Charly Hübner
"Motörhead"
(KiWi Musikbibliothek)
Jetzt also noch mal zum Mitlesen: Ein kleines Bändchen, keine 200 Seiten, und trotzdem eine dringende Empfehlung. Alex Bukow – äh, falsch – Charly Hübner schreibt über sein Idol Lemmy Kilmister und Motörhead, und das, obwohl er lange Zeit aus Gründen gar nicht wusste, wie die wohl aussehen und er sie (Achtung: Spoiler!) gar nicht mal live gesehen hat. Kann, nein, muss man natürlich trotzdem lesen. Warum? Nun, Hübner ist eben nicht nur Hübner, sondern eben auch Bukow und das kommt, vermuten wir mal, nicht zufällig von Bukowski, seiner zweiten großen Liebe. Wer besagten Bukow im Polizeiruf neben der König (also genauer Sarnau, ebenso grandios) mit entrückt teuflischem Blick hat wüten sehen, der weiß, dass nur brachialer und turboschneller Lärm ihm die nötige Entspannung verschaffen kann. Einziger Endgegner also. Und natürlich will man wissen, wie der Hübner, bevor er zum Bukow wurde, an die irren Rock’n Roller aus London kam. Er bedient sich dazu eines tatsächlich sehr feinen Kniffes, einer Art literarischen Delirium Tremens‘ und weil der Verfasser dieser Zeilen mit Hübner nicht nur das Alter, sondern auch die ostdeutsche Herkunft teilt, gerät der wilde Ritt mit dem Luzi (Verzeihung: Memphis) zu einer überaus nostalgischen Reise in die eigene Jugend. Und zwar einer erfreulich deckungsgleichen und detailgetreuen. Begriffe wie Dorfdisko mit Tonbandkassette, Rockerrunden plus reichlich Bier und Rausch und Prügelei und ein paar röhrenden Hirschen – als Außenseiter bei diesen denkwürdigen Abenden musste man nicht unbedingt auf der gleichen Seite stehen, um ähnliche Erfahrungen zu sammeln. Sie prägten das Leben, gaben die Richtung vor, härteten ab. Hübner gerät diese Rückschau mal mit wehmütigem Ernst und meistens in liebevoller Komik, das eingestreute Platt macht die Sache nicht ernster, als sie sein muss. Und ein paar Runden mit dem krächzenden Lemmy in den Ohren können sowieso nicht schaden, diese Empfehlung nimmt man vom Autor gerne entgegen …
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