Muse "The Resistance" (Warner)
Muse gehören bekanntlich zu der Kategorie von Bands, die sich, ähnlich wie Placebo, im Laufe der Jahre aus dem Indie–Biotop herausgewagt haben und mittlerweile in einer riesenhaften Dimension agieren, die zuweilen von außen eher als Unternehmen denn als „Musikgruppe“ wahrgenommen wird. Die sich in dieser Zeit eine riesige, leidenschaftliche Fanbase erarbeitet haben, wo langersehnte Neuveröffentlichungen so wahrgenommen werden wie andernorts Marienerscheinungen. Da kann man für eine kritische Einlassung schnell mal was um die Ohren bekommen und das nicht zu knapp. Und trotzdem muß es erlaubt sein zu sagen, dass dieses neue Album mit seiner schieren Überfülle an verschiedensten Musikstilen zu einem Monster geraten ist, das selbst hartgesottenste Fans einigermaßen überfordern dürfte. Dabei läßt sich der Beginn noch recht verdaulich an – „Uprising“ ist bester Powerpop, wie ihn in dieser Mischung nur wenige so perfekt hinbekommen, auch das Titelstück und der Nachfolger „Undisclosed Desires“ sind klassisch geprägte Muse-Titel, letzterer mit seinen elektronischen Verzierungen fast schon etwas für die Setlist der aktuellen Depeche-Mode-Tour. Danach – danach allerdings wird es mächtig dunkel. Wer in aller Welt möchte denn bitte solche breitgewalzten Progrocknummern wie „United States Of Eurasia“ oder „Guiding Light“ hören? Und wer bitte sagt Matt Bellamy, dass gegen die handelsübliche Heldenverehrung nichts einzuwenden ist, man aber nicht in jedem einzelnen Takt von schlecht geklauten Queen-Riffs angesprungen werden möchte? In der Folge erholt er sich dann zum Glück wieder etwas, streicht das ausufernde Gegniedel gegen die straightere, härtere Gitarrenvariante und bekommt mit „MK Ultra“ sogar wieder einen halbwegs gelungenen Song hin. Den Ausflug in genrefremde Gefilde haben die Killers auf „Day & Age“ weitaus besser geschafft, der mutige Versuch mit „I Belong To You“ mißrät Muse leider fast komplett und versinkt gegen Ende in plattem Kitsch. Der Rest ist – nein, nicht Schweigen, sondern Oper. Rockoper also, eine wahre Mutprobe für den geduldigen Laien, eine Offenbahrung vielleicht für den Hardcoreanhänger. Hier fängt er, der Satz vom Schuster und seinem Leisten, denn Bryan May ist die eine Sache, aber Chopin der Verwurstung anheim zu geben grenzt an schlichten Größenwahn. Sei’s drum, die Gemeinde wird es zähneknirschend ertragen, den Rest lieben und die Platte wird, soviel darf vermutet werden, der Renner im Spätherbst ...
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2 Kommentare:
starke analyse, schon die single erstickt im bombast - für nichtfans kein kauf - d'accord? mike
oui!
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