Auch wenn wir aller Voraussicht nach leider nicht vor Ort sein können - wir lieben, was die Idles lieben und deshalb wollen wir auch die Nachricht teilen, dass die Kapelle aus Bristol, die gerade auf Hochtouren ihr neues Album "Joy As An Act Of Resistance" promotet, eben dieses auf eine ganz besondere Weise und zu einem guten Zweck tun wird. Die Band nämlich wird für den Release-Day am 31. August in der Londoner HM Electrics Gallery, eine Ausstellung von zehn Künstlern und achtzehn Kunstwerken organisieren - die Erlöse der Aktion gehen zu Gunsten der britischen Samariter-Hilfe, einer Vereinigung, die sich um die Beratung und Seelsorge Hilfsbedürftiger kümmert. Die Liste der Künstler liest sich wie folgt: Orlando Weeks, Nigel Talbot, Tao Lapsley, Russell Oliver, Robin Stewart, Tom Ham, Dapper Signs, Chris Nicholls, Ed Barrett und Beth Cater. Ob die Idles auch das eine oder andere Liedchen trällern werden, wissen wir nicht, wenn aber schon Joe Talbots Vater Nigel mit von der Partie ist, wird vielleicht Bassist Adam Devonshire das eine oder andere seiner berüchtigten Tänzchen in den Räumlichkeiten wagen.
Dienstag, 31. Juli 2018
Emma Ruth Rundle: Fieberträume [Update]
Der gestrige Tag war ja nun wirklich nicht arm an verheißungsvollen Neuigkeiten, eine davon hat es bei all dem Überangebot nicht auf's Tagestableau geschafft, unterschlagen wollen wir sie deshalb trotzdem nicht: Die kalifornische Singer/Songwriterin Emma Ruth Rundle nämlich hat via Sargent House für den 14. September ihr nächstes Album "On Dark Horses" angekündigt, und zwar mittels einer neuen Single "Fever Dreams". Hört man diese, weiß man auch wieder, warum der roughe Gitarrenrock der Dame so nachhaltig im Gedächtnis verblieben ist.
Update: Und hier kommt auch schon ein zweiter Song vom Album - "Darkhorse" ist laut Stereogum im Original sechs Minuten lang, hier gibt es die etwas kürzere Edit Version.
08.07. Stuttgart, Juha West
09.07. Karlsruhe, Jubez
14.07. Augsburg, Kantine
18.10. Leipzig, UT Connewitz
20.10. Köln, Gebäude 9
21.10. München, Milla
23.10. Berlin, Bi Nuu
24.10. Hamburg, Hafenklang
Update: Und hier kommt auch schon ein zweiter Song vom Album - "Darkhorse" ist laut Stereogum im Original sechs Minuten lang, hier gibt es die etwas kürzere Edit Version.
08.07. Stuttgart, Juha West
09.07. Karlsruhe, Jubez
14.07. Augsburg, Kantine
18.10. Leipzig, UT Connewitz
20.10. Köln, Gebäude 9
21.10. München, Milla
23.10. Berlin, Bi Nuu
24.10. Hamburg, Hafenklang
Sleaford Mods: Five more tracks to rage
Gerade sind die letzten Töne verklungen (live on BBC6, Ehrensache), da kommt auch gleich die Meldung des Tages daher: Jason Williamson und Andrew Fearn, besser bekannt als middle-aged and angry oder einfach die Sleaford Mods, haben die Veröffentlichung einer neuen EP via Rough Trade verkündet. Das Teil soll am 14. September erscheinen, fünf neue Tracks enthalten und die Leadsingle "Stick In A Five And Go" gibt es hier gleich mal for free.
Tracklisting
Stick In A Five And Go
Bang Someone Out
Gallows Hill
Dregs
Joke Shop
Tracklisting
Stick In A Five And Go
Bang Someone Out
Gallows Hill
Dregs
Joke Shop
Slaves: Casting
Natürlich geht es hier nicht ständig um Relevanz und Wahrhaftigkeit. Manchmal geht es einfach auch mal um Spaß. Und deshalb tauchen heute überraschend die Slaves im Tagesticker auf. Denn Isaac Holman und Laurie Vincent mögen zwar nicht die glaubwürdigsten Punks unter Britanniens Sonne sein, von unterhaltsamen und einigermaßen selbstironischen Videoclips scheinen sie etwas zu verstehen. Zuerst kam das verschwitzte "Cut And Run", nun schieben sie mit "Chokehold" ein vertontes Casting hinterher. Allerlei Prominenz versammelt sich hier zum Vortrommeln, wir sehen Joel Amey (Wolf Alice), Dave Rowntree (Blur), Ben Thatcher (Royal
Blood), Dom Boyce (Peace), Sam Doyle (The Maccabees) und auch Amber Grimbergen von den Hinds - den Job bekommt dann aber letztlich - ach was, selber reinschauen. Das neue Album "Acts Of Fear And Love" kommt übrigens am 14. August.
21.10. Berlin, Lido
22.10. Hamburg, Knust
25.10. München, Strom
26.10. Zürich, Dynamo
04.11. Köln, Luxor
21.10. Berlin, Lido
22.10. Hamburg, Knust
25.10. München, Strom
26.10. Zürich, Dynamo
04.11. Köln, Luxor
Montag, 30. Juli 2018
Interpol: Die nächste Nummer
Aus alter Tradition ist das natürlich eine Nachricht, die wir gern teilen wollen: Interpol haben gerade einen weiteren Song von ihrem am 24. August bei Matador erscheinenden Album "Marauder" geteilt - der Einfachheit halber nennt sich dieser "Number 10" und folgt der ersten Single ""The Rover".
Samstag, 28. Juli 2018
Michaela Meise: Transformation
Michaela Meise
“Ich bin Griechin”
(Martin Hossbach)
Wenn man Michael Buhrs zuhört, kommt man selbst ins Grübeln: So leicht sollte dem Direktor des Münchner Künstlerhauses Villa Stuck eigentlich nichts mehr die Sprache verschlagen. Schließlich hat im Keller seines Museums schon Marina Abramovic bergeweise Knochen geschrubbt, nagelte Hermann Nitsch im Garten unter Beigabe von jeder Menge Blut und Gedärmen abermals Jesus ans Kreuz und auch Richard Jackson beanspruchte die Räumlichkeiten mit seinen obskuren Farbinstallationen nicht eben wenig. Wer Jonathan Meese ertragen hat, dem, so meint man, ist nichts mehr fremd. Und doch schwingen Ungläubigkeit und Erstaunen mit, wenn Buhrs vom vergangen Freitag erzählt. Da nämlich gastierte im Rahmen einer Ausstellung des Münchners Christian Hartard die Berliner Musikerin und Songwriterin Michaela Meise für einen Kurzauftritt in der Villa. Von Meise weiß man, dass sie seit längerem als sogenanntes “konstituierendes Mitglied” des Duos Phantom/Ghost geführt wird, dem Projekt also von Film- und Theaterregisseur Thies Mynther und Dirk von Lowtzow (Tocotronic), das seit der Jahrtausendwende in unregelmäßigen Abständen für Jubelstürme bei Kritikern und (hüstel) Feuilletonisten sorgt.
Im Jahr 2010 hat Meise eine auf den ersten Blick ziemlich skurrile, weil dermaßen aus dem Zeitgeist gefallene Arbeit veröffentlicht – gemeinsam mit auserlesenen Gästen und begleitet vom eigenen Akkordeon sang sie auf denkbar unverfälschte Weise alte, katholische Kirchenlieder ein. “Preis dem Todesüberwinder”, so der Titel, sollte mitnichten ein religiöses Statement oder gar eine kabarettistische Lachnummer sein, sondern in der Tradition griechischer Rembetiko-Aufnahmen den Fokus auf das Volksliedhafte und die Dichtkunst der eingespielten Stücke richten. Vier Beispiele dieser Sammlung hat Meise an diesem Abend den Ausstellungsgästen vorgetragen, mehr wären, so Michael Buhrs, dem Publikum auch kaum zuzumuten gewesen, welches genau wie er ziemlich perplex dem Geschehen folgte und von der Wirkung dieser ungewöhnlichen Arrangements einigermaßen geplättet war.
Auf Wunsch von Christian Hartard gab Meise zudem noch einen Einblick in ihr gerade erschienenes Werk und auch zu diesem gibt es natürlich eine interessante Geschichte. Der Name des Albums bezieht sich auf eine Platte der griechischen Schauspielerin und Sängerin Melina Mercouri, die sie Anfang der Siebziger unter dem Titel “Je Suis Grecque” in französischer Sprache aufnahm. Meise wiederum hat hier Lieder von Mikis Theodorakis, Barbara Brodi, Georges Moustaki und der deutschen Chansonette Alexandra zusammengetragen, übersetzt und gemeinsam mit Musikern der Band Isolation Berlin und deren Produzenten David Specht eingespielt. Das Ergebnis ist schlicht überwältigend. Die Stücke nehmen zum Teil deutlichen Bezug auf Greuel und Unmenschlichkeit von Krieg und Gefangenschaft und das damit einhergehende Flüchtlingselend (“Ich bin ein Fremder”) – und könnten deshalb aktueller und drängender kaum sein.
Allein der Gesang an die Frauen von Mauthausen, Auschwitz, Dachau und Bergen-Belsen (“Hoheslied”, das Original “Asma Asmaton” stammt aus einem Liederzyklus von Iakovos Kambanellis und Mikis Theodorakis) geht einem derart nahe, dass es kaum auszuhalten ist. Ähnliches passiert kurz darauf mit dem Stück “Lume, Lume”, einer rumänischen Weise, in welcher die Vergänglichkeit der Erde thematisiert wird und die Michaela Meise als Anklage an die Menschheit interpretiert. Tonlage und Reduziertheit der Lieder legen Assoziationen zu Christa Päffgen alias Nico und ihren düsteren Goth-Gesängen der Spätsechziger nahe, allerdings ist der Kontext hier ein anderer, eher gegenwärtiger und weniger von dramatischer Mystik bestimmt. Zusammen mit Martin Hossbach ist Michaela Meise so jedenfalls ein eindrucksvolles und wohl auch einzigartiges Album gelungen, dem mit sparsamen Mitteln und einfachen Worten eine Transformation früherer Texte ins Heute gelingt. Auf den Trost des Erlösers folgt jetzt also die eindringliche Mahnung.
