Mittwoch, 28. Juni 2017

Lød: Sonderweg

Lød
„Folder“

(Part Time Records)

Daß die Indiemucke der Achtziger noch nicht an Strahlkraft verloren hat, erkennt man wohl an den unzähligen Nachahmern und Post-Punk-Lookalikes, die sich in den letzten Jahren die Klinken der Clubs in die Hand gedrückt haben – man kann das spitze finden wie die Wombats („Let’s Dance To Joy Division“) und The Divine Comedy („At The Indie Disco“) oder nervig wie Kraftklub („Scheissindiedisko“), aber vorbei kommt daran keiner. Gerade versucht ein neuer Sampler mit dem Titel „The Early Days“ dem Rechnung zu tragen, böse Zungen behaupten allerdings, hier würde mit aller Macht und besonders großer Klammer (diese reicht dann von Tuxedomoon über Ideal bis hin zu den Editors) versucht, auch der letzte Cent aus einem gerade recht profitablen Genre zu pressen. Nun, wer’s kauft, wird sicher selig.

Dem dänischen Quintett Lød kann man solche Vorwürfe sicher nicht machen, schließlich sind sie einerseits noch nicht so lang auf der Bühne, zudem ignorieren sie frech die wichtigste Marketingregel, nach welcher man sich für den internationalen Erfolg unbedingt der englischen Sprache bedienen sollte und singen drei ihrer Debütsongs in ihrer Landessprache ein – der vierte bleibt gleich ganz ohne Text. Wer jetzt meint, die 12“ wäre nur ein kurzes Vergnügen, hat sich dankenswerterweise getäuscht, denn sowohl der Eröffnungstrack „Så Blå“ als auch das Schlußstück „Folder“ gehen über die Distanz von zehn Minuten.

Und sie tun das nicht ohne Grund, denn zu den Grundprinzipien der Mischung aus Post-Punk und Krautrock gehört die ausdauernde Repetition, die Aneinanderreihung düsterer Taktformationen also, wie man sie auch von Acts wie LCD Soundsystem oder Hot Chip kennt. Den klarsten Bezug zu Joy Division wiederum lassen das besagte „Folder“ und „Fælled“ erkennen, hier scheppern die verzerrten Gitarren zu dumpfen Drums, wieder und wieder kreist das Soundmantra um Søren Gade Holmgårds angemessen verwaschenen Gesang. Ein großes Vergnügen also diese EP – im Dänischen bedeutet der Bandname im Übrigen soviel wie Sound oder Klang und an dem gibt es, Trend hin oder her, nichts auszusetzen. Es wird spannend sein zu beobachten, wie lange die fünf Herren diesen Sonderweg wohl durchhalten werden. https://lod-folder.bandcamp.com/

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