Sonntag, 28. Februar 2021
shatten: Wilde Umarmung
Messer: Die neue Lust
Neuestes Beispiel: die Münsteraner Band Messer. Im vergangenen Jahr veröffentlichte sie ihr viertes Album "No Future Days" und schon das erschien uns, anders als noch die beiden ersten Platten, als Gestaltenwandler zwischen den Genregrenzen. Keine Ausschließlichkeit mehr, sondern Durchlässigkeit, viel Raum für experimentelle Klänge, Spannungsaufbau durch Stilvermischung. Ihr Drummer Philipp Wulf war es dann, der den fruchtbaren Kontakt zum Freund und Kollegen Kimmo Saastamoinen aka. Toto Belmont, seines Zeichens finnischer Produzent, herstellte. Und gemeinsam mit der restlichen Band wurde so langsam die Idee geboren, das komplette letzte Album als Dub-Version neu zusammenzusetzen und einzuspielen. Das Ergebnis ist, soviel wollen wir hier schon mal spoilern, ein wahrer Glücksfall geworden, die Songs, jetzt eher Tracks, spiegeln einen neuen Kontext und erhalten ein ungekannte Tiefe und, auch das soll kein Geheimnis bleiben, einen wunderbaren Groove. Ein erstes Beispiel können wir aber von Erscheinen des ganzen Werkes am 9. April bei Trocadero heute schon präsentieren, hier gern auch in der Gegenüberstellung - "Versiegelter Dub II" 2021 meets also "Versiegelte Zeit" 2020.
Samstag, 27. Februar 2021
Marianne Faithfull: Zeit für Poesie
Freitag, 26. Februar 2021
Nick Cave: Allmähliche Loslösung
Nick Cave And Warren Ellis
„Carnage“
(Goliath Records)
Es gibt wahrlich nicht viele Künstler wie Nick Cave. Auf der einen Seite schreibt der Mann seit über vierzig Jahren mit bemerkenswerter Konstanz Songs, die man zum besseren Verständnis allesamt auf einem zerstörungssicheren Tonträger den Wesen hinterlassen möchte, die uns Menschen dereinst, wenn wir den Planeten endgültig in Grund und Boden gewirtschaftet haben, folgen werden (der einzige Grund, warum sie 1977 auf den sog. Voyager Golden Records keinen Platz fanden, muss die mangelnde Verfügbarkeit gewesen sein). Songs sind das von erhabener Schönheit, von sakraler Anmut, Songs mit einer Schwärze, die mitsamt ihrer Wut, ihrem Schmerz und ihrer Erosionskraft direkt dem Hades entrissen scheinen. Zugleich ist es Cave (trotz oder wegen der persönlichen Schicksalsschläge) aber auch gelungen, nahbar zu bleiben. Nicht als joviale Plaudertasche in den Netzwerken – er hat mit seiner Seite The Red Hand Files einen ganz eigenen Weg gefunden, einen, den er noch dazu selbst gut kontrollieren kann. Cave antwortet dort auf die Fragen zumeist junger Fans und er tut dies mit einer Lebensklugheit, einer Herzenswärme und Klarheit, die man sich selbst oft wünscht, wenn der eigene Nachwuchs mal wieder mit unsicherem Blick in der Tür steht.
Unvergessen aber auch, wie er einem Anhänger, der sich über das Aussehen anderer Besucher*innen auf Caves Konzerten ziemlich abschätzig äußerte und der irrigen Annahme war, den Künstler auf seiner Seite zu haben, in aller Unmissverständlichkeit mittteilte, dass dieser selbst ein ausgemachter Idiot sei. Tröstlich eben, wie gesagt. Der Australier scheint einen beneidenswerten inneren Kompass zu haben, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu tun und zu sagen. Auch deshalb waren leiseste Zweifel daran, die mehrfach verschobene Welttournee zugunsten einer neuen Platte abzusagen, völlig unangebracht. Denn Cave wusste wohl, was uns erwartete. Dass er für sein aktuelles Album dann nicht die volle Besetzung der Bad Seeds an die Instrumente rief, sondern „nur“ seinen kongenialen Partner Warren Ellis, spielt dabei nicht so die große Rolle, ohnehin ist die Klangfülle von „Carnage“ auch so schon beeindruckend groß.