“Ich bin Griechin”
(Martin Hossbach)
Wenn man Michael Buhrs zuhört, kommt man selbst ins Grübeln: So leicht sollte dem Direktor des Münchner Künstlerhauses Villa Stuck eigentlich nichts mehr die Sprache verschlagen. Schließlich hat im Keller seines Museums schon Marina Abramovic bergeweise Knochen geschrubbt, nagelte Hermann Nitsch im Garten unter Beigabe von jeder Menge Blut und Gedärmen abermals Jesus ans Kreuz und auch Richard Jackson beanspruchte die Räumlichkeiten mit seinen obskuren Farbinstallationen nicht eben wenig. Wer Jonathan Meese ertragen hat, dem, so meint man, ist nichts mehr fremd. Und doch schwingen Ungläubigkeit und Erstaunen mit, wenn Buhrs vom vergangen Freitag erzählt. Da nämlich gastierte im Rahmen einer Ausstellung des Münchners Christian Hartard die Berliner Musikerin und Songwriterin Michaela Meise für einen Kurzauftritt in der Villa. Von Meise weiß man, dass sie seit längerem als sogenanntes “konstituierendes Mitglied” des Duos Phantom/Ghost geführt wird, dem Projekt also von Film- und Theaterregisseur Thies Mynther und Dirk von Lowtzow (Tocotronic), das seit der Jahrtausendwende in unregelmäßigen Abständen für Jubelstürme bei Kritikern und (hüstel) Feuilletonisten sorgt.
Im Jahr 2010 hat Meise eine auf den ersten Blick ziemlich skurrile, weil dermaßen aus dem Zeitgeist gefallene Arbeit veröffentlicht – gemeinsam mit auserlesenen Gästen und begleitet vom eigenen Akkordeon sang sie auf denkbar unverfälschte Weise alte, katholische Kirchenlieder ein. “Preis dem Todesüberwinder”, so der Titel, sollte mitnichten ein religiöses Statement oder gar eine kabarettistische Lachnummer sein, sondern in der Tradition griechischer Rembetiko-Aufnahmen den Fokus auf das Volksliedhafte und die Dichtkunst der eingespielten Stücke richten. Vier Beispiele dieser Sammlung hat Meise an diesem Abend den Ausstellungsgästen vorgetragen, mehr wären, so Michael Buhrs, dem Publikum auch kaum zuzumuten gewesen, welches genau wie er ziemlich perplex dem Geschehen folgte und von der Wirkung dieser ungewöhnlichen Arrangements einigermaßen geplättet war.
Auf Wunsch von Christian Hartard gab Meise zudem noch einen Einblick in ihr gerade erschienenes Werk und auch zu diesem gibt es natürlich eine interessante Geschichte. Der Name des Albums bezieht sich auf eine Platte der griechischen Schauspielerin und Sängerin Melina Mercouri, die sie Anfang der Siebziger unter dem Titel “Je Suis Grecque” in französischer Sprache aufnahm. Meise wiederum hat hier Lieder von Mikis Theodorakis, Barbara Brodi, Georges Moustaki und der deutschen Chansonette Alexandra zusammengetragen, übersetzt und gemeinsam mit Musikern der Band Isolation Berlin und deren Produzenten David Specht eingespielt. Das Ergebnis ist schlicht überwältigend. Die Stücke nehmen zum Teil deutlichen Bezug auf Greuel und Unmenschlichkeit von Krieg und Gefangenschaft und das damit einhergehende Flüchtlingselend (“Ich bin ein Fremder”) – und könnten deshalb aktueller und drängender kaum sein.
Allein der Gesang an die Frauen von Mauthausen, Auschwitz, Dachau und Bergen-Belsen (“Hoheslied”, das Original “Asma Asmaton” stammt aus einem Liederzyklus von Iakovos Kambanellis und Mikis Theodorakis) geht einem derart nahe, dass es kaum auszuhalten ist. Ähnliches passiert kurz darauf mit dem Stück “Lume, Lume”, einer rumänischen Weise, in welcher die Vergänglichkeit der Erde thematisiert wird und die Michaela Meise als Anklage an die Menschheit interpretiert. Tonlage und Reduziertheit der Lieder legen Assoziationen zu Christa Päffgen alias Nico und ihren düsteren Goth-Gesängen der Spätsechziger nahe, allerdings ist der Kontext hier ein anderer, eher gegenwärtiger und weniger von dramatischer Mystik bestimmt. Zusammen mit Martin Hossbach ist Michaela Meise so jedenfalls ein eindrucksvolles und wohl auch einzigartiges Album gelungen, dem mit sparsamen Mitteln und einfachen Worten eine Transformation früherer Texte ins Heute gelingt. Auf den Trost des Erlösers folgt jetzt also die eindringliche Mahnung.
Freitag, 27. Juli 2018
Santigold: Let da riddim hit ya!
Ein kleines Überraschungsschmankerl hatte sich gestern schon angekündigt, heute steht es vollumfänglich für ein sonniges Wochenende bereit: Santigold, zuletzt mit ihrem Album "99¢" im Geschäft, hat ein komplettes Mixtape mit herrlich lässigen Dancehall-Tracks aufgenommen - zehn Stücke finden sich auf "I Don't Want (The Gold Fire Sessions)", viel mehr Worte muß man sich bei diesem Wetter darum nicht machen, hier geht es allein um's Feiern. Los geht's, let da riddim hit ya!
Doe: Her mit den Referenzen!
Es ist wohl eine Illusion, wollte man von jedem neuen Musiker, jeder neuen Band auch immer neue Töne hören. Dass gerade in der Pop- und Rockmusik ein jedes Jahrzehnt der Historie in unregelmäßigen Abständen auf Wiedervorlage kommt, ist kein Geheimnis. Und auch kein Grund zur Klage - schaut man sich beispielsweise die Klassik an, dann werden dort schon seit Jahrhunderten die immergleichen Symphonien, Sonaten, Opern und Kantaten variiert, wirklich Neues oder gar Bahnbrechendes ist kaum zu hören. Und es beschwert sich niemand. Also freuen wir uns, wenn die Referenz gut gelungen ist, so gut wie beispielsweise bei Doe, einem Londoner Trio, das gerade bei Topshelf Records sein zweites Album "Grow Into It" angekündigt hat und aus diesem Grund die Vorabsingle "Heated" teilt. Sound, Videoästhetik, alles wie zu seligen MTV-Zeiten, es knirscht und scheppert gewaltig und wer hier an die Breeders, The Cars oder Weezer denkt, hat zumindest ein tadellos funktionierendes Erinnerungsvermögen. Und nebenbei jede Menge Spaß.
Metric: Begleiterscheinung [Update]
Wer sie sehen und hören will, muß derzeit etwas mehr Geld hinlegen: Metric, kanadische Indierockband um die charismatische Sängerin Emily Haines, touren gerade mit den wiedervereinten Smashing Pumpkins durch Nordamerika, nach dem letzten Album "Pagans In Vegas" und Haines Solonummern mit Soft Skeleton gibt es nun auch für den Support ein paar neue Songs. Neben dem kürzlich aufgetauchten "Come On Angel" ist jetzt "Dark Saturday" erschienen, von einer dazugehörigen Studioplatte ist derweil noch nicht die Rede.
Update: Das Video zur neuen Single "Dark Saturday" wurde von Justin Broadbent komplett mit dem Smartphone gefilmt - man wäre nicht drauf gekommen. Außerdem haben wir mit "Dressed To Suppress" gleich noch einen neuen Song am Start.
30.10. Hamburg, Knust
31.10. Berlin, Kesselhaus
05.11. München, Technikum
14.11. Frankfurt, Gibson
Update: Das Video zur neuen Single "Dark Saturday" wurde von Justin Broadbent komplett mit dem Smartphone gefilmt - man wäre nicht drauf gekommen. Außerdem haben wir mit "Dressed To Suppress" gleich noch einen neuen Song am Start.
30.10. Hamburg, Knust
31.10. Berlin, Kesselhaus
05.11. München, Technikum
14.11. Frankfurt, Gibson
Donnerstag, 26. Juli 2018
Blood Orange: Einer der besten [Update]
Diese erfreuliche Meldung kam zwar schon vor einer knappen Woche aus dem Ticker, doch erst heute mit der offiziellen Vorauskopplung ist sie perfekt: Dev Hynes aka. Blood Orange zählt seit Jahren zu den begehrtesten Produzenten und zu den honorigsten Künstlern der schwarzen R'n'B- und Soulcommunity. Allein seine letzten beiden Alben "Cupid Deluxe" (2013) und "Freetown Sound" ernteten wahren Elogen bei Publikum und Kritikern gleichermaßen - völlig zu Recht, versteht sich. Nachdem er zuletzt als Gast im Video zu "Deadly Valentine", einem Song der aktuellen Platte von Charlotte Gainsbourg ("Rest") auftauchte, macht er nun wieder selbst Musik. "Negro Swan" soll das nächste Album heißen (VÖ 24. August) und die Anspielprobe "Charcoal Baby" hat Hynes zusammen mit Aaron Maine von Porches verfasst. Wir konstatieren: Nichts verlernt.
Update: Kurz danach kam auch gleich noch ein zweiter Song mit entsprechendem Video dazu, der Clip zu "Jewelry" wurde von Hynes selbst produziert.
06.11. Berlin, Columbia Theater
Update: Kurz danach kam auch gleich noch ein zweiter Song mit entsprechendem Video dazu, der Clip zu "Jewelry" wurde von Hynes selbst produziert.
06.11. Berlin, Columbia Theater
Steiner und Madlaina: Das ganze Orchester
Eine schöne Nachricht hat es da gerade über die Berge geschafft: Steiner und Madlaina, das oft geheim getippte Gesangsduo aus der Schweiz, haben für den 19. Oktober ihr Debütalbum namens "Cheers" via Glitterhouse Records angekündigt. Und man liest erfreuliches - es gibt deutsche, schwyzerdütsche und englischsprachige Songs darauf, eine vollumfängliche Band haben Nora Steiner und Madlaina Pollina mittlerweile auch zu Diensten und schon mit der ersten Single "Wenn Du mir glaubst" greifen die zwei zum ganzen Orchester. Das unterscheidet die Platte wohl auch maßgeblich von den bisherigen EP, von denen "Speak" Ende 2017 die letzte war. Thematisch geht es um sehr Persönliches, aber auch kritische Anmerkungen zu Globus und Heimatland werden dem Vernehmen nach zu hören sein. Wir freuen uns.
Kagoule: Die einfachen Dinge
Our Girl: Keine Angst [Update]
Update: Zum neuen Song gibt es aktuell heute auch noch ein Video und ein paar Zusatzinfos wie Albumtitel ("Stranger Today"), VÖ-Tag (17. August via Cannibal Hymns) und die Coverart (siehe oben) - kann also kommen. Und hier dann auch noch schnell ein weiterer Song namens "In My Head", gleich mit Video von Tayo Kopfer.
