Was zu lange im Posteingang herumgeistert, landet irgendwann im Papierkorb - ist das nicht so? Meistens. Manchmal krallt es sich aber auch in der Hirnrinde fest und man bekommt den Song nicht mehr los. Und dann holt man ihn doch wieder raus und siehe da, doch ein Grower, selbst im Schatten. Aber was heißt das eigentlich. Die winzig kleine Vorgeschichte scheint ja programmatisch zu sein für eine Stück wie das von Julian Schmit. Der hat mal mit Rakede mächtig aufs Tempo gedrückt, Dancehall, Beats und kluge Sprüche. Und nun: Niemand. Also genauer: "Niemand" - erste Solosingle (Jive Germany) unter dem neuen Namen Schmyt. Zuvor hat der Berliner Jung mit Yassin, Majan und Megaloh gemeinsame Sache gemacht, nun soll's alleine klappen. Und allein ist auch das Stichwort, denn genau darum geht's natürlich in den ersten drei Minuten, um Einsamkeit, die krank macht, um Zurückweisung, dunkle Abgründe und ganz viel Sehnsucht. Anregung, so sagt er, hat Schmyt in Homers Odyssee gefunden, dort also, wo der listige Seefahrer den einäugigen Riesen Polyphem über's Ohr haut, indem er sich selbst den Namen "Niemand" gibt und das Ungeheuer ein derart verwirrendes Klagegeheul anstimmt, dass ihn selbst die befreundete Einaugenbande für komplett neben der Spur hält. Was nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass der Song selbst eine gewaltige Traurigkeit atmet.
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