Support: The Picturebooks
Kranhalle, München, 4. Oktober 2016
An einem Abend, den man gut unter das Motto „Hingabe“ stellen könnte, dürfen getrost auch einmal ein paar Worte über den sonst ja eher stiefmüttlerlich behandelten Support verloren werden: The Picturebooks sind eine höllisch laute Zweimannmusikkraftmaschine, Fynn Claus Grabke und Philipp Mirtschink stammen aber nicht, wie vielleicht vorschnell vermutet, aus Wisconsin oder Texas, sondern dem beschaulichen Gütersloh, Ostwestfalen-Lippe. Wer den beiden vollbärtigen (und nebenbei überaus sympathischen) Gestalten bei ihrem leidenschaftlichen Tun zuhört, mag das kaum glauben, denn amerikanischer kann eigentlich kaum etwas klingen. Während Grabke zu röhrendem Gesang voller Inbrunst seine Gitarre malträtiert, pflegt Mirtschink wohl eine Art Haßliebe zu seinem Arbeitsgerät, wie von Sinnen haut der Mann mit zwei extragroßen Hölzern auf die Trommeln ein, als wolle er sie endgültig in Stücke hacken. Bikermucke für’s Delirium, Steppenwerwolf, man ist beeindruckt.
Von Teresa Suárez aka. Teri Gender Bender ohnehin – wegen ihr sind schließlich alle gekommen. Die Frontfrau der mexikanischen Garagenband Le Butcherettes ist das, was man ehrfurchtsvoll ein Ereignis nennt: Optisch zwischen Zombie-Rotkäppchen und Guerilla-Girl, fegt die Frau wie eine wildgewordene Furie über die kleine Bühne und scheint doch, einer Marionettenpuppe gleich, von unsichtbaren Fäden gelenkt. Schrille Beschwörungen und seltsam gedoppeltes Geschrei begleiten ihre Ausbrüche (die sie auch gern mal ins Publikum führen), mal entstellte Fratze, mal entrückte Zärtlichkeit, der Körper zittert im Voodoo-Fieber – “we don’t know you, but we own you … they fuck you over, come fuck me over!” Vielleicht sind die Stücke des neuen Albums “ A Raw Youth” nicht mehr ganz so wahnsinnig wie die älterer Platten, live merkt man dennoch keinen Unterschied.
Aktuell begleitet von Schlagfrau Alejandra Luna Robles und dem schmächtigen Gitarristen Riko Rodríguez-López, entfacht diese Frau jedenfalls ein wahrhaft ohrenbetäubendes Getöse, man mag sich gar nicht vorstellen, was denn passiert, wenn ihre Anhängerschaft nicht, wie in München, aus vornehm zurückhaltenden Menschen besteht, die höflich applaudieren und ihre Begeisterung ansonsten in mitteleuropäischer Zurückhaltung zu verstecken wissen. Wahrscheinlich frißt sie die aufgeputschte Menge anderswo einfach mit Haut und Haaren – Teri Gender Bender sieht trotzdem nicht so aus, als würde sie das groß schrecken. Standesgemäß derangiert und einigermaßen abgerockt geht sie auch an diesem Abend von der Bühne, in Sachen “Dedicatión” gibt es eben bei dieser Band keine halben Sachen.
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