Mittwoch, 25. Juli 2018
Deaf Wish: Laute Grüße aus der Heimat
Deaf Wish
„Lithium Zion“
(Sub Pop)
Der Vergleich ist jetzt kein neuer, wir haben ihn an gleicher Stelle schließlich auch schon gemacht. Aber ganz so falsch kann man mit der Behauptung, Deaf Wish wären ohne Sonic Youth kaum vorstellbar, nicht liegen. Man könnte sogar in Anbetracht des neuen Albums konkretisieren: Ohne „Daydream Nation“ wäre eine Platte wie „Lithium Zion“ nicht zu denken. Denn auch wenn beide Bands aus unterschiedlichen Zeiten und Richtungen kommen, sind die Parallelen dennoch auffällig – lärmendes Gitarrenfeedback, bedachtsam eingestreute Dissonanzen und Pausen, ein Quietschen, Scheppern und Krachen, wie man es eben von Moore und Gordon kennt oder, möchte man noch ein wenig zurück in der Zeitmaschine, aus den Stücken von Velvet Underground. Alles hängt also irgendwie zusammen, daran ist überhaupt nichts ehrenrühriges, dafür sind Stücke wie „FFS“, „Metal Carnage“ oder das gut sechsminütige „Smoke“ einfach zu laut, zu schnell und zu schön, die Vorbilder zudem viel zu lange in der Versenkung verschwunden.
Schön also, wenn derlei Erinnerungen von Sarah Hardiman, Jensen Tjhung, Daniel Tworney und Nick Pratt wiederbelebt werden – auch Deaf Wish sind ja mittlerweile beim fünften Album angelangt und nicht wenige behaupten, dieses sei ihr wohl bestes geworden. Garage Punk mit Post-Punk-Einflüssen, rohe Energie, ständige Wechsel zwischen Hardiman und Tworney am Mikro und selbst wenn die Texte manchmal etwas einfacher sind, so überzeugen Deaf Wish doch maßgeblich durch die ungehobelte Wucht ihrer Stücke. Das eigene Label macht bei den vieren eine Energie, eine Furchtlosigkeit aus, die sich schlicht aus ihrer Heimat Australien speist – „die natürliche Konsequenz für all jene, die auf einem Kontinent leben, der von grapefruitgroßen Spinnen und menschenfressenden Mückenschwärmen wimmelt.“ Man hat schon weniger unterhaltsame Begründungen gelesen, es wird Zeit, dass Deaf Wish auch hierzulande den Beweis für jede einzelne der hier formulierten Behauptungen antreten.
„Lithium Zion“
(Sub Pop)
Der Vergleich ist jetzt kein neuer, wir haben ihn an gleicher Stelle schließlich auch schon gemacht. Aber ganz so falsch kann man mit der Behauptung, Deaf Wish wären ohne Sonic Youth kaum vorstellbar, nicht liegen. Man könnte sogar in Anbetracht des neuen Albums konkretisieren: Ohne „Daydream Nation“ wäre eine Platte wie „Lithium Zion“ nicht zu denken. Denn auch wenn beide Bands aus unterschiedlichen Zeiten und Richtungen kommen, sind die Parallelen dennoch auffällig – lärmendes Gitarrenfeedback, bedachtsam eingestreute Dissonanzen und Pausen, ein Quietschen, Scheppern und Krachen, wie man es eben von Moore und Gordon kennt oder, möchte man noch ein wenig zurück in der Zeitmaschine, aus den Stücken von Velvet Underground. Alles hängt also irgendwie zusammen, daran ist überhaupt nichts ehrenrühriges, dafür sind Stücke wie „FFS“, „Metal Carnage“ oder das gut sechsminütige „Smoke“ einfach zu laut, zu schnell und zu schön, die Vorbilder zudem viel zu lange in der Versenkung verschwunden.
Schön also, wenn derlei Erinnerungen von Sarah Hardiman, Jensen Tjhung, Daniel Tworney und Nick Pratt wiederbelebt werden – auch Deaf Wish sind ja mittlerweile beim fünften Album angelangt und nicht wenige behaupten, dieses sei ihr wohl bestes geworden. Garage Punk mit Post-Punk-Einflüssen, rohe Energie, ständige Wechsel zwischen Hardiman und Tworney am Mikro und selbst wenn die Texte manchmal etwas einfacher sind, so überzeugen Deaf Wish doch maßgeblich durch die ungehobelte Wucht ihrer Stücke. Das eigene Label macht bei den vieren eine Energie, eine Furchtlosigkeit aus, die sich schlicht aus ihrer Heimat Australien speist – „die natürliche Konsequenz für all jene, die auf einem Kontinent leben, der von grapefruitgroßen Spinnen und menschenfressenden Mückenschwärmen wimmelt.“ Man hat schon weniger unterhaltsame Begründungen gelesen, es wird Zeit, dass Deaf Wish auch hierzulande den Beweis für jede einzelne der hier formulierten Behauptungen antreten.
Idles: Echte Männer
Was soll man sagen: Man kann gar nicht anders, als diese Jungs zu lieben. Zumal das ganz gut zu ihrer aktuellen Single passt. Denn die Idles aus Bristol, die uns ja schon seit längerem in mehr als homöopathischen Dosen auf ihr neues Album "Joy As An Act Of Resistance" vorbereiten, haben sich einige Gedanken zu Rolle des Mannes in der Gesellschaft gemacht. Klingt trocken und unspaßig, ist davon aber weit entfernt: "The mask of masculinity
is a mask, a mask that's wearing me ... I'm a real boy, boy and I cry. I hate myself and I want to try. This is why you never see your father cry", und dann schieben sie (nach Nirvana) noch einen schönen Gruß an Kate Perry hinterher: "I kissed a boy and I liked it". Ganz große Klasse! Der Song ist seit heute draußen und heißt "Samaritans", das Video dazu stammt vom britischen Filmemacher Theo Watkins, alles weitere dann spätestens am 31. August.
Dienstag, 24. Juli 2018
UMA: Zarte Künstlichkeit
Manche Dinge treffen einen so unvermittelt, dass man sich kurz schütteln muss: UMA? Hatten wir doch eigentlich schon unter "bezaubernd, aber verschollen" abgelegt. Denn auch denn zwischendurch ein paar Lebenszeichen von Ella und Florian Zwietnig aus Berlin auftauchten - so recht wollte man an kein zweites Album nach dem gleichnamigen Debüt aus dem Jahr 2014 (siehe unten) mehr glauben. Und doch, es kommt eines. Es wird den schönen und sehr poetischen Titel "If You Fall, Someone Will Notice" tragen und am 21. September erscheinen. Die erste Single nennt sich "A Remedy (To Argue How I Feel)" und kommt mit einem monochromen Video von Bossi Baker. Der Sound ist von reduzierter, zarter Künstlichkeit, voller Wärme und Schönheit.
29.09. Berlin, (tba)
20.10. Brüssel, Église Du Béguinage
29.09. Berlin, (tba)
20.10. Brüssel, Église Du Béguinage
Kristin Hersh: Nicht nur leise Töne [Update]
Update: Und auch von "Breathe In", dem nächsten Song vom neuen Album, gibt es eine sogenannte rough version - nicht zu viel versprochen. Zur Coverart hier auch noch die erste offizielle Single "No Shade In Shadow" + Albumteaser.
Montag, 23. Juli 2018
Still Corners: Spätsommer [Update]
Update: Mit "The Photograph" haben Still Corners einen weiteren Song plus Video vom neuen Album parat, gedreht hat den Film die Band selbst.
Sonntag, 22. Juli 2018
We Were Promised Jetpacks: Erster Schritt
Bei der nächsten Neuankündigung geht es etwas gemäßigter zu: Die schottische Indierock-Band We Were Promised Jetpacks um Sänger Adam Thompson hat durchaus auch schon härtere Stücke abgeliefert, das letzte Album "Unravelling" stammt aus dem Jahr 2014. Nun also soll bald das vierte erscheinen, "The More I Sleep, The Less I Dream" wird es heißen und die erste Vorauskopplung "Hanging In" ist so mehr ein slow burner. Heißt aber nix, es kann ja noch was nachkommen - im November jedenfalls gibt das Quartett aus Edinburgh ein paar Konzerte vor Ort.
23.11. Hamburg, Molotow
24.11. Berlin, Lido
26.11. Wien, Chelsea
27.11. Graz, Orpheum
28.11. München, Ampere
29.11. Heidelberg, Karlstorbahnhof
30.11. Köln, Luxor
23.11. Hamburg, Molotow
24.11. Berlin, Lido
26.11. Wien, Chelsea
27.11. Graz, Orpheum
28.11. München, Ampere
29.11. Heidelberg, Karlstorbahnhof
30.11. Köln, Luxor
Halcyon Drive: Dabeigeblieben [Update]
Von der australischen Band Halcyon Drive war neben der zweifellos vorhandenen musikalischen Begabung auch bekannt, daß sie eine Vorliebe für ansprechend gestaltete Coverkunst haben - ihre letzte EP "Untethered" aus dem Jahr 2016 kam mit hübsch verschlungenen Motiven in den Handel. Sie haben sich beides, also Musikverstand und Grafik-Lust, offensichtlich bewahrt, denn auch die beiden aktuellen Singles "The Birds" und "Silver Ray" können mit ansprechenden Sounds und Collagen aufwarten, zu letzterem gibt es nun auch ein unterhaltsames Stop-and-Go-Video.
Update: Das Album kommt Ende des Jahres und wenn man die neue Single "Agnosia" hört, freut man sich gleich noch mehr darauf.
Update: Das Album kommt Ende des Jahres und wenn man die neue Single "Agnosia" hört, freut man sich gleich noch mehr darauf.
Freitag, 20. Juli 2018
Negative Scanner: Die Poesie der Straßenkinder
Negative Scanner
„Nose Picker“
(Trouble In Mind Records)
Den „Post“ kann man bei dem Quartett aus Chicago problemlos streichen, denn was, wenn nicht Punk, sollte das sein, was Negative Scanner da in einem Dutzend Songs herunterbrettern? Nick Beaudoin, Tom Cassling, Matthew Revers und allen voran Rebecca Valeriano-Flores, die sich auf dem selbstentworfenen Cover auch so wunderbar in der Nase bohrt, halten sich nicht mit Auschmückungen oder Einleitungen auf – kurz zu Beginn die Rückversicherung der ungeteilten Aufmerksamheit („Seid ihr alle da?“), dann legen sie los: Grobkörnige Gitarren, Schlagzeuggeböller, Valeriano-Flores‘ Gesang mal betont tief angelegt, im nächsten Moment überschlägt er sich zu wildem Schreien – allein das ist schon ein Erlebnis. Ganz ähnlich gehen Bands wie Ganser (gleiche Stadt um die Ecke), Perfect Pussy, die Screaming Females oder Downtown Boys zu Werke, einfache Strukturen, klare Ansagen, schnell zum Punkt. Die Texte, so hat man den Eindruck, sammeln Negative Scanner im Rinnstein vor der eigenen Haustür, Ausgrenzung wegen Andersartigkeit, Leben als Kampf, selten was zu lachen und Hoffnung als Mangelware.
Die Welt kann keine gute sein, wenn „10 Million Kids“ in Krieg, Zerstörung und Zukunftslosigkeit leben. Viele Worte brauchen sie nicht, wenn die wenigen so treffsicher sich wie hier: „Waiting. Wanting. I’ll be there with tea cups clinking. Paper notes and turtle shells. Is there anything? No, there’s nothing. Across an ocean wide, the black lake I’ll swim reflects the clouds and sky. Swim across. Across. A cross. A cross“, heißt es in „A Cross“ und es braucht nicht viel Fantasie, um den Hilferuf, den Zynismus herauszuhören, den Valeriano-Flores ins Mikrophon spuckt. Nicht anders, nur noch direkter bei „Health Insurance“: „I’m sick! I’m sick and I eat shit. My guts! My guts. Gag ‘til I spit. My throat! My throat. Pus filled sores. Broken teeth. Blood in mouth tastes so sour. I don’t wanna be sick. I itch. Hives they stick. Shit and blood. Blood and shit. I don’t wanna be sick. Am I my sick? I don’t wanna be sick.“ Das schmerzt beim lesen und das ist der Deal. Negative Scanner sind Straßenkinder, deren Musik so drecking klingt wie die Gegend, aus der sie stammen, die für modische Attitüde und falsches Mitgefühl nur Verachtung übrig haben: „You deserve the contempt that wolves have for dogs.“ Ganz zum Schluß die Toilettenspülung, alles ist gesagt. Und wer’s bis hierher nicht kapiert hat, dem ist nicht mehr zu helfen.
„Nose Picker“
(Trouble In Mind Records)
Den „Post“ kann man bei dem Quartett aus Chicago problemlos streichen, denn was, wenn nicht Punk, sollte das sein, was Negative Scanner da in einem Dutzend Songs herunterbrettern? Nick Beaudoin, Tom Cassling, Matthew Revers und allen voran Rebecca Valeriano-Flores, die sich auf dem selbstentworfenen Cover auch so wunderbar in der Nase bohrt, halten sich nicht mit Auschmückungen oder Einleitungen auf – kurz zu Beginn die Rückversicherung der ungeteilten Aufmerksamheit („Seid ihr alle da?“), dann legen sie los: Grobkörnige Gitarren, Schlagzeuggeböller, Valeriano-Flores‘ Gesang mal betont tief angelegt, im nächsten Moment überschlägt er sich zu wildem Schreien – allein das ist schon ein Erlebnis. Ganz ähnlich gehen Bands wie Ganser (gleiche Stadt um die Ecke), Perfect Pussy, die Screaming Females oder Downtown Boys zu Werke, einfache Strukturen, klare Ansagen, schnell zum Punkt. Die Texte, so hat man den Eindruck, sammeln Negative Scanner im Rinnstein vor der eigenen Haustür, Ausgrenzung wegen Andersartigkeit, Leben als Kampf, selten was zu lachen und Hoffnung als Mangelware.
Die Welt kann keine gute sein, wenn „10 Million Kids“ in Krieg, Zerstörung und Zukunftslosigkeit leben. Viele Worte brauchen sie nicht, wenn die wenigen so treffsicher sich wie hier: „Waiting. Wanting. I’ll be there with tea cups clinking. Paper notes and turtle shells. Is there anything? No, there’s nothing. Across an ocean wide, the black lake I’ll swim reflects the clouds and sky. Swim across. Across. A cross. A cross“, heißt es in „A Cross“ und es braucht nicht viel Fantasie, um den Hilferuf, den Zynismus herauszuhören, den Valeriano-Flores ins Mikrophon spuckt. Nicht anders, nur noch direkter bei „Health Insurance“: „I’m sick! I’m sick and I eat shit. My guts! My guts. Gag ‘til I spit. My throat! My throat. Pus filled sores. Broken teeth. Blood in mouth tastes so sour. I don’t wanna be sick. I itch. Hives they stick. Shit and blood. Blood and shit. I don’t wanna be sick. Am I my sick? I don’t wanna be sick.“ Das schmerzt beim lesen und das ist der Deal. Negative Scanner sind Straßenkinder, deren Musik so drecking klingt wie die Gegend, aus der sie stammen, die für modische Attitüde und falsches Mitgefühl nur Verachtung übrig haben: „You deserve the contempt that wolves have for dogs.“ Ganz zum Schluß die Toilettenspülung, alles ist gesagt. Und wer’s bis hierher nicht kapiert hat, dem ist nicht mehr zu helfen.
Donnerstag, 19. Juli 2018
Leyya: Mit Sicherheit
Obschon sie noch gar nicht so lange im Geschäft sind, dürften Leyya inzwischen vielen ein Begriff sein: Spätestens seit ihrem Album "Sauna", mit dem sie Anfang des Jahres dem Feinkostpop aus Österreich wieder einen neuen (weiteren) Namen verschafften, war klar, dass mit Sophie Lindinger und Marco Kleebauer keine Eintagsfliegen im Geschäft gelandet sind. So locker und leicht wie ihre Songs klingt es heutzutage selten, dazu haben die beiden auch visuell jede Menge wundervoller Ideen parat. Und daran hat sich offenbar auch ein halbes Jahr später überhaupt nichts geändert, denn gerade kommt mit "Wannabe" ein neuer Track daher, der sich nicht auf dem Album findet, sich aber bestens in die Gesamtkonzeption des Duos einfügt - lässig arrangierte Tanzmusik, unterhaltsamer Clip (von Rupert Höller), augenzwinkernde (sorry!) Lyrics. Sie können wohl derzeit einfach nichts falsch machen.
03.10. Rockhouse, Salzburg
04.10. Cinema Paradiso, St. Pölten
18.10. Kleine Freiheit, Osnabrück
19.10. Artheater, Köln
25.10. Glocksee, Hannover
26.10. Engelsburg, Erfurt
24.11. OKH, Vöcklabruck
27.11. Konzerthaus, Wien
03.10. Rockhouse, Salzburg
04.10. Cinema Paradiso, St. Pölten
18.10. Kleine Freiheit, Osnabrück
19.10. Artheater, Köln
25.10. Glocksee, Hannover
26.10. Engelsburg, Erfurt
24.11. OKH, Vöcklabruck
27.11. Konzerthaus, Wien
Tanukichan: Everyday is like Sunday
Tanukichan
„Sundays“
(Company Records)
Da gilt es jetzt mal zwei Themen zueinander zu bringen, die auf den ersten (und wohl auch jeden weiteren) Blick nicht ganz so viele Berührungspunkte haben: Hannah van Loon, das junge Mädchen aus San Francisco, von dem wir hier reden, hat u.a. zwei Faibles. Eines für waschbärenähnliche Wesen, die meistenteils in Sibirien, China und Japan hausen und auf den hübschen Namen Tanuki hören. Zum anderen liebt sie – da ist sie nicht ganz allein – Sonntage oder besser das Gefühl, an einem Sonntag mit leerem/schwerem Kopf zu erwachen und ganz langsam und behutsam wieder alle Gedanken in die richtige Ordnung zu bringen. Hier also der nachtaktive, scheue Marderhund, da der matte Schädel, um Klarheit bemüht. Ein schwieriges Unterfangen. Da macht es einem der Sound des vorliegenden Debüts schon deutlich einfacher.
Auch wenn van Loon ursprünglich vom Jazz und vom Bluegrass kommt, geht ihr gegenwärtiger Stil eher in Richtung Dreampop und Shoegazing, der Beat ist träge, die Gitarren knirschen und dröhnen und man kann sich schon vorstellen, dass Tanukichan dem Morrissey’schen Motto „Every Day Is Like Sunday“ nicht abgeneigt ist. Gemeinsam mit Chaz Bear von Toro Y Moi hat die junge Dame ein sehr eingängiges, durchaus entspanntes Werk komponiert, ihre zarte Stimme schwirrt über den Stücken, die nur selten (wie bei „Hunned Bandz“ oder „Like The Sun“) etwas harscher geraten – hier geht es mehr um die erfüllende Erfahrung des Augenblicks, den genussvollen Moment, Sonnenaufgänge, Roadtrips, Natürlichkeit. Eine der älteren Singles, „Bitter Medicine“, klingt ein wenig nach The Cure, der Schlußakkord „This Time“ hat dann tatsächlich etwas Bluegrass im Programm. Schöne Sache, das – Fenster runter, Kopf nach hinten, Augen zu, muß halt mal wer anderes fahren ...
„Sundays“
(Company Records)
Da gilt es jetzt mal zwei Themen zueinander zu bringen, die auf den ersten (und wohl auch jeden weiteren) Blick nicht ganz so viele Berührungspunkte haben: Hannah van Loon, das junge Mädchen aus San Francisco, von dem wir hier reden, hat u.a. zwei Faibles. Eines für waschbärenähnliche Wesen, die meistenteils in Sibirien, China und Japan hausen und auf den hübschen Namen Tanuki hören. Zum anderen liebt sie – da ist sie nicht ganz allein – Sonntage oder besser das Gefühl, an einem Sonntag mit leerem/schwerem Kopf zu erwachen und ganz langsam und behutsam wieder alle Gedanken in die richtige Ordnung zu bringen. Hier also der nachtaktive, scheue Marderhund, da der matte Schädel, um Klarheit bemüht. Ein schwieriges Unterfangen. Da macht es einem der Sound des vorliegenden Debüts schon deutlich einfacher.
Auch wenn van Loon ursprünglich vom Jazz und vom Bluegrass kommt, geht ihr gegenwärtiger Stil eher in Richtung Dreampop und Shoegazing, der Beat ist träge, die Gitarren knirschen und dröhnen und man kann sich schon vorstellen, dass Tanukichan dem Morrissey’schen Motto „Every Day Is Like Sunday“ nicht abgeneigt ist. Gemeinsam mit Chaz Bear von Toro Y Moi hat die junge Dame ein sehr eingängiges, durchaus entspanntes Werk komponiert, ihre zarte Stimme schwirrt über den Stücken, die nur selten (wie bei „Hunned Bandz“ oder „Like The Sun“) etwas harscher geraten – hier geht es mehr um die erfüllende Erfahrung des Augenblicks, den genussvollen Moment, Sonnenaufgänge, Roadtrips, Natürlichkeit. Eine der älteren Singles, „Bitter Medicine“, klingt ein wenig nach The Cure, der Schlußakkord „This Time“ hat dann tatsächlich etwas Bluegrass im Programm. Schöne Sache, das – Fenster runter, Kopf nach hinten, Augen zu, muß halt mal wer anderes fahren ...
Moop Mama: Vertauschte Rollen
Komplettschwenk: München. Hier ist's ja in den letzten Wochen wieder etwas unterhaltsamer geworden, gerade zur Vorwiesnzeit wird über Kreuze im Amt, Horst ohne Heimat und Hetze ohne Grund gestritten. Die Wohnungen so teuer, dass man besser unter die Brücke zieht, Theatermacher, denen man ihren Beruf erklären oder besser gleich diktieren will - genug Stoff also für eine Band wie Moop Mama, die Brasskolchose aus den Isarauen. Die nennen ihr neues Album allerdings "ICH" und bringen so eine/n jede/n von uns selbst ins Spiel, die erste Single "Molotow" kommt mit einem Video von Kid The Color, gewitztem Splitscreen und reichlich irritierender Verkleidung.
