Wie gesagt, er schillert nicht oder drängt sich auf, Andrew Fearn scheint überhaupt nichts dagegen zu haben, die Fäden - oder in diesem Falle wohl passender: die Kabel - im Hintergrund zu ziehen. Unvergessen die Sequenz, die Filmemacherin Christine Franz in ihrer Dokumentation "A Bunch Of Kunst" einfing, als sie sich mit Fearn bei einem Kännchen Tee auf dem Hausboot unterhielt - ganz die Ruhe selbst, in fast schon buddhistischer Entspanntheit saß er da. Wie gemacht dafür der Satz aus einem der seltenen Interviews, die Fearn gerade dem Portal The Book Of Man gegeben hat, es ging um die übertriebene Hast, die manchen Musiker auf der Jagd nach dem perfekten Album antreibt: "You want to be going somewhere, you don’t want to be there. You want to
be travelling towards something because once you’re there, it’s over." Dass der Mann, der seit langer Zeit als überzeugter Veganer lebt, noch so manch andere Überraschung zu bieten hat, zeigt nicht nur sein kürzliches Outing als leidenschaftlicher Fan der Altmetaller von Black Sabbath, sondern auch seine Vorliebe für Filmmusik aller Art. Fearn veröffentlicht bekanntlich schon seit Jahren unter dem Moniker extnddntwrk im heimischen Studio entstandene Arbeiten, vom Soundtrack über Dancetunes seiner jugendlichen Erstversuche bis hin zu experimentellen Skizzen (wie "Leaving" s.o.) ist alles dabei und lohnt definitiv den längeren Besuch auf seiner Bandcamp-Seite. Gerade heute erschienen zwei neue Stücke mit Namen "Questions" und "Dislocar" und einer Gesamtspielzeit von zwanzig Minuten. Repetitive Klangkunst plus politische Assoziationen, Andrew Fearn ist immer für eine Überraschung gut.
Montag, 1. Februar 2021
Extnddntwrk: Die Ruhe des Tonmeisters
Es ist sicher nicht die Schuld der Sleaford Mods, dass die Aufmerksamkeit der Medien so ungleichmäßig verteilt ist. Offenbar bietet Jason Williamson, der ja oft und gern auf allen Kanälen politische und kulturelle Reizpunkte setzt, für Journalisten eher das Objekt der Begierde als der ruhige Mann im Hintergrund. Andrew Fearn, auf Konzerten oberflächlicherweise oft nur als der Kerl wahrgenommen, der im Halbschatten die Knöpfchen drückt und ansonsten, mit einer Bierflasche in der Hand und dem sympathischen Lächeln auf den Lippen, im Takt seiner eigenen Musik hinterherhört und beseelt mitwippt. Fearn ist wohl nicht der Typ, der sich gern in den Vordergrund schiebt, insofern sind die Rollen in der Band klar und einvernehmlich verteilt, dennoch böte wohl auch er genügend Stoff für spannende Geschichten, auch wenn diese vielleicht nicht ganz so laut und explosiv daherkommen wie die seines partners in crime. Seit seinem Einstieg 2013 bei den Sleaford Mods - zuvor war Williamson unter gleichem Namen, aber mit wechselnden Sidekicks unterwegs - und dem genialen Album "Austerity Dogs" ist das Duo in der Erfolgsspur, Fearn hat einen Sound kreirt, der unverwechselbar den rotzig-scheppernden Post-Punk mit dem elektronischen Dancepop vermengt. Und allerspätestens mit den beiden letzten Alben "Eton Alive" und "Spare Ribs" verschiebt sich die Balance zunehmend in Richtung Clubmusik, nicht das geringste aller Verdienste des Mannes, der sich selbst bewusst als bedroom artist versteht.
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