Montag, 29. November 2021

Cousin Kula: Die sanfte Variante

Cousin Kula
"Double Dinners"

(Rhythm Section)

Über die verschiedenen Gemütszustände der letzten Wochen und Monate wurde ja, dem doofen Virus sei Dank, allerorten schon ausführlich berichtet, kein Geheimnis auch, dass bei Musiker*innen das Befinden den kürzesten Weg in die Öffentlichkeit nimmt. Denn logischerweise haben die seelische Verfassung beim Songwriting und selbst die Aufnahmebedingungen im Studio oder (worst case) Schlafzimmer direkten Einfluß auf Bild, Text und Ton der Veröffentlichung. Und weil wir hier schon viel über Frust und Wut berichten mussten, tut es zu Abwechslung mal ganz gut, den Blick (genauer das Ohr) auf etwas Zartes, Melancholisches, Versöhnliches zu richten. Wie etwa die Musik von Cousin Kula, einem Quintett aus Bristol. 2017 erschienen die mit ihrer EP "Oodles" auf der Bildfläche, zwei Jahres später folgte "Stroodles" und kurz darauf die 12" "Casa Kula Cassette". Und auch, wenn das neue Material nun gerade mal Fünfunddreißigminutenmarke kratzt, so darf es sich doch Debütalbum nennen. 



Es ist ein überaus stimmiges und uneitles Werk geworden, ein warmer, sanfter Groove zieht sich durch die neun Stücke, gekonnt gestrickt aus Pop, Jazz, Psychedelic, Funk und Soul. Keines der fünf Mitglieder drängt sich in den Vordergrund: Weder Sänger und Gitarrist Elliot Ellison noch Keyboarder Will Wells, Jordan Woolgar an der Gitarre, Saxophonist Doug Cave oder Drummer Milky Joe, sie alle erweisen sich als bestens eingespielte Gemeinschaft, in der jeder seine Stärken ausspielt und so zum Gelingen des Ganzen beiträgt. Und die Gefühle nun, die uns während des Lockdowns bekanntermaßen wellenartig erfassen und bestimmen, kommen hier auf vorsichtig besonnene Weise zum Klingen - Verlustängste, Zukunftssorgen und Einsamkeit, aber auch Sehnsucht nach Vertrauen, Wertschätzung und Liebe. Man läßt sich gern tragen von den sanften Tönen, angefangen bei den drei meisterlichen Singles "BabyBack", "Now You're Gone" und "Something So Sweet" bis hin zum zauberhaften "Morning Dew With You", das so klingt, als hätte sich Billie Eilish überraschend zum Jazz entschlossen. Großer Wurf das.



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