“Blues At The Grand”
(Kartel)
Für Auskenner ist Benjamin Darvill natürlich bei weitem kein Unbekannter, nach seinem Abschied von den Crash Test Dummies hat der kantige Kanadier unter dem Alias Son Of Dave schließlich schon ganze fünf seiner eigenwilligen Bluesalben produziert. Er gilt als ausgesprochen unterhaltsame One-Man-Show, holte sich für einen Song schon die Trip-Hop-Prinzessin Martina Topley-Bird an die Seite, arbeitete mit Indielegende Steve Albini und einer seiner Songs lief schon in einer Episode der auch hierzulande supertrendigen US-Serie “Breaking Bad”. Je mehr man sich mit diesem Mann beschäftigt, desto interessanter erscheint sein Profil, denn auch ein Bezug zu Deutschland ist schnell gefunden: Denn schließlich stand der Mittvierziger schon als Support für die Dancehallcaballeros von Seeed auf der Bühne, kurz danach steuerte er seine unnachahmliche Beatbox für den Song “Zum König geboren” des Rostockers Marteria bei – der Mann kommt also rum.
Für Album Nummer sechs allerdings zieht er weitaus kleinere Kreise – “Blues At The Grand” könnte gut und gern als Soundtrack für einen feuchtfröhlichen Zug durch die Gemeinde verstanden werden. Wer einigermaßen wortgewandt oder gleich Slampoet ist, der wird aus den folgenden Titeln ganz schnell eine halbwegs spannende Sauftour zusammenklöppeln: “Hot Summer Nights” – “We Goin Out” – “Titty Shake” – “They Let Too Many People In”. Das Ganze kann dann, wer will, mit “Lay Your Hands” noch standesgemäß ausklingen lassen, diesen Song teilt sich Darvill im Übrigen – auch das wieder ein kleines Ereignis – mit der britischen Schauspielerin Jessica Hynes.
Großartige Änderungen sind ansonsten nicht angesagt, der Blues ist trocken, erdig und bei bester Laune, auch das verwendete Instrumentarium ist das gleiche geblieben, die Gitarre twangelt, die Mundharmonika röchelt mit ihrem rauhen metallischen Klang und der Beat stampft breitbeinig durch die Kulissen. Besonders gut gelingt das im etwas heruntergebremsten “Bow Wow”, Darvill versteigt sich hier zu einem überdrehten, katzenähnlichem Geheul, so dass man sich fast ein wenig Sorgen um seine körperliche Unversehrheit machen will. Am Ende der Nacht verlangt es den Gebeutelten nur noch nach einer Runde Mitleid – “Poor Me”/”If Only” – der Abgang im Stile von Tom Waits, was könnte besser zu einem zünftigen Gelage passen. In diesem Sinne: Happy Hangover! http://www.sonofdave.com/
Weiterführend und äußerst unterhaltsam - Son Of Dave für die Roberto Cavalli Man Fall/Winter Collection 2012/13:
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