Was die beiden Herren hier an Klangvielfalt hervorgezaubert haben – man kann es nicht anders benennen – ist bemerkenswert. Allein der Einstieg „Hand Of God“: Mit ein paar Takten am Harmonium machen uns Cave und Ellis glauben, es handele sich um eine Art Verneigung vor der morbiden Liedkunst von Nico, gleich darauf fällt die Struktur jedoch in sich zusammen, es folgt ein Dancebeat, wie man ihn so kaum erwarten durfte. Das Stück pulsiert, Stimmen werden verfremdet und geloopt, einzig die elektrifizierten Tracks von Grinderman fallen einem da als Vergleich ein. Später werden noch Backgroundchor und dramatische Streicher ergänzt – eine erste Überraschung. Die ist auch „Old Time“ gleich im Anschluss, denn hier hat man den Eindruck, Cave habe zu einem Zeitsprung durch die 80er und 90er angesetzt, so sehr erinnern die hypnotischen Klänge, die kratzigen Gitarren an den dürren Goth und seinen Höllenblues, an „Tupelo“ oder „The Carny“ (und mit „By The Time I Get To Phoenix“ folgt dann auch gleich noch das passende Zitat).
Natürlich werden wir den alten Cave niemals zurückbekommen, er singt es uns in anderem Kontext ja auch höchstselbst: „Just like the old time, just like old time, baby, and I'm not coming back this time, ah, like the old days, darling, like the old days, I'm not coming back this time.“ Was dagegen folgt, sind Choräle und Gospelgesänge, sind die bösen und brutalen Gewaltfantasien verbitterter alter Männer, die sich um ihre Vormachstellung und um ihre Ansprüche geprellt sehen („White Elephant“), sind traurig sehnsüchtige Erinnerungs- und zarte Liebeslieder. Cave wird gleich mehrmals zum Beobachter auf dem Balkon, in den Schmerz von „Ghosteen“ (2019) mischen sich jetzt etwas Milde und Distanz, aber auch Leere und Loslösung, am eindrucksvollsten ins Szene gesetzt bei „Shattered Grounds“. Vielleicht doch noch ein Zitat aus seinen eingangs erwähnten Antworten, hier zum Zustand unserer Welt: „The world is not only very good, it is perfect - so wholly perfect that it has the capacity to hold within it profoundly imperfect things. It is a masterpiece folded around an essential and energising flaw - our humanity.”
Donnerstag, 25. Februar 2021
Die Kerzen: Liebe ist für immer
Marketingtechnisch ist da wohl einiges schiefgelaufen, schließlich ist der Valentinstag gerade eine gute Woche vorbei und wenn man einen solchen Song hat, dann bringt man den wohl am 14. Februar. Andererseits - wir reden hier von der Band Die Kerzen aus Ludwigslust und denen ist der Markt und seine Gesetze mutmaßlich schnurzpiepegal. Warum? Nun, zum einen haben sie eigentlich nur solche wunderbar zarten Schmachtpopfetzen im Programm - im Sommer 2019 gab es auf ihrem Albumdebüt "True Love" ein knappes Dutzend solcher Tearjerker. Desweiteren darf man Jelly Del Monaco, Die Katze, Fizzy B und Super Luci durchaus zutrauen, die Sache mit der Promo antizyklisch anzugehen, soll heißen: Wenn keiner dran denkt, dann kommen wir. Deshab nun vielleicht "Für immer" und das Video aus dem Massagesalon mitsamt Pediküre und Selfmade-Tattoo. Gut für die Ohren, gut für die Augen, man muß sie einfach lieben - an jedem Tag!
Mittwoch, 24. Februar 2021
Gazelle Twin feat. NYX Drone Choir: Neuer Kosmos
Dienstag, 23. Februar 2021
PAAR: Aus guten Gründen
Montag, 22. Februar 2021
Nun Gun: Durch die Hölle gehen
Nun Gun
„Mondo Decay“
(Algiers Recordings)
Wenn wir bei dem zeitgleich erschienenen Album der schottischen Band Mogwai gerade davon gesprochen haben, dass sich ihre meistenteils instrumentalen Stücke anfühlen wie eine Reise ins Ich, dann dürfen wir für diese Platte feststellen: Jene Reise geht weitaus tiefer, nämlich ins Unterbewußte. Dahin, wo unsere dunkelsten Seiten verborgen sind, unsere Sorgen und Ängste, im schlimmsten Falle auch Wahnvorstellungen, Phobien, Traumata, wo der Mensch dann eben doch des Menschen Wolf ist und niemand so gern hindenkt und -schaut. Dass hierbei keine zarte Liedkunst zu erwarten ist, sollte einleuchten, Ryan Mahan und Lee Tesche geben sich denn auch alle Mühe, den düsteren Erwartungen gerecht zu werden.
Die beiden Musiker kennt man ja schon als Teil der nicht minder experimentellen Gospel-Punk-Formation Algiers, auch dort haben sie sich im Laufe der Jahre den Ruf der unbequemen Wüstenrufer gegen Neokolonialismus, Machtmissbrauch und Rassismus erworben. Und nun haben sich die beiden für das Projekt Nun Gun mit dem amerikanischen Foto- und Aktionskünstler Brad Feuerhelm zusammengetan, einem Mann, der als Partner der unabhängigen Plattform American Suburb X unter anderem mit seiner Berlin-Arbeit „Dein Kampf“ für einiges Aufsehen gesorgt hat. Bei diesem Trio Infernale ist er für die Drums und vor allem für die visuelle Umsetzung des Sounds zuständig – zeitgleich zur Veröffentlichung der Musik erscheint also auch ein umfangsstarker Katalog, dessen Bilder den irren Tripp von „Mondo Deacy“ gebührlich begleiten.
