Sonntag, 20. Juni 2010

Gehört_152



Kele Okereke „The Boxer“ (Universal)
Besser spät als nie wird sich Kele Okereke gesagt haben, nachdem nun endlich auch sein erstes Soloalbum auf dem Markt ist – Kollegen, deren Bands auf dem Zeitstrahl annähernd bei Bloc Party verortet sind, waren da ein wenig schneller: Paul Banks versuchte als Julian Plenti die Ideen zu verwirklichen, die ihm bei Interpol zu kurz gekommen schienen und auch Julian Casablancas hatte offensichtlich neben dem typischen Sound der Strokes noch Variantenreicheres im Kopf. Keiner der beiden ging allerdings so weit, wie es nun Okereke getan hat, keiner entfernte sich so konsequent vom Strickmuster des jeweiligen Kollektivs wie der Liverpooler Musiker mit nigerianischen Wurzeln. „The Boxer“ ist mehr Electro und Dance, als es die bisherigen drei Alben von Bloc Party je waren und hat mit ihnen maximal die fiebrige und nervöse Grundstimmung und natürlich den flirrenden, stets gehetzt wirkenden Gesang gemeinsam. Gitarren, bei seiner Band noch immer bestimmendes Stilmittel, sucht man bei Okereke fast vergebens und wenn sie sich doch in einen Song verirren, dann nur noch als verschämte Untermalung. Das Album beginnt mit dem bratzigen und böse pochenden Marschlied „Walk Tall“, nach den treibenden Breakbeats von „On The Lam“, das gänzlich ohne Okerekes Stimme auskommt, folgt dann, nicht minder hochgepitcht und kräftig pluckernd, die erste Single „Tenderoni“. Zeit zum Durchatmen bekommt der Hörer nach der ersten Viertelstunde beim ruhiger angelegten „Everything You Wanted“, auch das folgende, verträumte „The New Rules“, ein Duett mit Jodie Scantlebury, hält den Puls weiter unten, bevor dann „Unholy Thoughts“ und „Rise“ noch einmal bedingungslos dem Dancefloor huldigen und wieder fröhlich spotzen, hämmern und lärmen. Gerade der zweite Teil des Albums beweist, dass Okereke sympathischerweise neben allem Hang zum Beat den Song selbst niemals außer Acht läßt und sich letztendlich nicht komplett in Richtung technoider Endlosloops á la Delphic verabschiedet, sondern der liedhaften Struktur, auch für die beiden letzten Stücke „All The Things …“ und „Yesterday’s Gone“, den Vorzug gibt. Wenn man nun noch die solistischen Bemühungen unterbeschäftigter Kreativköpfe wie Kele Okereke etwas weniger hart zu bewerten bereit ist als die Arbeit ihrer maßgeblichen Bands, dann hat auch dieser Mann wie die beiden zuerst erwähnten durchaus einen guten Job gemacht.
http://www.iamkele.com/

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