Freitag, 3. Juni 2016

Palace Winter: Völlig losgelöst

Palace Winter
„Waiting For The World To Turn“

(Tambourhinoceros)

Vor einem Jahr sind Carl Coleman und Caspar Hesselager alias Palace Winter als dänisch-australisches Duo auf der Bildfläche erschienen, ihre ersten Stücke “Time Machine” und “Menton” und die folgende EP “Medication” überzeugten in Bild und Ton – soll heißen, die melancholisch verträumten Indiepophymnen waren in geschmackvolle Fotokunst verpackt und es war nicht schwer, die Jungs dafür zu mögen. Nun also der nächste große Schritt, das Debütalbum. Die Vorfreude war nicht eben kleiner geworden, denn auch die Vorauskopplungen “Positron”, “Soft Machine” und “H.W. Running” versprachen ähnlichen Hörgenuss und mit der Auswahl der explosiven Covershots vielleicht auch noch ein bisschen mehr. Gehalten haben sie davon zumindest ersteres, denn der Sound der aktuellen Platte ist weiterhin dicht, ungemein melodiös, um nicht zu sagen schwelgerisch. Wollte man die bei Musikkritiken gern benutzte Assoziationskette ergänzen, stünde hier vielleicht Travis meets Pink Floyd meets Don Henley, von den Schotten nämlich haben sich die beiden die wunderbar eingängigen Hooks geborgt, behutsam etwas Psychedelika beigemischt und trotzdem ihr sonniges Gemüt nicht verraten. In Erinnerung bleibt vor allem eben jenes “H.W. Running”, das soft und synthetisch lospluckert und eine sehr entspannte Stimmung verbreitet. Ähnlich Gutes gelingt ihnen später beim überlangen Schlußdoppel “Dependance/Independence”, auch hier federn die Gitarren zu sanften Perkussions – gerade die Ausführlichkeit, die Epik erinnern sehr stark an Adam Granduciel und seine The War On Drugs. Man hätte Coleman und Hesselager am Ende vielleicht etwas mehr Mut gewünscht, im Laufe der Spiellänge des Albums auch mal auszubrechen, den Sound stärker zu variieren, wie sie es ja in Ansätzen bei “Positron” versuchen. Der Kontrast mit den Schlachtmotiven der drei Singles wird nicht aufgelöst und bleibt so leider nur Effekthascherei, der Rest allerdings geht als wohltemperierte Klangkunst allerdings mehr als in Ordnung. http://www.palacewinter.com/

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