Man kann Nun Gun ohnehin am besten als genreübergreifendes Projekt verstehen, als Verschmelzung verschiedener Künste und Professionen. So sind eine Reihe bekannter Persönlichkeiten auf unterschiedliche Weise in die zwölf Tracks eingebunden, die Schriftsteller Michael Salu und Blake Butler, der Grafiker/Gestalter Farbot Kokabi, das Industrial-Kollektiv ONO aus Chicago, Musiklegende Mark Stewart, Forscher und Autor Souhail Daulatzai und die brasilianische Transkünstlerin Louiza Prado. So bunt die Gästeliste, so wild (und oft auch krude) die Mischung, die man zu hören bekommt: Drone-Jazz, brachialer Industrielärm, trocken hämmerndes oder bleiern-behäbiges Schlagwerk, alles hier wirkt bedrohlich, apokalyptisch. Tiefschwarze Monologe über eine Welt im Endzeit-Modus – sie selbst nennen es Death Disco mit direkten Bezügen zu den Zombie- und Horrorfilmen der Mondo-Ära der 60er und 70er, von Regisseuren, deren Namen wirklich nur Fachleuten und/oder Freaks ein Begriff sind.
Würden sich zwischen die gewaltigen und gewalttätigen Klänge, zwischen die verzerrten Stimmfetzen nicht ab und an auch ein paar leichtere Pianomelodien wagen, man müsste wohl verzweifeln. Als starkes Doppel stechen dennoch vor allem die beiden Tracks „On Neurath’s Boat“ und „The Aesthetics Of Hunger“ heraus, erst straff wummernder Techno, dann krasser Doom-Rap – eine Textprobe dazu? „A nation regenerates itself only on heaps of corpses, the last shall be first and the first last, the vessel of revolution can only arrive upon seas of blood, the last shall be first and the first last. In these shadows from whence a new dawn will break, it is you who are the zombies. At the end of capitalism, there is Hitler.“ Eine Stunde in vollkommender Anspannung, eine Stunde der Provokation und des Anstosses, die letzten zehn Minuten dagegen nurmehr als flackernde und tonlose, fast unmenschliche Leere.
25.10. Berlin, Lido
02.11. Hamburg, Knust
02.12. Bern, ISC Club
03.12. Zürich, Bogen F
Sonntag, 21. Februar 2021
A Spark In The Void: In neue Sphären
Sapphire Blues: Laute/r Negationen
Mecánica Clásica: Schillernde Mischung
EESE: Zugewinngemeinschaft
Samstag, 20. Februar 2021
Fatoni X Edgar Wasser: Genügend Stoff
Ja, Panik: Unentschieden [Update]
International Music: Näherungen [Update]
Das Problem: Der Titel des Opus wird "Ententraum" lauten. Und das lässt nun gehörig Raum für Spekulationen. Das Label selbst versucht es gleich mal mit einem Sketch von Karl Valentin, in welchem sich dieser während des Schlafes als gefiederter Schwimmvogel fühlt, dann aber geweckt wird, bevor er einen Wurm verzehren kann - wohl falsch geraten. Wer hier einen sicheren Treffer landen will, müßte sich wohl mit der Band kurzschließen oder wenigstens die Begrifflichkeiten klären: Sind wir beim Tier, bei der Falschmeldung, dem Auto oder gar beim Fußballer Willi Lippens? Letzteres würde dem charmanten Zufall Rechnung tragen, dass der Mann mit dem Spitznamen "Ente" tatsächlich seine Karriere beim Verein Rot-Weiß Essen begonnen hat. Doch selbst, wenn es der (wovon wir ausgehen) nicht ist, bliebe die Frage, ob hier die Ente träumt oder von eben dieser geträumt wird?
Das alles aber ist pure Gedankenspielerei, lassen wir besser die Fakten sprechen. Und deshalb wollen wir heute den Song "Insel der Verlassenheit" präsentieren, einen ersten Vorgeschmack auf das, was Staatsakt als "humorvolles, sprachverliebtes, psychedelisches (Anti-)Konzeptalbum voller Hits für hochkomplizierte Zeiten" preist. Stonerriffs soll es geben, Drone-Momente, Rezitative, zarte Poesie voller Hintersinn sowieso, alles so, wie wir es eben gewohnt sind von Peter Rubel, Pedro Goncalves-Crescenti und Joel Roters. Dass hinter dem Versprechen "Konzerttermine" noch ein 'tba' steht, ist soweit verständlich, allein der Gedanke an eine Livesession mit dem Trio macht einen schon ganz nervös und das ist ja auch schon mal ein schönes Gefühl. Hier also zum Vorfreuen das Video zu besagtem Song, Regie Jovana Reisinger und Ludwig Abraham.
Update: Und hier kommt der "Wassermann", Single Nummer zwei - ausziehen, auf Wiesen legen, los geht's!
Freitag, 19. Februar 2021
Mogwai: Die Reise ins Ich
Mogwai
„As The Love Continues“
(Rock Action Records)
In der Wochenzeitung DIE ZEIT gibt es jeden Donnerstag das Portraitfoto eines Tieres zu sehen, mal reichlich derangiert, mal mutmaßlich gut, mal schlecht gelaunt, da träge und versonnen, dort überaus neugierig oder betont desinteressiert. Daneben steht immer die gleiche Zeile: „Du siehst aus, wie ich mich fühle“. Und auch wenn Ähnliches jetzt für weniger printaffine Menschen bei Twitter unter #mood netzwerktauglich gemacht wurde – es bleibt originell, treffend und irgendwie liebenswert. Den Sound von Mogwai als liebenswert zu bezeichnen ist sicher sehr gewagt (da müsste man dann schon etymologisch ran), aber er passt genau in diesen Tagen zu besagter Rubrik: Ihr klingt, wie ich mich fühle. Zumindest kann man diesen Eindruck gewinnen, hört man sich das neue Album der Schotten an. Sechzig Minuten loten sie alle Höhen und Tiefen menschlicher Stimmungen aus, von überraschend entspannten Popmelodien inklusive Gitarrensoli bis hin zu dröhnenden Lärmkasskaden ist eigentlich alles dabei.
Seit Mitte der 90er sind Stuart Braithwaite und Kollegen unterwegs und das, wenn man den Äußerungen ihres Frontmannes und Gitarristen glauben mag, eigentlich ziemlich ziellos. Mogwai, so sagt Braithwaite, sind nie einem bestimmten Plan gefolgt, haben sich stets von ihren Empfindungen und von den äußeren Einflüssen treiben lassen. Das gilt sicher nicht für ihre hochgelobten Filmscores, sehr wohl aber für die zahlreichen Studioplatten. Logisch, dass sich das Quartett Zeit seines Bestehens dagegen verwahrt, in die Post-Rock Ecke geschoben zu werden, denn solche Etikettierungen stehen der Experimentierlust der Band eher im Wege. Und auch das Argument, sie seien früher viel kerniger, lauter gewesen, geht ins Leere, weil Krach eben kein Ziel, sondern eher das Ergebnis momentaner Befindlichkeit war und ist.
„As The Love Continues“ ist ein klassisches Lockdown-Album geworden, daran besteht für Braithwaite kein Zweifel. Die Musiker waren durch die allgemeinen Einschränkungen länger als sonst auf sich allein gestellt, erst ganz am Ende fand das Material zusammen. All die Dinge, welche eine solche Pandemie in uns auslösen kann, die den Menschen in seinen Gewohnheiten ändern, neu justieren, haben natürlich in die Tracks Eingang gefunden. Und vielleicht auch das, was uns das Leben in dieser Zeit eben verwehrt (hat) – die Ausbrüche, Fluchten, entspannten Entgleisungen. Deshalb gibt es Tanzbares („Here We, Here We, Here We Go Forever“), Post-Punk á la Wire und New Order („Richie Sacramento“), dunkles Gewitter („Ceiling Granny“) und viele, viele Klangcollagen zu hören – the soundtrack of your life sozusagen. Beim nächsten Mal kann das schon wieder ganz anders klingen. Ach ja, und die Liebe? Die bleibt für immer.
Wallners: Zauber zu gleichen Teilen
Donnerstag, 18. Februar 2021
Tindersticks: Frischluft für Schattengewächse
Tindersticks
„Distractions“
(City Slang Records)
Niemand würde wohl bestreiten wollen, dass die Tindersticks aus der tiefsten Dunkelheit kommen und sich dort auch am wohlsten fühlen. Stuart A. Staples, deren Sänger, hat aus seiner Verehrung für Ian Curtis und Joy Division nie ein Hehl gemacht, schließlich hatte die Formation aus Nottingham mit dem fabelhaft schiefen „Jism“ ihr „Decades“ schon auf dem Debüt vorgestellt – mehr Ehrerbietung geht kaum. Und auch wenn sich in der Folge die klanglichen Wege trennten, auch wenn die Tindersticks nicht im Jammertal verharrten, sondern die Lust am gemeinsamen Musizieren in verschiedenste Richtungen trieben, der Hang zur Düsternis ist ihnen geblieben. Und so verwundert es nicht, dass auch das neue Album – das dreizehnte nach offizieller Zählung immerhin – trotz einiger Überraschungen ganz gern im Halbschatten und Zwielicht verbleibt.
Stichwort Überraschung: Da kommt die größte gleich zu Beginn, denn der erste der sieben Songs zählt geschlagene elf Minuten und darf wohl als längster der Bandhistorie gelistet werden. Ein hypnotischer Basslauf gibt dem Stück das pulsierende Gerüst, Stimmloops, Synthesizer, so elektronisch hat man die Tindersticks noch selten gehört und Staples scheint sich in den neuen Sound richtiggehend einzugrooven. Natürlich wird nun aus den fünfen keine EDM-Projekt, nur weil sie mal den Stecker in die Dose gesteckt haben. Wie Staples berichtet, haben sie nur nach Abschluss der letzten, ebenfalls formidablen Platte „No Treasure But Hope“ alle gemeinsam den Drang verspürt, die Besetzung etwas rotieren zu lassen – Staples also öfter mal an den Bass, Drummer Harvin ans Keyboard und Bassist McKinna machte sich am Piano zu schaffen. Frischer Wind, neue Blickwinkel, es hat ihnen wohl gutgetan.
Auf das zarte „I Imagine You“ folgt dann mit den Stücken drei bis fünf erneut Bemerkenswertes, denn die entpuppen sich alle drei als Coverversionen: Den Anfang macht „A Man Needs A Maid“, ein 70er-Oldie von Neil Young, den Staples hier gemeinsam Gina Foster einsingt. Danach dann, selbes Zeitalter, „Lady With A Braid“ von Dory Previn – eigentlich ein klassischer Countrysong, dem Staples kurzerhand die Rimclicks des Goth-Hits „Bela Lugosi’s Dead“ von Bauhaus verpasst hat, womit wir wieder bei den unleugbaren Wurzeln dieser Kapelle wären. Denen werden sie dann bei Cover Nummer drei „You Have To Scream Louder“ ebenfalls gerecht. Das Original der TV Personalities aus der Mitte der 80er ist eigentlich ein ziemlich schroffes Gitarrenbrett, die Tindersticks allerdings lassen den Song wie einen verkapptes Reggae-Stück klingen. Was auch keine so schlechte Idee ist. Der politische Verweis ist hier natürlich bewusst gesetzt, denn Staples hat, wie man liest, so seine Zweifel, ob nicht die alten Gespenster gerade wieder am Spuken sind.
Dass dem lauten Punkrock das traurigste der Lieder folgt, ist ebenfalls Kalkül, denn „Tue-Moi“ soll an den Anschlag auf das Pariser Bataclan erinnern und ist folglich auf Französisch gesungen, einer Sprache übrigens, die bestens zum Habitus des Sängers passt. Neues schlussendlich auch für den letzten Track. Denn im knapp zehnminütigen „The Bough Bends“ übernimmt Staples beide Stimmen, erst ein Rezitativ, dazu als Erwiderung eine zusätzliche Gesangsspur. Beides überlappt, eine Art Zwiegespräch, untermalt von knirschenden Gitarren, die man so aus Jarmuschs grandios poetischer Agonie „Dead Man“ kennt (also noch einmal Neil Young, nochmals superdüster). Doch hier zwitschern am Ende die Vögel, wird es leicht, versöhnlich vielleicht. Keine Kammermusik mehr, auch nicht so experimentell wie beispielsweise noch „The Waiting Room“, sondern wieder auf ganz andere Weise spannend – die Tindersticks bleiben mit „Distractions“ eine Klasse für sich. Und uns die beste aller Ablenkungen.
Benefits: Zur Hölle mit den Eliten
Mittwoch, 17. Februar 2021
Jehnny Beth: Der Blick zurück
Dienstag, 16. Februar 2021
Debby Friday: Nach dem Exorzismus
Montag, 15. Februar 2021
Slowthai: Andere Seiten
Slowthai
„TYRON“
(Polydor/Universal)
Okay, die Trennung von Werk und Autor ist hier wohl noch nicht drin. Dafür ist der Junge zu frisch auf der großen Bühne. Und er will’s wohl auch gar nicht. Tyrone Kaymone Frampton alias Slowthai stürmte eben jene Bühne vor zwei Jahren mit seinem Debüt „Nothing Great About Britain“ – furioser Grime, wild, weird, unangepasst und durchaus politisch. Viele Preise, hymnische Kritiken, Senkrechtstart. Der zu Tage brachte, was er eben auch war und ist: jung, unerfahren, blauäugig und in Teilen unbelehrbar. Denn seit er sich auf einer NME-Gala danebenbenahm, gibt’s zu seiner Namensnennung auch immer den von Moderatorin Katherine Ryan dazu. Und von diesem Moment an rollte die Geschichte ziemlich schneeballmäßig und gilt nun als gutes (oder eben schlechtes) Beispiel dafür, wie Medien, Stars und auch wir Zuhörer*innen so funktionieren. Der Umgang mit dem besagten Fehltritt spielt die komplette Klaviatur der angeblich so sozialen Netzwerke und der grassierenden Empörungsunkultur auf der einen Seite und misogyner Altmännerdenke und „money runs the world“ auf der anderen. Hier rebelliert der mediale Lynchmob, der dem Kerl am liebsten ein für alle Mal den Strom abdrehen würde, dort wiegelt man ab, war doch nur ein Ausrutscher, kann schon mal vorkommen, macht er nicht wieder, verkauft sich aber ganz gut. Extreme allerorten, Zwischentöne kaum – „same old shit, just another day“.
