“
(Trikont)
Am Ende sind sie alle g‘scheiter. Da kommen die Klugscheißer um die Ecke geschlurft und wollen es schon vorher gewusst haben. Dass die Neigungsgruppe alsbald das Zeitliche segnet und Schluss macht, das – bitteschön – hätte man doch aus den Texten schon herauslesen können. Ja wie denn, verdammt, wenn doch fast jedes ihrer eigenen und angeeigneten Stücke ohnehin den Verfall, den Abschied, das Verlassen und das Aufgeben besingt. Gut, als sie sich vor Zeiten für „Oh, dieser Sound“, den Superpunk-Gedächtnissampler, deren Song „Das Feuerwerk ist vorbei“ griffen und dieses eigentlich recht flotte Stück in eine grabeskalte Trauerweise umwidmeten, da hätte man das als Vorgriff auf Späteres nehmen können. Hätte, vielleicht.
Nun, da das neue, dritte und letzte Album erscheint, sind die Zeichen natürlich nicht mehr zu übersehen: Der charmant abgewandelte, natürlich größenwahnsinnige Beatles-Titel, vor allem aber die Songs selbst lassen gar keinen anderen Schluß zu, als dass diese Rezension nurmehr ein Nachruf werden kann. Was soll denn noch kommen nach Zeilen wie „Du liegst da und kannst di net rühren, die Würmer krallen dir in's Hirn, und sie dinieren“ (I lieg am Ruckn)? Die stammen vom Ludwig Hirsch, dem Meister aller bodenlosen Schwärze, und der schaut bekanntlich auch nicht mehr so lebendig aus.
Es mischen sich in gewohnter Weise die selbstkomponierten Sachen wieder mit denen, die ihnen so nahe gehen, dass sie für’s gepflegtere Leiden flugs ins Wienerische übereignet werden mussten. „Foi Na Cruz“ von Nick Cave dreht am Grab die erste Runde („Foi net um“), bevor die Totenglocken, frei nach Lana Del Reys „Video Games“, der jämmerlichen Leere und Sprachlosigkeit vereinsamter Zweisamkeit heimläuten. Auch mit den „Eskimo Girls“ wird’s einem nicht wärmer, das „Leben ist nur noch ein Pannenstreifen“, da ist nichts mehr peinlich, alles albern, Goodbye mühsam bewältigter Anstand, Servus Selbstachtung, Ciao baba...
„Keiner kommt hier lebend raus“ heißt es in der „Bar zu den sieben Plagen“, damit ist das Ziel resp. Ende schon mal grob umrissen, weiter „Baby don’t cry, ‘cause closing time is near“, Trost ist kaum zu finden, man greint (besser: reart) ungehört und als letzter Halt bleibt einem das abgestandene Bierglaserl am Tresen. „I hob an Grund“, wiederholt begleitet von Anja Plaschg (Soap&Skin), greift einem tatsächlich ans Herz – das ehrwürdige „I Found A Reason“ der Velvets macht hier auf tränenersticktes Drama („grundlos trauert i mi net singen“), von Leichtigkeit keine Spur. Ähnlich ergeht es darauf dem „Better Man“ von Robbie Williams, der durch „verbranntes Land“ stolpert und alle Hoffnung schon hat fahren lassen. „Emotionales Covern“ nennt das FM4-Moderatorengespann dieses Einverleiben und Umarbeiten, zuweilen ist es nicht weniger als ein vertonter Albtraum.
