Sonntag, 6. Januar 2019

Das war vor Jahren: Die AMIGA Story

"Wir wußten gar nicht, was wir anders machen sollten, 
weil wir ja gar nicht wußten, wie man's richtig macht." 
(Christian "Flake" Lorenz)

Jede und jeder, der wachen Geistes die DDR erlebt hat und einen Bezug zur Musik (welcher Couleur auch immer) hatte, kann heute seine problemlos seine ganz persönliche AMIGA-Story erzählen. Ob es der pochende Herzschlag bei den Moment war, wo der Verkäufer nach Nennung des Namens auf der Suche nach der beiseitegelegten Lizenzplatte unter den Ladentisch langte, das Zittern der Hand, die mit Ehrfurcht daheim die Nadel auf die gerade erworbene Vinylplatte legte und schon das vorangehende Knistern einen Sturzbach von Endorphinen auslöste. Bis hinein in die heutige Zeit, wo man auf einem Tauschportal noch eine Erstpressung in tadellosem Zustand für schlappe 10 Euro entdeckt. So viele Geschichten, so viele Erinnerungen. Nostalgie pur, na klar. Beim MDR gibt es nun seit ein paar Tagen eine zweistündige Doku, die ausführlich und mit dem nötigen Abstand die Geschichte des ostdeutschen Allround- und Monopol-Labels erzählt. Dabei geht es nicht um gute oder schlechte Musik, denn die existiert schließlich nur im Ohr des Hörers und läßt sich vom historischen Kontext kaum entkoppeln.



Das erklärt zum Beispiel, warum einer der hinzugezogenen Zeitzeugen, Rammstein- bzw. Feeling-B-Keyboarder Christian "Flake" Lorenz, jetzt reumütig zugibt, dass ihm aus heutiger Sicht die Alben von Staatskapellen wie Karat und den Pudhys einigen Respekt abnötigen - ein Satz, für den man ihn früher unter übelsten Beschimpfungen sofort aus dem Proberaum gejagt hätte. Losgelöst von allen Vorurteilen sieht man also den Aufstieg und Fall des sogenannten Arbeiter- und Bauernstaates im Spiegel seiner Musikszene und somit auch die Geschichte der eigenen Jugend. Allwissende Tontechniker, nachdenkliche, auch mal arrogante Kulturfunktionäre, gealterte Musiker, die einen voller Wehmut, Sehnsucht und gekränktem Stolz, andere mit verschmitztem Lächeln und glänzenden Augen, ganz ohne Groll. Natürlich sind die 120 Minuten auch ein Panoptikum des schlechten Geschmacks, der modischen Verirrungen und verunglückten Frisuren. Aber die Lieder, die guten wie die weniger guten, sind immer noch present, sind die eigenen oder die fremden geblieben, gehören zum Soundtrack des Lebens vergangener Tage. Und sind in der Gesamtheit doch zu schön, um einfach vergessen zu werden.

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