Mittwoch, 30. Juni 2010

Gehört_158



Devo „Something For Everybody“ (Warner Bros.)
Nach einem Flug durch die Blogosphäre lassen sich zur aktuellen Veröffentlichung der Artpunks von DEVO mehrheitlich zwei Meinungen destillieren: Zum einen wird, nicht selten mit lakonischem Unterton, angemerkt, dass die Marketingkampagne des Kollektivs um Bandgründer Mark Mothersbaugh zu „Something For Everybody“, zu sehen auf ihrer Website, mittlerweile interessanter und spannender erscheint als die neue Platte selbst, auch wenn man sich beeilt zuzugeben, dass all die Kurzfilmchen, Tortendiagramme und Marktanalysen seit jeher ein Teil des medialen Selbstverständnisses von DEVO sind. Und somit genauso zum Spiel gehören wie die lustigen Kostüme – an denen sich dann die Geister erneut scheiden. Denn nicht wenige behaupten, es gäbe Passenderes als sich mit knapp 60 in hautenge, graue Wurstpellen zu zwängen, ergänzt durch höchst amüsante Maskenmützen, und so gleichsam als optisches Dejavu zu Woody Allen aka. Spermium aufzulaufen, um nur eine Assoziation zu nennen. Kann man so sehen. Wer allerdings sagt, dass ein knochendünner Mick Jagger mit Seidenschal und Gazebluse oder die transparente Hose von Iggy Pop weniger peinlich sind? Auch hier: Alles Attitüde, Mittel zum Zweck und somit nicht verhandelbar. Die Songs auf „Something For Everybody“, um zum Wesentlichen zu kommen, wirken nach der langen Wartezeit von knapp neun Jahren erstaunlich frisch und angenehm poppy, wiewohl auch glatter und ohne den ursprünglich charmant autodidaktischen und leicht chaotischen Heimwerkereffekt. Sie gehen gleich von Beginn an zur Sache, starten mit smartem Understatement: „What we do is what we do, it’s all the same, there’s nothing new.“ Stücke mit ähnlicher Tanzbodentauglichkeit folgen, erhöhte Schlagzahl bei „Please Baby“ und „Don’t Shoot“, das feine „Human Rocket“ erinnert wie auch „Cameo“ ein wenig an die guten Wall Of Voodoo und kann außerdem mit einem, ja: richtigen Gitarrensolo aufwarten. Auch „Step Up“ poltert schön, bei „Later Is Now“ und „No Place Like Home“ dagegen meint man – wider besseren Wissens – die deutschen Alphaville hätten sich zur selben Zeit mit DEVO die Miete für das Studio geteilt. Langeweile jedenfalls will nicht aufkommen und auch wenn mancher Witz schon ein wenig altbacken daherkommt, so ist die „(D)Evolution“ der Menschheit, also das Grundthema dieser Band, ja keinesfalls abgeschlossen, sondern droht nur im medialen Overflow die Kontur zu verlieren. Was wiederum heißt: Diese Platte ist nicht nur gut, sondern auf ihre Art auch wichtig.
http://www.clubdevo.com/

Dienstag, 29. Juni 2010

Gehört_157



Scissor Sisters „Night Work“ (Universal)
Nur wenige werden genauer wissen, was die Scissor Sisters von der aktuellen deutschen Politik halten, etwas globaler betrachtet läßt sich vermuten, dass sie auf windige Finanzhaie, BP im Allgemeinen und den Mann in Rom im Besonderen nicht sonderlich gut zu sprechen sind. Und ohne ihnen nun billigen Vorsatz unterstellen zu wollen, haben sie wieder einmal die richtige Platte zur um sich greifenden Miesepetrichkeit in den Ring geworfen – frei nach dem Motto: Wenn dir der Tag schon stinkt, dann lass dir die Nacht nicht nehmen, party on! Und auch wenn das vielleicht heißt, diese Band auf den kleinsten gemeinsamen Spaßnenner zu reduzieren und man damit manch intelligente Facette, Anspielung und feinere Ironie aus den Augen zu verlieren droht: Man möchte mit dieser Platte einfach nichts anderes als hinaus in die laute, schweißtreibende Nacht, rein in die Clubs, der Glitzerkugel einen Extrastoß versetzen und bedingungs- und besinnungslos tanzen. Für die Namedropper sei noch gesagt, dass einmal mehr das ganze Zitatearsenal für „Night Work“ leergeräumt wurde, hauptsächlich natürlich weniger aus dem heterosexuellen Millieu, für „Whole New Way“ war es George Michael, für „Sex And Violence“ The Beloved und beim abschließenden „Invisible Light“ stand natürlich Frankie Goes To Hollywoods „Two Tribes“ Pate. Bei dieser Gelegenheit muß natürlich auch die längst überfällige Frage erlaubt sein: Waren/sind Kraftwerk schwul? Wie sonst kämen sie in den hier angeführten Reigen und als Ideengeber für das grandiose „Something Like This“ in Frage? Geschenkt – die Platte ist wie die beiden Vorgänger auch vollgepackt mit allem, was Dance und Disko groß und sexy macht: plüschige Synthies, erstklassige Schweinerockriffs, jubilierende Chöre und fette Drums, nichts wird ausgelassen auf dem Zug durch die Gemeinde. Und was man auf dem geschmackssicheren Cover, dem jedes Augenzwinkern fremd ist, zwar nicht lesen kann, steht dennoch über jedem einzelnen Song, in Versalien, als Subtext: Gay Have More Fun! Ohne Zweifel.
http://www.scissorsisters.com/

Montag, 28. Juni 2010

Weißer Rauch ...



... wir haben ein Trikot! Boahhh - und ich sitze jetzt erst mal ein paar Stunden vor dem Zehnsekünder und gucke, und gucke, und ...
http://www.das-neue-trikot-ist-da.de/

Gehört_156



James Yuill „Movement In A Strom“ (Moshi Moshi)
Was und wen es nicht alles gibt. Elektrofolk oder noch besser: Folktronica sagt der Auskenner dazu, der also, der mit dem Namen James Yuill schon vor dieser Platte etwas anfangen konnte. Wäre ich nicht über das lustige Plattencover gestolpert – Thema: Die Quadratur des Salatkopfes – der bebrillte, junge Mann aus London wäre mir wohl durch die berühmten Lappen gegangen. Dabei ist dieses Album schon das dritte des 29-jährigen Alleinunterhalters, nach einem nur mäßig erfolgreichen Debüt (The Vanilla Disc, 2005) erschien 2008 das Zweitwerk „Turning Down Water For Air“, auch dieses übrigens schon in einer ähnlich witzigen Hülle. Nun also Nummer drei und man kommt nicht umhin zu fragen, warum denn dieser Mann mit seinen wunderhübschen Melodien noch kein größeres Publikum gefunden hat. Denn Yuill reiht wie auf einer Perlenschnur lauter bezaubernd lockere Lieder aneinander, die keinen Vergleich mit den Größen der Songwriterzunft zu scheuen brauchen. Nichts dabei, was sich großmäulig in den Vordergrund schieben will, aber doch allesamt von einer entwaffnenden Einfachheit und entspannten Aura, Musik die man sich wünscht wenn es mal heißt die Seele zu streicheln, wenn Gutes schnell auf den Punkt muß. Dazu fallen einem der etwas verspieltere FrYars oder eben auch Depeche Mode-Mastermind Martin Gore auf Solopfaden ein, wenn er gerade mal nicht so schwermütig drauf ist (und das ist leider ziemlich selten), auch The Notwist, die Pet Shop Boys oder auch Midlake gehören zum Spektrum, in dem Yuill sich bewegt. Obwohl von Beginn an ein Großteil der Songs mit einem dunklen synthetischen Pochen unterlegt sind, geraten sie Yuill durchgängig mit einer derart wohltuenden, fast scheuen Sanftheit, das man zuweilen ungläubig den Kopf schütteln will über so viel Genie und so wenig Aufhebens darum. Herausgreifen mag man schon gleich gar nichts aus Angst, einem anderen Stück damit Unrecht zu tun – dann doch: „Crying For Hollywood“ und „First In Line“ zum Mitsummen, „Foreign Shore“ als gezupftes Meisterwerk für’s große Gefühl, ein träumerisches „Taller Song“ zum Abschied. Passende Überleitung - in einem Interview mit dem englischen Stardirigenten Sir Simon Rattle war kürzlich zu lesen, dass dieser mit Menschen, die man in Australien als „tall poppy“ (große Mohnblume), also als Wichtigtuer bezeichnet, keine größeren Berührungspunkte hat. Der Dirigent und der Liedermacher – sie wären ein gutes Gespann.
http://www.jamesyuill.com/

Samstag, 26. Juni 2010

Gefunden_64



"Er hat mir später erzählt, dass er gedacht hat, wenn Berthold nicht schreit, bekommt er vielleicht die gelbe Karte nicht. Deswegen hat er versucht, Berthold den Mund zuzuhalten. Hat aber nicht funktioniert."
John Barnes über Paul Gascoigne während der WM 1990 in der Süddeutschen Zeitung, 26. Juni 2010

Meine Frau sagt ... [8]



... dass der Sommer so klingt, da gäbe es keinen Zweifel. Und wer wollte ihr bei diesem Song widersprechen?

Freitag, 25. Juni 2010

Das Sommerloch ... [2]



Die Royals. Tja. Versuchen mit einer überkanditelten Zwangsehe im nördlichen Stockholm inkl. Fünfmeterschleppe und tränenfeuchtem Prinzgemahl das offensichtliche Aufmerksamkeitsdefizit der letzten Wochen aufzuarbeiten (Apropos: In welcher Gruppe spielen eigentlich die schwedischen Unterhosenmodels um Freddie Ljungberg bei der WM?). Hat so nicht geklappt. Nächster verzweifelter Versuch: Fürst Albert - kurz: Der dicke Prinz von Monacco - gibt nun endlich seine Verlobung mit der tapferen Kampfschwimmerin Charlene Wittstock bekannt - oder war's doch Jennifer Rostock? Egal, hat wenigstens einen kleinen tagesaktuellen Bezug: Die angesprochene Dame stammt in Teilen aus Südafrika.



Wie brisant die Lage aber tatsächlich ist, zeigt die Nachricht, dass Prinz Charles - kurz: der Ex von der LaDyDi - dass also Prinz Segelohr zum offiziellen Besuch auf dem wohl weltbesten Popfestival in Glastonbury weilte, die Bilder zeigen einen völlig enthemmten, enthusiasmierten Charles nebst Entourage. Wem er da zujubelte, kann anhand des LineUps nur spekuliert werden, die Tips gehen von Holy Fuck (quasithematisch) über The Death Weather (urbritisch) oder New Model Army, mit denen er mittlerweile Aussehen, Alter und Popularität teilen dürfte. Was wohl Muttern dazu sagt ... ?

