Montag, 1. März 2010

Gehört_110



Groove Armada „Black Light“ (Cooking Vinyl)
Kein Regal, an dem ich sonst stehenbleibe, keine Band, bei der ich in’s Fach greifen würde – die machen House, heißt es, Disco, Funk und noch eine Menge mehr von dem Zeug, dass mir „Hände weg!“ entgegenschreit. Und dann kommen die ersten Töne von „Look Me In The Eye Sister“ aus den Boxen und ich sitze etwas sprachlos und mit offenem Mund vor der Anlage und nehme den Finger wieder von der Skip-Taste. Das war natürlich sehr clever, gerade diesen Song an den Anfang des neuen Albums zu stellen – denn damit haben sie mich und sicher noch ein paar mehr von denen, die eher auf Rock gepolt sind, klar angefixt. Das ist fett, das ist natürlich Achtziger, Wave, Psychedelic, alles drin, ein Hammersong. Beim Blättern in den Linernotes hätte man es ahnen können, denn wenn sich Groove Armada Nick Littlemore von den im letzten Jahr schon schwer angesagten Empire Of The Sun, selbst so ein unerbittliches Referenzmonster, ins Studio holen, dann wird eben nicht gekleckert, sondern werden fröhlich Stile gemischt und Klangschichten gestapelt, bis die Songs fast zu platzen drohen. „Fall Silent“ darf da noch als Appetizer gelten, aber „Not Forgotten“ und „Cards To Your Heart“ sind bestens überdrehter Dancepop, tonnenschwer, gehen ins Ohr durchs Blut direkt in die Beine, gnadenlos. Die Kollaboration mit Jess Larrabee ist da etwas zurückhaltender angesetzt, neben der offenkundigen Nähe zu Goldfrapp läßt sich hier auch der Vergleich mit Tracey Thorns Everything But The Girl nicht verleugnen – deren zauberhaftes Debüt „Eden“ kommt einem bei „Just Tonight“ sofort in den Sinn. Das Zusammengehen mit den britischen SaintSaviour dagegen gelingt nicht immer ganz so reibungslos, zumindest bei „I Won’t Kneel“, nächste Ausfahrt Eurodisko, winken mir Roxette doch zu deutlich um die Ecke. „Warzaw“ wirkt ein wenig überambitioniert, da wurde drauf- und reingepackt und am Ende ging wohl der Deckel nicht mehr zu. Bryan Ferry zeigt bei „Shameless“, nachdem er schon bei DJ Hell im letzten Jahr veredeln durfte, wie man in wenigen Minuten mit Lässigkeit und rauchigem Timbre einen entspannten Groove zustandebringt. Dass man mit einem Casting-Star durchaus auch Ansprechendes leisten kann, beweisen Groove Armada mit dem Schlußsong „History“ – gesungen von Will Young und gedacht als unverkennbare Hommage an Somervilles Bronski Beat: gefühliger Bubblegumpop, gelungen und gar nicht peinlich. „Black Light“, möchte man meinen, hat also für jeden was dabei. Mancher mag dieses wundertütenhafte Stylehopping als übertrieben und verwirrend empfinden – unterhaltsam ist es allemal. Und im noch jungen Jahr, das einmal mehr im Zeichen des Dancepop zu stehen scheint, ist das mal keine schlechte Ansage. Denn die Gorillaz und LCD Soundsystem biegen gerade auf die Zielgerade …
http://www.groovearmada.com/

Keine Kommentare: