Standard Fare „Out Of Sight, Out Of Town“ (Melodic)
Aufgemerkt – Karl Bruckmaier, hoch geachteter und nahezu unfehlbarer Außendienstler im Musikfeuilleton und Schirmherr des „Dreckigen Dutzends“, kommentierte die neuste Platte des Trios aus Sheffield für seine Verhältnisse geradezu überschwänglich mit der Notiz „NEW New Wave mit klugen Texten“, da sollte man schon mal ein Ohr riskieren. Und auch wenn der Mann, der sich neben Dylan und den Stones hauptsächlich der chinesischen Volksweise und uraltem Bluegrass verschrieben hat, bei der Kategorisierung etwas danebengreift, so liegt er mit seiner wohlwollenden Bewertung durchaus richtig.
Natürlich beackern Emma Kupa, Danny How und Andy Beswick nicht die neueste Neue Welle, sondern fabrizieren kraftvollen Indiepop, irgendwo zwischen den Cardigans, Beautiful South und Belle And Sebastian. Nach ihrem Debüt „Noyelle Beat“ aus dem Jahr 2010 und diversem Kleinklein ist „Out Of Sight, ...“ die zweite offizielle Studioplatte. “We’re now in our mid-twenties – not young and not old, not yet with kids but starting to earn money, starting to see how we fit into the wider world and how we feel about this”, lebenskluges Textwerk also von Leuten, die aus der Provinz in die weite Welt aufgebrochen sind, das Ganze verpackt in frische und gefällige Gitarrenmucke.
Ganz so beschaulich, wie das Cover vermuten läßt, geht es hier allerdings zu, Standard Fare verstecken zwischen den Akkorden durchaus Tiefsinnigeres. Neben dem anrührenden „Darth Vader“, bekannt durch das lustige Videoscribble, fällt hier besonders die frühere Single „Suitcase“ auf: Den Schmuck im Brot verbacken, die gepackten Koffer unterm Bett, mit wachem Geist jederzeit zum Aufbruch bereit – Kupa thematisiert zur süßen Melodie das ernste und zeitlose Drama des Flüchtlingsschicksals : „My only fear is how am I gonna save my family, I can get away, I can only take what I can carry.“ Der entspannte Swing von „Half Sister“ wenig später fällt ganz wunderbar aus dem Schrammelrahmen, am Ende springt Kupa, historisch völlig inkorrekt, aber quietschvergnügt, mit einer Latte Macchiato durch den Crystal Palace zu Zeiten der ersten Weltausstellung. Das Fazit: Ein ebenso nachdenkliches wie vergnügliches Album.
http://standardfare.co.uk/
Aufgemerkt – Karl Bruckmaier, hoch geachteter und nahezu unfehlbarer Außendienstler im Musikfeuilleton und Schirmherr des „Dreckigen Dutzends“, kommentierte die neuste Platte des Trios aus Sheffield für seine Verhältnisse geradezu überschwänglich mit der Notiz „NEW New Wave mit klugen Texten“, da sollte man schon mal ein Ohr riskieren. Und auch wenn der Mann, der sich neben Dylan und den Stones hauptsächlich der chinesischen Volksweise und uraltem Bluegrass verschrieben hat, bei der Kategorisierung etwas danebengreift, so liegt er mit seiner wohlwollenden Bewertung durchaus richtig.
Natürlich beackern Emma Kupa, Danny How und Andy Beswick nicht die neueste Neue Welle, sondern fabrizieren kraftvollen Indiepop, irgendwo zwischen den Cardigans, Beautiful South und Belle And Sebastian. Nach ihrem Debüt „Noyelle Beat“ aus dem Jahr 2010 und diversem Kleinklein ist „Out Of Sight, ...“ die zweite offizielle Studioplatte. “We’re now in our mid-twenties – not young and not old, not yet with kids but starting to earn money, starting to see how we fit into the wider world and how we feel about this”, lebenskluges Textwerk also von Leuten, die aus der Provinz in die weite Welt aufgebrochen sind, das Ganze verpackt in frische und gefällige Gitarrenmucke.
Ganz so beschaulich, wie das Cover vermuten läßt, geht es hier allerdings zu, Standard Fare verstecken zwischen den Akkorden durchaus Tiefsinnigeres. Neben dem anrührenden „Darth Vader“, bekannt durch das lustige Videoscribble, fällt hier besonders die frühere Single „Suitcase“ auf: Den Schmuck im Brot verbacken, die gepackten Koffer unterm Bett, mit wachem Geist jederzeit zum Aufbruch bereit – Kupa thematisiert zur süßen Melodie das ernste und zeitlose Drama des Flüchtlingsschicksals : „My only fear is how am I gonna save my family, I can get away, I can only take what I can carry.“ Der entspannte Swing von „Half Sister“ wenig später fällt ganz wunderbar aus dem Schrammelrahmen, am Ende springt Kupa, historisch völlig inkorrekt, aber quietschvergnügt, mit einer Latte Macchiato durch den Crystal Palace zu Zeiten der ersten Weltausstellung. Das Fazit: Ein ebenso nachdenkliches wie vergnügliches Album.
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