Schonung ist nicht in Sicht – die Stimmbänder werden ebenso malträtiert („Lenzibald“) wie die Gitarrensaiten, wenn zu meistenteils düsterem, künstlichem Geplucker plötzlich die Akkorde kreischen, so erhält selbst Nirvanas „School“ („Bleach“) als „Geh Kumm Hearst!“ die Weihen mundartgerechten Transformation. Am Ende („Wüde Hund“) stehen sie alle, a wild bunch – fürwahr, ein letztes Mal am Grabe von Sam Peckinpah, dem Paten aller Verwahrlosten, verheulter Säuferkitsch, der im Spanischen noch eine Spur wehmütiger klingt, es sei ihnen gegönnt. Eine Handvoll Erde dazu, „a salzige Träne“ (Hirsch) hinterher, es war uns eine Ehre, farewell. (Neigungsgruppe bei Trikont)
„Los mas bleibm“
(Trikont)
Am Ende sind sie alle g‘scheiter. Da kommen die Klugscheißer um die Ecke geschlurft und wollen es schon vorher gewusst haben. Dass die Neigungsgruppe alsbald das Zeitliche segnet und Schluss macht, das – bitteschön – hätte man doch aus den Texten schon herauslesen können. Ja wie denn, verdammt, wenn doch fast jedes ihrer eigenen und angeeigneten Stücke ohnehin den Verfall, den Abschied, das Verlassen und das Aufgeben besingt. Gut, als sie sich vor Zeiten für „Oh, dieser Sound“, den Superpunk-Gedächtnissampler, deren Song „Das Feuerwerk ist vorbei“ griffen und dieses eigentlich recht flotte Stück in eine grabeskalte Trauerweise umwidmeten, da hätte man das als Vorgriff auf Späteres nehmen können. Hätte, vielleicht.
Nun, da das neue, dritte und letzte Album erscheint, sind die Zeichen natürlich nicht mehr zu übersehen: Der charmant abgewandelte, natürlich größenwahnsinnige Beatles-Titel, vor allem aber die Songs selbst lassen gar keinen anderen Schluß zu, als dass diese Rezension nurmehr ein Nachruf werden kann. Was soll denn noch kommen nach Zeilen wie „Du liegst da und kannst di net rühren, die Würmer krallen dir in's Hirn, und sie dinieren“ (I lieg am Ruckn)? Die stammen vom Ludwig Hirsch, dem Meister aller bodenlosen Schwärze, und der schaut bekanntlich auch nicht mehr so lebendig aus.
Es mischen sich in gewohnter Weise die selbstkomponierten Sachen wieder mit denen, die ihnen so nahe gehen, dass sie für’s gepflegtere Leiden flugs ins Wienerische übereignet werden mussten. „Foi Na Cruz“ von Nick Cave dreht am Grab die erste Runde („Foi net um“), bevor die Totenglocken, frei nach Lana Del Reys „Video Games“, der jämmerlichen Leere und Sprachlosigkeit vereinsamter Zweisamkeit heimläuten. Auch mit den „Eskimo Girls“ wird’s einem nicht wärmer, das „Leben ist nur noch ein Pannenstreifen“, da ist nichts mehr peinlich, alles albern, Goodbye mühsam bewältigter Anstand, Servus Selbstachtung, Ciao baba...
„Keiner kommt hier lebend raus“ heißt es in der „Bar zu den sieben Plagen“, damit ist das Ziel resp. Ende schon mal grob umrissen, weiter „Baby don’t cry, ‘cause closing time is near“, Trost ist kaum zu finden, man greint (besser: reart) ungehört und als letzter Halt bleibt einem das abgestandene Bierglaserl am Tresen. „I hob an Grund“, wiederholt begleitet von Anja Plaschg (Soap&Skin), greift einem tatsächlich ans Herz – das ehrwürdige „I Found A Reason“ der Velvets macht hier auf tränenersticktes Drama („grundlos trauert i mi net singen“), von Leichtigkeit keine Spur. Ähnlich ergeht es darauf dem „Better Man“ von Robbie Williams, der durch „verbranntes Land“ stolpert und alle Hoffnung schon hat fahren lassen. „Emotionales Covern“ nennt das FM4-Moderatorengespann dieses Einverleiben und Umarbeiten, zuweilen ist es nicht weniger als ein vertonter Albtraum.