Gehört_155



Chemical Brothers „Further“ (Virgin)
Den Sound der Chemical Brothers nach handelsüblichen Songmustern zu bewerten, hieße nicht nur Äpfel mit Birnen, sondern eher mit Hohlblocksteinen zu vergleichen, wäre also kurzgesagt glatter Blödsinn. Man muß aber im Auge behalten, dass sich Tom Rowlands und Ed Simons zumindest zu Beginn ihrer Karriere mit ihrem Erstling „Exit Planet Dust“ bis hin zum kommerziellen Peak „Push The Button“ immer in einer Art Grauzone zwischen klar strukturiertem Big Beat, Dancefloor, Disko und (seltener) puristischem Techno gearbeitet haben, sehr gern wurde da des öfteren mit dem Indiepop geflirtet und so fanden sich Leute wie Kele Okereke, Tim Burgess, Noel Gallagher, Richard Ashcroft oder auch Midlake auf der Gästeliste. Dafür, das kann man recht schnell hören, ist auf der neuen Platte deutlich weniger Platz geblieben. Die endlosen zwölf Minuten „Escape Velocity“ sind als Wegweiser allerdings eher ungeeignet und für eine Verallgemeinerung sicher untauglich, auch wenn sie teilweise wie eine kompromisslose und agressive Ansage klingen: Klotzen statt Kleckern, hier wird bedingungslos auf Tempo getrimmt – also: Love it or leave it! Dass es auch differenzierter geht, beweisen sie bei den folgenden Stücken durchaus, „Another World“ kommt mit Vocalparts und leichtem Trance daher, „Dissolve“ hat neben riesigen Synthieloops auch Gitarren und ordinäre Drums zu bieten. „Swoon“ kann sich im Gegensatz zu „Horsepower“, welches seine Vorbilder Prodigy und Underworld in Riesenlettern auf der Fahne vor sich herträgt, nicht so recht entscheiden, wohin es will. Gut gelungen hingegen das perkussiv angelegte „KDB“ und auch das fette „Wonders Of The Deep“ geht mit seinen sphärischen Klangflächen Marke The Orb sehr wohl in Ordnung. Die Konsequenz, mit der die Chemical Brothers dieses Album angelegt haben, den Verzicht auf die frühere Verspieltheit und auf den geliebten genreübergreifenden Crossover wird manch einer bedauern, ihre Anhängerschaft, die sich gewöhnlich einer lauteren, härteren Gangart erfreut, wird diese Platte eher wohlwollend begrüßen.
http://www.thechemicalbrothers.com/

Donnerstag, 24. Juni 2010

Gehört_154



The Roots „How I Got Over“ (DefJam)
Man möchte es ja wirklich nicht jedes Mal aufs Neue anstimmen müssen, das sattsam bekannte Loblied auf die Roots und ihren Phillystyle, den HipHop also, der so gänzlich anders daherkommt als das übliche, testosteronsatte Eastcoast-Westcoast-BlingBling-Gangsta-Ding. Und doch wird man auch beim aktuellen Album der Männer um das Duo ?uestlove und Black Thought auf eine verlängerte Lobeshymne nicht verzichten können, haben sie es auf „How I Got Over“ doch wieder mal geschafft, die Schnittmengen von Rap-Homies, Indie-Nerds und Soulliebhabern gekonnt zu verschränken und auf eine Platte zu pressen – und dabei auch noch smooth und sexy zu klingen. Ähnliches ist ihnen mit einem großen WOW! auch schon bei dem genialen „Tipping Point“ aus dem Jahr 2004 gelungen, die beiden Folgealben „Game Theory“ und „Rising Down“ sind dann ein wenig aus dem Aufmerksamkeitsfokus gerutscht – nun sind The Roots, besser denn je, wieder da. Die im Genre üblichen Kollaborationen sind sorgsam gewählt, manche nur Insidern bekannt, andere wiederum entlocken einem größeren Kreis wohlwollendes Staunen: Das wachsweiche „Dear God 2.0“ zusammen mit den Monsters Of Folk ist ein Geniestreich, Soulgröße John Legend war dann naheliegender – „The Fire“ hat gehörig Schwung und macht richtig Spaß. Schön auch, wenn’s denn so gemeint war, die kleine Reminiszenz an Paul Youngs „Comeback And Stay“ im Titelsong, das verschlafene „The Day“ wiederum besticht durch passende Vocals und ist im wortwörtlichen Sinne mehr als laidback. Irgendwann landet man dann zwangsläufig bei Titel Nummer 9, also "Right On" und es braucht ganz sicher keine Kristallkugel um vorherzusagen, dass diesem schier unglaublichen Stück Musik mindestens das passieren wird, was 2002 das grandiose „The Seed 2.0“ vom eher sperrigen „Phrenology“ auslöste: Bewußtseinserweiterung, Mindblowing, Heavy Rotation, last exit Sommerhit. Ich meine: Heulsuse Schrägstrich Harfentante Joanna Newsom und The Roots! Geht’s denn noch? Und wie das geht, das will gar nicht mehr raus aus dem Kopf und wenn die Welt gerecht ist – und ansatzweise hat sie das ja mit dem Ausscheiden der Franzosen bei dem WM schon bewiesen – dann gibt es für dieses MashUp den Supergrammy und sonst nix. Will man es dagegen nüchtern betrachten, so bleibt für The Roots das unleugbare und keinesfalls zu unterschätzende Verdienst, HipHop-Platten zu machen, die man sich mit viel Genuß in mehreren Durchläufen und am Stück anhören kann, ohne entweder zwanghaften Schlachterphantasien zu erliegen oder mit weichem Hirn ob des stumpfen Bassgewummers dreimal auf die Matte klopfen zu müssen. Klasse Platte – ‘nuff said.
http://www.myspace.com/theroots

Auch schön - der Trikot-Ticker



Wer es denn nicht aushalten kann:
http://www.das-neue-trikot-ist-da.de/

Mittwoch, 23. Juni 2010

Gefunden_63



Nennen wir es mal "der Chronistenpflicht Genüge getan" - zur aktuellen Vorauskopplung "Lights" aus dem neuen, selbstbetitelten Interpol-Album, dass in Deutschland am 10. September erscheinen wird, gibt es nun auch ein Video. Sehr mystisch mit einer Menge Fetisch, haut einen trotzdem, wie auch der Song selbst leider, nicht um - Regisseur ist der amerikanische Künstler Charlie White.

"Heute bei Schulte" ...

... oder so ähnlich könnte der Name einer neuen, erfolgversprechenden Dokusoap, live und direkt vom Millerntor lauten. Kürzlich war ja als erster Überraschungsgast unser aller Asa geladen, danach nahm dann Moritz Volz am geschichtsträchtigen Schreibtisch von Helmut Schulte Platz, um nun Nachwuchskeeper Thomas Kessler vom FC aus Köln Platz zu machen.


Die Kulisse präsentiert sich unverändert, d.h. angenehm unprätentiös und stocknüchtern, immer dabei das Vereinsposter vom mäßig bekannten sauerländischen SSV Kirchveischede 1927 (geheime Kaderschmiede?) und natürlich der joviale Gastgeber selbst in wechselnden Sakkovariationen. Im Übrigen - der neue Trikotsponsor steht nun auch fest, es tritt auf: Die ARD-Fernsehlotterie! Wieder ein Grund für Hobbyrocker und Talkschnösel Beckmann, zusammen mit dem unvermeidlichen Frank Elstner sein Gesicht vermehrt in alle bereitstehenden Kameras zu halten, ansonsten eine lustige Randnotiz - Kiezkick als TV-Lotto, klare Kampfansage an den gleichnamigen King vom ungeliebten Stadionnachbarn. Trikots, lang erwartet, sollen in Kürze folgen. Schulte, bitte übernehmen ...

Montag, 21. Juni 2010

Gehört_153



Wolf Parade „Expo 86“ (Sub Pop)
Weiß eigentlich irgendwer, warum in letzter Zeit der grundsolide Indierock ein wenig in den Seilen hängt und neben all den supertiptoppen, alternativen Danceacts wie Hot Chip, LCD Soundsystem, Zoot Woman oder den Foals irgendwie nicht so recht zum Zuge kommen mag? Gut, es gab zu Beginn des Jahres ein nach wie vor ungeschlagenes Album der knarzigen Bluesrocker von Spoon und auch die Black Keys haben Überdurchschnittliches abgeliefert, aber ehemalige Rauhbeine wie The National oder Band Of Horses suchen ihr Heil mittlerweile lieber bei gedämpften Folk und Country und selbst das beachtliche „New Inheritors“ von Wintersleep blieb ohne nennenswerte Resonanz. Nicht nur deshalb empfindet man „Expo 86“, das mittlerweile dritte Album der Kanadier Wolf Parade geradezu als Wohltat: Gitarren da, wo sie hingehören, gewohnt laut, breit und nicht zu knapp, dominant führendes Schlagwerk und die quengelnde Stimme von Dan Boeckner lassen einen den anfangs angesprochenen, schmerzlich empfundenen Mangel schnell vergessen. Natürlich hört man Wolf Parade noch immer an, dass sie als Vorband quasi bei Arcade Fire in die Lehre gegangen sind, ihr Stil hat sich aber mit der Zeit mehr als emanzipiert und so lassen sich mit Bowie, Television, Talking Heads oder auch den Waterboys nun weitaus prominentere Vorbilder heraushören. Songs wie „Cloud Shadow On The Mountain“, „Little Golden Age“ und „Ghost Pressure” sind allesamt kraftvolle, grundsolide und erfrischende Indierockstücke – irgendwie oldschool, aber trotzdem von heute. Über die Länge des gesamten Albums kein Nachlassen, da mag sich bei manchem Hörer und seinem Trommelfell der Wunsch nach kurzem Verschnaufen einstellen. Aber scheinbar ist ihnen die auf Vinyl und Plastik gepresste Stunde so kostbar, dass sie sie keinesfalls ans schnöde Downtempo verschwenden wollen. Was die etwas albernen Titelverstöpselungen wie „Pobody’s Nerfect“ oder „Cave-O-Sapien“ eigentlich bedeuten, läßt sich aus den Texten nicht wirklich herleiten, darf aber gern ihr Geheimnis bleiben – die Songs dazu sind ohnehin gut genug. Am Ende gelingt ihnen mit „Yulia“ auch noch ein veritabler Lovesong, den wohl Bono so auch gern im Repertoire hätte. Alles soweit dabei also, keine Atempause, wer den Indierock retten will, muß nun mal ohne Kompromisse auskommen …
http://www.myspace.com/wolfparade

Sonntag, 20. Juni 2010

Das Sommerloch ... [1]



So ist das mit dem Phänomen Sommerloch: Auch wenn kein Sommer - zumindest hier in München - weit und breit in Sicht ist, stellen sich die Meldungen, die es füllen wollen, pünktlich ein. Nein, Nessi ist bisher noch nicht wieder aus dem Sumpf getaucht und auch die Kandidatur von Obercharismatiker Christian Wulff für's Bundespräsidentenamt ist, bei allem Klamauk, nicht die Topmeldung - nein, Lothar Matthäus, also quasi der Mann, der das Wort "Sommerloch" als Zweitnamen beständig mit sich führt, dieser Lothar gibt dem für den TSV 1860 München zuständigen Fachredakteur der Süddeutschen Zeitung Gerald Kleffmann, dem einzigen aus dem Ressort, der nicht nach Südafrika reisen durfte (Grund: siehe Zuständigkeit) in einem Interview bedeutungsschwangere Sätze mit auf den Weg: "An Spekulationen über mich möchte ich mich nicht beteiligen." (hätte man gern in Englisch gelesen, es folgen natürlich vogelwilde Spekulationen über den möglich 60ger-Trainer Lothar M.), "1860 hat nicht nur sehr viel Tradition, sondern auch sehr viel Potential." (aha, deshalb steigen die auch jedes Jahr fast auf), "Der Verein ist gut aufgestellt." (und verkauft deswegen seine komplette Jugendabteilung für 'nen Appel und 'nen Ei und will dem Hoeneß Uli zudem das Essen nicht bezahlen) - und jetzt kommt's ganz dicke: "Es wäre eine große Herausforderung, einen schlafenden Riesen zum Leben zu erwecken." 'Nuff said! Das ist wirklich ganz, ganz großes Kabarett!

Gehört_152



Kele Okereke „The Boxer“ (Universal)
Besser spät als nie wird sich Kele Okereke gesagt haben, nachdem nun endlich auch sein erstes Soloalbum auf dem Markt ist – Kollegen, deren Bands auf dem Zeitstrahl annähernd bei Bloc Party verortet sind, waren da ein wenig schneller: Paul Banks versuchte als Julian Plenti die Ideen zu verwirklichen, die ihm bei Interpol zu kurz gekommen schienen und auch Julian Casablancas hatte offensichtlich neben dem typischen Sound der Strokes noch Variantenreicheres im Kopf. Keiner der beiden ging allerdings so weit, wie es nun Okereke getan hat, keiner entfernte sich so konsequent vom Strickmuster des jeweiligen Kollektivs wie der Liverpooler Musiker mit nigerianischen Wurzeln. „The Boxer“ ist mehr Electro und Dance, als es die bisherigen drei Alben von Bloc Party je waren und hat mit ihnen maximal die fiebrige und nervöse Grundstimmung und natürlich den flirrenden, stets gehetzt wirkenden Gesang gemeinsam. Gitarren, bei seiner Band noch immer bestimmendes Stilmittel, sucht man bei Okereke fast vergebens und wenn sie sich doch in einen Song verirren, dann nur noch als verschämte Untermalung. Das Album beginnt mit dem bratzigen und böse pochenden Marschlied „Walk Tall“, nach den treibenden Breakbeats von „On The Lam“, das gänzlich ohne Okerekes Stimme auskommt, folgt dann, nicht minder hochgepitcht und kräftig pluckernd, die erste Single „Tenderoni“. Zeit zum Durchatmen bekommt der Hörer nach der ersten Viertelstunde beim ruhiger angelegten „Everything You Wanted“, auch das folgende, verträumte „The New Rules“, ein Duett mit Jodie Scantlebury, hält den Puls weiter unten, bevor dann „Unholy Thoughts“ und „Rise“ noch einmal bedingungslos dem Dancefloor huldigen und wieder fröhlich spotzen, hämmern und lärmen. Gerade der zweite Teil des Albums beweist, dass Okereke sympathischerweise neben allem Hang zum Beat den Song selbst niemals außer Acht läßt und sich letztendlich nicht komplett in Richtung technoider Endlosloops á la Delphic verabschiedet, sondern der liedhaften Struktur, auch für die beiden letzten Stücke „All The Things …“ und „Yesterday’s Gone“, den Vorzug gibt. Wenn man nun noch die solistischen Bemühungen unterbeschäftigter Kreativköpfe wie Kele Okereke etwas weniger hart zu bewerten bereit ist als die Arbeit ihrer maßgeblichen Bands, dann hat auch dieser Mann wie die beiden zuerst erwähnten durchaus einen guten Job gemacht.
http://www.iamkele.com/

Donnerstag, 17. Juni 2010

Gehört_151



The Like „Release Me“ (Downtown)
Irgendein pfiffiger A&R-Stratege muß den Mädels aus L.A. mit Nachdruck gesteckt haben, dass mit der Musik ihres letzten Albums „Are You Thinking What I’m Thinking?“, einer Art feminin aufgepimpten Powerpoprock, dass also damit wahrlich kein Blumentopf mehr zu holen sei. Der gleiche Besserwisser wird auch gleich das unter dem selbstgeposteten Titel „The Like 2.0“ laufende Konzept aus der Tasche gezogen haben, wo drinnenstand, dass im Gegensatz zum bisherigen Modell eine Mischung aus zackigem 60er-Beat und Twiggy-Style noch immer als sehr angesagt gilt und deutlich mehr Erfolg verspricht. Gesagt getan, U-Turn, mission accomplished. Das soll es dann aber auch mit den Bosheiten gewesen sein, denn auch wenn das Ganze kilometerweit gegen den Wind nach Kalkül riecht – besser der komplette Neuanfang als jahraus, jahrein das gleiche Album zu veröffentlichen. Keiner kann The Like garantieren, dass sie es mit dem neuen Outfit schaffen, von einer Duffy hört heute ja auch keiner mehr was. Gegen die Songs auf dem neuen Album ist allerdings nicht wirklich etwas zu sagen, sie klingen locker und frisch, schöner Gitarrenswing, munteres Georgel und größtenteils hübsche Kompositionen – „Release Me“, „Square One“ oder auch „Trouble In Paradise“, vom eher bemüht zähen Emosound des Debüts ist dankenswerterweise nichts mehr übriggeblieben. Und auch wenn’s nicht so wahnsinnig innovativ ist, gehen sie doch als die spritzigere Alternative zu den etwas in die Jahre gekommenen Sugarbabes und als ernstzunehmende Konkurrenz für die Pipettes ins Rennen. Und mit dem Album können sie sich dann endlich auch wieder auf Festivals und in den einschlägigen Clubs sehen und vor allem hören lassen.
http://www.myspace.com/thelike

