Dienstag, 19. November 2013

Blood Orange: Verwandlungskünstler

Blood Orange
„Cupid Deluxe“

(Domino Records)

Mit Sicherheit war Devonté Hynes schon als Kind immer mit Spaß dabei, wenn es um’s Verkleiden ging, die Lust an der wechselnden Identität hat er sich offensichtlich bis heute bewahrt. Zusammen mit den Test Icicles gab er ein recht ruppigen Punksound zum Besten, als Lightspeed Champion wiederum kümmerte er sich um erwachsenen, melodischen Indiepop und nun schickt er sich an, unter dem Alias Blood Orange die R&B-Platte des Jahres vorzulegen – der Mann kann einem fast schon unheimlich werden. Ganz im Stile seiner Kollegen George Lewis Jr. (Twin Shadow) und Abel Tesfaye (The Weeknd) präsentiert er sich auf dem zweiten Album seines Monikers als Feinschmecker in Sachen Songwriting, zusätzlich zum artverwandten, versierten Gebrauch diverser Synthesizer mischt Hynes seinen Tracks eine gehörige Portion Funk unter Zuhilfenahme (auch hier ganz up to date) einer illustren Gästeschar bei.

So trafen im Studio unter anderem Dave Longstreth von den Dirty Projectors, Caroline Polachek, Sängerin der amerikanischen Elektropopband Chairlift, Samantha Urbani, die sonst bei der New Yorker Formation Friends am Mikro steht, Clams Casino und Rapper Skepta aufeinander – herausgekommen sind dabei elf sehr smarte, smoothe Downtemponummern, deren Spannweite vom Pop der 80er bis hin zum zeitgemäß angereicherten R&B des Frank Ocean reicht. Der Groove von “Unkle Ace”, das fabelhafte Gitarrenpicking bei “No Ring Thing” oder die angejazzten Ausschweifungen in “Chosen” (bei “It Is What It Is” linst sogar mal Prince über den Gartenzaun) – alles gelingt hier mit perfektem Timing und läßt die Stücke verführerisch funkeln. Selbst die beiden kurzen Rap-Passagen bei “Clipped On” und “High Street” passen perfekt ins Bild, bei der Gelegenheit fällt auf, dass das Scratchen im Laufe der Jahre irgendwie unter die Räder gekommen sein muss. Nicht so hier, nicht bei dieser Platte, die sich als sehr seltene Mischung erweist, nämlich der aus lässiger Coolness und großem Gefühl. Darauf einen ‘Bleeding Sun’.

Kompletter Albumstream bei Dailymotion.

Keine Kommentare: