PINS
„Wild Nights“
(Bella Union)
Da kann man hin- und herrecherchieren wie man will, von den vier Mädchen aus Manchester ist beim besten Willen nichts sonderlich Spektakuläres zu finden. Interviews mit ihnen verlaufen informativ bis erwartbar, woran es grundsätzlich gar nichts herumzukritteln gibt, wenn die Musik, wie hier, für sich spricht. Man erfährt also, dass der Name der Gruppe dem allzubekannten Song der Searchers „Needles And Pins“ entlehnt wurde, weiß nun, dass Sängerin Faith Holgate lieber in einer drittklassigen All-Girls-Band gespielt hätte als die Quotentante unter lauter selbstverliebten Kerlen zu geben und auf die ohnehin schon ziemlich dröge Frage, was denn nun der Song sei, der das Motto des Quartetts am besten beschreibe, bekommt man die mäßig originelle Antwort: „Cyndie Lauper – Girls just Want To Have Fun“. Mmmmh. Etwas dünne – wenn da, wie gesagt, nicht das Album wäre.
Denn das kann sich durchaus hören lassen. Auch wenn der Nachfolger des Debüts „Girls Like Us“ eine Spur glatter daherkommt – der Sound der PINS ist kraftvoll und krachig geblieben, ohne seinen Popappeal zu verleugnen. Irgendwo zwischen Lush, Belinda Carlisle‘s Go Go’s und den Shangri-Las läßt sich das einordnen, Shoegazing, Dreampop, Postpunk, Surfsound, man könnte jede Menge mehr Referenzen heraushören. Entscheidend ist die unbedingte Eingängigkeit (nicht zu verwechseln mit Gefälligkeit) der Stücke – sie bekommen einen mit jeder Hookline, jeder Melodie erneut an den Haken: „Young Girls“ perlt wunderbar leicht, beim straight gerockten „Too Little, Too Late“ erinnert Holgates Stimme an die Glanzzeiten von Liela Moss bei The Duke Spirit und wer hat jugendliche Unentschlossenheit in letzter Zeit schon so charmant besungen wie die vier in „If Only“.
Viel Gewese machen sie trotzdem nicht um ihr Seelenleben – „hopeless and happy“ heißt es dazu kurz in „Curse These Dreams“. Dass sie noch nicht so genau wissen, wohin genau die Reise geht und sich deshalb besser um das Naheliegende kümmern, also Freundschaft, Liebe und Party, sei ihnen unbenommen. „We want to get away from here, anywhere just to disappear, we're not trying to be brave, we don't want to be saved” liest sich das Credo (“Young Girls”), an anderer Stelle trauern sie den wilden Nächten hinterher (“Molly”), große Versprechen, ebensogroße Enttäuschungen – girl on girl, boy on girl, wovon man halt so singt, wenn die Nächte noch wichtiger und spannender sind als die Tage. Einmal kann Faith Holgate uns dann übrigens doch noch überraschen – auf die Frage, wer denn ihr Lieblingssänger sei, antwortet sie einem Musikmagazin kurzentschlossen: „Buddy Holly“ – und das ist dann wirklich Rock’n Roll. http://www.wearepins.co.uk/
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