Deaf Wish
„Lithium Zion“
(Sub Pop)
Der Vergleich ist jetzt kein neuer, wir haben ihn an gleicher Stelle schließlich auch schon gemacht. Aber ganz so falsch kann man mit der Behauptung, Deaf Wish wären ohne Sonic Youth kaum vorstellbar, nicht liegen. Man könnte sogar in Anbetracht des neuen Albums konkretisieren: Ohne „Daydream Nation“ wäre eine Platte wie „Lithium Zion“ nicht zu denken. Denn auch wenn beide Bands aus unterschiedlichen Zeiten und Richtungen kommen, sind die Parallelen dennoch auffällig – lärmendes Gitarrenfeedback, bedachtsam eingestreute Dissonanzen und Pausen, ein Quietschen, Scheppern und Krachen, wie man es eben von Moore und Gordon kennt oder, möchte man noch ein wenig zurück in der Zeitmaschine, aus den Stücken von Velvet Underground. Alles hängt also irgendwie zusammen, daran ist überhaupt nichts ehrenrühriges, dafür sind Stücke wie „FFS“, „Metal Carnage“ oder das gut sechsminütige „Smoke“ einfach zu laut, zu schnell und zu schön, die Vorbilder zudem viel zu lange in der Versenkung verschwunden.
Schön also, wenn derlei Erinnerungen von Sarah Hardiman, Jensen Tjhung, Daniel Tworney und Nick Pratt wiederbelebt werden – auch Deaf Wish sind ja mittlerweile beim fünften Album angelangt und nicht wenige behaupten, dieses sei ihr wohl bestes geworden. Garage Punk mit Post-Punk-Einflüssen, rohe Energie, ständige Wechsel zwischen Hardiman und Tworney am Mikro und selbst wenn die Texte manchmal etwas einfacher sind, so überzeugen Deaf Wish doch maßgeblich durch die ungehobelte Wucht ihrer Stücke. Das eigene Label macht bei den vieren eine Energie, eine Furchtlosigkeit aus, die sich schlicht aus ihrer Heimat Australien speist – „die natürliche Konsequenz für all jene, die auf einem Kontinent leben, der von grapefruitgroßen Spinnen und menschenfressenden Mückenschwärmen wimmelt.“ Man hat schon weniger unterhaltsame Begründungen gelesen, es wird Zeit, dass Deaf Wish auch hierzulande den Beweis für jede einzelne der hier formulierten Behauptungen antreten.
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