Mittwoch, 16. Juni 2010

Gehört_150



Stars "The Five Ghosts" (Alive)
Vom aktuellen Oberhaupt der katholischen Kirche gibt es eine recht treffende Charakterisierung seiner auszufüllenden Rolle mit dem sinngemäßen Wortlaut, er wäre nichts anderes als ein stiller Arbeiter im Weinberg des Herrn. Wohl wissend, dass die Haare, an denen dieser Vergleich herbeigezogen worden ist, sehr strapazierfähig sein müssen, steckt doch eine kleine Parallele zur Indiepopband Stars dahinter: Die Kanadier um Torquil Campbell und Amy Millan stellen sich seit dem Jahr 2001 in liebenswerter Bescheidenheit und mit unermüdlichem Ehrgeiz in den Dienst des schönen, des zarten und tagträumerischen Popsongs und liefern ohne viel Aufhebens seit dieser Zeit jede Menge zauberhaftes Material auf diversen Alben und Singles ab. Über die Wahrnehmung des Selbstbildes eines Papstes kann man nun getrost das Streiten anfangen, bei den Stars ist solches schlichtweg unmöglich - die Musik ist derart berückend, zuckersüß und satt an schwelgerischen Harmonien, dass jedwede Missstimmung im Ansatz stecken bleiben muss. Natürlich fahren sie damit öfters hart an der Grenze zum Kitsch und Dido scheint das eine oder andere Mal schon die Hand auszustrecken - ebenso gut könnte man aber auch auf lobenswertere Vergleiche mit Everything But The Girl, den noch immer unerreichten Sundays oder auch dem britischen Künstlerkollektiv Chumbawamba kommen. Auf "The Five Ghosts" werden im Grunde die Muster des Vorgängers "In Our Bedroom ..." von 2007 nur marginal verändert, ein wenig mehr Elektronik scheint verwendet, die Texte sind bei aller Beschwingtheit der Begleitung einmal mehr melancholisch und so sepiafarben wie das Plattencover gehalten. Höhepunkte vielleicht die aufeinanderfolgenden "He Dreams He's Awake" mit mystisch anmutendem Chorgesang und das unglaubliche "Never Been Good With Changes", da möchte man Amy Millan regelrecht zu Füßen fallen. "Fixed" und "We Don't Want Your Body" sind erstklassige Singles, bei "The Passenger" grüßt David Bowie aus dem Raumschiff, flankiert von lockerem New-Wave-Beat. In der Summe muss man das mögen. Wer das nicht tut, kann sich ganz gewaltig den Magen verderben, allen anderen wird der Hauptgang wieder einmal nicht ausreichen.
http://www.myspace.com/stars

WM-Tip



Allseits bekannt ist ja das Spaßpotential alternativer WM-Songs á la "Laß die Finger von der Vuvuzela" (Fettes Brot) oder Vuvu Lenas Knaller "'schland oh 'schland" - bisher völlig unbeachtet aber das - aus der Lärmkulissennot heraus geborene - Anschauen von WM-Spielen mit Untertiteln. Man kann nur rätseln, wer da an die Tastaturen gesetzt wird - Geächtete, spaßfreie Nichtversteher, im schlimmsten Falle Halbblinde, mit fundierten Fussballkommentaren hat diese Ergänzung jedenfalls soviel zu tun wie eine Vuvuzela mit dem London Symphonic Orchestra. Und macht genau deshalb soviel Spaß. Ein großer Dank deshalb an das Öffentlich Rechtliche, ihr habt den Fußball dem Volk zurückgegeben - zumindest an das was ihr glaubt das das Volk ist. Oder so.

Dienstag, 15. Juni 2010

Meine Frau sagt ... [7]



... das wäre lustig, and: God knows, she's fucking right! Oder anders gesagt - einfach mal anschauen ...
http://www.youtube.com/watch?v=2AAa0gd7ClM

Sonntag, 6. Juni 2010

Gefunden_62



Okay, wir hatten Nike und die Weltelite des internationalen Fußballs in einem wahrlich beeindruckenden und recht amüsanten Spot zur WM - sind die Amerikaner deshalb die Coolsten? Nicht so ganz, denn auch Adidas kann lustig sein. Also schnell die "Star Wars Cantina"-Szene nachgestellt und jede Menge Promis reingepackt, wer mindestens 10 nennen kann bekommt das nächste Oasis-Album in einer Dreistreifentasche umme. Here we goes: http://www.youtube.com/watch?v=3Zd_khk6zXo

