Mittwoch, 1. Juni 2016

Holy Fuck: Defibrillator

Holy Fuck
„Congrats“

(Innovative Leisure)

Ein verlässlicher Garant in Sachen Mucke mit Wumms sind Holy Fuck allemal. Die Kanadier gehören ja seit jeher zu den Musikern, die Neues nicht scheuen, besser noch, die gern auf allem und jedem spielen, was ihnen zwischen die Finger kommt und es dabei – das darf man ruhigen Gewissens so formulieren – zu hoher Kunstfertigkeit gebracht haben. Für ihr viertes Album, den Nachfolger des 2010er „Latin“, hat sich das Quartett nun ungewöhnlich viel Zeit gelassen, was wohl eher in ihrer Beanspruchung in Sachen Konzertreisen denn mit einer musikalischen Kurskorrektur begründet ist. Zwar klingt „Congrats“ auf den ersten Durchläufen nicht ganz so dirty wie der Vorgänger, erscheint die Mehrzahl der Stücke etwas glatter und danceorientierter, in der Summe allerdings bleibt es bei einem elektrisierenden Gemisch aus Big Beat, Post-Rock, Minimal Electro, Noise, Industrial und unzähliger weiterer Verästelungen und Verweise. Zur Rückkehr hatten die Herren ja bewußt mit den beiden Killertracks „Tom Tom“ und „Xed Eyes“ geblasen, der Wiedererkennungseffekt war hier wohl am größten und man hatte die Fanschar schnell wieder hinter der Fahne versammelt. Dabei sind das nicht einmal unbedingt die Höhepunkte der Platte – noch trefflicher gelingen der kaskadenartige Aufbau bei „Shivering“ zu vergleichweise zahmen Beats und der Mix aus pumpenden Dancehall-Rhythmen und windschiefen Synthesizer-Loops von „Acidic“. Ansonsten nutzen Holy Fuck gekonnt das gewohnten Instrumentarium – Stimmen werden durch den Häcksler gejagt, Soundschlaufen gepimpt und gepitcht, Verfremdungseffekte eingespielt, all das macht „Congrats“ zu einem wild zuckenden Herzmuskel im Grenzbereich. Da heißt es dann nur noch Standfestigkeit zeigen, sonst gilt: Sind sie zu stark, bist du ein Popper!

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