Keine Ahnung, wie viele Gedanken er sich seitdem über jenen Abend und seine Folgen gemacht hat, öffentlich zu Kreuze gekrochen ist Slowthai jedenfalls nicht und seine postskandale Single „ENEMY“ klang auch nicht gerade nach der großen Selbstgeißelung. Dieses zweite Album aber zeigt, dass er wenigstens mit den Umständen hadert – im Rahmen seiner Möglichkeiten, muss man anfügen. Auf der einen Seite gibt er nach wie vor das vorlaute Großmaul, das in „CANCELLED“ provokant behauptet, er könne ja gar nicht abgesetzt und ausgeblendet werden, weil er ja schon zu erfolgreich, zu dick im Geschäft sei. Nun ja, mangelndes Selbstbewusstsein war sein Problem noch nie. Andererseits müht er sich, seine Kindheit zwischen Dreck, Suff, Kriminalität und Drogen („45 SMOKE“, „VEX“) als Grund für manche Verfehlung aufzuführen und tatsächlich ist von einem Jungen aus dem armen Industrie-Vorort Londons mit kaputter Familie und jeder Menge Problemen am Hals keine Vorbildfunktion zu erwarten. Dass er nicht wie viele andere zum Dealer oder Gangster eingestempelt hat, sondern auf Rap-Star umschulte, ist da tatsächlich schon ein kleines Wunder. Als Entschuldigung für dummes Benehmen ist es aber trotzdem nur bedingt tauglich.
Er wird jedenfalls, soviel ist sicher, noch länger mit seinem Image zu kämpfen haben. Ob er sich für den Pfad der Guten und Gerechten entscheidet, wird man sehen – an Talent für den dauerhaften Erfolg mangelt es ihm – siehe Selbstbewusstsein – ebenso wenig. Die Tatsache, dass er hier eine Art Konzeptalbum mit zwei verschiedenen Kapiteln abliefert, zeugt von erfreulichem Mut. Hälfte eins mit den schnellen Rhymes, den irren Beats und bekannten Gästen Part 1 auf der Payroll (Skepta, A$AP Rocky) klingt erwartungsgemäß und schielt dennoch nicht nach dem schnellen Hit. Hälfte zwei geht dann deutlich abgebremst, erstaunlich soulful und nachdenklich ins Rennen und ist deshalb vielleicht sogar die interessantere. Selbstzweifel hier, Familie, Besinnung, diese Seite des sonst so hochgepitchten Treibaufs soll überraschen und genau das gelingt auch. Ein Soli-Song mit Piano für die „nhs“ daheim, Seelenstriptease bei „adhd“, die Gästeschar Part 2 mit Denzel Curry, James Blake und Mount Kimbie veredelt erwartbar gekonnt. Der vorsichtige Versuch einer Versöhnung auf Umwegen dann mit der einzigen weiblichen Partnerin am Mikrophon – „push“ featuring Deb Never ist auch deshalb der heimliche Favorit des Albums. Es wird sich weisen, ob er seine Chancen nutzt. Und ob man ihn lässt. Das hier ist ein erster Anfang.
Masha Qrella: Der Klang der Sehnsucht
Masha Qrella
„Woanders“
(Staatsakt)
Doch, man hätte es irgendwie schon gern gewusst. Wie er es denn findet, das neue Gewand, in das seine Gedichte gekleidet wurden. Fragen kann man ihn ja leider nicht mehr, Brasch ist tot, kein Freispiel drin. Aber nur, weil die Schwester Marion, die Musikerin selbst und auch wir es gut und gelungen finden, heißt das ja noch nicht, dass Thomas Brasch, unbestritten einer der größten Poeten der deutschen Nachkriegsjahre, Gefallen daran gefunden hätte. Weil Pop ein Vereinnahmer und Vereinfacher sein kann, weil Gedichte vielleicht an Schärfe und Dringlichkeit verlieren, wenn sie zu tanzen beginnen. Aber die Dinge passieren eben nicht zufällig, sie finden einander vielmehr und so kommt es nicht von ungefähr, dass das Familienporträt „Ab jetzt ist Ruhe“, geschrieben von der Schwester des Dichters, eben Masha Qrella vor Jahren in die Hände fiel und dessen Worte haften blieben, Eindruck machten. Und zwar noch vor dem eigentlichen Werk des Dichters selbst. Es ist die Biographie, die Qrella beschäftigt, es sind die Brüche, auch die Tragik dieser Familie, die sie faszinieren und bei der Sache bleiben lassen.