Schonung ist nicht in Sicht – die Stimmbänder werden ebenso malträtiert („Lenzibald“) wie die Gitarrensaiten, wenn zu meistenteils düsterem, künstlichem Geplucker plötzlich die Akkorde kreischen, so erhält selbst Nirvanas „School“ („Bleach“) als „Geh Kumm Hearst!“ die Weihen mundartgerechten Transformation. Am Ende („Wüde Hund“) stehen sie alle, a wild bunch – fürwahr, ein letztes Mal am Grabe von Sam Peckinpah, dem Paten aller Verwahrlosten, verheulter Säuferkitsch, der im Spanischen noch eine Spur wehmütiger klingt, es sei ihnen gegönnt. Eine Handvoll Erde dazu, „a salzige Träne“ (Hirsch) hinterher, es war uns eine Ehre, farewell. (Neigungsgruppe bei Trikont)
Superer
SPIN bringt's auf den Punkt: "Indie-Supergroup becomes indie-super-er." Bei einem Konzert der Divine Fits in Atlanta am 29. Oktober gesellte sich zum allgemeinen Wohlgefallen Bradford Cox, Frontmann von Deerhunter, zur Band auf die Bühne und gab mit ihnen "53rd And 3rd" von den Ramones zum Besten, zu sehen bei YouTube.
Mittwoch, 14. November 2012
Es geht voran
Ende Januar kommt bekanntlich das neue Album von Tocotronic in die Läden, nun wird der Vorverkauf für die dazugehörige Tour angekurbelt - 24 Termine in Deutschland, der Schweiz und Österreich stehen auf dem Programm, alle Einzelheiten am besten gleich bei den Verantwortlichen selbst nachlesen. Auch das Thesenpapier - ungefähre Antworten auf die Titelfrage "Wie wir leben wollen" - füllt sich langsam, auch wenn's zur Nummer 99 noch 'was hin ist.
Zweite Chance
Nachdem die erste Runde durch Deutschland aus Anlaß ihrer neuen Platte "Anastasis" recht schnell ausverkauft war, legen Dead Can Dance im Sommer nächsten Jahres noch einmal vier Termine nach. Diesmal also: Schneller kümmern.
16.06. Dresden, Junge Garde
17.06. Berlin, Zitadelle
19.06. Hamburg, Stadtpark
21.06. Gelsenkirchen, Amphitheater
16.06. Dresden, Junge Garde
17.06. Berlin, Zitadelle
19.06. Hamburg, Stadtpark
21.06. Gelsenkirchen, Amphitheater
Losgelöst
Es sind seltsam verstörende, rätselhafte Bilder, die uns Beach House im Clip zu ihrer aktuellen Single "Wild" aus dem Album "Bloom" da zeigen und weder Sound noch Lyrics wollen sie erklären. Regisseur Johan Renck zeigt verzweifelte, ängstliche, schweigsame Menschen, viele Emotionen, darüber schwebt losgelöst der Song. Eigenartig, faszinierend.
Stille Wut
The Evens
„The Odds“
(Dischord)
Ja, doch, das will man gern zugeben: Nicht nur Bewunderung, sondern auch ein klein wenig Neid lugt da aus dem hintersten Hirnwinkel hervor, wenn man sich mit einem Mann wie Ian MacKaye beschäftigt. Das da einer ist, der Zeit seines Lebens – Mac Kaye ist in diesem Jahr fünfzig geworden – geradlinig, unbeirrbar geblieben ist, einer, der getrost und unverdrossen den unbequemen Weg zu gehen bereit war, mancher Verlockung widerstand und es so nicht nur zu einem eigenen Label, sondern auch zum Status einer Ikone gebracht hat und sich in dieser Rolle der vielfachen Anerkennung und Bewunderung nicht einmal schämen muss. Man wird MacKaye nicht in einem Werbespot herumhampeln sehen (müssen), eine Reunion seiner früheren Bands Minor Threat oder Fugazi würde es nur dann geben, wenn er selbst einen tieferen Sinn darin sähe und kein goldener Handschlag und auch kein Fan könnten ihn zu anderer Ansicht verleiten (da widmet er sich lieber der akribischen Aufarbeitung diverser Backkataloge) – straight, keine Frage, immer noch, gern hätte man eine Ecke ab von diesem Selbstbehauptungswillen.