Bleeth: Schwerstarbeit
Ein paar härtere Töne, um dem Tag etwas Schwung zu verschaffen: Wir reden von Bleeth, einer dreiköpfigen Drone/Sludge-Band aus Miami. Vor drei Jahren erschien deren erste EP "Re-Animator", nun werden Juan Londono
(Drums), Ryan Rivas (Bass/Gesang) und Lauren Palma (Gitarre/Gesang) bei Anti-Language Records ihr Debütalbum "Geomancer" veröffentlichen. Im Juni erschien die erste Vorauskopplung "Divulging Souls", nun schieben die drei "Blood Moon" hinterher. Ein ordentlicher Hammer, von dem Rivas sagt: "Jedes Mal, wenn das Abschluss-Riff der Crowd noch mal auf die Schädel haut, muss ich unweigerlich grinsen." Auch wenn es nicht so aussieht - sie haben also jede Menge Spaß an der Schwerstarbeit.
Mittwoch, 18. Juli 2018
Neonschwarz: Besser zu ertragen
Daß Audiolith aus Hamburg eines unserer All-Time-Lieblingslabels ist, wollen wir gern zugeben, trotzdem haben wir sie in letzter Zeit sträflich vernachlässigt. Mit dieser frischen Meldung hier ist das weiter nicht mehr möglich - denn Neonschwarz sind wieder am Start. Ganze zwei Jahre ist deren letztes Album "Metropolis" mittlerweile schon wieder alt und dennoch - den Versuch könnt ihr gern mal machen - klingt es jetzt genauso Klasse wie 2016. Viel passiert mittlerweile, nix Gutes leider in der Großpackung, aber wenn Marie Curry, Johnny Mauser, Captain Gips und Spion Y mit dabei sind, ist auch der größte Scheiß leichter zu ertragen. "Clash" heißt übrigens die neue Platte der vier, mit der sie, wie sie reimen, alles wieder auf's richtige Gleis bringen wollen, am 12. Oktober ist es soweit und bis dahin gibt es erst mal lecker Vorabtracks zum Warmhören - hier gleich mal "Gleis 13". Und ab geht es!
09.11. Lüneburg, Anna & Arthur
10.11. Husum, Speicher
23.11. Münster, Gleis 22
24.11. Heidelberg, halle02
07.12. Dresden, Tante Ju
08.12. Wien, Flex
24.01. Zürich, Dynamo
25.01. Bern, Dachstock
08.02. Wiesbaden, Schlachthof Wiesbaden
09.02. Düsseldorf, zakk
22.02. Stuttgart, Im Wizemann
23.02. München, Feierwerk
22.03. Nürnberg, Z-Bau
23.03. Hannover, Faust
05.04. Dortmund, FZW
06.04. Bremen, Schlachthof Bremen
13.04. Berlin, Festsaal Kreuzberg
27.04. Hamburg, Große Freiheit 36
09.11. Lüneburg, Anna & Arthur
10.11. Husum, Speicher
23.11. Münster, Gleis 22
24.11. Heidelberg, halle02
07.12. Dresden, Tante Ju
08.12. Wien, Flex
24.01. Zürich, Dynamo
25.01. Bern, Dachstock
08.02. Wiesbaden, Schlachthof Wiesbaden
09.02. Düsseldorf, zakk
22.02. Stuttgart, Im Wizemann
23.02. München, Feierwerk
22.03. Nürnberg, Z-Bau
23.03. Hannover, Faust
05.04. Dortmund, FZW
06.04. Bremen, Schlachthof Bremen
13.04. Berlin, Festsaal Kreuzberg
27.04. Hamburg, Große Freiheit 36
Eşya: Trip ins Ungewisse
Eşya
„Absurdity Of Being“
(via Bandcamp)
Es gibt da dieses wunderbare Bild von Harry Rawlings, das Ayse Hassan bei einer Performance in einer Art Werkhalle zeigt – vertieft in ihr Keyboard, steht sie vor einer Wand, an der mehr als zwei Dutzend Gitarren hängen, am Boden mindestens die gleich Anzahl dazugehöriger Verstärker, desweiteren ein Hochregal für Schlagzeuge. Ein Verkaufsraum also. Und ein Foto mit Symbolcharakter. Denn Hassan ist wohl von allen Mitgliedern der Londoner Post-Punk-Kapelle Savages die umtriebigste. Gemeinsam mit Kendra Frost hat die Bassistin vor einiger Zeit das Duo Kite Base gegründet, nun veröffentlicht sie unter neuem Pseudonym also die erste Soloplatte. Die Vielzahl der sie umgebenden Gerätschaften könnte also fast wie eine Drohung verstanden werden, nicht eher innezuhlaten, bis nicht auch das letzte Instrument gespielt, der letzte Regler gedreht worden ist. Eine Drohung, die durchaus ihren Reiz hat, denn wie schon bei Kite Base, so ist auch der solistische Output der oft kühl und zurückhaltend dreinblickenden Dame äußerst hörenswert.
Vier Stücke zählt die vorliegende EP, keines klingt wie das andere. Los geht’s mit „Lost“, einem düsteren, synthetischen Drone-Trip, der mit schneidender, verfremdeter Stimme, mit Streichern und vielen schiefen Tönen daherkommt. Hassan beschwört ihren unbändigen Willen, übers Wasser zu gehen, Berge zu versetzen, um etwas zu finden, das sie und uns aus Chaos und Wahnsinn retten könnte. „Obsolete“ ist dagegen von eher leichterem Charakter, Wavepop im Stile der 80er, flächig, melodisch, fast verträumt, aber sehr klar. Ihre Stimme trifft zwar nicht jeden Ton, aber das stört keinesfalls die kleine Ansprache: „I close the door on the recent news, I knew it all, I took the fall, I loved it all.“ Alles ist gesagt, alles ist getan, was oder wer wichtig ist, schließt sie ins Herz, der Rest kann gehen.
Der dritte Song „It’s Me“ wiederum pluckert hektisch und nervös, die Beats kommen jazzig und kommen schnell, Selbsterfahrung, Tag- oder Albtraum, ängstlich, zweifelnd, ein unentschiedenes Gefühl, das hier transportiert wird. Und wieder der Gegensatz im Anschluß – der warme, weiche Sound von „Sense Of Reality“ mit chorähnlichem Gesang, trägem Bass und schleppenden Drums, das alles umhüllt den Hörer mit sanftem Grollen, läßt ihn dahingleiten ins Ungewisse, Schemenhafte. Ganz nebenbei ist diese EP auch ein geeignetes Lehrmaterial: Hat man vier solch starke Stücke wie hier, dann darf man es für’s erste gern dabei belassen (auch wenn mehr von gleicher Güte sicher sicher schön gewesen wäre) – der Gefahr, übermäßig zu strecken oder mit weniger stimmigem Material auf Albumlänge aufzufüllen ist Hassan zum Glück entgangen. Ihren künstlerischen Anspruch und ihre Unternehmungslust sollte das aber nicht mindern.
„Absurdity Of Being“
(via Bandcamp)
Es gibt da dieses wunderbare Bild von Harry Rawlings, das Ayse Hassan bei einer Performance in einer Art Werkhalle zeigt – vertieft in ihr Keyboard, steht sie vor einer Wand, an der mehr als zwei Dutzend Gitarren hängen, am Boden mindestens die gleich Anzahl dazugehöriger Verstärker, desweiteren ein Hochregal für Schlagzeuge. Ein Verkaufsraum also. Und ein Foto mit Symbolcharakter. Denn Hassan ist wohl von allen Mitgliedern der Londoner Post-Punk-Kapelle Savages die umtriebigste. Gemeinsam mit Kendra Frost hat die Bassistin vor einiger Zeit das Duo Kite Base gegründet, nun veröffentlicht sie unter neuem Pseudonym also die erste Soloplatte. Die Vielzahl der sie umgebenden Gerätschaften könnte also fast wie eine Drohung verstanden werden, nicht eher innezuhlaten, bis nicht auch das letzte Instrument gespielt, der letzte Regler gedreht worden ist. Eine Drohung, die durchaus ihren Reiz hat, denn wie schon bei Kite Base, so ist auch der solistische Output der oft kühl und zurückhaltend dreinblickenden Dame äußerst hörenswert.
Vier Stücke zählt die vorliegende EP, keines klingt wie das andere. Los geht’s mit „Lost“, einem düsteren, synthetischen Drone-Trip, der mit schneidender, verfremdeter Stimme, mit Streichern und vielen schiefen Tönen daherkommt. Hassan beschwört ihren unbändigen Willen, übers Wasser zu gehen, Berge zu versetzen, um etwas zu finden, das sie und uns aus Chaos und Wahnsinn retten könnte. „Obsolete“ ist dagegen von eher leichterem Charakter, Wavepop im Stile der 80er, flächig, melodisch, fast verträumt, aber sehr klar. Ihre Stimme trifft zwar nicht jeden Ton, aber das stört keinesfalls die kleine Ansprache: „I close the door on the recent news, I knew it all, I took the fall, I loved it all.“ Alles ist gesagt, alles ist getan, was oder wer wichtig ist, schließt sie ins Herz, der Rest kann gehen.
Der dritte Song „It’s Me“ wiederum pluckert hektisch und nervös, die Beats kommen jazzig und kommen schnell, Selbsterfahrung, Tag- oder Albtraum, ängstlich, zweifelnd, ein unentschiedenes Gefühl, das hier transportiert wird. Und wieder der Gegensatz im Anschluß – der warme, weiche Sound von „Sense Of Reality“ mit chorähnlichem Gesang, trägem Bass und schleppenden Drums, das alles umhüllt den Hörer mit sanftem Grollen, läßt ihn dahingleiten ins Ungewisse, Schemenhafte. Ganz nebenbei ist diese EP auch ein geeignetes Lehrmaterial: Hat man vier solch starke Stücke wie hier, dann darf man es für’s erste gern dabei belassen (auch wenn mehr von gleicher Güte sicher sicher schön gewesen wäre) – der Gefahr, übermäßig zu strecken oder mit weniger stimmigem Material auf Albumlänge aufzufüllen ist Hassan zum Glück entgangen. Ihren künstlerischen Anspruch und ihre Unternehmungslust sollte das aber nicht mindern.