Qrella war um die vierzehn, als der eine deutsche Staat dem anderen überschrieben – nicht wenige behaupten: einverleibt – wurde, sie hat die Dramatik um diese Historie vielleicht nicht aller Schärfe, aber doch wachen, heranwachsenden Geistes miterlebt. Und sie weiß wohl, wie es war, nach der anfänglichen Freude schnell zu gegenwärtigen, dass der eigene Lebenslauf, wenn man von der falschen Seite kam, nur noch die Hälfte wert war, Erfahrungen nicht mehr zählten und wenn doch, dann nur als schmückendes, exotisches Beiwerk beim Themenabend in der Stadtteilbibliothek. Kein Wunder also, dass dieses Album heißt, wie es heißt – „Woanders“. Denn hier übernimmt Qrella eines der Themen zum Titel, die Brasch selbst stets umtrieben, die seine eigene Vita maßgeblich prägten: Die Sehnsucht nach dem anderen Ort, dem anderen Leben, die ihn vorwärtstrieb, nicht zur Ruhe kommen ließ, die Suche nach dem Ausweg aus Fremdbestimmung, Enge, Tristesse und grauer Freudlosigkeit. Die ihn letztendlich Mitte der Siebziger aus dem eigenen Land jagte, weg von der Familie, weg aber auch vom Vater, der ihn verriet. Auf die andere Seite, wo er alles durfte und doch nichts galt, die ihm keine Heimat sein konnte und wo er anschrieb gegen die arrivierten Platzhirsche des Kulturbetriebs.
Schaden kann es nicht, wenn man beide Seiten kennt: Die früh befreite, doch oft so satte und bequeme und jene, die sich zu lange duckte und dann doch die greisen Funktionäre zum Teufel schickte. Und deren Hoffnung am Ende an der Realität zerbrach. Brasch-Momente, allesamt. Festgehalten in seinen Gedichten, von denen Qrella nun einige für die siebzehn Songs dieses Album vertont hat und die sie schon 2019 als Performance für das Berliner Haus Hebbel Am Ufer (HAU) mit Band und Gästen (Dirk von Lowtzow, Chris Imler u.a.) uraufführte. Dass das alles dort und auf Platte so beeindruckend funktioniert/e, hat neben der besagten persönlichen Parallele noch andere Gründe: Qrella wechselt, hier ein logischer Schluss, für den Vortrag wieder zur deutschen Sprache, ihr weiches Timbre und der warme, sparsam modulierte Sound tun ein Übriges für die Tiefenwirkung. Und weil sie Braschs Worten mit Bedacht Raum und Zeit zum Schwingen gibt, weil sie vorsichtig, vielleicht sogar ein wenig ehrfürchtig agiert, kommen die Zeilen ans Klingen, Vibrieren, Nachhallen.
Es sind meistenteils sehr sanfte Lieder, die sie um den Text geschrieben hat, selten einmal wie bei „Geister“ oder „Maschinen“ (gesungen mit Andreas Spechtl/Ja, Panik) werden die Beats fordernder, lauter. Das wunderbare Stück vom „27. September“ erinnert in seiner Zartheit, bewusst oder unbewusst, an den oft unterschätzten, feinfühligen Klang des Ostrocks der 70er und 80er Jahre, damals Trost, heute Nische, immer Flucht. Besonders eindrucksvoll die Zuarbeiten des Berliner Elektro-Duos Tarwater für „Haut“ und „Märchen“, ersteres gerät so ungewohnt experimentell, in letzterem übernimmt Marion Brasch selbst das Rezitativ: „Wer schreibt, der bleibt, hier oder weg oder wo – wer schreibt, der treibt, so oder so.“ Just am 19. Februar, dem Tag der Veröffentlichung von „Woanders“, jährt sich der Geburtstag von Thomas Brasch, Masha Qrella hat ihn mit diesem Album wieder ein Stück weit in die Erinnerung zurückgeholt. Und wer danach zu seinen Gedichten oder der besagten Autobiografie greift, die/der tut sicher das Richtige, nur eben in umgekehrter Reihenfolge. Entscheidend ist aber nicht immer nur das „wie“, sondern manchmal auch das „ob“.
