Mittwoch, 3. März 2010

Gehört_111



Gorillaz „Plastic Beach“ (EMI)
Man tut sich sicher keinen großen Gefallen, die Arbeit von Damon Albarn und seinem Comic-Projekt Gorillaz mit den Maßstäben herkömmlicher Bands zu messen. Aber selbst wenn man das mit sich selbst in aller Großzügigkeit geklärt hat, bleibt einem doch eine zwiespältige Sicht auf Alben wie „Plastic Beach“, die entschieden werden will. Erhebt man nämlich solche Sammelsurien verschiedenster Stile und somit die uneingeschränkte und größtmögliche Vielfalt zur allein seeligmachenden Kunstform der Zukunft, läßt sich eine große Befriedigung auf dieser Spielwiese finden. Die hier eröffnete, genreübergreifende Spannweite zwischen Antipoden wie Klassik und HipHop erscheint einem dann geradezu befreiend, die fehlende Orientierung wiegt weit weniger schwer. Mir persönlich – da lasse ich mich gern engstirnig oder auch spießig schimpfen – ist der dargebotene Gemischtwarenladen ein wenig überdimensioniert, ich gehöre also zu denen, die in der auf „Plastic Beach“ angebotenen, schier überbordenden Soundmixtur neben aller unumstrittenen Genialität auch den einen oder anderen eher durchschnittlichen Song für sich entdecken.

Etwas schelmenhaft könnte man fragen: Okay, wer war nicht geladen zu Albarns Supernamedroppingperformance? Der Papst, klar, die Muppets, Obama und natürlich auch die Gallaghers. Der noch immer ansehnliche Teil der Promisause, der sich für die sechszehn Songs zum Dienst gemeldet hat, schlägt sich dann durchaus wechselhaft: Der Großmeister der Westcoast-Coolness, Snoop Dogg bewältigt seinen Part bei „Welcome To The World ...“ als Aufwärmprogramm gewohnt souverän, Bobby Womack, schon im vorabveröffentlichten Diskosoul-Bastard „Stylo“ ungeschlagen, schiebt mit „Cloud Of Unknowing“ noch eine angenehm gefühlige Ballade hinterher. Auch ganz klar auf der Haben-Seite: Ein verschlurftes „Rhinestone Eyes“ mit „Clint-Eastwood“-Wiedererkennungsfaktor und das stampfende Ungetüm „Glitter Freeze“ mit der gewohnt nöligen Unterstützung von The Fall-Mastermind Mark E. Smith – die Parallelen zu The KLF, einem anderen Chaos-Projekt mit ähnlicher Attitüde, erscheinen naheliegend. Die Songs von Albarn selbst (Empire Ants, On Melancholy Hill) wiederum wirken in diesem Umfeld bestenfalls nett, der Beitrag von Lou Reed (Some Kind Of Nature) ist von einer zuckersüßen, künstlichen Maniriertheit, die mir so gar nicht eingehen will, gleiches gilt für das orientalische Getrommel auf „White Flag“, eher ein MashUp mit Rondo Veneziano denn große Kunst.

Generell passen mir die angerappten, beatlastigen Tracks besser in den Kram, Mos Def, DeLaSoul – alles feiner Groove, obschon häufig gebremst und unterkült, wirken sie nicht halb so lauwarm wie die synthetischen Spielereien. Am Ende muß sich wie immer ein jeder selbst entscheiden, ob das Werk seinen Ansprüchen und Erwartungen genügen kann – meine Vorbehalte haben die Gorillaz mit „Plastic Beach“ trotz einiger unbestrittener Glanzstücke leider nicht entkräften können, bleibe somit etwas unentschlossen zurück ...

1 Kommentar:

Icke hat gesagt…

Das Werk kann meinen Erwartungen und Ansprüchen genügen. GENIAL! Ich war wahrlich kein großer Gorillaz-Jünger in der Vergangenheit, jetzt bin ich es. Die verschiedenen Stile, diese Beats, Unbekümmertheit, Wechsel, Stars, alles grandios.