Mittwoch, 21. Juni 2017

Agent Blå: Jede Menge Zeit

Agent Blå
"Agent Blå"
(Kanine Records)

Seit langem bekannt: Die gefährlichsten Dinge haben die wohlklingendsten Namen. Beispiele gefällig? Bitteschön: Angel Dust, Enola Gay, Oleander, Ciguatera, Helene Fischer. Nicht anders sieht es bei der bunten Familie der Herbizide aus, bei deren Aufzählung hat man das Gefühl, in ein Sequel von Tarantinos "Reservoir Dogs" geraten zu sein. Denn der giftige Regenbogen kennt Bezeichnungen wie Agent Orange, Agent White, Agent Green, Pink und Purple. Und eben auch Agent Blue. Nun ist der Bezug zwar bewusst gewählt, ganz so furchterregend, wie der Name vermuten läßt, ist die Musik der Göteborger Post-Punk-Kapelle Agent Blå dann aber doch nicht. Sie berufen sich zwar stilistisch auf das Genre Death-Pop, richtig bedrohlich oder böse wollen die feinen Gitarren-Hooks und federnden Drumsets allerdings nicht klingen.

Die Entstehungsgeschichte vom Jugendzentrum und den leidenschaftlichen Joy-Division-Battles, aus denen hernach die endgültige Besetzung entstanden ist, hat man schnell intus, auch der Sängerin Emelie Alantalos grimmiges Statement, ihre Songs würden sich vor allem mit schlechten Parties und dem Warten auf das Ende selbiger beschäftigen, liest man gerade sehr häufig. Angefangen hat eigentlich alles mit dem ganz vorzüglichen Song "Strand", der im Dezember 2015 an den Start ging und gemeinsam mit der nicht weniger gelungenen Flipside "Frustrerad" für ein erstes Achtungszeichen sorgte. Hernach hielt "(Don't) Talk To Strangers" die Neugierde hoch, bevor das Album stand und mit dessen Ankündigung die erste reguläre Single "Rote Learning" an den Start ging. Und mit ihr die vielfach zitierten Textzeilen: "Tell me, what the fuck are we doing!?" Ja, wenn sie das nicht wissen, können wir gerne weiterhelfen - schön zu hörenden, energischen Waverock mit leicht verwaschenem Gesang und viel Potential. Sind ja gerade mal um die zwanzig und schlechte Parties gibt es bekanntlich zu allen Zeiten. https://agentbla.bandcamp.com/

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