Drenge: Bang your head! [Update]
Diesen Track dürfen wir in dieser Woche ebenfalls nicht verpassen, denn in der Endabrechnung des Sommers wird er - zumindest bei den Bangern - auf den ersten Plätzen zu finden sein: Die kalifornische Kapelle Drenge um Sänger und Gitarrist Gavin Hayes hat bekanntlich seit 2011 und "Chuckles And Mr. Squeezy" kein Studioalbum mehr aufgenommen, was sehr bedauerlich ist, weil die vier Herren tatsächlich ziemlich gnadenlos rocken. Nun haben sie also wieder zusammen mit Ross Orton (The Fall, M.I.A.) eine erste neue Single aufgenommen. "This Dance" ist in erster Linie ein mächtiger Brüller (wer dazu tanzen kann, sollte das aber unbedingt tun), die Inspiration zum Song hat sich Hayes nach eigener Auskunft bei Carpenters "The Thing" mit Kurt Russell geholt. Hallelujah!
Update: So, ein paar Informationen haben wir nun dank In The Line Of Best Fit - der Track stammt von der EP "Autonomy", die mit insgesamt vier neuen Stücken am 5. Oktober erscheinen soll. Und zu "This Dance", von dem es mittlerweile auch ein Video gibt, gesellt ist gerade noch die Auskopplung "Before The War Begins".
Update: So, ein paar Informationen haben wir nun dank In The Line Of Best Fit - der Track stammt von der EP "Autonomy", die mit insgesamt vier neuen Stücken am 5. Oktober erscheinen soll. Und zu "This Dance", von dem es mittlerweile auch ein Video gibt, gesellt ist gerade noch die Auskopplung "Before The War Begins".
Dienstag, 17. Juli 2018
Soccer Mommy: Ausstrahlung
Starke Musik war das schon immer, was uns Sophie Allison aka. Soccer Mommy da präsentierte, Anfang des Jahres erschien ihr wunderschönes Album "Clean". Nun kommen auch noch ein paar ebenso starke Bilder hinterher, denn Jonny Look (Cloud Nothings, Ought, Grizzly Bear) hat das Video zum Song "Scorpio Rising" gedreht und mit eindrucksvollen Momenten nicht gegeizt. Und ob nun Halo oder Spot, die Frau hat wirklich eine unglaubliche Ausstrahlung. Mitte September kann man sich davon übrigens auch noch mal in Hamburg überzeugen.
19.09. Hamburg, Reeperbahn Festival
19.09. Hamburg, Reeperbahn Festival
Dude York: Vorwarnung
Könnte es sein, dass sie etwas abgespeckt haben? Also rein klangtechnisch, versteht sich. Dude York aus Seattle klangen auf ihrem letzten Album "Sincerly?", erschienen im Frühjahr 2017, noch nach dem krachigen Grungepop der Altvorderen. Auch die erste neue Single "Moon" hatte noch ähnliche Power, aber jetzt kommt ein Song namens "What Would You Do If You Had Some Money Now?" daher und der klingt eigentümlich gebremst und überraschend konventionell. Egal, vielleicht will uns das Trio ja nur in Sicherheit wiegen, um dann urplötzlich und gnadenlos zuzuschlagen. Wir sind jedenfalls gewarnt - wenn demnächst ein weiteres, viertes Album via Hardly Art angekündigt wird, wissen wir schon mal Bescheid.
Bodega: Moderne Fünferkette
Bodega
„Endless Scroll“
(What’s Your Rupture?)
Wie nach jedem großen Fußballturnier (hatten wir ja gerade erst) die neuesten Trends im Ballsport zusammengetragen werden, läßt sich auch ein Musikjahr bewerten, lassen sich Entwicklungen erkennen und benennen. Und selbst der leidenschaftliche Laie (in der Rollen sehen wir uns jetzt mal) darf nach einer Halbsaison eine erste Bilanz ziehen: 1. Auch dieses Jahr wird weiblich 2. Der Hip Hop tritt auf der Stelle (auch weil er sich von seinem frauenverachtenden Image, siehe 1, nicht zu lösen vermag) 3. Der Jazz ist endgültig zurück 4. Der Post-Punk erlebt eine weitere Blüte. Natürlich folgt noch eine Reihe weiterer wichtiger Punkte, wir bleiben aber mal bei 4 stehen und behaupten, daß diese These mit dem Hinweis auf die Formation Bodega aus Brooklyn bestens untermauert werden kann. Ben Hozie, Nikki Belfiglio, Montana Simone, Heather Elle und Madison Velding-VanDam – fünf junge Leute aus New York, die ohne Berührungsängste die Grenzen eines Genres austesten, das ohnehin von der Vielfalt verschiedenster Stile lebt. Und zwar humorvoll, politisch, selbstironisch und – nicht ganz so selbstverständlich – auch selbstkritisch.
"Das Mantra von Bodega lautet: Die beste Kritik ist Selbstkritik!“, so Hozie in einem Interview mit dem Netzportal DIY, „Wenn ich also das Internet kritisiere, geht es nicht so sehr um dieses große, abstrakte, böse Ding, es geht vor allem darum, wie wir persönlich damit umgehen. Was machen wir falsch?“ Fragen, die sich keiner so gern stellt, weil dann der Zeigefinger schnell wieder wieder eingepackt werden, man sich selbst hinterfragen muß. Stücke wie „How Did This Happen“ oder „Name Escape“ setzen hier an und versuchen, den Blickwinkel des Zuhörers zu verändern, wachzurütteln aus der eigenen Selbstzufriedenheit. Der Sound dazu ist knackig, schnoddrige Stimme meets dicken Bass meets schroffe Gitarren, Songs, die kaum die Dreineinhalb-Minuten-Marke reißen und anständig frisch klingen. Da gibt es Hörenswertes über pseudointellektuelle Überspanntheit („I’m Not Cinephile“), die Freude am Spiel mit sich selbst („Gyrate“), das hektische Leben in der Trendblase („Can’t Knock The Hustle“) und die wunderbar bissige Liebeserklärung an (Männer wie) „Jack In Titanic“. Alles sehr liebevoll, authentisch und mit viel Spielwitz. Quasi eine moderne Fünferkette.
„Endless Scroll“
(What’s Your Rupture?)
Wie nach jedem großen Fußballturnier (hatten wir ja gerade erst) die neuesten Trends im Ballsport zusammengetragen werden, läßt sich auch ein Musikjahr bewerten, lassen sich Entwicklungen erkennen und benennen. Und selbst der leidenschaftliche Laie (in der Rollen sehen wir uns jetzt mal) darf nach einer Halbsaison eine erste Bilanz ziehen: 1. Auch dieses Jahr wird weiblich 2. Der Hip Hop tritt auf der Stelle (auch weil er sich von seinem frauenverachtenden Image, siehe 1, nicht zu lösen vermag) 3. Der Jazz ist endgültig zurück 4. Der Post-Punk erlebt eine weitere Blüte. Natürlich folgt noch eine Reihe weiterer wichtiger Punkte, wir bleiben aber mal bei 4 stehen und behaupten, daß diese These mit dem Hinweis auf die Formation Bodega aus Brooklyn bestens untermauert werden kann. Ben Hozie, Nikki Belfiglio, Montana Simone, Heather Elle und Madison Velding-VanDam – fünf junge Leute aus New York, die ohne Berührungsängste die Grenzen eines Genres austesten, das ohnehin von der Vielfalt verschiedenster Stile lebt. Und zwar humorvoll, politisch, selbstironisch und – nicht ganz so selbstverständlich – auch selbstkritisch.
"Das Mantra von Bodega lautet: Die beste Kritik ist Selbstkritik!“, so Hozie in einem Interview mit dem Netzportal DIY, „Wenn ich also das Internet kritisiere, geht es nicht so sehr um dieses große, abstrakte, böse Ding, es geht vor allem darum, wie wir persönlich damit umgehen. Was machen wir falsch?“ Fragen, die sich keiner so gern stellt, weil dann der Zeigefinger schnell wieder wieder eingepackt werden, man sich selbst hinterfragen muß. Stücke wie „How Did This Happen“ oder „Name Escape“ setzen hier an und versuchen, den Blickwinkel des Zuhörers zu verändern, wachzurütteln aus der eigenen Selbstzufriedenheit. Der Sound dazu ist knackig, schnoddrige Stimme meets dicken Bass meets schroffe Gitarren, Songs, die kaum die Dreineinhalb-Minuten-Marke reißen und anständig frisch klingen. Da gibt es Hörenswertes über pseudointellektuelle Überspanntheit („I’m Not Cinephile“), die Freude am Spiel mit sich selbst („Gyrate“), das hektische Leben in der Trendblase („Can’t Knock The Hustle“) und die wunderbar bissige Liebeserklärung an (Männer wie) „Jack In Titanic“. Alles sehr liebevoll, authentisch und mit viel Spielwitz. Quasi eine moderne Fünferkette.
Alt-J: Relax hooray!
Das ist ja jetzt keine Unsitte, sondern für Künstler, die ihre Arbeit ohnehin stark elektrifiziert haben, noch einmal eine sehr lohnende Übung: Auch Alt-J haben, ähnlich wie kürzlich erst Goldfrapp, ihr Erfolgsalbum "Relaxer" in Gänze einem Rework unterzogen - oder besser die zahlreichen, existierenden Remixe ausgemistet und die besten, vorzugsweise aus der Gattung Hip Hop, auf der Platte "Reduxer" versammelt. Mit dabei so bekannte Namen wie Twin Shadow, Alchemist, Terrace Martin, Lomepal und Kontra K. Als Termin für die Veröffentlichung ist bei Amazon der 28. September verzeichnet, hier schon mal zwei vorab bekannte Beispiele.
Montag, 16. Juli 2018
Bully: Im Schneckentempo
"Kleine Schnecke, großer Traum" - so hieß mal der Untertitel für den Dreamworks-Animationsfilm über eine Turboschnecke. War nicht ganz so der Brüller, die Kleinen fanden's trotzdem fein. Nicht anzunehmen, daß die Grungekombo Bully aus Nashville vor fünf Jahren deshalb ins Kino gerannt ist, auch Puppenkünstlerin Aleia Murawski wurde dort wahrscheinlich nicht gesehen. Dennoch haben sie zusammen für den Song "Guess There" ein sehr schönes Video als eine Art Traumsequenz gedreht, in dem Schnecken die Hauptrolle spielen, also Zähne putzen, Müsli essen, Körbe werfen. Was man halt so macht den lieben langen Tag. Das Stück stammt im Übrigen vom Album "Losing" aus dem vergangenen Jahr, es wurde also (sorry: Wortwitz) im Schneckentempo nachgereicht und gefällt uns trotzdem ausnehmend gut.