Wie schön, dass man von der Lobhudelei nicht lassen muss, nachdem man sich die neue, dritte Platte der Evens angehört hat. Sechs Jahre haben sich MacKaye und Partnerin Amy Farina für „The Odds“ Zeit gelassen, mittlerweile sind sie Eltern eines vierjährigen Sohnes, der Ernsthaftigkeit, mit der sie ihre Themen bearbeiten, hat das keinen Abbruch getan, auch wenn manche Themen naturgemäß einen veränderten Betrachtungswinkel gefunden haben. Noch immer geht es um die Verirrungen des in der Gesellschaft vereinzelten, vereinsamten Menschen, um Agresssion und deren (oft fehlende) Adresse („Wanted Criminals“, „I Do Myself“), um die Haltbarkeit und den Nutzen von Träumen und Plänen („Sooner Or Later“), um Wahrhaftigkeit („Broken Fingers“) – kurz: den Mikro- im Makrokosmos.
Ähnlich wie bei der kürzlich besprochenen, ebenso fabelhaften Viv Albertine, halten sich auch MacKaye und Farina an die, von den Evens ohnehin schon praktizierte Regel, dass man Lautes auch im Leisen, Wut auch im Geflüsterten hören kann – manchmal kommt sie genau da auch besser zur Geltung. MacKaye ist noch immer in der Lage, feine, eingängige Chords und Melodien zu schreiben, seine Songs, gleichwohl zurückhaltend bis simpel instrumentiert, funktionieren wie ehedem im Nebeneinander von Rumpeln und Schrammeln auf der einen und vibrierenden, atemlosen Spannungspausen auf der anderen Seite. „King Of Kings“, „Warble Factor“ und „Sooner Or Later“ sind beste Beispiele dafür. Soviel Humor, bei „Competing With The Till“ sogar einen südamerikanischen Kurz-Bossanova einzuschieben, haben die beiden allemal, entspannen („Let’s Get Well“) können sie auch. Fazit: Eine ganz und gar gelungene Platte und, wie bei npr zu lesen war, der hörbare Beweis für den Leitsatz: „You can slow down without giving up.“ http://www.dischord.com/band/evens
Komplettstream des Albums zur Zeit auf npr.
„The Odds“
(Dischord)
Ja, doch, das will man gern zugeben: Nicht nur Bewunderung, sondern auch ein klein wenig Neid lugt da aus dem hintersten Hirnwinkel hervor, wenn man sich mit einem Mann wie Ian MacKaye beschäftigt. Das da einer ist, der Zeit seines Lebens – Mac Kaye ist in diesem Jahr fünfzig geworden – geradlinig, unbeirrbar geblieben ist, einer, der getrost und unverdrossen den unbequemen Weg zu gehen bereit war, mancher Verlockung widerstand und es so nicht nur zu einem eigenen Label, sondern auch zum Status einer Ikone gebracht hat und sich in dieser Rolle der vielfachen Anerkennung und Bewunderung nicht einmal schämen muss. Man wird MacKaye nicht in einem Werbespot herumhampeln sehen (müssen), eine Reunion seiner früheren Bands Minor Threat oder Fugazi würde es nur dann geben, wenn er selbst einen tieferen Sinn darin sähe und kein goldener Handschlag und auch kein Fan könnten ihn zu anderer Ansicht verleiten (da widmet er sich lieber der akribischen Aufarbeitung diverser Backkataloge) – straight, keine Frage, immer noch, gern hätte man eine Ecke ab von diesem Selbstbehauptungswillen.
