Samstag, 19. Januar 2019

Mira Mann: Zwei Wochen Angst

Foto: Thomas Gothier
Angst ist wohl eine der intensivsten und unangenehmsten Erfahrungen des Menschen, trotzdem sie als schlechter Ratgeber gilt, kann sie unser Leben maßgeblich bestimmen, lenken. Und auch wenn Philosophen und Psychologen behaupten, sie sei die Triebfeder unserer Entwicklung, sei unabdingbar für unser Fortkommen in der Welt, auch wenn uns Menschen, die behaupten, niemals Angst zu haben, suspekt vorkommen: Angst tut nicht gut. Sich ihr zu stellen, fällt uns schwer, erträglicher wird sie für die, denen sie eine stete, große Last ist, häufig nur dann, wenn sie andere Menschen treffen, denen es ebenso geht. Beschreiben lässt sie sich ebenso schwer, Versuche (wie auch dieser) wirken schnell eitel oder unbeholfen. Die Band Blumfeld hat dem "Testament der Angst" um die Jahrtausendwende nicht nur ein Lied, sondern eine ganze Platte gewidmet und selbst ihre Wort wirken heute, knapp zwanzig Jahre danach, seltsam hölzern.

Dass Musiker zu Autoren werden, ist nicht eben selten, die Liste derer, die sich an den Text ohne Sound trauen (wohl ein schwieriges Unterfangen, wenn man es anders gewohnt ist), dürfte lang sein. Mira Mann, Sängerin und Bassistin der Münchner Band Candelilla, ist diesen Schritt nun gegangen. 2017 haben Candelilla ihr letztes Album "Camping" bei Trocadero veröffentlicht, viel getourt und danach eine längere Pause eingelegt. Mann schreibt für die Süddeutsche Zeitung, die Magazine Ultra Soft, Das Wetter, Tegel Media und moderiert beim Münchner Netzfunk Radio80K - beim Kölner Kleinverlag Parasitenpresse wird nun am Montag kommender Woche ihr Lyrik-Band "Gedichte der Angst" erscheinen, in dem sie sich laut Pressetext mit "einer sehr persönlichen Erfahrung von Krankheit und Verunsicherung" auseinandersetzt, aufgeschrieben in zwei Spätsommerwochen des Jahres 2017. Sascha Ehlert, Chefredakteur von Das Wetter, vermerkt dazu, diese seien "so mutig, wie Literatur nur in guten Fällen ist". Am Ende des Buches erzähle Mann, wie und warum sie dazu gekommen sei, diese Dinge aufzuschreiben, "davon kriegt man einen Kloß im Hals und dann liest man dennoch von vorne los, versteht viele der Gedichte auf eine andere, vielleicht intimere Art und Weise und lässt sich von ihnen umhüllen – ein gutes Gefühl."

Lesungen
25.02.  München, Favorit Bar
11.03.  Köln, Wohngemeinschaft

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