Samstag, 14. Juli 2018
Familienalbum # 29: The Callas With Lee Ranaldo
Weil wir es hier gerade von Sonic Youth hatten: Lee Ranaldo war ja im wechselnd besetzten Ensemble dieser Band immer die sympathischste Figur, weil er zum einen von Anfang an dabei war und sich trotzdem nicht in den Vordergrund spielte, eine Art Schattenmann also. Dabei gibt es für falsche Bescheidenheit eigentlich gar keinen Grund, er kann mittlerweile auf ein ziemlich umfangreiches Solowerk verweisen, sein letztes Album "Electric Trim" erschien im vorigen Jahr bei Mute Records. Und Ranaldo ist nicht nur ein Ausnahmegitarrist mit beeindruckender Vita, sondern gilt als vielseitig interessiert - so verwundert es nicht, daß er sich für eine Zusammenarbeit mit der griechischen Künstlergruppe The Callas bereit fand. Nachdem deren letzte Platte "Half Kiss, Half Pain" Jim Sclavunos von den Bad Seeds verantwortete, produzieren sie gerade einen Film namens "The Great Eastern", für den Soundtrack mit dabei eben Lee Ranaldo. Ebenso in Arbeit ist ein gemeinsames Studioalbum unter dem Titel "Trouble And Desire", das am 26. Oktober bei Dirty Water Records erscheinen wird, von diesem wiederum stammt die Single "Acid Books".
Und da das Cover dieser Platte mit einer nicht eben appetitlichen Pasta verziert ist, gibt's als zweiten Gang noch ein paar Nudelgerichte gratis dazu, wie üblich gelistet von links nach rechts und oben nach unten.
The Callas with Lee Ranaldo "Trouble And Desire", Guns'n Roses "The Spaghetti Incident", Midnight Noodles "Humans Don't Be Angry", The Jesus And Mary Chain "Damage And Joy", Pat Cooper "Spaghetti Sauce And Other Delights", Parquet Courts "American Specialties", Young Dro "Drocabulary Mixtape"
07.12. Hamburg, Mehr! Theater
Und da das Cover dieser Platte mit einer nicht eben appetitlichen Pasta verziert ist, gibt's als zweiten Gang noch ein paar Nudelgerichte gratis dazu, wie üblich gelistet von links nach rechts und oben nach unten.
The Callas with Lee Ranaldo "Trouble And Desire", Guns'n Roses "The Spaghetti Incident", Midnight Noodles "Humans Don't Be Angry", The Jesus And Mary Chain "Damage And Joy", Pat Cooper "Spaghetti Sauce And Other Delights", Parquet Courts "American Specialties", Young Dro "Drocabulary Mixtape"
07.12. Hamburg, Mehr! Theater
Freitag, 13. Juli 2018
Body/Head: Gedanken auf Freigang
Body/Head
„The Switch“
(Matador)
Man kann es Kim Gordon kaum übelnehmen, dass sie richtig viel Erhellendes zum neuen, zweiten Album von Body/Head nicht herauslassen will. Zum einen möchte Gordon schon längere Zeit nicht mehr nur als Musikern wahrgenommen werden – schließlich stellt sie seit Jahren in namhaften Gallerien ihre Bilder und Skulpturen aus und empfindet die recht einseitige Ausrichtung der Fragen wohl eher als unnötige Reduzierung. Als zeitgenössische Künstlerin weiß sie zudem, dass erklärte Kunstwerke – und dazu zählen auch solche aus Tönen – keine wirklich spannenden mehr sind. Zu guter letzt hat Gordon nicht eben selten die Erfahrung gemacht, daß sich alle Gespräche mit ihr über kurz oder lang um ihre Job als Bassistin und Sängerin bei Sonic Youth drehen, eine Zeit, die, liest man ihre Autobiografie, abgeschlossen hinter ihr liegt und die sie nur ungern wieder und wieder durchkauen möchte. Und deshalb können ihr weder Kyle Meredith (WFPK Independent Louisville) noch die Zeitschrift Elle mehr als ein paar sparsame Kommentare zu „The Switch“ entlocken – „quite heavy and different to the first one“ hört man beim Interview des einen, im Modeheftchen erfährt der Leser über die zwischenzeitliche Liveplatte „No Waves“: "My favorite thing is getting lost in the music. It can seem kind of almost meditative when things are optimal". Nun ja, da wäre man vielleicht auch selbst drauf gekommen.
Fakt ist, daß Gordon zusammen mit ihrem Bandpartner Bill Nace den Sound von Body/Head für die neue Platte nochmals überarbeitet hat. Waren beim Vorgänger „Coming Apart“ noch ansatzweise Songstrukturen zu erkennen, bewegen sich die beiden mittlerweile auf einer performativen Ebene, sind herkömmliche Muster bei den fünf Stücken nicht mehr herauszuhören. Was die Sache für den Zuhörer nicht eben einfacher, aber in gewisser Hinsicht auch deutlich spannender macht. Denn dieses Album funktioniert wie die meisten seiner Art (man denke zum Beispiel an die Mammutwerke von Michael Gira und seinen Swans) am besten im Live-Kontext, ohne die unmittelbare, körperliche Erfahrung der Noiseattacken vor eigenen Augen auf der Bühne ist der Zugang schwer zu bekommen, fehlt der Platte einfach eine sehr wichtige Dimension. Man kann das den beiden natürlich nicht zum Vorwurf machen, schließlich ist ein Tondokument wie dieses hier besser als keines, das Konzerterlebnis kann es dennoch nicht ersetzen. Erklärungen zu den Stücken sind, wie erwähnt, nicht nur schwer zu bekommen, sondern schlicht unnötig, alles auf „The Switch“ funktioniert über Assoziationen, ganz persönliche Bilderwelten, die sich bei entsprechender Bereitschaft unweigerlich auftun.
Da passt es ganz gut, dass Nace und Gordon noch spartanischer, noch krasser instrumentieren, dass Gordon ihre Stimme seltener und wenn, dann zusätzlich verfremdet einsetzt. Wie bei einer Hohepriesterin dröhnt ihr Gesang zu den knirschenden, verzerrten Klangkonstrukten. Ein Thema, eine Melodielinie gar lässt sich nur selten ausmachen, am ehesten findet man solches bei den beiden längsten Stücken „Change My Brain“ und „Reverse Hard“, wo repetitive Sequenzen eine fast schon meditative Stimmung erzeugen. Ansonsten irrlichtert bruchstückhafter Gesangs zwischen Feedbackfetzen und dronigem Lärm, alles mäandert, stolpert umher – kaum eine schlüssige Form, kein Halteseil, keine Orientierung, Freilauf der Gedanken. Mal hört es sich an, als habe jemand das Aufnahmemikrophon in ein Hornissennest geschoben und dieses zusätzlich in einen Sturm gehängt, dann wiederum meint man das Keuchen einer Beatmungsmaschine auszumachen. Am Ende jedenfalls bricht alles zusammen, unwiderruflich. Einen schönen, weil allgemeingültigen Satz haben wir dann doch noch gefunden, geäußert hat ihn Gordon kürzlich im Gespräch mit Davina Semo: „Ich denke, wo auch immer du die Kraft herbekommst – ob es das Hochgefühl ist, Musik zu spielen oder Kunst zu machen, wichtig ist allein das gute Gefühl zu deinem, in deinem Körper. Und der Schlüssel dazu ist nicht etwa Selbstbewußtsein – nein, du musst es wirklich besitzen.“ http://bodyheadmusic.com/
„The Switch“
(Matador)
Man kann es Kim Gordon kaum übelnehmen, dass sie richtig viel Erhellendes zum neuen, zweiten Album von Body/Head nicht herauslassen will. Zum einen möchte Gordon schon längere Zeit nicht mehr nur als Musikern wahrgenommen werden – schließlich stellt sie seit Jahren in namhaften Gallerien ihre Bilder und Skulpturen aus und empfindet die recht einseitige Ausrichtung der Fragen wohl eher als unnötige Reduzierung. Als zeitgenössische Künstlerin weiß sie zudem, dass erklärte Kunstwerke – und dazu zählen auch solche aus Tönen – keine wirklich spannenden mehr sind. Zu guter letzt hat Gordon nicht eben selten die Erfahrung gemacht, daß sich alle Gespräche mit ihr über kurz oder lang um ihre Job als Bassistin und Sängerin bei Sonic Youth drehen, eine Zeit, die, liest man ihre Autobiografie, abgeschlossen hinter ihr liegt und die sie nur ungern wieder und wieder durchkauen möchte. Und deshalb können ihr weder Kyle Meredith (WFPK Independent Louisville) noch die Zeitschrift Elle mehr als ein paar sparsame Kommentare zu „The Switch“ entlocken – „quite heavy and different to the first one“ hört man beim Interview des einen, im Modeheftchen erfährt der Leser über die zwischenzeitliche Liveplatte „No Waves“: "My favorite thing is getting lost in the music. It can seem kind of almost meditative when things are optimal". Nun ja, da wäre man vielleicht auch selbst drauf gekommen.
Fakt ist, daß Gordon zusammen mit ihrem Bandpartner Bill Nace den Sound von Body/Head für die neue Platte nochmals überarbeitet hat. Waren beim Vorgänger „Coming Apart“ noch ansatzweise Songstrukturen zu erkennen, bewegen sich die beiden mittlerweile auf einer performativen Ebene, sind herkömmliche Muster bei den fünf Stücken nicht mehr herauszuhören. Was die Sache für den Zuhörer nicht eben einfacher, aber in gewisser Hinsicht auch deutlich spannender macht. Denn dieses Album funktioniert wie die meisten seiner Art (man denke zum Beispiel an die Mammutwerke von Michael Gira und seinen Swans) am besten im Live-Kontext, ohne die unmittelbare, körperliche Erfahrung der Noiseattacken vor eigenen Augen auf der Bühne ist der Zugang schwer zu bekommen, fehlt der Platte einfach eine sehr wichtige Dimension. Man kann das den beiden natürlich nicht zum Vorwurf machen, schließlich ist ein Tondokument wie dieses hier besser als keines, das Konzerterlebnis kann es dennoch nicht ersetzen. Erklärungen zu den Stücken sind, wie erwähnt, nicht nur schwer zu bekommen, sondern schlicht unnötig, alles auf „The Switch“ funktioniert über Assoziationen, ganz persönliche Bilderwelten, die sich bei entsprechender Bereitschaft unweigerlich auftun.
