2. November 2012
Solche Record-Release-Parties hat man auch schon anders erlebt, in etwa: eingeschworene Fanfamilie singt sich ergeben durch die Textzeilen eines Albums, das noch nicht mal erschienen ist, große Feier auf Nummer sicher, man ist unter sich und klopft sich gegenseitig auf die Schulter - zum Gähnen, zum Davonlaufen. Dass der Abend im Münchner Import Export kein solcher geworden ist, liegt wohl zu allererst an der Band selbst. Candelilla sind nicht die Art von anlehnungsbedürftiger Mädchenband, deren Songs man versonnen mitsummen kann, keine Spur von selbstverliebter Sexyness. Schmalspurtrallalla und Rehaugenblick? No way!
Die hier spielen in der Tradition von Sleater-Kinney und Bikini Kill, haben sich dem heiligen Ernst von Carrie Brownstein, Corin Tucker und Kathleen Hanna verschrieben. Das hier ist Arbeit, impulsive, explosive, schweißtreibende Arbeit. Der Beginn mit in sich gekehrter Pose - abgewandter Blick, geduckt, auf Abstand - nur um gleich danach mit aller Wucht ebenjenes Bild zu brechen. Jetzt: schnell, kantig, laut, ein Schreien, ein Wimmern, ein Flüstern, präszise Beats, satter Bass, Rückkopplung rules - das will sich nicht einschmeicheln, das muß nicht gleich ins Ohr. Zupackend, jede Menge rohes, ungeschöntes Gefühl, Bauchmusik eben. Kein Wunder, dass Steve Albini - der Mann hinter "Seamonsters", "In Utero", "Rid Of Me" und "Surfer Rosa", Produzentengott also - daran Gefallen gefunden hat.
Die Stücke von der neuen Platte "HeartMutter", wie auch die vorangegangenen, bloße Nummern - "30", "23", "27", nichts lenkt ab, alles unmittelbar, körperlich - hör zu, mach mit, denk selbst! Tempiwechsel, klassisches Piano auch, das Mikro wandert - mal zu Rita Argauer an die Tasten, dann zu Lina Seybold an die Gitarre. Ganz vorn am Bass Mira Mann, den Blick manchmal starr und etwas ungläubig in den Scheinwerfer gerichtet, übers Instrument gekrümmt, wirbelt und wütet und kann schon im nächsten Augenblick, kurz nur, selig in sich hinein lächeln. Die Aufregung der vier war spürbar und tat dem Abend dennoch gut, keinerlei Routine, keine einstudierte Attitüde (auch wenn sie schon über zehn Jahre auf der Bühne stehen). Gerade auch in diesem überschaubaren Rahmen wirkte der Auftritt angenehm unspektakulär und sehr direkt. Soll heißen: Gut gemacht.
Im Januar kommt das Album endlich in's Regal, bis dahin gibt's noch folgende Termine:
10.11. Regensburg, W1
23.11. Pasing, Pasinger Fabrik
18.01. Wien, Rhiz
09.02. Passau, Zeughaus
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