Sonntag, 14. Februar 2021
Mogwai feat. Colin Stetson: Türöffner
Freitag, 12. Februar 2021
MF Doom: Ehrenrunde
Es wird nicht wenige geben, für die war der verfrühte Abschied von Rapper MF Doom doppelt bitter, weil sie seine Genialität erst so spät kennenlernten, dass es wiederum zu spät war. Zu spät, um ihn mal live erleben zu dürfen, zu spät, um ein Stück seines Weges musikalisch mit ihm zu gehen. Sein kollaboratives Album "Madvillainy", entstanden in Zusammenarbeit mit Madlib, erfährt jedenfalls gerade die Aufmerksamtkeit, die es zu Zeiten seiner Veröffentlichung 2004 nicht bekommen hat. Da passt es natürlich ganz gut, dass gerade der Clip zum Track "All Caps" mit Comiczeichnungen von James Reitano vom Label Stones Throw in einer digital überarbeiteten Version wiederveröffentlicht wurde. Ebenso erfreulich, aber weit weniger belastbar ist übrigens das Gerücht, dass Daniel Dumile, der sich hinter der markanten Maske verbarg, die Arbeit an seinem nächsten Album nahezu abgeschlossen hatte. Besagtes Meisterwerk "Madvillainy" jedenfalls wird bald in einem Vinyl-Repressing erscheinen - wer also Ohren hat, der höre!
New Order: Die nächste Zugabe
Donnerstag, 11. Februar 2021
Thirdface: Nur nicht täuschen lassen
Middle Kids: Riesenspaß [Update]
Ha, das ist so die Art von Song, bei dem du in der nächsten Sekunde weißt: Ein besserer wird heute und morgen, vielleicht auch die ganze nächste Woche nicht mehr kommen. Die australische Band Middle Kids hat vor einigen Jahren in Sydney zusammengefunden - Sängerin und Gitarristin Hannah Joy, Tim Fitz am Bass und Schlagzeuger Harry Day - und bislang ein Album ("Lost Friends", 2018) und zwei EP zu Buche stehen. Dass das Trio ein besonders Faible für außergewöhnliche Videos und Choreografien hat, konnte man schon länger beobachten, nun haben sie das nächste Album "Today We're The Greatest" für den 19. März bei Domino Records angekündigt und mit dieser Tradition offensichtlich nicht gebrochen. Dafür steht die Filmgeschichte zum Videoclip von "R U 4 Me" und jetzt, ganz aktuell, das fabelhafte "Questions". Lieblingsstück, keine Frage. Der Groove, die Handclaps, die Lässigkeit, Joys umwerfendes Kleid mitsamt dem eigenwilligen Tanzstil, es haut eine schlicht um. Und man kann sich richtig vorstellen, wie beim Entwurf des Storyboards mittendrin jemand rief: "Posaunen, wir brauchen Posaunen!", woraufhin aus der anderen Ecke dagegengehalten wurde: "Und ein Pferd!" Ja, und so wurde es dann eben gemacht. Ein Riesenspaß - mehr davon bitte!
Update: Mehr kommt schon, nur spaßig ist es diesmal nicht. In der neuen Single "Cellophane (Brain)" geht es laut Hannah Joy um das, was ihre Gedanken umtreibt, wie ihr Hirn funktioniert und sie manchmal eben auch erschreckt. Die große Kunst und schwerste Arbeit, so sagte sie gerade DIY, besteht darin, Negatives in positive Energie umzuwandeln.
For Those I Love: Nach dem Schmerz [Update]
Das könnte noch interessant werden. Na ja, eigentlich ist es das schon, aber weil wir von David Balfe noch nicht so wahnsinnig viel wissen, bleibt es vorerst beim Konjunktiv. Der Junge aus dem Norden Dublins hat vor einigen Jahren mit der Musik begonnen, damals noch gemeinsam mit seinem besten Freund Paul Curran. Als dieser 2018 auf tragischer Weise zu Tode kam, zog sich Balfe in seinem Schmerz komplett zurück und nahm Unmengen von Songs auf - die Soundskizzen und Demos kann man sich heute in einem siebenundvierzigminütigen Zusammenschnitt mit dem Titel "Into A World That Doesn't Understand It, Unless You're From It" anhören (siehe unten und Bandcamp). Das Projekt, unter dem Balfe seit dieser Zeit firmiert, nennt sich For Those I Love und nachdem er unter diesem Pseudonym vor einem Monat mit dem ersten offiziellen Track "I Have A Love" debütierte, schickt er nun die Single "Top Scheme" an den Start, ebenfalls ausgestattet mit eine selbstgedrehten Videoclip. Das dazugehörige, selbstbetitelte Album ist für nächstes Jahr via September Recordings in Planung.
Update: Hatten wir schon erwähnt, dass es von "I Have A Love" einen feinen Overmono-Remix gibt? ... Und nun auch einen VÖ-Termin, denn das Debüt soll am 26. März erscheinen (Coverart unten). Begleitet wird die Nachricht von der aktuellen Single "Birthday/The Pain", auf welcher Balfe auf seine erste Erfahrung mit tödlicher Gewalt während seiner Kindheit Bezug nimmt.