Da passt es ganz gut, dass Nace und Gordon noch spartanischer, noch krasser instrumentieren, dass Gordon ihre Stimme seltener und wenn, dann zusätzlich verfremdet einsetzt. Wie bei einer Hohepriesterin dröhnt ihr Gesang zu den knirschenden, verzerrten Klangkonstrukten. Ein Thema, eine Melodielinie gar lässt sich nur selten ausmachen, am ehesten findet man solches bei den beiden längsten Stücken „Change My Brain“ und „Reverse Hard“, wo repetitive Sequenzen eine fast schon meditative Stimmung erzeugen. Ansonsten irrlichtert bruchstückhafter Gesangs zwischen Feedbackfetzen und dronigem Lärm, alles mäandert, stolpert umher – kaum eine schlüssige Form, kein Halteseil, keine Orientierung, Freilauf der Gedanken. Mal hört es sich an, als habe jemand das Aufnahmemikrophon in ein Hornissennest geschoben und dieses zusätzlich in einen Sturm gehängt, dann wiederum meint man das Keuchen einer Beatmungsmaschine auszumachen. Am Ende jedenfalls bricht alles zusammen, unwiderruflich. Einen schönen, weil allgemeingültigen Satz haben wir dann doch noch gefunden, geäußert hat ihn Gordon kürzlich im Gespräch mit Davina Semo: „Ich denke, wo auch immer du die Kraft herbekommst – ob es das Hochgefühl ist, Musik zu spielen oder Kunst zu machen, wichtig ist allein das gute Gefühl zu deinem, in deinem Körper. Und der Schlüssel dazu ist nicht etwa Selbstbewußtsein – nein, du musst es wirklich besitzen.“ http://bodyheadmusic.com/
Mattiel: Mädchenträume
Ach, wenn es nur immer so einfach wäre: Als junges Mädchen auf einer kleinen Farm in Georgia aufgewachsen mit dem Wunsch, Rockstar zu werden, Songs der White Stripes nachgespielt und als mehr daraus wurde, haben es die richtigen Leute gehört. Soll heißen: Jack White. Und der fand, was Mattiel Brown mit sechs Saiten und ihren beiden Bandkollegen Randy Michael und Jonah Swilley so anstellt nicht nur richtig klasse, er lud sie ein, auf seiner aktuellen Tour zu spielen. Und so wird das Mädchen, das gern auf Pferden steht wie auf dem Cover ihres heute erschienenen Debütalbum, bald sehr viel mehr Menschen ein Begriff sein als noch vor einigen Monaten. Anbei eine kleine Materialsammlung mit den Stücken "Bye Bye", "Count Your Blessings" und "Whites Of Their Eyes" zum Vorschauen und das Album im Stream.
Mittwoch, 11. Juli 2018
Interpol: Perfekte Inszenierung
Okay, wie nennen wir das jetzt, ohne Genaueres zu wissen? Marketinggag? Performance? Wer sich den Film aus Mexiko City über die Bekanntmachung des neuen Albums "Marauder" von Interpol in Gänze angeschaut hat, dem wird auch ein kurzer, irritierender Moment aufgefallen sein, als ein Mann während der Veranstaltung aus dem Publikum vor den Tisch trat, an dem die Mitglieder der Band saßen, um die Fragen ihres Gegenüber zu beantworten. Er nahm den Kopf von Paul Banks in die Hände, führte ihn an seine Stirn und verharrte einen kurzen Moment in dieser seltsamen Pose, danach Abgang mit ein paar Straßenkids. Sah befremdlich aus, war aber offensichtlich Teil einer Inszenierung von Gerardo Naranjo für das Video zum Video der Single "The Rover". Denn all das und mehr sieht man nun, in anderem Kontext und neuem Blickwinkel, im aktuellen Clip. Und der Fremde ist Schauspieler Ebon Moss-Bachrach, Eingeweihten bekannt aus Filmen wie "Die Royal Tenenbaums", "Mona Lisas Lächeln" oder der Serie "Girls". Hätte man wissen müssen, ahnen können - aber auch so ist es ziemlich witzig.
Meg Myers: Hin- und Hergerissen
Estrons: Brett aus Wales [Update]
Ja, und die mußten unbedingt auch noch mit auf das Tableau für's Wochenende: Die walisische Alternativrock-Kapelle Estrons (allen voran deren beeindruckende Frontfrau Tali Källström) hat zusammen mit Alex Newport (At The Drive-In, Death Cab For Cutie, Pissed Jeans) einen neuen Song namens "Lilac" aufgenommen, der sich irgendwo zwischen Wolf Alice und Rolo Tomassi einschwingt, also auch ziemlich derbe ist. Von dem Trio gibt es bislang eine überschaubare Anzahl an Singles und EP, das erste Lebenszeichen stammt aus dem Jahr 2011 mit der Single "C-C-Cariad!", das letzte kam im vergangenen Jahr unter dem Titel "Strobe Lights/Glasgow Kisses" ins Regal. Wann ein kompletter Longplayer zu erwarten ist, wird sich weisen, im September kommen sie erst mal für zwei Termine nach Deutschland.
22.09. Hamburg, Reeperbahn Festival
23.09. Berlin, Maze
Update: Zur neuen Single gibt es nun auch ein Video - voilá.
22.09. Hamburg, Reeperbahn Festival
23.09. Berlin, Maze
Update: Zur neuen Single gibt es nun auch ein Video - voilá.
Dienstag, 10. Juli 2018
PABST: Keine Kompromisse
PABST
„Chlorine“
(Crazysane Records)
Das hätte einem von vornherein klar sein müssen: Die Zeiten, da man mit solch einem Bandnamen Angst und Schrecken verbreiten konnte, sind längst vorbei. Nichts mehr mit Folterkammern, Kreuzzügen und Inquisition, keine Scheiterhaufen, vom Allmachtsanspruch nichts mehr zu hören. Ein Pabst gilt heute vielmehr als oberster Dienstleister, klerikaler Manager, liebevoller Mahner und Christenversteher. Damit ist kaum noch eine Drohkulisse aufbauen. Kein Wunder also, dass Erik Heise, Tore Knipping und Tilman Eggebrecht sich eher ein amerikanisches Bier gleichen Namens zur Sinnstiftung ausgesucht haben – schnell vom Kopf in den Bauch, Wirkung absehbar. Ganz genau so wie der Sound ihrer Band. Angefangen haben die Berliner Jungs mit einer Coverversion des amerikanischen Rappers Pras, allerdings mußte „Ghetto Superstar“ schon hier fast ohne Rhythm und Blues auskommen, dafür gab’s reichlich Gitarrenkrach und verdroschene Kuhfelle, PABST machten kurzen Prozeß. Nicht anders auf der EP „Skywalker“, die ein Jahr später folgte und dem aktuellen Albumdebüt. Kompromissloser Garagenrock mit Grunge- und Stonereinflüssen, es knirscht, sägt und hämmert in einem fort und wird doch nicht langweilig.
Wohl auch deshalb, weil die drei nicht einfach nur ideenlos alles durchknüppeln, sondern durchaus maßvoll variieren. Auf den elektrifizierten Einstieg „Vagabondage“ folgt mit „Shake The Disease“ ein Stück, das den Funpunk der 90er zu feiern scheint. Wo „Shits“ den Funk entdeckt, gibt „Perfume“ die kleine, aber knochentrockene Reminiszenz an den Süskind-Klassiker und seinen Helden Grenouille:“I wanna make a perfume out of you.“ Weiter mit Steel Guitar und etwas Reggae, Psychrockgewummer und beim feinen „Catching Feelings“ ein paar kreischende Riffs, die ein Jack White nicht besser hinbekommen hätte. Weil auch das Auge mithört, freut es den Betrachter, daß PABST sich gemeinsam mit dem Leipziger Graphiker Fabian Brenner um eine ansprechende Verpackung verdient gemacht haben. Von der eingangs erwähnten Biermarke muß man übrigens lesen, dass sich dahinter gar keine eigene Brauerei mehr verbirgt und sie fachamtlich als „virtuell“ gilt, weil nahezu die gesamte Belegschaft mangels Erfolg nach Hause geschickt worden ist. Man braut schon länger fremd. Unseren Musikern wird das wohl nicht passieren, sie haben offenkundig so viel Spaß am Spiel, so daß eher der Pabst konvertiert … – na, Schluß jetzt: Tolle Platte!
05.09. Nürnberg, Club Stereo
06.09. München, Sunny Red
07.09. Mainz, Schon Schön
09.09. Köln, Blue Shell
11.09. Dresden, Ostpol
12.09. Hannover, Lux
13.09. Hamburg, Molotow Skybar
14.09. Bremen, Lagerhaus
15.09. Berlin, Badehaus
„Chlorine“
(Crazysane Records)
Das hätte einem von vornherein klar sein müssen: Die Zeiten, da man mit solch einem Bandnamen Angst und Schrecken verbreiten konnte, sind längst vorbei. Nichts mehr mit Folterkammern, Kreuzzügen und Inquisition, keine Scheiterhaufen, vom Allmachtsanspruch nichts mehr zu hören. Ein Pabst gilt heute vielmehr als oberster Dienstleister, klerikaler Manager, liebevoller Mahner und Christenversteher. Damit ist kaum noch eine Drohkulisse aufbauen. Kein Wunder also, dass Erik Heise, Tore Knipping und Tilman Eggebrecht sich eher ein amerikanisches Bier gleichen Namens zur Sinnstiftung ausgesucht haben – schnell vom Kopf in den Bauch, Wirkung absehbar. Ganz genau so wie der Sound ihrer Band. Angefangen haben die Berliner Jungs mit einer Coverversion des amerikanischen Rappers Pras, allerdings mußte „Ghetto Superstar“ schon hier fast ohne Rhythm und Blues auskommen, dafür gab’s reichlich Gitarrenkrach und verdroschene Kuhfelle, PABST machten kurzen Prozeß. Nicht anders auf der EP „Skywalker“, die ein Jahr später folgte und dem aktuellen Albumdebüt. Kompromissloser Garagenrock mit Grunge- und Stonereinflüssen, es knirscht, sägt und hämmert in einem fort und wird doch nicht langweilig.
Wohl auch deshalb, weil die drei nicht einfach nur ideenlos alles durchknüppeln, sondern durchaus maßvoll variieren. Auf den elektrifizierten Einstieg „Vagabondage“ folgt mit „Shake The Disease“ ein Stück, das den Funpunk der 90er zu feiern scheint. Wo „Shits“ den Funk entdeckt, gibt „Perfume“ die kleine, aber knochentrockene Reminiszenz an den Süskind-Klassiker und seinen Helden Grenouille:“I wanna make a perfume out of you.“ Weiter mit Steel Guitar und etwas Reggae, Psychrockgewummer und beim feinen „Catching Feelings“ ein paar kreischende Riffs, die ein Jack White nicht besser hinbekommen hätte. Weil auch das Auge mithört, freut es den Betrachter, daß PABST sich gemeinsam mit dem Leipziger Graphiker Fabian Brenner um eine ansprechende Verpackung verdient gemacht haben. Von der eingangs erwähnten Biermarke muß man übrigens lesen, dass sich dahinter gar keine eigene Brauerei mehr verbirgt und sie fachamtlich als „virtuell“ gilt, weil nahezu die gesamte Belegschaft mangels Erfolg nach Hause geschickt worden ist. Man braut schon länger fremd. Unseren Musikern wird das wohl nicht passieren, sie haben offenkundig so viel Spaß am Spiel, so daß eher der Pabst konvertiert … – na, Schluß jetzt: Tolle Platte!
05.09. Nürnberg, Club Stereo
06.09. München, Sunny Red
07.09. Mainz, Schon Schön
09.09. Köln, Blue Shell
11.09. Dresden, Ostpol
12.09. Hannover, Lux
13.09. Hamburg, Molotow Skybar
14.09. Bremen, Lagerhaus
15.09. Berlin, Badehaus
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