Freitag, 4. Juni 2010

Gehört_149



The Drums „The Drums“ (Moshi Moshi)
Ganz zu verstehen ist es nicht, warum The Drums hierzulande sehr unzureichend bis gar nicht wahrgenommen werden, schon mit dem Erscheinen ihrer letztjährigen EP "Summertime" wäre ein wenig mehr an Aufmerksamkeit angemessen gewesen. Obwohl – so manchem harten Knochen, der fest mit dem Aussterben des schnöselhaften Nerdpops des vergangenen Jahrtausends á la ABC gerechnet hatte, müssen The Drums vorkommen wie eine fleischgewordene Provokation, so perfekt transformieren sie Erscheinungsbild und Sound von Post Punk und New Wave knappe dreißig Jahre später in das Hier und Jetzt. Mit „Let’s Go Surfing“ und „Down By The Water“ sind zwei Titel der besagten EP auf dem aktuellen Longplayer gelandet, auch das restliche neue Material setzt nahtlos bei „Summertime“ an und führt das Konzept der luftig quirligen Pop-Perlen fort. Jonathan Pierce quengelt sich gutgelaunt und juvenil durch das Repertoire, es wird weiterhin eher sparsam instrumentiert und auch jetzt gelingt den New Yorkern manch feines Lied – „Book Of Stories“ etwa oder das nahe am Kitsch balancierende „For Ever And Amen“. Das verhaltene und etwas dunkler angelegte „It’ll End In Tears“ könnte so auch von den späteren Ultarvox stammen, auch „We Tried“ mit seinem schönen Basslauf stammt aus derselben Ecke. Ob The Drums damit nun, wie der deutsche Rolling Stone mutmaßt, eine Art Blaupause für die Band der Zukunft sind, kann man getrost als gehaltsarme Mitschnackerei abtun. Bis zum fälligen Gegenbeweis gehören sie vorerst weiter zur Kategorie „Sie tanzten nur einen Sommer“ und werden aller Voraussicht nach mit dem Ende des 80er-Revivals verschwunden sein. Für den Moment jedoch darf man auch solche Musik durchaus als Bereicherung empfinden und muß sich für ein wenig Symphatie nebst Fingerschnippen nicht schämen.
http://thedrums.com/home.html

Donnerstag, 3. Juni 2010

Gehört_148



The Divine Comedy „Bang Goes The Knighthood“ (PIAS)
Deutschlands derzeit angesagtester und wohl auch begabtester Maler Neo Rauch gab kürzlich in einem Interview zum Besten, dass Liedtexte ihm „ganz und gar unwichtig“ seien, er nähme sie nur als Instrument wahr. Besonders, so Rauch weiter, bei deutschen Bands wünschte er sich desöfteren, sie hätten sich der englischen Sprache bedient, weil ihn die transportierten Informationen einfach nicht interessieren würden. Punkt. Im ersten Moment ist man geneigt, ihm uneingeschränkt zuzustimmen, ein paar Fragen bleiben dann aber doch: Zum einen möchte man Mitleid haben mit dem englischen Muttersprachler, der dann zusätzlich zur höchsteigenen Musik und den ohnehin schon grenzwertig übersetzten Kandidaten – ähm, Scooter? – in letzter Konsequenz auch noch Westernhagen, Peter Maffay und die Toten Hosen hören, und schlimmer noch: verstehen müsste. Zum anderen legt die Meinung von Herrn Rauch den Schluß nahe, dass englische Sprache hierzulande oftmals nur als Textur zur Musik wahrgenommen wird, was – Ende der langen Vorrede – wohl leider zutrifft, im Falle des aktuellen Albums von Neil Hannon alias The Divine Comedy aber jammerschade wäre.

Selbst in allenfalls wolkiger Kenntnis des umfangreichen Vorwerkes kann man getrost mutmaßen, dass dem Mann, für den der Begriff „Opulenz“ überhaupt erst erfunden wurde, mit „Bang Goes The Knighthood“ wieder mal ein Meilenstein orchestraler Popmusik gelungen ist und mit Recht wird diese Platte als eine der häufigsten Nennungen in den berüchtigten Abschlußlisten des Jahres 2010 auftauchen. Musikalisch präsentiert sich das aktuelle Album gewohnt vielfältig und pendelt abermals zwischen – Achtung: unbedingte Auskennervokabel! – Vaudeville, Schlagern der 20er bis 40er Jahre, Jahrmarktsklängen und barockem Indiepop der Neuzeit hin und her. Das eigentlich Erstaunliche bei Hannons Arbeiten sind aber stets die bildhafte, wortgewaltige Sprache und die erzählerische Finesse, die jeden seiner Songs zu einer kleinen Miniaturoper werden lassen und dabei doch so verführerisch leichtfüßig und verspielt daherkommen, dass man meint, Hannon müsse sich solches nicht erarbeiten, sondern nur entspannt den nächsten Musenkuß erwarten.

Es beginnt schwelgerisch und romantisch, „Down The Streets Below“ lässt einen unweigerlich an Hannons Alter Ego Morrissey denken, doch schon „The Complete Banker“ ist bester britischer, also tiefschwarzer Humor und natürlich eine mehr oder minder ernst gemeinte Wortmeldung zur aktuellen Finanzkrise „…we can build a much, much bigger bubble the next time …“. Etwas angeschiggert hüpft dann „Neapolitan Girl“ um die Ecke, angeblich angelegt an Aufzeichnungen aus der italienischen Nachkriegszeit, Hannon inszeniert es trotzdem als butterweichen Schunkler: „Lola has a lover in a city bank and Lola has a lover in the british ranks, well Lola has them over in the middle of a day, ‘cause Lola makes the neighbours all jealous that way, she doesn’t care ‘bout right or wrong, just look about where the next meal’s coming from”. Und weiter geht’s mit unvermindertem Hörspaß: erst bissige Gesellschaftssatire im Titeltrack, später trifft und hört man alte Bekannte „At The Indiedisco“, man springt liebestrunken durch Einkaufszentren (Have You Ever Been…) und träumt versponnen und versonnen zusammen mit Cathy Davey vom Leben auf einer einsamen Insel (Island Life).

