Freitag, 16. Februar 2018

Dream Wife: Die Mischung macht den Hit

Dream Wife
„Dream Wife“

(Lucky Number)

Okay, das ist jetzt vielleicht nicht gerade die Weltformel, aber eine mögliche Antwort auf die Frage, warum All-Girl-Bands trotz ihrer großen Zahl so erfolgreich sind, könnte lauten: Sie können recht angstfrei das Weiche und das Harte miteinander verbinden, ohne daß es peinlich oder allzu bemüht klänge. Musikalische Männerbünde lieben ja bekanntlich das Eindeutige, strikt Getrennte, hier findet man deshalb oft, von einer deutlich erkennbaren Demarkationslinie getrennt, auf der einen Seite die knüppelharten Typen, die keine Miene verziehen und aus lauter Angst, sich vor ihresgleichen unmöglich zu machen, jegliches Anzeichen von Verletzlichkeit, Lust oder Spaß leugnen. Auf der anderen Seite dann die smarten Allesversteher, Nerds und Superhipster, die bei jedem Riff oder übersteuertem Beat gleich genervt aufstöhnen, weil das Grobe und Unbehauene doch so gar nicht ins hochkomplexe, liebevoll zusammengefrickelte Weltbild passen wollen.



Frauen, hier: Traumfrauen, gehen da weitaus entspannter zur Sache. Pop und Rock, soft und schroff, zart und hart, das geht hier durchaus zusammen. Gerade Dream Wife aus Brighton gelingt es auf bemerkenswerte Weise, die komplette Palette auf ihrem Debüt abzubilden. Wo „Love Without Reason“ und „Taste“ beispielsweise locker und durchaus melodisch swingen, geht es bei „Let’s Make Out“, „Fire“ und vor allem „F.U.U.“ buchstäblich der Punk ab. Ganz ähnlich haben das schon die weiblich teilbesetzten Wolf Alice hinbekommen, nichts mit reiner Lehre, die Mischung macht den Hit und die darf auch mal wild sein. Daß sich eingängiger Sound durchaus auch mit textlichem Anspruch mischen läßt, beweisen die drei obendrein – „Somebody“ ist ihr Beitrag zur anhaltenden #metoo-Debatte, auch „F.U.U.“ läßt in Sachen Rollenverständnis und Frauenbild an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, der Rest ist Koketterie, Provokation und zeugt weniger von politischer Korrektheit. Gut so.

09.03.  Berlin, Badehaus
14.03.  Hamburg, Molotow
15.03.  Köln, Blue Shell



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