Wie schön, dass man von der Lobhudelei nicht lassen muss, nachdem man sich die neue, dritte Platte der Evens angehört hat. Sechs Jahre haben sich MacKaye und Partnerin Amy Farina für „The Odds“ Zeit gelassen, mittlerweile sind sie Eltern eines vierjährigen Sohnes, der Ernsthaftigkeit, mit der sie ihre Themen bearbeiten, hat das keinen Abbruch getan, auch wenn manche Themen naturgemäß einen veränderten Betrachtungswinkel gefunden haben. Noch immer geht es um die Verirrungen des in der Gesellschaft vereinzelten, vereinsamten Menschen, um Agresssion und deren (oft fehlende) Adresse („Wanted Criminals“, „I Do Myself“), um die Haltbarkeit und den Nutzen von Träumen und Plänen („Sooner Or Later“), um Wahrhaftigkeit („Broken Fingers“) – kurz: den Mikro- im Makrokosmos.
Ähnlich wie bei der kürzlich besprochenen, ebenso fabelhaften Viv Albertine, halten sich auch MacKaye und Farina an die, von den Evens ohnehin schon praktizierte Regel, dass man Lautes auch im Leisen, Wut auch im Geflüsterten hören kann – manchmal kommt sie genau da auch besser zur Geltung. MacKaye ist noch immer in der Lage, feine, eingängige Chords und Melodien zu schreiben, seine Songs, gleichwohl zurückhaltend bis simpel instrumentiert, funktionieren wie ehedem im Nebeneinander von Rumpeln und Schrammeln auf der einen und vibrierenden, atemlosen Spannungspausen auf der anderen Seite. „King Of Kings“, „Warble Factor“ und „Sooner Or Later“ sind beste Beispiele dafür. Soviel Humor, bei „Competing With The Till“ sogar einen südamerikanischen Kurz-Bossanova einzuschieben, haben die beiden allemal, entspannen („Let’s Get Well“) können sie auch. Fazit: Eine ganz und gar gelungene Platte und, wie bei npr zu lesen war, der hörbare Beweis für den Leitsatz: „You can slow down without giving up.“ http://www.dischord.com/band/evens
Komplettstream des Albums zur Zeit auf npr.
Groove on
Mehr als zwei Jahre sind seit dem letzten Album "The Orchard" von Ra Ra Riot vergangen, nun schickt sich das Indiequartett aus Syracuse an, im Januar kommenden Jahres mit "Beta Love" ihr nächstes Album zu veröffentlichen. Den Titelsong - fürwahr fast ein Diskohit - gibt's bei Soundcloud.
Nachfolgend noch ein hübsches Video aus der Rumpelkammer: "Dying Is Fine" vom Album "The Rhumb Line", hier noch mit Cellistin Alexandra Lawn.
Nachfolgend noch ein hübsches Video aus der Rumpelkammer: "Dying Is Fine" vom Album "The Rhumb Line", hier noch mit Cellistin Alexandra Lawn.
Dienstag, 13. November 2012
Falsche Menschen haben keine Lieder
Fake? Fraktus? Geb ich Dir gleich! Echter geht's doch gar nicht. Sowas kann doch keiner zusammenbasteln! Soviel Arbeit für'ne Verarsche? Meinste echt? Hey, die spielen live, globste nich?
30.01. Leipzig, Conne Island
01.02. München, Freiheizhalle
02.02. Heidelberg, Karlstorbahnhof
14.02. Berlin, Festsaal Kreuzberg
15.02. Bremen, Schlachthof
16.02. Hannover, Faust
17.02. Hamburg, Fabrik
30.01. Leipzig, Conne Island
01.02. München, Freiheizhalle
02.02. Heidelberg, Karlstorbahnhof
14.02. Berlin, Festsaal Kreuzberg
15.02. Bremen, Schlachthof
16.02. Hannover, Faust
17.02. Hamburg, Fabrik
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