Anrührender als in „When A Man Cries“ waren The Divine Comedy, wenn auch mit kräftigem Augenzwinkern, selten: „When a man cries he cries alone and for just a moment he’s back at home, cradled in his mothers arms, free from guilt and safe from harm” – man möchte wirklich gleich losheulen. Wohl dem also, der aufmerksam zuhören will, neben vergnüglichen Albernheiten (Can You Stand Upon One Leg) lässt sich durchaus eine Menge Nachdenkliches entdecken. Da wird dann sicher auch etwas für Herrn Rauch dabeisein. Wem das allerdings alles nicht zusagt, dem bleibt zumindest Hannons abschließende Empfehlung: „Jump up and down, make funny little sounds and talk about nothing in particular.“ Nichts hinzuzufügen.
http://www.thedivinecomedy.com/

Mittwoch, 2. Juni 2010

Gehört_147



Jack Johnson „To The Sea“ (Universal)
Ist er vorbei, der Zauber? Beim Durchstöbern der orakelhaften Unkenrufe konnte man den Eindruck gewinnen, Jack Johnson habe Ungehöriges verbrochen, so enttäuscht oder bestenfalls zwiegespalten waren die Kommentare. Klar ist natürlich, dass eine Unmenge gieriger Hobbyhenker nur darauf gewartet hatten, dass Mr. Everybodysdarling, dem sanftmütigen Öko-Onkel, der die Intensität seines entspannten Dauerlächelns angeblich problemlos mittels fair gehandelter Solarenergie regulieren kann, dass genau dem mal so ein richtig dicker Reinfall passiert und ihm die Heerscharen kritikloser Dauerkuschler dann Kraft Mißachtung mächtig eins über die Rübe geben. Allein – man hört das Album und sagt sich: Nicht jetzt, Jungs, nicht mit der Platte! Denn welchen Fehlverhaltens soll sich denn bitte dieser Mann schuldig gemacht haben? „To The Sea“ mag nach „Brushfire Fairytales“ vielleicht die am wenigsten eingängige Platte geworden sein, kein solcher Ohrenschmeichler wie die zwei, drei Vorgänger. Aber er setzt konsequent da an, wo er bei „Sleep Through The Static“ aufgehört hat, ändert sein Erfolgsrezept klug und punktuell und tut gut daran. Gerade beim Titeltrack des letzten Albums hatte man ja die leise Hoffnung, er möge öfter die akkustische gegen die elektrische Gitarre tauschen und prompt setzt er jetzt mit „To The Sea“, „At Or With Me“ und „The Upsetter“ drei solche elektrisch angerockte Stücke auf die Setlist. Das wird nicht jeder goutieren, zeigt aber, dass Johnson keine Angst vor Veränderungen hat, solange sie sich behutsam in sein Gesamtkonzept einfügen. Ohnehin bietet er genügend Material für Traditionalisten – der Opener „You And Your Heart“ ist nahezu perfekt ausbalanciert, „My Little Girl“ anrührender Herzschmerz, „Red Wine, Mistakes, Mythology“ swingt erfrischend und „Pictures Of People ...“ ist so dünn wie belanglos. Die Texte bewegen sich im sonnig angstfreien Surferkosmos zwischen Liebeswirren und kleinen, philosophischen Strandmeditationen, kaum getrübt und milde beleuchtet, wie das wohl nur in Hawaii möglich ist. Das sollte keine Entschuldigung sein, aber der Mann und seine Musik können wohl nicht anders und wer ehrlich genug ist gibt hoffentlich zu, dass eine regelmäßige Dosis davon der gehetzten Großstadtseele kaum schaden kann.
http://jackjohnsonmusic.com/home

Dienstag, 1. Juni 2010

Gehört_146



How To Destroy Angels „How To Destroy Angels E.P.“
Trent Reznor ist ja in Sachen Internetaffinität und -vermarktung beileibe kein unbeschriebenes Blatt mehr, hat er doch in den letzten Jahren für diverse Veröffentlichungen seiner Nine Inch Nails diesen nutzerfreundlichen Vertriebsweg gewählt, nicht zuletzt auch um sich selbst eine gewisse Entscheidungshoheit und Unabhängigkeit bewahren zu können. Keine Überraschung also, dass auch sein neues Liebslingsspielzeug und Zweitprojekt How To Destroy Angels über diese Kanäle an Mann und Frau gebracht wird – seit kurzem ist der Download auf diversen Seiten im Netz erhältlich. Auch der Sound verwundert nicht übermäßig – schwer rollender und kreischender Industrial der düsteren Sorte. Ehefrau Maryqueen Maandig steht für ein dünnes Stimmchen und mächtig viel Sexappeal, NiN-Kollege Atticus Ross spielt sich an den Reglern schwindlig und sorgt für das nötige Volumen und den passenden percussiven Drive. Sechs Songs gehören zum Packet, mit „The Space In Between“ und „Parasite“ gibt’s zu Beginn zwei gut abgehangene Stampfer, überzeugen können aber eher das fast schon luftige „Fur Linned“ und das abgrundtiefe „A Drowning“ mit feiner Gitarrenspur. Letztlich eine gelungene Fingerübung, die zwar überzeugen, aber schwerlich begeistern kann – die wirklich genialen Momente wird sich der Meister wohl nicht ganz ohne Grund für die Nine Inch Nails aufgespart haben.
http://howtodestroyangels.com/

G'fixt!



Asa ist da und hat bei Schulte unterschrieben, für manchen Fan schließt sich somit ein Kreis und für den Rest ist es einfach nur, um mit Lena Schlüter-Wattenscheid zu sprechen, "Geil, verdammte Axt!". Denn man los, Asa!